Deutsche sind Wettbewerbsmuffel - warum?

  • Hallo miteinander,


    ich würde gerne mal eure Meinung und euer Feedback zu einem Thema hören, das mich beruflich häufig bewegt - oder besser gesagt traurig macht. Und zwar geht es darum, daß Deutsche sich nur sehr wenig an Wettbewerben beteiligen oder um Förderungsmöglichkeiten bewerben - jetzt nicht nur im Bereich Astronomie, aber gerade in dem Bereich speziell habe ich halt hier und da Einsicht in die Interna.


    So habe ich vor einigen Monaten hier zum Beispiel unter http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=163874 den internationalen Photo Nightscape Award vorgestellt, bei dem es immerhin eine Reise zum Paranal zu gewinnen gibt. Man sollte meinen, hier im Forum wäre ich inmitten all der Astrofotografen aus dem deutschen Sprachraum genau bei denjenigen, die dieser Wettbewerb anspricht. Dennoch war die Reaktion auf das Posting gleich Null und die deutsche Beteiligung an dem Wettbewerb ist auch ziemlich mau.


    Ein weiteres Beispiel ist der Reiff-Preis für Amateurastronomie, den ich hier seit Jahren wie Sauerbier anpreise (http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=168105), trotzdem haben sich seit es den Preis gibt fast ausschließlich Schulen darauf beworben, und auch von denen jedes Jahr nicht mehr als eine Handvoll und auch nur, wenn man einzelne Lehrer persönlich darauf anspricht - völlig unverständlich, denn hier winken Preisgelder im vierstelligen Bereich. An manegelnder Werbung kann es schwerlich liegen, schließlich ist der Preis regelmäßig in SuW und dem VdS-Journal präsent.


    Dann der Kollege, der mich vor einigen Tagen enttäuscht anschrieb und über die Ergebnisse des Maarble Sounds of Space-Komponistenwettbewerbs berichtete: 55 Teilnehmer, aber kein einziger davon aus Deutschland. Typische Zahlen, und ich könnte noch unzählige ähnliche Angebote aufzählen, bei denen es genauso aussieht.


    Bei den Kollegen im Ausland wirkt das so, als wäre es für potentielle deutsche Teilnehmer irgendwie unter ihrer Würde, sich für ein paar Hundert oder Tausend Euro auch nur eine Winzigkeit anzustrengen und soetwas wie einen wettbewerbsbeitrag einzureichen oder einen Förderantrag zu formulieren. Ganz vorne dabei sind dagegen die osteuropäischen Länder - auch und gerade wenn es nichtmal um Geld oder Sachpreise sondern nur um den Sieg als solches geht.


    Als jemand, der zeitweise auch bei der Organisation solcher Angebote mit beteiligt ist, kommt da natürich schnell Frust auf und es bleibt die alles entscheidene Frage: Warum? Und: Wie kann man euch(!) motivieren?


    Viele Grüße
    Caro

  • Hallo Caro,



    ich denke, bei internationalen Wettbewerben steht die Sprachhuerde im Weg. Der Astrofotografiewettbewerb von Ciel et Espace zum Beispiel ist franzoesisch und englisch beschrieben - auch wenn viele Deutsche Englisch koennen, ist das sicher eine Hemmschwelle.


    Ich habe es aber auch andersherum erlebt. Ich haette einen exzellenten Kanditaten fuer den Buergelpreis der Astronomischen Gesellschaft. Ein Maurer, der sich weitergebildet und hochgearbeitet hat und heute Direktor einer sehr erfolgreichen Volkssternwarte ist. "Vom Arbeiter zum Astronomen", ganz im Sinne Buergels. Nur - er ist Englaender, und der Buergelpreis steht nur Deutschsprachlern offen. Bummer.


    Bei Fotowettbewerben kommt die Materialfrage dazu. Ich glaube, keine schlechten Fotos zu machen - aber gegen die Bilder anderer Wettbewerbsteilnehmer mit grossen CCDs in einer ferngesteuerten Sternwarte irgendwo an einem optimalen Standort kann ich nicht gegenanstinken. Und es ist nicht immer eindeutig zu sehen, ob der instrumentelle Aufwand in die Wertung einfliesst.

  • Hi Caro


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Wie kann man euch(!) motivieren?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Die Jungs, die 10Km vom nächsten Weltsensationsnaturspectaculum weg wohnen ausm Wettbewerb schmeißen?
    Sind wir ehrlich: Bilder, die auch nur den Hauch einer Chance hätten da eine Geige zu spielen macht unsereins nur im Urlaub und da ist es mehr als fraglich ob das nötige Equipment am Start und das Wetter halbwegs brauchbar ist.


    Wen soll ich mit "Oberursel Nightscape" hinterm Ofen vorlocken wenn Jungs aus Utah...Australien...Younameit...nur hinters Haus zu schleichen brauchen um den gesamten Europäischen Wettbewerb mit der Taschenknipse in den Sack zu stecken weil einfach deren Landschaft den Preis schon verdient hat. (...und ich liebe die deutschen Landschaften!) Man sehe sich die Gewinner des Vorjahres an.


    Kopfgeist und andere leisten hier großartiges *Hutgeschäft zieht* aber am Ende des Tages wohnt Randy Halverson eben in Dakota und nicht in Mergentheim.


