Segmentspiegel hergestellt durch Protonenbeschuß

  • Ich habe vor ca. 6-8 Wochen einen Bericht über ein neues noch zu bauendes Großteleskop erfahren, welches aus AFAIK einzelnen hexadiagonalen Segmentspiegeln gebaut werden soll, die wiederum
    aufgrund der hohen Genauigkeit nicht mehr auf normale Weise geschliffen werden sollen, sondern durch Protonenbestrahlung auf die jeweils notwendige Genaugikeit gebracht werden sollen.


    Weiß jemand zufällig den Namen dieses Großteleskops, ich habe diesen nämlich leider vergessen.
    Auch würde mich mal interessieren, wieviel Energie das kostet, wenn man so ein Spiegelsegment mit Protonen gerade schleift.
    Das muß ja schon ein enormer Aufwand sein.

  • Hi,
    segmentierte Spiegel sind für Teleskope >8m eigentlich gängig und auch notwendig. Siehe die Kecks, GranTeCan, E-ELT, TMT und GMT. Oder auch unsere MAGIC Teleskope mit 17m Spiegeln.
    Ich vermute nur mit dem "Schleifen durch Protonenbeschuss" hast Du was missverstanden, oder aber es wurde wie leider oft in populärwissenschaftlichen Sendungen eine hochspekulative Idee als gesicherter Fakt verkauft.
    Denn, mal angenommen man könnte einen ausreichend intensiven Protonenstrahl erzeugen um das zu tun, es gäbe das katastrophale Problem der Aktivierung, d.h. die Spiegelsegmente würden radioaktiv, für lange Zeit. Das ist nicht gut, denn an einem Grossteleskop halten sich beständig Techniker und Astronomen auf...
    Abgesehen davon erreicht man mit ganz klassischen Schleif- und Politurmethoden problemlos die geforderte Oberflächengüte, sogar für UV-Teleskope, und erst recht fürs optische und IR.
    Viele Grüsse,
    DK

  • Hallo,
    Ich glaube es sind keine Protonen, sondern Elektronen oder sonstige Teilchen. Bereits das Keck Teleskop ist auf diese Weise hergestellt worden. Da gibt es in Tucson, Arizona ein Institut dass diese Technik beherrscht. (ich hab die Daten nicht drauf, man muesste mal googeln...)
    Gruesse marty

  • Elektronen gehen, die aktivieren kaum. Allerdings nutzt man auch die nicht zum "Schleifen", sondern für das "finish" der letzten ~hundert Nanometer, also kein wirklicher Materialabtrag...

  • Hi ,
    schaut mal auf die Homepage von RC Optical Systems, Inc.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    "Post figuring is a common procedure in modern glass optics. The Keck telescope mirror segments, for example, were polished to the l/20 (optical) level and then post figured to the l/100 level by ion milling". See:4. Allen, L.N., Keim, R.E., Lewis, T.S. & Ullom, J. "Surface Error Correction Of A Keck 10m Telescope Primary Mirror Segment By Ion Milling", Proc. SPIE 1531, 195-204 (1991) .<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> Die Segmente der Keck Teleskope wurden zunächst konventional poliert und erst anschließend mit Ionenstrahlen auf Lambda 1/100 gebracht. ... Konventionell poliert ist schon untertrieben, da die parabolische off-axis-Flächen zunächst so verspannt wurden, dass man Sphären polieren konnte.


    Als Ionen kommen unterschiedliche Gase in Frage, je nachdem ob man chemische Reaktionen haben will oder nicht. Da Wasserstoff/Protonen recht reaktiv ist und die Spiegeloberfläche verändern könnten, tippe ich eher auf ein Edelgas á la Argon. Die haben auch durch ihr Atomgewicht den nötigen "Rumms".[:D]


    Gruß

  • Hi Dominik,
    wenn ich das hier lese vom Leibnitz-Institut für Oberflächenmodifizierung (PDF), dann sind die inzwischen vielleicht schon weiter und arbeiten nicht nur im Vakuum mit Ionenstrahlen sondern auch mit Plasmastrahlen für's 'Grobe'.
    Dazwichen liegen noch so Zwitterlösungen zwischen Ätzen und Fräsen. [:D]


    Die Keck-Teile sind inzwischen ja schon über 10 Jahre alt.


