Beiträge von AlphaLaboris im Thema „Deutsche sind Wettbewerbsmuffel - warum?“

    Hallo Caro,


    viele dieser Initiativen und Wettbewerbe stammen sicherlich von Personen, die häufig als Wissenschaftler(innen) in Bereichen, wie beispielsweise der Öffentlichkeitsarbeit, auch Kontakt mit Aspekten wie Kunst, Reisen, Ideenaustausch, interkultureller Kommunikation etc. haben.
    Du als Wissenschaftlerin weißt, dass man in der Forschung prinzipiell offen sein sollte, (gewollt oder ungewollt) Seminare und Kongresse besucht und keine Scheu vor anderen Kulturen, Sprachen und Menschen haben sollte. Die Vielseitigkeit und Kreativität wird somit etwas selbstverständlicher.


    Wenn man sich jedoch den "durchschnittlichen" Deutschen anschaut, der in der Amateurastronomie ja in nicht geringem Anteil auch vertreten sein sollte, und mit Menschen aus unseren unmittelbaren Nachbarländern vergleicht, muss man (leider) gestehen, dass wir nicht gerade Exemplare von außerordentlich ausgeprägtem Interesse an interkultureller Kommunikation, Kunst und Kultur darstellen.
    Im Gegensatz zu uns interessieren sich beispielsweise, wie bereits von dir festgestellt, osteuropäische Menschen wesentlich verbreiteter für oben genannte Aspekte. Aktivitäten, auch junger Menschen, im Bereich Musik und Kunst sind deutlich ausgeprägter. An polnischen Schulen wird teilweise auch Deutsch als Fremdsprache unterrichtet. Den Deutschen ist Englisch schon genug und wird eher als Krücke zur Kommunikation gesehen (häufig zu beobachten in Internetforen zu technischen Themen, wo Englisch im Grunde kein Problem darstellen sollte).


    Ich als Deutscher muss aber gestehen, dass mich mein Umfeld und die Randbedingungen aber ähnlich geprägt haben, gerade nach Eintritt in das Berufsleben. Für den Deutschen ist die Arbeit - wohl oder übel - elementar. Um - völlig wertfrei formuliert - unseren Wettbewerbsvorteil zu halten oder auszubauen, malochen wir, was das Zeug hält. Überstunden sind quasi ein Merkmal von außerordentlichem Fleiß, ungeachtet der Tatsache, dass man nach Feierabend einfach keine Energie mehr für eigene Interessen oder kreative Tätigkeiten hat oder sie gar mit anderen teilen möchte/könnte. Eventuell ist bei uns der Anteil der "Eigenbrötler" deswegen so hoch...?


    Vielleicht setzen unsere "Nachbarn" diesbezüglich in ihrer Lebensplanung und -gestaltung andere Prioritäten. Wenn du, Caro, also fragst, wie man uns motivieren könnte, so beginnt das, glaube ich, erst in unserer eigenen Einstellung. Und wie man die beeinflussen kann, das weiß ich selbst nicht.


    Nachdenkliche Grüße,
    Robert