    Edit: zum Musikwettbewerb. Ich lese reichlich Foren, Newsseiten...tralala...auch ausländische; der ging mir schlicht durch, habe davon nix mitgekriegt. Sonst hätte ich sicher mal einen der mir bekannten Musikusse drauf gestupst. Nebenan fruchtete das sehr nett:
    http://www.astrotreff-deep-sky…ziel-----macht-Musik.aspx
    und zog gar ein Mini-Forenprojektchen nach sich das sich hören lassen kann.
    (Falls der Link unerwünscht ist einfach löschen, wen´s interessiert, der gugle "Raziel macht Musik", Seite 4)



    Meinich. [:(]
    Jan

  • Tach auch,


    wir haben hier vor kurzem den Sonnenfotowettbewerb reichlich betrommelt und auch dort war die Beteiligung dünner als erwartet. Die üblichen "Verdächtigen" die regelmäßig hier posten waren nicht zu sehen.
    Dort haben Besucher abgestimmt, die größtenteils wenig Erfahrung mit Sonnenfotos haben, also bestand die Gefahr nicht, dass ausschließlich technisch herausragende Ergebnisse bzw. solche mit unbezahlbarem Equipment gewählt werden. Man hatte als Teilnehmer also gute Chancen auf einen Preis im Gegenwert von mehreren hundert Euro gehabt.
    Da frag ich mich auch, ob der Anreiz zu niedrig oder die Leute alle zu bequem waren, einen DIN A4 Abzug einzusenden?


    Gruß,
    Anke

  • Hallo Caro,


    ich kann da nur mitweinen. Ich habe hier bzw. im Nachbarsforum zwei Astrofotowettbewerbe gemacht.
    Der Erste war noch konventionell. Die Beteiligung war trotz attraktiver Preise extrem mau. Vorher wurde laut öffentlich diskutiert, daß man ja als "normaler" eh keine Chance hat. Hinterher überhaupt kein positives Echo und zusätzlich viel negatives Feedback - ausgerechnet einer der besten hat uns teure Profi-farbabzüge geschickt, die von der Sortiermaschine der Post zerlegt wurde. Daß das nicht wir waren, hat er uns natürlich nicht geglaubt.
    Deshalb haben wir den zweiten nur digital gemacht - keine Abzüge, kein Risiko. Obwohl ich die Kriterien genau dargelegt hatte wieder die gleiche Reaktion: ein Shitstorm "da hat man sowieso keine Chance" und "warum verlost Ihr die Sachen nicht einfach, da ein Ergebnis einzufordern ist sozial ungerecht, ein Sozialhilfeempfänger kann sich so eine Ausrüstung niemals leisten" etc.
    Nach der Bekanntgabe des Ergebnisses: Ja wenn ich das gewusst hätte, daß man mit so einer Ausrüstung da gewinnen kann....- wieder negative Beiträge.
    Unter dem Strich: viel Arbeit und nur negatives Feedback. Mache ich nie wieder.


    Clear skies


    Tassilo

  • Hi Caro,


    dass sich für den Reiff Preis nur Schulen bewerben, hat sicher mit deren Kriterien zu tun, z.B.: "Für die Bewertung hat die aktive Beteiligung Jugendlicher besonderes Gewicht"


    Das können viele Astrovereine mit Nachwuchssorgen leider nicht garantieren und damit ist man schon raus auch wenn man vielleicht ein interessantes Projekt hat. Wir wollen z.B. bei uns ein neues Spektrohelioskop bauen inkl. Jentsch Ceolostaten usw., also recht aufwendig und leider auch teuer. Sowas dauert einige Jahre (Finanzierung, Planung, Konstruktion) und wenns mal fertig ist, dann können damit auch Jugendliche das hochaufgelöste Sonnenspektrum angucken. Aber in der kleinen Projektgruppe gibts keine Jugendlichen und wird es wohl auch nicht, in absehbarer Zeit. Damit ensprechen wir nicht den Kriterien der Stiftung und eine Anmeldung erscheint nicht wirklich erfolgversprechend.


    Was die Pretty-Picture Astrophotowettbewerbe betrifft, ist das mittlerweile fast eine reine Material- und Standortschlacht. Das sieht man auch sehr gut bei einheimischen Wettbewerben wie z.B. von Interstellarum. Wirklich interessante und aufwändige Amateurbeobachtungen wie eine präzise Exoplanetenlichtkurve oder ein Quasarspektrum gehen da, neben dem 234. in den Farbeimer gefallenen Orionnebel, völlig unter.


    Viele Grüße
    Martin

  • Zu Fotowettbewerben:


    Es gab auf einem englischen Forum mal einen Fotowettbewerb, der spezielle Einschraenkungen machte, um das Materialproblem auszugleichen. Es hiess "Go naked" und es waren nur Aufnahmen ohne Nachfuehrkontrolle erlaubt. Durch solcherlei Einschraenkungen sollten auch Einsteiger ohne Autoguider ermuntert werden, Ergebnisse einzuschicken.


    Alternativ zu solchen Handicaps koennte man natuerlich auch Wettbewerbsklassen einfuehren. Das gab es zum Beispiel 1988 in "Sterne und Weltraum" zur Marsopposition - Fotos waren unterteilt in drei verschiedene Oeffnungsklassen, sodass auch die Besitzer kleiner Fernrohre eine Chance hatten.


    Ganz chancengleich geht natuerlich nicht, solange man nicht das Material standartisiert was natuerlich etwas zu weit ginge ("C14-Besitzer muessen auf 100mm abblenden").


    Persoenlich habe ich ein paar Mal bei Fotowettbewerben teilgenommen wie den o.g. "Go Naked" oder auch einem Weitfeldfotowettbewerb im gleichen Forum. Gewonnen hat immer jemand anders, und die Kriterien waren mir nicht klar. Ist ja auch nicht einfach, zumal persoenlicher Geschmack entscheidet.


    Ich wurde mal in einem Astroverein gebeten, als Juror einen Astrofotowettbewerb zu entscheiden. Da haben sie mit einem Rotblinden genau den Richtigen erwischt. Ich habe jedem anwesenden Vereinsmitglied drei Unterlegscheiben gegeben. Diese scheiben konnten dann diskret in Briefumschlaege gelegt werden, die mit den Fotos assoziiert waren - so stand die Entscheidung wenigstens auf einer demokratischen Basis.

