Beiträge von Der_Michael im Thema „Deutsche sind Wettbewerbsmuffel - warum?“

    Hi,


    ich kann Dennis zustimmen:


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich kann mich nicht über einen Sieg freuen, wenn ich nicht nachvollziehen kann, warum ich überhaupt gewonnen hab.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ich habe mehrmals bei Jugend Forscht teilgenommen. Da haben teilweise Schrottprojekte gewonnen, die vom Vater zusammengestrickt und von der Mama in schönen Fotokollagen präsentiert wurden, während die Kinder gelangweilt an ihrem Stand saßen und aufs Handy gestarrt haben. Gleichzeitig werden wirklich tolle Projekte abgestraft. Ich selbst bin mit meinem schwächsten Projekt am weitesten gekommen und mit meinem stärksten in der ersten Runde gescheitert.


    Ich habe kein Interesse scheinbar willkürlich bewertet zu werden. Andererseits ist es schwer, 1000 eingesendete Orions zu bewerten, die alle mit dem gleichen und/oder ähnlichem Equiptment gemacht wurden. Ich habe einfach irgendwann verstanden, dass andere mit gleichem Equiptment die gleichen Ergebnisse erzielen, wie ich und das nur erheblicher Aufwand Ausrüstung/Standort ersetzen kann. Im Sport ist es ähnlich. Bei der Tour de France sind doch alle Sportler ungefähr gleich professionell. Sie trainieren ähnlich, essen ähnlich, haben ähnliches Talent (haben halt irgendwann fesstgestellt, dass sie schneller Rad fahren, als die anderen) und kommen deswegen auch fast alle ähnlich schnell ins Ziel (inzwischen sind es nur wenige Minuten Unterschied zwischen den ersten Sportlern am Ende einer über 3000km langen Rundfahrt). Da fällt es mir schwer zu sagen, dass der Sieger den Sieg vedient hat. Es hätte bei unwesentlich anderen Randbedingungen (ein Regentag mehr, ein Fan in der Menge der dich zum entscheidenden Etappensieg brüllt) auch ganz anders ausgehen können.


    Wenn man Analogien zur Astrofotografie ziehen will, gehen Einzelleistungen bei genügend Teilnehmern irgendwann im Rauschen unter. Keiner ist in der Lage ein Signal zu setzen (außer er dopt). Deswegen waren auch in meinen Augen die Radrennen am interessantesten, als am meißten gedopt wurde. Da war einfach einer, der noch viel besser war, als die anderen. Das war doch faszinierend (wenn auch unglaubwürdig --&gt; Star Wars hat auch viele Fans)


    Geh in eine Randsportart und du wirst nach dem zweiten Training zur Deutschen Meisterschaft mitgenommen. Das macht Spaß.


    Schick den 1546. Orionnebel ein und werde 254. wobei sich 250 vor und 700 Bilder nach deinem sich wie ein Ei dem anderen ähneln. Das macht keinen Spaß.


    Vllt sind die Astroszenen in den Ländern, aus denen hier tolle Teilnehmerzahlen gemedelt werden, weniger gut vernetzt und/oder eindfach kleiner. Das Bewusstsein, dass die eigenen Bilder mit dem gleichen Equiptment von tausenden anderen genausogut gemacht werden ist dann u.U. nicht vorhanden. Ich präsentiere meine Bilder daher lieber im kleinen Kreis. Da gibt es Leute, die größtenteils anderes Equiptment haben und deswegen andere (nicht schlechtere) Ergebnisse erzielen. Da staunt dan ein Planetenfotograf über einen Nebel und der Dobsongucker zeigt am Abend allen anderen, wie das in Live aussieht, was man da versucht auf den Chip zu bannen.


    Wenn ich hier was im Forum poste, meldet sich kein Dobsonschubser oder Planetenkiller zu dem Bild und sagt "sowas kriege ich nicht hin" sondern viele Nörgler, die einem vorhalten, was man alles hätte besser machen können. Meißt kommt aber bei "Durchschnittsbildern" gar keine Reaktion mehr. Astromechanik und kopfgeist sind eine der wenigen die hier noch Threads mit Reaktionen auf ihre Bilder füllen mit Kommentaren von Fans. (was ja nicht schlecht ist... es bedeutet nur, dass man mindestens in dieser Lige spielen muss um ein Signal setzen zu können)


    Da behalte ich meine Ergebnisse lieber für mich, freue mich an den Bildern und den Blicken meiner noch nicht durch Profibilder abgestumpften Freunden.


    Viele Grüße
    Michael


    P.S. Das Abstumpfen ist übrigens einer der größten Gründe, dass unser Hobby so "klein" ist. Die Leute sehen Hubblebilder und erwarten Nachts vom Lidlreefraktor ebenso bunte Nebel mit Sterneigenbewegung und die Spuren des Marsrovers.