Auswirkungen bei Kollisionen von mehreren Galaxien

  • Hallo,


    als interessierter Laie lese ich hier schon ein ganzes Weilchen mit. Jetzt habe ich aber auch mal eine Frage.
    Auf den Seiten des Spiegels, sieht man Hubblebilder von einer Kollision 3er Galaxien. Die mittlere wird offensichtlich gerade aus ihrer Spiralform raus gestreckt. Da müssen ja gigantische Gravitationskräfte wirken.
    Angenommen unsere Galaxie wäre direkt betroffen und wir wären nahe, d.h. einer der Sterne die aus ihrem Gefüge rausgerissen werden am Geschehen, wie weit würde sich wohl solch ein Vorgang auf unser Leben auswirken?

  • Hi,
    genau so etwas wird in einigen Milliarden Jahren "hier" passieren, wenn die Milchstrasse mit der Andromedagalaxie kollidieren wird. Durch die Gezeitenkräfte wird sehr viel Sternentstehung ausgelöst, möglicherweise auch das Schwarze Loch im Zentrum gefüttert und so zu einem kleinen AGN. Die schöne Spiralform geht dabei verloren, am Ende entsteht oft eine Ellipse. Allerdings ist der Raum zwischen den Sternen derart gewaltig gross dass von den Billionen beteiligten Einzelsternen mit hoher Wahrscheinlichkeit keiner mit einem anderen kollidieren wird. Falls es dann noch Menschen gibt werden sie also ein tolles Himmelsschauspiel, auch mit mehr galaktischen Supernovae durch die ganzen neuen massereichen Sterne als heute, erleben. Schaden wird das alles ihnen aber nicht. Denn selbst wenn das Sonnensystem auf einen Orbit weit ausserhalb der verschmelzenden Galaxie "katapultiert" würde, die einzig wichtige Energiequelle, der Stern selbst, bleibt ja erhalten.
    Übrigens dauert eine solche Kollision von Galaxien viele viele Millionen Jahre, ist also nicht in menschlichen Massstäben "dramatisch".
    Viele Grüsse,
    DK

  • Hi Hans,
    mal ein paar einfache Überlegungen dazu.


    0) Die Sterne verhalten sich ganz normal, die fliegen wie bisher innerhalb der Galaxien aneinander vorbei. Karambolagen kannst Du an der Hand abzählen. Die Gaswolken prallen aneinander, verdichten sich an solchen Stoßfronten, aber noch mehr dadurch, dass plötzlich Gravitationskräfte aus zwei Richtungen auf sie wirken und lassen so viele neue Sonnen auf einmal entstehen. Solche Spiralarme mit viel Gas leuchten also plötzlich ganz hell auf. Im übrigen darf man nicht immer aus der Helligkeit von Spiralarmen auf deren Masse schließen. Ein Wald brennt schließlich auch nicht heller, nur weil da mehr Bäume sind, sondern weil da gerade eine Windbö den Brand anfacht.


    1) Jede Galaxie wird ja genau durch ihre eigene Gravitation zusammengehalten, als Gegenkraft dazu existiert ein "Schwung"**, der sie im Kreis drehen lässt.
    2) Zwei Galaxien haben also diesbezüglich doppelt so viel "Kraft".


    Wie stark die Kräfte sind, lässt sich aus der Geschwindigkeit ermitteln, mit der die Sonne um den Kern der Galaxie dreht. Unsere Sonne z.B. 220 km. Wenn nun zwei ähnlich große Galaxismassen an der Sonne zerren, anstelle der bisher einen Masse, dann fliegt sie mit dieser Geschwindigkeit gerade weiter dazwischen durch. Nicht mehr und nicht weniger.


    3) Wenn zwei Galaxien aufeinander zu treiben, dann ziehen die gleiche Kräfte, mit der sie sich jeweils zusammen halten, sie auch gegenseitig an. Und dann beschleunigen sie um das 1,4-fache (in der Größenordnung jedenfalls) der Geschwindigkeit, mit der die Sonne um die Galaxis kreist.** Dazu kommt noch die Anfangsgeschwindigkeit.