  • Hallo Caro,


    ich kann hier nur meinen Standpunkt wiedergeben. Einmal habe ich keine Lust an der Materialschlacht teilzunehmen die scheinbar in weiten Bereichen der Amateurastronomie tobt. Wäre ich aber gewillt dies zu tun hätte ich auch kaum eine Chance, da es in meiner Gegend nicht sonderlich viel gute Nächte hergibt und die besten Standorte auch noch nebel/dunstgefährdet sind. Ein Ausweichen in den Weitfeldbereich stellt also auch keine wirkliche Alternative da. Für mich interessiert daher eigentlich nur noch wie gut ich die Bilder unter den hier gegebenen Bedingungen hinbekomme, was andere an besseren Standorten mit besserem Gerät hinbekommen geht mir inzwischen völlig an einem bestimmten Körperteil vorbei.
    Wenn ich übrigens doch mal Lust verspüren würde an einem Wettbewerb teilzunehmen, dann wären meine Ergebnisse mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zulässig, da man dort dann JPG, PNG, Tiff und vielleicht noch Papierabzüge haben möchte. Viele meiner Ergebnisse liegen aber in Flash- bzw. html5 vor. Von daher kann ich mich locker zurücklehnen und mich um wichtigere Dinge kümmern. ;)



    MfG


    Rainmaker

  • Hallo Caro,


    viele dieser Initiativen und Wettbewerbe stammen sicherlich von Personen, die häufig als Wissenschaftler(innen) in Bereichen, wie beispielsweise der Öffentlichkeitsarbeit, auch Kontakt mit Aspekten wie Kunst, Reisen, Ideenaustausch, interkultureller Kommunikation etc. haben.
    Du als Wissenschaftlerin weißt, dass man in der Forschung prinzipiell offen sein sollte, (gewollt oder ungewollt) Seminare und Kongresse besucht und keine Scheu vor anderen Kulturen, Sprachen und Menschen haben sollte. Die Vielseitigkeit und Kreativität wird somit etwas selbstverständlicher.


    Wenn man sich jedoch den "durchschnittlichen" Deutschen anschaut, der in der Amateurastronomie ja in nicht geringem Anteil auch vertreten sein sollte, und mit Menschen aus unseren unmittelbaren Nachbarländern vergleicht, muss man (leider) gestehen, dass wir nicht gerade Exemplare von außerordentlich ausgeprägtem Interesse an interkultureller Kommunikation, Kunst und Kultur darstellen.
    Im Gegensatz zu uns interessieren sich beispielsweise, wie bereits von dir festgestellt, osteuropäische Menschen wesentlich verbreiteter für oben genannte Aspekte. Aktivitäten, auch junger Menschen, im Bereich Musik und Kunst sind deutlich ausgeprägter. An polnischen Schulen wird teilweise auch Deutsch als Fremdsprache unterrichtet. Den Deutschen ist Englisch schon genug und wird eher als Krücke zur Kommunikation gesehen (häufig zu beobachten in Internetforen zu technischen Themen, wo Englisch im Grunde kein Problem darstellen sollte).


    Ich als Deutscher muss aber gestehen, dass mich mein Umfeld und die Randbedingungen aber ähnlich geprägt haben, gerade nach Eintritt in das Berufsleben. Für den Deutschen ist die Arbeit - wohl oder übel - elementar. Um - völlig wertfrei formuliert - unseren Wettbewerbsvorteil zu halten oder auszubauen, malochen wir, was das Zeug hält. Überstunden sind quasi ein Merkmal von außerordentlichem Fleiß, ungeachtet der Tatsache, dass man nach Feierabend einfach keine Energie mehr für eigene Interessen oder kreative Tätigkeiten hat oder sie gar mit anderen teilen möchte/könnte. Eventuell ist bei uns der Anteil der "Eigenbrötler" deswegen so hoch...?


    Vielleicht setzen unsere "Nachbarn" diesbezüglich in ihrer Lebensplanung und -gestaltung andere Prioritäten. Wenn du, Caro, also fragst, wie man uns motivieren könnte, so beginnt das, glaube ich, erst in unserer eigenen Einstellung. Und wie man die beeinflussen kann, das weiß ich selbst nicht.


    Nachdenkliche Grüße,
    Robert

  • Aloha,


    Ich glaube viele trauen sich auch einfach nicht, weil die nun mehrfach angesprochene Grundhaltung "ich hab mit meinem Equipment/Himmel eh keine Chance" einfach vorherrscht oder weil sie soch einfach nicht trauen, ihre Bilder in den Konkurrenzkampf zu schicken.


    Es kommt halt auch drauf an, wie die regeln sind. Wird teures Equipment "bestraft" und kleines/billiges bevorzugt? Gehts um die beste EBV? Zählt der Himmel oder die Umstände, unter denen dad Bild entstand?


    Wenn wer mitmachen will, bitte gern, aber diese Rechtfertigungen müssen dann auch nicht sein :)


    Und zu deinem Argument Robert: sorry aber sowas kann und werde ich niemals verstehen. Wenn jemand nur arbeitet und Überstunden macht, sich im selben Atemzug aber echauffiert, dass er zuwenig Zeit für wasauchimmer hat, dann rennt sowieso generell was falsch. Zuviel Arbeit? Nadann tritt kürzer. Zuwenig Zeit? Weniger arbeiten. Zuwenig Geld dadurch? Lern damit leben, kauf dir halt nicht alle 5jahre ein neues Auto.
    Ich arbeite für mein Leben, aber lebe nicht für die Arbeit. Just my 2 cents.

  • Hallo Caro,



    Wettbewerbe, die von dem subjektiven Eindruck eines Jurymitgliedes abhängen, sind - meiner Meinung nach - schlichtweg unsinnig. Die darin investierte Zeit kann man sinnvoller verwenden.
    Wenn es einen Wettbewerb gibt, der auf MESSBARER Grundlage (Astrometrie / Photometrie etc.) bewertet wird, dann lass es mich bitte wissen. Vielleicht nehme ich dann daran teil (hängt von den Vorgaben ab!).



