Da bot sich nun zuerst ein astronomisches Amt, zu dessen Übernahme ich jedoch ( um die Wahrheit zu sagen) durch das Zureden meiner Lehrer gedrängt werden mußte; nicht weil ich die weite Entfernung des Ortes gefürchtet hätte- hatte ich ja doch eine solche Furcht ( wie schon gesagt) bei anderen verurteilt-, sondern wegen der unerwarteten und verachteten Art des Amtes und der Dürftigkeit meiner Ausbildung in diesem Teil der Philosophie. Ich nahm an, mehr mit Talent als mit Wissen ausgerüstet, mit der wiederholten Beteuerung, ich stehe von meinem Recht auf eine mir glänzender erscheinende Lebensstellung nicht ab. Welches die Ergebnisse meiner Studien in den ersten zwei Jahren waren, geht aus meinem Mysterium Cosmographicum hervor. In welcher Weise mich außerdem mein Lehrer Michael Mästlin zur Beschäftigung mit der üblichen Astronomie anspornte, mag man in jenem kleinen Buch und in dem Brief dieses Mannes nachlesen, der der Narratio prima des Georg Joachim Rhaeticus vorgedruckt ist. Meine Entdeckung habe ich durchaus sehr hoch eingeschätzt, und zwar um so höher, als ich sah, daß sich auch Mästlin gut gefiel. Dieser hat mich aber mit dem unangebrachterweise den Lesern gegebene Versprechen meines allgemeinen „ Himmelswerkes“ ( wie er sich ausdrückte) nicht so sehr angespornt, als ich selber von mir aus darauf brannte, aufgrund der neuen Astronomie zu untersuchen, ob jene meine Entdeckung die ganze Schärfe der Beobachtungen ertragen könnte. Im Buch selber war ja bereits dargetan, daß sie innerhalb der Genauigkeitsgrenzen der herkömmlichen Astronomie gültig war.
A.a.O S.147f.