    Gruß


    PS: Geil die 'Binos' für's Raketentestgelände der Amis auf der Homepage von RCOS.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: DK279</i>
    <br />
    Ich vermute nur mit dem "Schleifen durch Protonenbeschuss" hast Du was missverstanden, oder aber es wurde wie leider oft in populärwissenschaftlichen Sendungen eine hochspekulative Idee als gesicherter Fakt verkauft.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Nun ja, die haben das Gerät, in diesem Fall war es ein Medizinischer Protonenbeschleuniger, vorgeführt und auf eine Oberfläche einen Namen
    reingeschrieben.




    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Denn, mal angenommen man könnte einen ausreichend intensiven Protonenstrahl erzeugen um das zu tun, es gäbe das katastrophale Problem der Aktivierung, d.h. die Spiegelsegmente würden radioaktiv, für lange Zeit.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Bitte verwechsle einen Protonenbeschuß nicht mit einem Neutronenbeschuß.
    Desweiteren benötigt eine Aktivierung auch noch eine Aktivierungsenergie, die in diesem Fall wohl immer noch unterschritten ist.


    Ein Proton beschleunigt in einem Teilchenbeschleuniger ist nichts anderes als ein Ion, wenn es sich um ein normales Wasserstoffatom (also Protium H, kein Deuterium oder Tritrium) handelt, das besteht nämlich nur aus einem einzigen Proton und ein Ion ist es genau dann, wenn das Elektron fehlt.
    Das Elektron muß dabei fehlen, denn sonst könnte man es im Teilchenbeschleuniger nicht durch elektromagnetische Kräfte lenken und beschleunigen.


    Kalle66 hat das mit den Ionen schon richtig erwähnt.
    Man könnte auch andere Gase nehmen, aber in diesem Fall
    nimmt man den einfachen Wasserstoff (Protium) da man hier kein Neutron hat und nichts weiteres als ein Proton übrig bleibt, wenn man das Elektron bei der Ionisierung entfernt.





    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Abgesehen davon erreicht man mit ganz klassischen Schleif- und Politurmethoden problemlos die geforderte Oberflächengüte, sogar für UV-Teleskope, und erst recht fürs optische und IR.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Nun, in der Sendung wurde erwähnt daß die bisherigen Methoden unzureichend wären und man daher diese Technik verwenden würde.
    Und rein logisch ist daran schon etwas dran, immerhin kann man da auf nm Skala wenige Atome abtragen.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Marty</i>
    <br />Hallo,
    Ich glaube es sind keine Protonen, sondern Elektronen oder sonstige Teilchen.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Außer Protonen bleibt da nicht viel übrig.
    Elektronen sind viel zu klein und schwach um damit einzelne Atome kontrolliert aus einer Oberfläche herauszuschlagen und das nächstgrößere Teilchen neben dem Elektron und Proton ist das Neutron.
    Das geht auch nicht, denn das ist elektrisch neutral und kann somit nicht im Teilchenbeschleuniger beschleunigt werden, außerdem besteht damit in der Tat das Problem der Aktivierung.


    Alle anderen Teilchen (Photon, Quarks, Boson etc.) sind deutlich kleiner und mit Ausnahme des Photons noch viel schwiergier zu erzeugen.
    Das Photon ist wiederum ebenfalls zu schwach, zumal hier der Wellen-Teilchen Dualismus deutlich zum Tragen kommt und man auf nm Skala Probleme mit der Fokusierung hätte. Ein Photonenbeschuß würde darüberhinaus wohl auch höchstwahrscheinlich mit einem Laser geschehen, denn ein Teilchenbeschleuniger ist hier wiederum ungeeignet.



    Von den vier noch relativ großen Teilchen, dem Elektron, Neutron, Proton und Photon läßt sich nur das Elektron und Proton in einem Teilchenbeschleuniger beschleunigen, die beiden anderen gehen nicht, da sie elektrisch neutral sind.



    Die Elektronen spielten in dieser Vorführung dieser Sendung übrigens nur in der Form eine Rolle, daß man sie zur Begutachtung des Zielobjekts, also in einem Elektronenmikroskop, benötigte.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: GiR</i>
    <br />ich glaube du meinst diese doku mit richard hammond auf n-tv über das keck teleskop: http://www.natgeochannel.co.uk…ideoId=119&channel=NatGeo


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ja, ich glaube genau das war die Sendung.
    Also war das das Keck Teleskop, das könnte dann durchaus passen, danke.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Kalle66</i>
    Als Ionen kommen unterschiedliche Gase in Frage, je nachdem ob man chemische Reaktionen haben will oder nicht. Da Wasserstoff/Protonen recht reaktiv ist und die Spiegeloberfläche verändern könnten, tippe ich eher auf ein Edelgas á la Argon. Die haben auch durch ihr Atomgewicht den nötigen "Rumms".[:D]
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Theoretisch ist das zwar denkbar, aber dagegen spricht, daß man zum Vorführen des Geräts ins Krankenhaus ging.
    Und da werden AFAIK keine Ionenbeschleuniger verwendet, es sei denn bei den Ionen handelt es sich um einzelne Protonen, womit wir beim Protonenbeschleuniger wären.