    Gruß
    Joachim

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Joachim_Kranzen</i>
    <br />
    Wettbewerbe, die von dem subjektiven Eindruck eines Jurymitgliedes abhängen, sind - meiner Meinung nach - schlichtweg unsinnig. Die darin investierte Zeit kann man sinnvoller verwenden.
    Wenn es einen Wettbewerb gibt, der auf MESSBARER Grundlage (Astrometrie / Photometrie etc.) bewertet wird, dann lass es mich bitte wissen.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Amen!
    Grüße, markus

  • Hi!


    Die Sache mit dem Reiff-Preis habe ich auch gelesen, aber nicht groß weitergegeben. In der Schule gibt es zwar eine Astro-AG, aber das ist Unterricht, bei dem die Schüler sich gerne berieseln lassen. Sogar der Lehrer hat Probleme, ein bisschen Reaktionen hervorzulocken, wenn alle um das Teleskop stehen und nur auf das Ende der Stunde warten (etwas überspitzt, aber in die Richtung scheint es echt zu gehen). Wobei noch nie sehr viele Teilnehmer der schulischen AG in den Verein diffundiert sind, leider. Die Hoffnung auf billige Punkte dominiert wohl, aber das ist nichts neues...


    Und im Verein sind wir mit Öffentlichkeitsarbeit beschäftigt, langfristige Beobachtungsprojekte laufen keine - da ist Deutschland auch schlecht für geeignet, bei dem Wetter. Vor allem, wenn man sich dann im Rahmen einer AG zu festen Terminen treffen würde. Im Augenblick wird mal wieder über ein kleines Radioteleskop nachgedacht, nur ob das mehr als Sonne, Mond und Jupiter nachweisen könnte... Wir haben eine Station zur Lichtverschmutzungsmessung laufen, aber die läuft automatisch und braucht kein Geld. Damit würde ich mich nicht bewerben wollen, da überlasse ich das Geld lieber Projekten, die es eher brauchen können. Von daher ist der Reiff-Preis schon mal nichts (aber sag Herrn Staude einen schönen Gruß von mir[:)])


    Dazu kommt, dass der Verein ehrenamtlich getragen wird - wenn ein neues Projekt dazu kommt, das extern gefördert würde, müsste es auch durchgezogen werden - das bedeutet, dass mindestens zwei Leute sich darum kümmern sollten, damit es nicht nur an einer Person hängt und ggf mit ihr untergeht. Und 1000 Euro sind jetzt nicht mehr sooo viel Geld, sondern eher eine gute Anerkennung. Da kann ich sogar verstehen, warum Wettbewerbe besser ankommen, bei denen es keine Geld/Sachpreise gibt, sondern nur den Sieg. Wenn viel Zeit ehrenamtlich investiert wird, ist Geld nunmal keine große Motivation (außer es geht um ein bestimmtes Projekt, aber dann sind 1000 Euro oder auch 3000 Euro oft nur ein Tropfen auf den heißen Stein - und es ist einfacher, für in großes Projekt Spenden zusammenzukriegen als für Kleinkram, mit dem die Gönner sich kein Denkmal setzen können).


    Und Förderanträge? Da habe ich keine Lust mehr drauf, seit mein Bafög-Antrag mit dem Hinweis abgelehnt wurde, dass Beträge unter 10 DM nicht ausbezahlt werden. Da besteht auch immer das Risiko, dass man sich irgendwelche Verantwortungen ans Bein bindet, die man unterschätzt. Dann lieber so nach Spenden suchen und ein Projekt auf eigene Rechnung durchziehen - es dauert vielleicht etwas länger, aber man behält die Kontrolle und ist flexibler.


    Aber wenn wir den nächsten Spendenaufruf machen, kann ich euch gerne mit anschreiben[:)]


    Warum Zeit in einen Wettbewerb investieren, wenn man eh weiß, dass man gute Arbeit macht (wenn man das über Besucher bei Veranstaltungen oder Zugriffe im Web oder Buchverkäufe sieht)?


    Tja, und Fotowettbewerbe? Kommt auf die Bedingungen an - ich hab auch schon ein paar nette Fotos gemacht, aber noch an keinem Wettbewerb teilgenommen (vor Jahren ein paar Leserfotos eingereicht, das wars). Einerseits gibt's bessere Fotografen, andererseits wäre ich teilweise die Bildrechte los (oder es ist unklar, wie es mit den Rechten gehandhabt wird), und teilweise sind die Gewinne ein Witz. SuW verbindet seine Leserfotos gerade mit einem Fotowettbewerb. Bei Stimmungsaufnahmen gibt's eine CCD-Kamera, einen 3"-Korrektor und einen Einkaufsgutschein von ASA. Wenn ich Stimmungsaufnahmen mache, bin ich nicht ganz die Zielgruppe für eine Profi-CCD, und der 3"-Korrektor müsste bei mir an einem 80mm-Refraktor adaptiert werden. Die Montierung für die Deep-Sky-Kategorie ist ganz reizvoll, aber ein Besuch bei ASA mit eigener Anfahrt? Ist ja ganz nett, wenn man mal nach Österreich kommt, aber 500km auf eigene Kosten fahren, um mir eine Firma anzuschauen? Timeo Danaes... Eine Remote-Beobachtung in Chile? Da kann ich mir auch gleich das neueste APOD anschauen, da hab ich das selbe Live-Erlebnis... Und als ich mir den Fotowettbewerb durchgelesen hatte, hatte ich irgendwie auch keine Lust mehr, meine Fotos von Leuchtenden Nachtwolken noch als Leserfoto einzustellen. Für Ruhm und Ehre taugt eine Leserfotogalerie eh nicht mehr so sehr - die Bilder sind auf meiner Homepage und sind über Twitter gegangen, wobei es auch gleich einen Input gibt, ob es jemandem gefällt. Das Bildhonorar, wenn's in SuW oder Interstellarum gedruckt wird, ist eine nette Anerkennung, aber auch nur eine mäßige Motivation. Dann behalte ich lieber die Bildrechte und verbrate sie für eigene Projekte (auch wenn die evtl. nicht realisiert werden) oder poste die Bilder in einem Forum, mit Link zu meiner Seite. Da habe ich mehr von, und behalte die Kontrolle. Und das waren auch schon meine einzigen Astro-Aufnahmen in dem Jahr, von ein paar Sonne-Fotos abgesehen.


