Beiträge von Kalle66 im Thema „Wer hat die Milchstraße geschrumpft ?“

    Worüber regen wir uns auf?


    ... etwa darüber, dass ein Journalist offensichtlich über ein Thema schreibt, zu dem er nichts weiß? Anders lässt sich der anfängliche Unsinn kaum erklären.
    Naja, das ist fast der Regelfall. Hätte er tiefgehende Ahnung, wäre er nicht Journalist sondern Wissenschaftler geworden. Und selbst da werden heutzutage Dinge veröffentlicht, die später zu Grabe getragen werden müssen (ich denke da an das prominente Beispiel der doch nicht überlichtschnellen Neutrinos im Gran-Sasso-Experiemnt.)


    ... oder etwa darüber, dass in der schnellen Welt der Online-Verbreitung von Nachrichten, die Arbeitsweise von Journalisten sich verändert hat. Texte werden ohne Gegenlesen direkt von der Tastatur ins Web gestellt.


    ... oder das grundsätzliche Problem, dass die Älteren unter uns noch zu einer Zeit groß wurden, in der "Informationsbeschaffung" das Kernproblem darstellte, während heute im Zeitalter des Informationsüberflusses die "Filterung" die eigentliche Herausforderung ist.
    Plakativ zeigt sich das bei diversen Nonsense- und Verschwörungstheorien, wo man früher annahm, dass je mehr man an Informationen hat, desto schneller würden sie ausgeräumt. Das Gegenteil scheint mir aber der Fall.


    Meiner Meinung sollte man mit etwas Einfachem anfangen: Es sollte zwingend sein, dass zu jeder Info, zu jeder Meinung im Onlinebereich wenigstens das Datum der Erstellung mit publiziert wird. Etwas, was bei Zeitungen/Büchern selbstverständlich ist. Schon im Fernsehen ist es Glückssache, ob man zu einer Doku erfährt, zu welcher Zeit sie erstellt wurde (Intro/Abspann werden oft verkürzt/geschnitten). Auch wie im Doku- und Nachrichtenbereich Filmzitate verwertet/aufbereitet werden, entspricht oft nicht dem, was ich an Zitierregeln (Kenntlichmachung der Quelle) gelernt habe.


    Lösen könnte man das Problem u.a. mit der Sanktionierung, dass ohne Datum/Jahr der Urheberschutz versagt werden sollte.


    Gruß

    Hans,
    angesichts des Zeitdrucks, mit dem heutzutage Nachrichten verbreitet werden, wundert mich im Grunde nichts mehr. Es liegt aber auch an den Lesern, die überwiegend nicht mehr als drei Sätze zu etwas lesen wollen und oftmals Sachverhalte weder verstehen noch kritisch hinterfragen. Oftmals geht's nur noch um Schlagworte und deren (manchmal hahnebüchenen) Deutungshohheit - Sensationsmache halt.


    Im Bereich Politik und Wirtschaft kommt noch hinzu, dass dort Prognosen bzw. Aussagen über die Zukunft gemacht werden, die jetzt natürlich nicht nachprüfbar sind. Da kann dann jeder sein Süppchen kochen und seine Kuh durchs Dorf jagen. Wie seinerzeit um 1880, als jemand hochrechnete, dass Berlin im Jahr 1920 im Pferdemist ersticken würde, wenn die Stadt so weiter wächst.


    Ich finde es manchmal recht amüsant, mit einer Woche oder mehr Verzögerung eine Zeitung zu lesen. 90% des Inhalts hat sich bis dahin dann erledigt.

    Thomas,
    hier die Fakten.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Damit wäre das Wissen über unser Universum um etwa um das tausendfache präziser als es gestern noch war - obgleich es sich immer noch um nur etwa einen Prozent aller Sterne in der Milchstrasse handelt. Die Sterne, die Gaia jetzt identifiziert hat, liegen in einem Bereich mit einer Größe von etwa 500 Lichtjahren. Die Milchstraße ist indes viel größer: Sie hat einen Durchmesser von etwa 100.000 Lichtjahren. Die Gaia-Daten bilden eine dreidimensionale Kartierung eines Teils unserer Milchstrasse. Das ganze Universum ist nochmal deutlich größer. Der für uns sichtbare Teil liegt im mittleren zweistelligen Milliardenbereich von Lichtjahren.


    Quelle: Artikel Deutsche Welle aktuell überarbeitet


    und hier der Text gestern (hatte die Webseite noch im Cache):
    Damit wäre das Wissen über unser Universum um etwa um das tausendfache präziser als es gestern noch war - obgleich es sich immer noch um nur etwa einen Prozent aller Sterne in unserem Universum handelt. Die Sterne, die Gaia finden kann, liegen bis zu 500 Lichtjahre entfernt. Das ganze Universum ist indes viel größer: Es hat einen Durchmesser von etwa 100.000 Lichtjahren. Die Gaia-Daten bilden eine dreidimensionale Kartierung unserer Milchstrasse.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ich glaub', das erklärt alles. Immerhin hat der Sender/Autor umgehend auf Emails reagiert.

    Thomas,
    es ging Hans beim Eröffnen des Diskussionsthema eher darum, dass der Artikelautor Fabian Schmidt offenbar keine Ahnung von der Materie hat und die "Milchstraße" nicht vom "Universum" unterscheiden kann.


    Wenn man Gaia für außenstehende kurz erklären will, dann treffen Deine Aussagen zu.


    Eine Besonderheit von Gaia ist, dass der Satellit keine 'normalen' Bilder macht, sondern bei leichter Eigenrotation (6h-Drehung) die Durchlaufzeiten der Sterne durch beide Teleskope registriert. Dafür wurde extra eine Atomuhr eingebaut.


    Die Bildauschnitte der beiden zueinander im Winkel von ~106° stehenden Teleskope werden wie bei einer Doppelbelichtung überlagert. Computerauswertungen sorgen dann dafür, dass die Sterne der Doppelbelichtung auseinander gehalten werden und vor allem, dass die optischen Verzerrungen beim Durchlauf der Sterne durchs Bildfeld korrigiert werden.


    Der Winkel der beiden Teleskope zueinander wird per Interferometer ständig überwacht. Die Doppelbelichtung vergrößert/verdoppelt das Bildfeld zum Einen, aber es liefert gleichzeitig den (feststehenden) Winkel weit auseinander stehender Sterne, so dass man auf der Erde im Nachgang mögliche astrometrische Positionsfehler nochmals verbessern kann.


    Nebenbei werden Helligkeitsmessungen durchgeführt und per Spektralerfassung und Doppelereffekt die Radialgeschwindigkeiten der Sterne erfasst.


    In Summe haben die CCDs etwa ein Gigapixel und die Chips belegen eine Fläche von etwa einem halben Quadratmeter!!
    (Ja richtig gelesen: gesamte Pixelfläche = 0,28 qm untergebracht auf 423,5 mm auf 1042,6 mm). Hier ein Bild:
    http://sci.esa.int/science-e-m…-plane_20090720_small.jpg