Beiträge von Kalle66 im Thema „Einsteiger Teleskop bis 230,- Euro“

    Moin und willkommen hier, Silke,
    zusätzlich noch zu dem, was Stefan sagte...


    Ein Newton-Spiegelteleskop hat oben seitlich seinen Einblick. Ein Refraktor (Linsenteleskop) oder die Cassegrain-Varianten (Maksutov-, Ritchey-Chretien-, bzw. Cassegrain-Bauart) haben ihren Einblick unten am Ende des Tubus. Wenn man unten den Einblick hat, braucht man unbedingt eine Montierung/Stativ und einen Zenitspiegel (der unten den Einblick um 90° knickt), sonst müsste man auf rücklings auf dem Boden unters Teleskop kriechen. Beim Newton dagegen stört eine parallaktische Montierung mit Stativ eher, denn je nachdem wohin man am Himmel schwenkt zeigt der Einblick zum Montierungsgestänge und man muss den ganzen Tubus in seinen Rohrschellen dann verdrehen, damit man ungehindert reinschauen kann.


    Meine Erfahrung mit Einsteigern ist immer wieder, dass sie größte Probleme mit einer parallaktischen Montierung haben, wenn sie diese visuell nutzen möchten und von Hand schwenken. Die Achsen wirken nämlich "windschief", sie sind ja parallel zur Erdachse/Äquatorebene ausgerichtet, während wir in Deutschland um die 50° nördliche Breite wohnen.


    Für unter 300,- gibt es keine motorisierte stabile Montierungen. Ohne Motoren macht aber parallaktisch visuell nicht wirklich Spaß. Bleiben also die Alt-Az-Montierungen (senkrecht/waagrechte Achsenlage; von Altitude = Höhenwinkel, Azimut = Horizontwinkel). Dort ist die Dobsonbauweise (Realisierung der Alt-Az-Montierung per Holzkiste) mit Abstand die preisgünstigste Variante. Übrigens sehr stabil, wenn der Hersteller sich etwas Mühe im Design gibt.


    Wenn man von Hand Objekte am Himmel aufsucht, rate ich unbedingt dazu, den oft angebotenen 6*30-Sucher gleich abzubestellen und durch einen sog. Leuchtpunktsucher ersetzen zu lassen. Die teurere Variante des Leuchtpunktsuchers nennt sich Telrad oder Rigel-Quickfinder, die ganze Zielkreise projizieren. Leuchtpunktsucher vergrößeren nichts. Sie blenden beim Durchschauen einfach einen roten Punkt am Himmel ein, wie es ein Laser auch machen würde. Damit man damit dann tatsächlich am Himmel etwas findet, braucht man ein Weitwinkelokular (so ab 60° scheinbares Gesichtsfeld sGF) für eine minimale Vergrößerung von ca. 30- bis 40-fach , was ich aber eh zu einer Grundausstattung zähle.


    Last but not least: Man kann visuell nie genug Öffnung (Durchmesser des Hauptspiegel) haben. Dagegen spielt das Öffnungsverhältnis keine Rolle. Aus preislichen Gründen würde ich aber zu f/6 oder lichtschwächer tendieren. Bei f/4 offenbaren sich dagegen sämtliche Schwächen sowohl der Optik/Justierung als auch günstiger Okulare, wohingegen bei f/6 aber besonders bei f/8 auch billige Okulare ihre besten Seiten zeigen können.


    Fazit: 230,- Euro ist ein knappes Budget. Viele Angebote dieser Preisklasse sind m.E. nicht ganz vollständig oder haben Komponenten, die mehr Frust als Lust aufkommen lassen. Wenn man knallhart die Grenze halten möchte, dann bleibt nur das Heritage-130 oder baugleiche Varianten. Wenn du auf 350,- Euro aufstockst, ist der 150/1200-GSO-Dobson erste Wahl inkl. Extrakosten für Leuchtpunktsucher und Okulare. Lass dich nicht täuschen ... dieses Teil passt der Länge nach gerade mal auf die Rücksitzbank vom Auto. Die Rockerbox braucht mehr Platz als ein zusammengefalteter Kinderwagen. In Zenitstellung muss man aus dem Gartenstuhl etwas raus, um noch reinschauen zu können oder 10cm Extrapolster auf den Sitz legen.



    Es gibt übrigens schöne Einsteigerseiten zum Einlesen, wie z.B. die von Armin: http://www.deepsky-brothers.de/


    Gruß


    PS: Wie dunkel wird es denn bei euch zu Hause im Garten? Könnt ihr nachts die Milchstraße sehen oder seid ihr eher Randlage Großstadt oder gar mittendrin? Um meinen 200/1200-Dobson nur annähernd auszureizen, fahre ich 1h raus aus Hannover. Hier in der Stadt macht es kein Spaß.