    Bei dem Nightscape-Photowettbewerb der Franzosen blicke ich nicht nicht so recht durch - ich kann immerhin den französischen Text besser verstehen als den englischen (und bei meinen Französisch-Kenntnissen will das was heißen), aber auf der Seite finde ich mich nicht zurecht. Ich lese nur, dass Bilder mindestens 4000 Pixel breit sein müssen. Immerhin habe ich seit Jahresanfang eine Kamera, die das liefert, vorher war ich mit 5MP unterwegs. Keine Ahnung, was die für Bilder suchen - aber wenn die Fotos, die da drauf sind, Wettbewerbsbeiträge sind, brauch ich da auch gar nichts einzuschicken. Dass die Bilder besser sind, erkenne ich neidlos an.


    Langer Rede kurzer Sinn: Zumindest ich mache die Astronomie nicht, um irgendwo der Beste zu sein, sondern freue mich einfach, wenn auch andere gute Arbeit machen. Da brauche ich keinen Wettbewerb zu gewinnen. Wozu kämpfen?


    Umgekehrt habe ich selber auch schon Bücher verlost... Warum veranstaltet man so einen Wettbewerb? Entweder will man bekannt werden - dann braucht es auch Preise, die zur Zielgruppe passen. Einsteiger lockt man z.B. nicht, indem man Teleskopzubehör wie 3"-Korrektoren verlost, dass nur an Profiteleskope passt. Oder man will Projekte fördern - dann gibt man bekannt, dass man fördert, was die Voraussetzungen sind, und dass fallweise entschieden wird, ob gefördert wird. Der Reiffpreis geht in die Richtung (so wie ich ihn verstehe), dann braucht es bloß noch eine Zielgruppe. Tja, und nachdem da laufende Projekte gefördert werden, während der Astro-Unterricht und AGs in der Regel auf ein oder zwei Jahre beschränkt sind, ist das knifflig (klar, der Lehrer macht's länger - aber die Schüler wechseln). Für mich kommt die Ausschreibung so rüber, als ob in erster Linie bereits laufende Forschungsprojekte gefördert werden, und man die besten Chancen hat, wenn man für ein so ein Projekt noch irgendwelche Kleinteile braucht. Und die Motivation, Fördermittel aufzutreiben, ist am Projektanfang am größten, wenn etwas frisch aufgebaut wird - wenn es mal läuft, ist es Routine und kann oft genug aus vorhandenen Quellen (Schuletats, Spenden von Teilnehmern) finanziert werden. Da ist Manpower das Problem, nicht unbedingt Geld. Wenn es um die Förderung von Projekten gibt, braucht es aber keine Deadline - gebt den Leuten die Möglichkeit, Geld für ein bestimmtes Projekt zu beantragen, und first come, first serve, wenn es was interessantes zu fördern gibt. Aber vielleicht habe ich den Reiff-Preis auch falsch verstanden, und man könnte auch Gelder für den laufenden Betrieb einer Volkssternwarte kriegen, die keine Forschung betreibt. Irgendwie klingt er halt in erster Linie nach Wissenschaftsförderung, und da muss man erst mal das passende Projekt für haben (das dann auch noch Geld benötigt, es ist ja zweckgebunden).


    Beste Grüße,
    Alex

  • Hallo Caro,
    die Hauptgründe sind schon gesagt worden. Nämlich die (berechtigte) Annahme: Mit meinem kleinen Equipment, hab ich eh keine Chance, und dann noch die geringe Wahrscheinlichkeit, bei ner großen Zahl von Mitbewerbern zu gewinnen. Da siegt dann auch die Trägheit vieler (würde mir so gehen, wenn ich viel fotografieren würde). Ich habs im letzten Jahr geschafft, daß vier Bilder des Venustransits 2012 im VdS-Journal veröffentlicht wurden. Aber das war auch Zufall, denn wir hatten großes Glück mit dem Wetter im Norden, so daß viele andere "Konkurrenten" aus Deutschland wegfielen.
    Um ne echte Chance zu haben, müßte man sich etwas "Herausragendes" einfallen lassen, wie z.B. nen Sonnenfoto mit 5 Flugzeugen und der ISS gleichzeitig darauf o.ä.
    Viele Grüße
    Armin

  • Hallo,


    Die Astronomical League in USA hat da eine ganz interessante Alternative. Da gibt es 'observing awards' (werden heute 'programs' genannt, ist aber das Selbe) Als 'Wettbewerb' übersetzen kann man das vielleicht nicht, denn es gewinnt ja keiner. Aber es lockt die Leute hinter dem Ofen hervor. Um z.B. den 'Messier Award' zu bekommen muss man 'nur' eine dokumentierte Anzahl von M-Objeken beobachten und die Beobachtungslogs einschicken. Man bekommt dann eine Anstecknadel, eine Urkunde und wird auf der AL-Seite gewürdigt. Da gibt es keine Materialschlacht und die Leute, die den Award bekommen freuen sich einfach drüber.


    http://www.astroleague.org/al/…abeticObservingClubs.html


    Sowas sollte man mal von deutscher Seite starten. Man kann ja sogar die AL-Themen kopieren, die haben bestimmt nichts dagegen.
    (VdS / SuW / Spektrum / ESO , liest jemand mit ?)


