So siehet man augenscheinlich/ daß diese Curiositet zu erlernung der Astronomia gedeye/ welche von niemandt verworffen/ sondern billich hoch gerühmt wird. Es ist wol diese Astrologia ein närrisches Töchterlin [...] aber lieber Gott/ wo wolt jhr Mutter die hochvernünftige Astronomia bleiben/ wann sie diese Jhre närrische Tochter nit hette/ ist doch die Welt noch viel närrischer/ und so närrisch/ daß deroselben zu jhren selbst frommen diese alte verständige Mutter die Astronomia durch der Tochter Narrentaydung/ weil sie zumal auch einen Spiegel hat/ nur eyngeschwärzt und eyngelogen werden muß. Und seynd sonsten die Mathematicorum salaria so seltzam und so gering/ daß die Mutter gewißlich Hunger leyden müste/ wann die Tochter nichts erwürbe. Wann zuvor nie niemandt so thöricht gewest were/ daß er auß dem Himmel künfftige Dinge zu erlernen Hoffnung geschöpft hette/ so werest auch du Astronomie so witzing nie worden/ daß du deß Himmels Lauff gar nichts gewust[...].
Johannes Kepler
Tertius interveniens
In:
Krafft, Fritz; ( HSRG.)
Was die Welt im Innersten zusammenhält
Antworten aus Keplers Schriften
Wiesbaden. 2005
S. XLI-XLII.