Moin,
der Mond dreht sich und zwar genau einmal im Monat. Man nennt das gebundene Rotation. Im Ergebnis zeigt er uns auf der Erde immer die gleiche Seite. Umgekehrt - für einen Astronauten auf dem Mond - befindet sich die Erde in einem geostationärem Orbit, d.h. steht immer an der gleichen Stelle, so wie für uns die Astra-Fernsehsatelliten.
Warum das so ist?
Nach aktueller gängiger Theorie ist der Mond durch eine Kollision eines etwa marsgroßen Planeten mit der Erde entstanden. Wenn man sich die Größen- vor allem aber die Massenverhältnisse - dieser Kollision anschaut, sieht das etwa folgender Maßen aus:
Erde heute 99%
Mond heute 1% (genauer ~1/81 der Erdmasse)
vs.
Erde vor der Kollision 90%
Impaktkörper (marsgroß) 10%
D.h. 10% des Impaktkörpers bzw. Trümmerreste aus der Erdoberfläche wurden bei der Kollision so weit in den Himmel geschleudert, dass aus ihnen der Mond entstehen konnte.
Zu diesem Ergebnis kam man durch Simulationsrechnung und Vergleich der Gesteinsproben von den Mondlandemissionen.
Die Trümmerreste versammelten sich nach der Kollision etwa in einem Orbit, der mindestens ~25.000 bzw. 30.000 km hoch um der Erde war. Die Erde drehte sich damals (nach der Kollision) in ~11h um seine Achse. Unterhalb dieser Höhe hätte die Gravitation der Erde einen Mond glatt wieder auseinander gerissen. Man nennt das die 'Rochegrenze', wenn das Gefälle der Erdgravitation an der erdzugewandten Mondseite zur erdabgewandten Mondseite größer ist, als die Gravitation des Mondes selbst. (Die Gravitation wird schließlich schwächer, je weiter etwas vom Gravitationszentrum der Massenkugel entfernt ist.) (Dies ist jetzt eine vereinfachte Darstellungsweise.)
Aufgrund der unglaublichen Gezeiteneffekte, die bei so einer nahen Mondbahn existieren, bei dem der Mond kurz vorm Zerreißen stand, wurde der Urmond kräftig deformiert. Mond-Flut und Mond-Ebbe konnte man dem Mond schon aus der Ferne ansehen, denn der ganze Mond sah eher wie ein Rugby-Ei aus. Entsprechend groß war auch die Reibung im Mondgestein (damals durch die Reibung eher flüssig).
Umgekehrt litt auch die Erdoberfläche durch die starke Gezeitenwirkung, die der Mond auf die Erde ausübte. Die muss bei einer Distanz, die nur etwa 1/10 der heutigen Entfernung war, etwa 100-fach größer gewesen sein. Das heißt, Flut und Ebbe haben selbst das Festland der Erde (ob es da schon Meere gab?) um zig Meter angehoben und abgesenkt.
Jetzt kommt ein Effekt, den Physiker als Dreh-Impuls-Erhaltung des Gesamtsystems bezeichnen, zum Tragen. Durch die Reibungskräfte wurde die Erde langsamer in ihrer Eigenrotation (heute braucht sie immerhin ~24h), den Drehimpuls hat der Mond abgekriegt und entfernte sich deshalb auf 380.000km.
Bildhaft kann man sich das so vorstellen, dass der Flutberg eigentlich mit der Erde mitdrehen will und damit ein Tick schneller ist, als der Mond auf seiner Umlaufbahn. Die Masse im Flutberg übt dann seitlich aus der Line Erde-Mond herausgedreht eine zusätzliche Anziehungskraft auf den Mond aus und schubst ihn auf eine höhere Bahn.
Umgekehrt sind diese Gezeiteneffekte der Erde auf den Mond noch viel größer gewesen. Die Flutberge auf dem Mond (Rugby-Ei) haben dessen Rotation so schnell abgebremst (Reibung), dass schon wenige Jahrhunderte nach der Kollision da die Eigendrehung und die Umlaufbahn synchron waren. Zu erwähnen bleibt hier, dass die Dauer eines Monats in 30.000km Höhe anfangs nur ~24h dauerte, während die Erde einen Tag von ~11h hatte.
Die Effekte dauern heute noch an. Der Mond entfernt sich heute noch um 3,8 cm pro Jahr und unser Tag wird jedes Jahr um ein paar Millisekunden langsamer. Dieser Effekt lässt sich beobachten, wenn man antike Himmelereignisse, wie z.B. Sonnenfinsternisse analysiert. Die kann man nur an bestimmten Stellen auf der Erde beobachten, und da stimmt die Rückrechnung nicht, wenn man die Tageslänge nicht um den Verlangsamungseffekt korrigiert. Bei Korallenriffen sieht man auch, dass vor Hunderten Millionen Jahren die Erde noch in 22h drehte.
Aufhören wird der Effekt, wenn der Erdtag 48 Tage lang geworden ist und dann der Monat ebenfalls 48 Tage dauert.
Am Rande möchte ich erwähnen, dass die Kollision, die zur Mondentstehung führte, die Erde nicht bemerkenswert aus ihrer Bahn um die Sonne geworfen hat. Dazu sind 10% Erdmasse im Kollisionskörper zu wenig. (Vergleich das mit einem Auto, der einen LKW wegschubsen möchte.)
Gruß