    Clear Skies,
    Gert

  • Hallo miteinander,


    erstmal ganz vielen Dank für die lebhafte Diskussion, das zeigt mir immerhin, daß mein Anliegen nicht einfach nur auf taube Ohren stößt. Für mich sind hier auch schon einige sehr interessante Punkte aufgekommen.


    Um es aber mal zu betonen: Das mit dem Photo Nightscape Award ist ein Beispiel, es geht eigentlich nicht um Fotowettbwerbe oder auch den Reiff-Preis im speziellen und warum konkret dieser oder jene für euch persönlich nicht in Frage kommt.


    Daß ein Fotowettbewerb, auch wenn er nur TWAN-Style wäre, letztendlich nur Leute anspricht, die auch eine Kamera zur Verfügung haben, ist denke ich klar. Gleiches würde umgekehrt ja auch für einen gedachten Zeichnungs/Beobachtungsberichte-Wettbewerb gelten, bei dem sich der reine Astrofotograf schwertut. Das Materialschlacht-Argument dagegen lasse ich für meine eigentliche Frage nach der Mitmach-Unlust nicht gelten. Oder wollt ihr mir erzählen, daß die Kollegen in Polen oder Rumänien, die bei solchen Wettbewerben auftrumpfen, allesamt signifikant mehr Kohle in ihre Ausrüstung stecken können als unsereiner hierzulande? Hinzu kommt: Auch "kopfgeist und andere" (Zitat Jan im Hinblick auf alle guten Fotografen aus dem deutschsprachigen Raum, die hier Forum unterwegs sind, ohne Jens hier jetzt direkt ansprechen zu wollen) zeigen ihre Bilder zwar hier, aber nur spartanisch bei Wettbewerben. Ähnlich ist es mit der Lichtverschmutzung. Die Tatsache, daß die gebeutelten Großstadtbewohner auch die Schätze ihres letzten Namibiaurlaubs nicht einreichen, sagt doch alles.


    Daß so viele von euch dagegen meinen "da kann ich eh nicht mithalten" (egal ob nun im Hinblick auf monetären Wert der eigenen Ausrüstung, Himmelsqualität vor Ort oder Bildbearbeitungskenntnisse), deutet für mich eher darauf hin, daß da ein subjektives "die anderen sind eh alle besser als ich, Teilnahme lohnt sich also nicht, weil ich sowieso keine Chance habe" eine starke Rolle spielt. Ob sowas in der deutschen Mentalität liegt?


    Roberts Punkte gehen in eine ähnliche Richtung. Ich sehe das Problem mit der Sprachbarriere bei internationalen Sachen durchaus - aber auch hier gilt natürlich das Argument, daß das dann ja bei den Osteuropäern genauso greifen müßte, die anscheinend aber keine (oder deutlich weniger) Scheu haben, solche Sachen trotzdem einfach anzugehen.


    Joachims Punkt finde ich sehr wichtig, und ich muß zugeben, mir geht es da ähnlich. Ich habe vor ein paar Tagen die Ablehnung eines Beobachtungsantrags beim VLT im Postfach gehabt, wo aus der Begründung klar ersichtlich war, daß derjenige, der da die Macht hatte über meine Bewerbung zu entscheiden, keine Ahnung von der Sache hatte. Da ärgert man sich dann schon, viel Mühe bei der Formulierung gegeben und letztendlich gescheitert nicht weil der Antrag schlecht war, sondern man schlicht und ergreifend zufällig an den falschen Gutachter geraten ist. Objektive Bewertbarkeit ist uns also wichtig (auch hier könnte man wieder fragen, wichtiger als dem polnischen Kollegen, aber das lassen wir mal außen vor, das Argument ansich zählt generell wenn es um absolute Teilnehmerzahlen geht).


    Details zum Reiff-Preis sind hier eigentlich OT, aber wenn es schon zur Sprache kommt: Der Reiff-Preis ist ein Projektförderpreis. Sprich, es geht in erster Linie nicht darum, ein laufendes oder abgeschlossenes Projekt zu "belohnen", sondern die Durchführung eines neuen Projektes zu ermöglichen. Mit der Beschreibung dessen, was man bisher gemacht hat, zeigt man natürlich aber schon, daß man das was man anpackt auch durchzieht. Das heißt aber weder, daß man an bestimmte Personen gebunden ist, noch daß zwanghaft Schüler oder Jugendliche die Hauptakteure sein müssen. Natürlich möchte die Stiftung primär die Jugendarbeit im Bereich Astronomie fördern, aber da es ja insbesondere selten Kinder und Jugendliche selber, sondern eher diejenigen sind, die sich in Vereinen und Sternwarten der Betreuung des Nachwuches widmen - fühlt euch bitte angesprochen, auch wenn ihr "nur" etwas realisieren wollt, mit dem ihr dann zum Beispiel Schulklassen erreicht, die einmalig zu euch kommen. Fakt ist auch: "da überlasse ich das Geld lieber Projekten, die es eher brauchen können" ist ein ziemlich blödes Argument, wenn die Schlußfolgerung ist, daß sich dann niemand mehr bewirbt...


    Viele Grüße
    Caro

  • Hallo Caro und andere,


    als Astrofotograf bin ich natürlich auch interessiert an den Fotowettbewerben. Einen habe ich mal gewonnen, nicht zuletzt deswegen, weil ich mir bei der Bewerbung entsprechend Mühe gegeben habe. Die Wettbewerbs Bedingungen waren nicht trivial, man musste schon etwas Zeit investieren. Eine berechtigte Hürde wie ich finde, denn wenn mann 2000 oder 5000€ haben möchte sollte man sich auch etwas Mühe geben. Nun war es so, das dieser Wettbewerb im deutschsprachigen Raum kaum beworben war, und ich nur aus Zufall auf die Ausschreibung gestossen bin. Nachdem ich gewonnen hatte, hat Peter Riepe einen Artikel im VDS Magazin darüber geschrieben und meine Email Adresse veröffentlicht hat für diejenigen, die sich für eine Bewerbung interessieren. Es hat sich genau einer bei mir gemeldet um mehr über den Wettbewerb zu erfahren. Das ist schon traurig.