    Größere Ionen, also mit Neutron haben auch das Problem, daß sie viel schwerer sind und mehr Energie zum Beschleunigen benötigen.
    Auch besteht hierbei die Gefahr, daß man damit die Spiegeloberfläche durch Ioneneintrag (Dotierung) deutlich verändert.
    Diese Gefahr ist viel größer als eine chemische Reaktion mit einem Wasserstoffproton.

  • Hallo Cordess,
    jede Röhre nach dem Prinzip der Kathodenstrahlröhre beschleunigt Elektronen bzw. Ionen durch einfaches Anlegen einer Hochspannung. Alles was Du brauchst ist somit eine Hochspannungsquelle. Darüber hinaus musst Du unterscheiden, ob Du einen Abtrag allein mittels kin. Aufprallenergie haben willst (dann bitte inerte Gase nehmen) oder zusätzlich durch chemische Ätzvorgänge (dann reaktive Gase nehmen). Protonen verhalten sich nun mal sehr säuremäßig, wenn da z.B. irgenwie noch Sauerstoff im Spiel ist und bringen das Kristallgittergefüge damit zusätzlich durcheinander. Gase alleine schon deshalb, damit sie sich nicht als zusätzliche Schicht niederschlagen. Das macht eine Alubedampfungsmaschine nämlich.


    Ich bin da keine Spezialist für diese angewandte Materialphysik. Aber von den Möglichkeiten her dürfte es zig Varianten geben, angefangen vom Sand-/Wasserstrahlen bis hin zum Ionenstrahl. Kontinuierlich, gepulst, unter normalen Luftdruck (quasi mit Plasma abflammen) oder in der Vakuumkammer.


    Wenn ich daran denke, dass schon vor mehr als hundert Jahren Funkenentladungslampen als Punktlichtquellen eingesetzt wurden, deren Elektroden ständig abbrannten, dann haben die damals schon das Prinzip des Materialabtrag unter Plasmaeinsatz gekannt. Foucault lässt grüßen; der hat nämlich damals einen Nachführregler der Elektroden erfunden um die Helligkeit solcher Lampen zu steuern.


    Inzwischen - vermute ich - ist die Materialwissenschaft sicher deutlich weiter und setzt je nach Aufgabenfeld die passenden Gerätschaften und Techniken ein, ob Medizin mit Tumorbekämpfung, ob Stahlindustrie zwecks zerstörungsfreier Probenanalyse oder die Halbleiterindustrie, um ihre Wafer erst mal glatt zu polieren. Bei Strukturen von 30nm im Fertigungsprozess müssen die jeden Wafer am Fließband besser polieren, wie wir unsere Fangspiegel. Dito bei Festplatten, wo die Kopfe im Abstand von wenigen Nanometer über die Scheiben 'fliegen'.


    Gruß

  • Hm,
    das ist was ich eingangs meinte: "Protonenbeschuss" trifft für dieses Verfahren eigentlich nicht zu. Denn man nimmt keine hochenergetischen Teilchen mit Energien ~nukleare Bindungsenergie oder grösser. Warum auch, schliesslich will man die Oberfläche nur "chemisch modifizieren", d.h. Atome aus der Bindung lösen um den Spiegel glatter zu bekommen. Und wie oben schon gesagt, hochenergetische Hadronen haben die äusserst unangenehme Eigenschaft der Aktivierung. Ein niedrigenergetischer Ionen-/Plasmastrahl dagegen nicht.
    Viele Grüsse,
    DK

  • Hi Cordess, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Von den vier noch relativ großen Teilchen, dem Elektron, Neutron, Proton und Photon läßt sich nur das Elektron und Proton in einem Teilchenbeschleuniger beschleunigen, die beiden anderen gehen nicht, da sie elektrisch neutral sind.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Nur der Vollständigkeit halber- du hast die Ionen vergessen [;)]


    Und Ionen müssen nicht nur Wasserstoffatome mit fehlendem Elektron sein- in Heidelberg werden Kohlenstoffionen im Synchroton zur Krebsbestrahlung genutzt.


    Gruß
    Stefan

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!