Kometenbahnen

  • moin,
    ich frage mich, ob die Bahnen von Kometen mit den Mitteln der Himmelsmechanik hinreichend genau berechenbar sind. Das sie es sind, weiß ich, gibt ja genug Aufsuchkarten. Wird dabei aber die Natur des Kometen berücksichtigt?
    Es ist doch so, das beim Eintritt in das innere Sonnensystem viel von dem Kram verdampft und den Kometen verlässt. Würde dadurch nicht eine Rückstoßkraft auf den Kometenkern selber wirken?


    Überträgt ein durch Verdampfung wegströmendes Molekül einen Impuls auf den Körper, von dem es hinwegdampft?


    Weiterhin würde meiner Meinung nach dagegen sprechen, dass die Verdampfung ja relativ isotropisch (?) ist, also jeder Rückstoß praktisch auf der anderen Seite kompensiert wird.


    Außerdem: Ist die Größenordnung des Rückstoßes ja relativ gering, aber es verdampft ja auch ne Menge.....


    cs
    jonny


    <font color="teal">(Topic ausgebessert von Korn. Vielleicht sucht ja einmal jemand nach Kometenbahnen...)</font id="teal">

  • Moin!


    &gt; Es ist doch so, das beim Eintritt in das innere Sonnensystem viel von dem Kram verdampft und den Kometen verlässt. Würde dadurch nicht eine Rückstoßkraft auf den Kometenkern selber wirken?


    Ja, das ist auch genau so, wie Du es vermutest. Sehr schön hat man das am periodischen Kometen Encke nachgewiesen, der nur etwa 3,3 Jahre Umlaufzeit hat.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Enckescher_Komet


    &gt; Überträgt ein durch Verdampfung wegströmendes Molekül einen Impuls auf den Körper, von dem es hinwegdampft?


    Natürlich. Die Stärke des Effekts hängt hierbei mit von der Rotationsart des Kometen ab: Periode und Orientierung (pro- oder retrograd zur Kometenbahn).

  • Erstmal Danke für die Antwort.
    Ah. Mit Jets macht des Sinn. Wenn der Materieabwurf nicht annähernd gleichmäßig über die Kometenoberfläche verteilt ist, sollten Kräft außerhalb des Gleichgewichtes auftreten. Hatte zu einfach gedacht und als Modell eine gleichmäßige Verdampfung angenommen.


    Rotation.... Hm wie ist denn das mit Kometenkernen? Rotieren sie? (müssten doch eigentlich) Und wenn ja, würde die Rotation den Schub durch die Jets nicht gleichmäßig in alle Richtungen verteilen, so das letztendlich wieder eine Art Gleichgewicht der Kräfte über die Zeit der Rotationsperiode entsteht?
    cs
    jonny

  • Moin!


    &gt; Rotation.... Hm wie ist denn das mit Kometenkernen? Rotieren sie?


    Ja.


    &gt; Und wenn ja, würde die Rotation den Schub durch die Jets nicht gleichmäßig in alle Richtungen verteilen


    Na, der "Hauptschub" entsteht auf der sonnenzugewandten Seite, auf der schattigen, abgewandten Seite läßt die Aktivität des Auswurfs nach. Somit hast du einen überwiegenden Impuls in eine Richtung, der sich mehr oder weniger stark auf die Kometenbahn auswirkt. Das nennt man auch die "nichtgravitative Effekte" bei diesen Himmelskörpern.

  • Können diese Jets nicht auch den Drehimpuls des Kometenkernes noch verstärken?
    Sublimiert werden ja nur ungefähr 12% der Oberfläche eines Kometen, habe ich mal gelesen. Und wenn dann nur eine Seite, eben die der Sonne zugewandten, sublimiert und der Komet sich eh dreht, könnte diese Sublimierung das nicht verstärken?
    Und eine Frage habe ich noch. Sind nicht auch die Sonnenwinde und elektromagnetischen Strahlen für die Koma und den Schweif verantwortlich? Wenn ja, wie genau ist ihre Wirkung; habe das immer nicht genau verstanden.

  • Der Rückstoßimpuls sollte doch aber ziemlich gering sein, wenn der Komet schon mehrmals an der Sonne vorbeiflog, oder nicht? Der soll doch um das 100fache sinken. Wäre der Effekt dann nicht ziemlich gerin?

  • &gt;ob die Bahnen von Kometen mit den Mitteln der Himmelsmechanik hinreichend genau berechenbar sind. Das sie es sind, weiß ich, gibt ja genug Aufsuchkarten. Wird dabei aber die Natur des Kometen berücksichtigt? &lt;


    Ja, man kann das berücksichtigen. Man erschlägt das bei der Berechnung durch die sog. "nichtgravitativen Parameter".
    In der Praxis gibt es verschiedene Situationen: Wenn man einen Kometen frisch entdeckt hat, hat man keine Ahnung über die Beträge der nichtgravitativen Paramter und vernachlässigt sie einfach. Für viele Zwecke wie Aufsuchekarten ist das innerhalb einer Kometensichtbarkeit ziemlich unkritisch. Bei neuen Kometen und langperiodischen (bei denen man ja auch oft einfach mit Parbelbahnen rechnet) wird sowas einfach ignoriert.


    Interessant wird das aber bei periodischen Kometen. Hier wirkt sich das meist dadurch aus, dass sich die Perihelzeit des Kometen verschiebt, also der Komet bei der nächsten Wiederkehr etwas verfrüht oder verspätet erscheint. Ab der 2. beobachteten Wiederkehr eines solchen Kometen kann man dann die nichtgravitativen Parameter berechnen und sie weiter verbessern, was hinfort bei der Vorhersage der kommenden Wiederkehren hilft.


    Die nichtgravitativen Parameter sind oft einigermaßen konstant, aber natuerlich können sie sich auch mit Zeit aendern. Ausbrüche oder andere erratische Ereignisse können sie auch sprunghaft ändern.


    Mike Kretlow hat mal eine nette Zusammenfassung über die dazugehörige Theorie geschrieben:
    http://astro1.physik.uni-siege…/mike/mystuff/MKR-NGK.pdf


    Hoffe das hilft


    Hartwig

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