    Ich selber bin ja Berufsmusiker, habe an vielen Nachwuchswettbewerben und Ausschreibungen teil genommen. Bei den internationalen Wettbewerben hat sich gezeigt, das die deutschen Teilnehmer a) ein sehr geringes Selbstbewusstsein an den Tag gelegt haben, nach dem Motto: Das schaffe ich eh nicht. Und b) wenig Leidenschaft an den Tag legten.Hier waren alle anderen Nationen deutlich forscher.


    Ich habe selber einen städtischen Förderpreis im Jahre 2004 gewonnen. Nach dem ich diesen gewonnen hatte wurde ich als Jurymitglied berufen und habe einige Jahre selber über die Bewerber gerichtet. Und es zeigte sich das von dir angesprochene Phänomen, die Bewerber zahlen waren erschreckend. Messbar besser war es nur dann, wenn potentielle Bewerber direkt von der Jury motiviert wurden an dem Wettbewerb teil zu nehmen. Nur in den Jahren in denen die Jury aktiv an den Bewerbern gebaggert hatte waren die Bewerberzahlen einigermassen vertretbar.
    Dann wurde der Preis neu ausgeschrieben und auf NRW (vorher nur Köln) ausgeweitet. Mit kaum messbarem Erfolg. Die Begründung der meisten war immer der gleiche Satz: Da gewinnen ja eh immer die gleichen. Mit der Einstellung braucht man halt tatsächlich gar nicht erst an einem Wettbewerb teilnehmen.


    Ich bin der Meinung: Ja die Deutschen sind Wettbewerbsfaul bzw ängstlich. Mit Materialschlacht ist das nicht zu erklären, das ist nur eine weitere Ausrede, die auch so nicht haltbar ist. Der alte Satz: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, hat halt immer noch seine Berechtigung.


    CS Frank

  • Nachtrag:


    Wenn du mehr über die deutsche Mentalität in Punkto Wettbewerbe erfahren möchtest, schau dir die bisherigen Reaktionen der Nation auf die Leistung der Nationalelf im aktuellen Fußpilzwettbewerb an. Bis gestern wurde die Mannschaft niedergemacht. Und sicher gibt es jetzt immer noch Miesepeter. Keine Nation ist so skeptisch wie die deutsche, wenn es um Wettbewerb geht.


    CS Frank

  • Hallo,


    ein weiterer Punkt, der noch interessant sein könnte: Oftmals ist es für Vereine und Schulen einfacher, Sponsorengelder im Rahmen von Vereinsförderungen oder dem Sponsoring durch lokalen Unternehmen zu erhalten. Dies sind zwar auch oftmals kleine "Wettbewerbe", bei denen man sich präsentieren muss, aber die Erfolgsaussichten sind erheblich. Besonders wenn der Verein auch Öffentlichkeitsarbeit betreibt und der Sponsor sich dadurch ebenfalls präsentieren kann.


    Viele Grüße


    Carsten

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Caro</i>
    <br />Fakt ist auch: "da überlasse ich das Geld lieber Projekten, die es eher brauchen können" ist ein ziemlich blödes Argument, wenn die Schlußfolgerung ist, daß sich dann niemand mehr bewirbt...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hi!


    In dem Fall: Ja, d'accord. Nur halte ich nichts davon, Fördermittel (egal, ob Projektmittel, Subventionen oder was auch immer) zu beantragen, wenn ich sie nicht unbedingt brauche und andererseits immer wieder von Projekte in anderen Orten höre, die die Mittel brauchen können. Mit der Verwaltungs-Denke, einen Etat dieses Jahr aufzubrauchen, weil es sonst nächstes Jahr nichts mehr gibt, konnte ich mich nie anfreunden.


    Das gilt auch für Wettbewerbe: Lohnt es sich für mich, da teilzunehmen/Bilder einzustellen? Bei regulären Leserfotos ist das Bildhonorar eine nette Anerkennung und eine schöne Sache, aber nicht die Hauptmotivation, und bei einem Wettbewerb, bei dem ich den Gewinn nur verkaufen kann, ist der finanzielle Anreiz noch geringer. Erreiche ich ggf. über's Web mehr interessierte als über eine einzige Zeitung/Webseite? Also was bringt mir die Teilnahme an einem Wettbewerb? Ein gepostetes Bild bringt mir mehr Rückmeldungen/Kritik als ein Foto, das irgendwo abgedruckt wird.


    Mir fallen zwei Gründe ein, um mitzumachen: Das eigene Ego (im Sinne von Anerkennung oder jemand externem, der einem sagt, ob das eigene Zeug überhaupt was taugt) und Networking.


    Ich habe kein Problem damit, damit, wenn sich Leute untereinander messen, aber ich sehe mich nicht in Konkurrenz mit anderen (jedenfalls nicht im Hobby-Bereich); weder als Fotograf noch als Sternwarte. Wenn andere woanders gute Sachen machen, schadet mir das nicht, und es hilft der Sache, wenn auch in deren Orten Projekte klappen oder tolle Bilder entstehen. Da brauche ich niemanden, der mir sagt, wer besser oder schlechter ist. (Ich bin auch kein Freund von Leuchtturmprojekten und Elite-Unis: Wenn in der breiten Masse gute Arbeit geleistet wird, hilft das mehr, als wenn an einem Eck viel investiert und der Rest vernachlässigt wird). Wir reden hier ja vom Hobby, da ist zumindest mein Ziel nicht die Marktführerschaft. Dafür gibt's den Beruf... Natürlich ist eine Ehrung eine schöne Sache, aber warum soll ich mich extra dafür bewerben?