    4) Je nach aktueller Position eines Spiralarms bei der Kollision wird er dabei gerade abgebremst, weil plötzlich die doppelte Masse gegen den Schwung zieht, oder bleibt ungebremst und wird scheinbar weg geschleudert. Schleudern tut er allerdings nur scheinbar, er fliegt so lange gerade aus, bis er beide Massenzentren hinter sich hat und dann wieder abgebremst wird. Nimm also übergangsweise eine Art elliptische Kometenbahn an, weil wirklich weg kommt er nicht. Aber der Spiralarm ist dann so lange isoliert auf seiner Bahn, dass er zwischenzeitlich selbst zu einer kleinen Galaxie kollabieren kann.


    5) Unser Sonnensystem würde vermutlich gar nix davon merken, es sei denn, wir fliegen dadurch zufällig Richtung eines der Galaxienzentren oder in ein Sternentstehungsgebiet mit wirklich großer Sterndichte. Dann könnte es ungemütlich werden, weil eine Riesensonne, die nur wenige Lichtwochen/-monate entfernt an der Sonne vorbei fliegt, würde die stabilen Planetenbahnen über den Haufen werfen. Bis dahin würden aber einige Millionen Jahre vergehen. Für 27.000 Lichtjahre ins Milchstraßenzentrum bei 220 km/s bräuchte man schließlich über 30 Mio. Jahre.


    So, ich hoffe, diese Überlegungen helfen weiter und relativieren die Probleme


    Gruß




    * Ich sag' jetzt bewusst Schwung und nicht Massenträgheit, Drehmomenterhaltung etc.. Es soll eben kein Grundkurs "Mechanik und Thermodynamik" werden.


    ** 1,4-fache ist der Unterschied zwischen stabiler Kreisbahn und Fluchtgeschwindigkeit, also ob eine eine Erde die Sonne umkreist oder eine Voyager das Sonnensystem für immer verlassen kann.

  • Hallo,


    (==>)DK279 (==>)Kalle66
    Unter dem Strich zusammengefasst - bei den riesigen Räumen und langen Zeiten, würde man als Lebewesen auf einem der betroffenen Planeten, ausser eventuellen optischen Erscheinungen am Himmel, nichts weiter merken?
    Kann man das so sagen?

  • Unsere Milchstrasse ist wahrscheinlich bereits mit anderen kleinen Galaxien kollidiert, dies zeigt sich an Sterngruppen, welche nicht mit der Milchstrasse mitrotieren, sondern sich in anderen Richtungen bewegen.

  • ...wieder einmal kein Action - Thema für einen echten Ami-Katastrophenfilm! Ich finde das mords-traurig! Gibt es wirklich keine grossflächigen Katastrophen mehr mit mindestens 3 bis 4 Milliarden Toten (mindestens!)? Wäre doch höchste Zeit! ;)

  • Gerhard,
    aber für eine nicht endend wollende "daily soap", mit viel Liebe, Hass, Herz und Schmerz und im Abspann dann ein Blick auf den zwischenzeitlich immer noch wie vorher ausschauende Nachthimmel.


    In einer Mio Jahren kommt dann in einer "langen Samstag Nacht Zusammenfassung" die Erleuchtung: Aus jeden Abspann der Weihnachtsfassung wurde eine Zeitraffer zusammengestellt, die dann zum Einmillionsten-Jahres-Jubiläum ganze 11 Stunden läuft. Und man staune ... Andromeda hat sich etwas bewegt ... vor allem die Sternbilder sehen doch etwas anders aus, irgendwie verzerrt und die Galaxien sind alle ca. 1,5° verschoben gegenüber den Sternen der Milchstraße. Viele Messierobjekte (insb. planetarische Nebel) sind verblasst und schon vergessen, mangels neuer Nummern, hat man M27 und Co. schon ein Dutzend Mal neu vergeben. Im Orion leuchten vielleicht dann ein paar neue Riesensterne unterm schiefen Gürtel...


    Wer dann eine komplette Videosammlung der soap hat...[:D]


    Gruß

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