    Bleibt noch Networking als durchaus sinnvoller Beteiligungsgrund, und den sehe ich durchaus ein: Sich den Veranstaltern ins Gedächtnis rufen (ich bin noch da, und die Arbeit läuft weiter, auch wenn ihr damit normal nichts zu tun habt/nichts davon mitkriegt) und Prestige sammeln, wenn man vor Ort wieder Unterstützung braucht und darauf hinweisen will, dass man da was veröffentlicht hat oder dort einen Preis gekriegt hat. In dem Fall sind finanzielle oder Sachpreise aber auch egal, da kommt es nur auf die ideellen Werte an. Eine Urkunde und evtl. eine kleine Medaille kostet fast nichts, und der Festakt zur Übergabe läuft eh unter Werbung. Und da sind regionale Aktivitäten, bei denen man persönlich auf potentielle Förderer treffen kann, wahrscheinlich effektiver (außer, ich will was auf nationaler oder internationaler Ebene erreichen). Da ist die Möglichkeit, bei der Preisverleihung (egal wer ihn kriegt) Flagge zu zeigen und interessante Personen zu treffen, wichtiger als der Sachpreis.


    Beste Grüße,
    Alex

  • Hallo Frank,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: frasax</i>
    ...
    Keine Nation ist so skeptisch wie die deutsche, wenn es um Wettbewerb geht.


    CS Frank
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Wettbewerb ist sicher ein problematisches Stichwort. Da schwingen ja auch Gedankenrichtungen 'Elite' 'Fuehrung' 'Leitkultur' vs. 'sozialer Ausgleich' 'Chancengleichheit' 'Integration' mit.


    Dazu nocmal der Hinweis auf die AL, wo es keinen 'Wettbewerb' gibt sondern eben die Anerkennung bestimmten Aktivitaet. Da gibt es keine Sieger u. Verlierer.


    Clear Skies,
    Gert

  • (==&gt;)Frank:
    hmmmm, kritische Presse gibt es woanders auch. Nur die liest man nicht hier. Aber, wenn ich die Vorberichterstattung zum gestrigen Spiel (ARG-NED) im "Ersten" sehe, wo Tiervergleiche (Robben als Robbe) und Fäkalvergleiche (Messi als Abfallhaufen) gezogen wurden, dann darf man die nicht mehr ernst nehmen. Niveauloser geht's nimmer.


    Aber so ganz unrecht hast du nicht.


    Ich würde es anders sagen. Wettbewerb setzt Leistungsbereitschaft und deren (vergleichende) Messung voraus und impliziert, dass man "Eliten" fördert. Ich habe nicht den Eindruck, dass dies in der Schulpolitik gewollt ist. Dort liegt m.E. die Betonung eher darauf, dass man die Leistungsmessung in den Hintergrund stellen möchte, weil man damit "Leistungsschwächere abschreckt".


    Dazu kommt eine gesellschaftliche Tendenz zur Unverbindlichkeit. Per Internet/Smartphone kann man ja überall "mit dabei" sein, ohne sich selbst verpflichten zu müssen.

  • Hallo Caro,


    im Prinzip wurde hier eigentlich alles schon gesagt. Ich würde gerne an Wettbewerben teilnehmen, kann dafür aber zu wenig machen. Meistens beschränken sich meine astrofotografischen Bemühungen auf einen einwöchigen Astrourlaub in Kirchheim. Die Bilder sind dann auch entsprechend, d.h. sicher nicht schlecht, aber eben auch nicht wettbewerbstauglich.


    Für mich ist die größte Hürde für die Astrofotografie in der übrigen Zeit immer, mindestens zwei Stunden für Hin- und Rückfahrt zur Sternwarte in Kauf nehmen zu müssen und das ist in der Woche wegen Arbeit schon mal gar nicht möglich und am Wochenende fehlt auch oft die Zeit oder das norddeutsche Wetter ist zu schlecht. So fallen schon sehr viele Fotomotive weg. Und auch bei Halos etc., die ich häufig fotografiere, stelle ich immer wieder fest, dass meine Ergebnisse um Längen schlechter sind als die anderer Fotografen. Da rechne ich mir dann erst gar keine Chancen aus. Das geht mir manchmal selbst beim NAFT so, wo ich mich dann in letzter Sekunde dann doch wieder gegen eine Präsentation entscheide. Ich gebe zu, bei der Astrofotografie nach wie vor nur einen Anfängerstatus zu haben, weil ich einfach zu wenig machen kann.


    Einen schönen Vergleich, was Wettbewerbe angeht, habe ich immer mit einem Arbeitskollegen, der ein Bahn-Fan und Mitglied in einem entsprechenden Verein ist. Hier sind die Stars der Szene, die Preise reihenweise abräumen, diejeniegen, die besonders seltene Züge fotografieren, die zufällig mal durch unser Land fahren (da gibt es irgendwo im Web Durchfahrtpläne und Ankündigungen) oder die weite Reisen unternehmen, um dort Züge abzulichten. Das ist mit Astro absolut vergleichbar. Hier sind es auch nur die Stars der Szene, die jedes seltene Himmelsereignis fotografieren können und entsprechend viel Zeit und Geld haben, oder nach Namibia reisen, um Südhimmelobjekte zu fotografieren.


    Hier wie dort spielt Geld eine sehr große Rolle, hier und dort gibt es Leute, die nie teilnehmen, weil sie nicht das 100.000te Bild der Hamburger S-Bahn (vergleichbar mit M 42 bei uns) einreichen wollen und nicht mit Aufnahmen von High-Class-Zügen, bzw, irgendwelchen seltenen Galaxien brillieren können.


    Eigentlich kann man nur versuchen, zu motivieren, evtl. zusätzliche Objektklassen etc. bei Wettbewerben zulassen. Eine grundsätzliche Änderung der Haltung, nebst meiner eigenen, sehe ich personlich aber auch dadurch nicht.


    Viele Grüße

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