60/700 Refraktor - Was ist möglich?

  • Guten Tag zusammen.


    Vor ungefähr drei Wochen habe ich in einer sternenklaren Sommernacht meine Faszination für die Himmelsbeobachtung nach circa 13 Jahren wiederentdeckt. Zunächst habe ich meine Kenntnisse über die verschiedenen Sternbilder wieder aufgefrischt, indem ich Sternkarten und das Programm Stellarium benutzt habe. Nach kurzer Zeit konnte ich mich wieder völlig frei am Himmel zurechtfinden. Davon begeistert habe ich mein altes Teleskop vom Speicher geholt. Vor über 12 Jahren bekam ich einen 60/700 Refraktor geschenkt: ein Revue Astronomical Telescope. Achromatic Coated Lens. Habe es eben bei Ebay entdeckt, hier ein Bild aus einer Auktion: http://www.bilder-hochladen.net/files/cdw4-1.jpg. An meinem Teleskop ist zum Glück eine Verlängerung zur azimutalen Einstellung montiert.



    Leider ist an meinem Teleskop der Sucher beschädigt. Ein Gewinde ist gebrochen, weshalb das Suchobjektiv schief sitzt und folglich das Bild aus Sucher und Hauptobjektiv nicht übereinstimmen. Selbst der im Sucher zentrierte Mond erscheint nicht über das Hauptobjektiv.
    Dennoch ist eine ungefähre Anvisierung möglich.


    Von der ungefähren Jupitergegend ausgehend habe ich mich mit einem 20mm Objektiv an den Jupiter herangetastet. Am wichtigsten hierbei war nach der langen Zeit, wieder die absolut notwendinge Sensibilität bei der Seiten- und Höhenverstellung zu beachten.
    Wenn Jupiter einmal zentriert ist, kann ich durch ein 6mm Okular die vier Monde als ausgezeichnet klare Punkte erkennen. Der Planet selbst erscheint als helle Scheibe, auf der ich zwar ziemlich fein, dennoch gut sichtbar zwei Streifen erkennen kann.



    Mein Anliegen:


    Könnte mir jemand Objekte empfehlen, die ich mit meinem Teleskop beobachten kann? Noch einmal: 60/700 Refraktor. Drei Objektive mit 20mm, 12mm und 6mm.
    Ich habe mir mit einem Plugin für Stellarium ein Teleskop das meinen Einstellungen entspricht konfiguriert um herauszufinden, welche Objekte durch mein Teleskop sichtbar sind. Jedoch glaube ich, ist diese Methode nicht wirklich erkenntnisbringend, da Stellarium Bilder von Sternhaufen usw. vergrößert. Weiter habe ich in der Astrotreff Fotogalerie einiger Bilder von vergleichsweise schwachen Teleskopen angeschaut, jedoch nur Jupiterbeobachtungen gefunden.
    Ich würde gerne wissen, welche Objekte für mein Teleskop (einigermaßen gut sichtbar) erreichbar sind.
    Ich habe mir aus der Einsteigerteleskop-Liste von http://www.deepsky-datenbank.de diese Objekte herausgesucht: M 13, M32 und M92. Auf Grund von schlechtem Wetter konnte ich jedoch noch keine Beobachtung durchführen.


    Welche Objekte sind für mein Teleskop empfehlenswert? Wo liegen ca. die Grenzen bei der Beobachtung durch mein altes Versandhausteleskop (vermute es, da es ein Kommuniongeschenk eines Nachbarn war)? Werden Galaxien oder ähnliches nur als besserer Fleck erscheinen oder darf ich auf mehr hoffen?


    Vielen Dank im Voraus.

  • Hi,


    bei Galaxien darfst du nicht zu viel erwarten, das werden bei der Größe immer nur Matschflecken bleiben. Das macht aber nich, denn viele sind auch in größeren Teleskopen Matschflecken, es kommt mehr drauf an, die überhaupt zu sehen (meine Meinung jedenfalls). Eine dankbare Galaxie wäre aber da noch M31, die Andromedagalaxie. Im Winter solltest du mal den Orionnebel M42 probieren, der ist auch schön.


    Besorg dir am besten den Atlas für Himmelsbeobachter von Erich Karkoschka, da sieht du dann auf einen Blick, was für dein Teleskop geeignet ist und was nicht. Ist ganz hilfreich und auch nicht so teuer.


    Die Teile, die du Objektive nennst heißen übrigens Okulare, das Objetiv ist die Linse vorne, wo das Licht reingeht.


    Gruß und CS


    Stefanie

  • Hallo Kepheus,


    ein 60/700er Refraktor ist natuerlich in seiner Leistung etwas begrenzt. Allerdings sind gerade die aelteren Modelle fuer einiges brauchbar, waehrend die modernen 60/700er in der Regel lieblos zusammengeschustert und aufgrund der wackligen Plastikverbindungen eher unbrauchbar sind.


    Ich habe selbst Jahre mit einem Tasco 9T 60/700mm verbracht und sogar Mondfotografie damit durchgezogen.


    Visuell mal eine Zusammenstellung:


    Mond - hier zeigt eigentlich fast jedes Instrument eine Fuelle. Insbesondere bei Halbmond gibts eine Menge Krater und Gebirge ...


    Saturn: Ring ist erkennbar, allerdings ist Saturn derzeit nicht sichtbar und die Ringe sind nahe ihrer Kantenstellung.


    Jupiter: Wie bereits von Dir beschrieben, die beiden Aequatorialbaender und die Monde.


    Mars: Kleine roetliche Scheibe mit wenigen Details, evtl. Polkappen.


    Venus: Sichelgestalt.


    Merkur: Eventuell Andeutung einer Sichel.


    Zum Deepsky: Hier ist das Hauptproblem, dass die meisten alten Okulare flaue Bilder geben und kein grosses Gesichtsfeld haben. Dennoch sind die hellsten Objekte in Deiner Reichweite.


    Offene Haufen: Praesepe (M44) im Krebs, Plejaden im Stier, h+x im Perseus.


    Kugelsternhaufen: M13 erscheint als mattes Scheibchen.


    Planetarische Nebel: Ringnebel M57 in der Leier ist mattes Scheibchen, Hantelnebel M27 laesst die zweigeteilte Struktur erahnen.


    Gasnebel: Vor allem der Orionnebel ist leicht auffindbar und zeigt die Trapezsterne. Je nach Horizontsicht und Lichtverhaeltnissen ist auch in der Milchstrassenregion vom Adler zum Schuetzen einiges an Nebeln sichtbar (M17, M8, M20).


    Galaxien: M31 als Ellipse (strukturlos), viele andere Galaxien sind feine Wattebaeuschchen ohne Details. Die Kantenlage von M82 sollte aber erkennbar sein.


    Sonne: Mit geeignetem Objektivfilter oder in Projektion sind Flecken erkennbar. Vorsicht: Okular-Einschraubfilter koennen platzen und unerwartet das fuer das Auge gefaehrlich intensive, gebuendelte Sonnenlicht durchlassen. Falls Dich die Sonne interessiert, lieber vorher extra Rat holen (Bau eines Folienfilters).

  • Hallo (Name?),


    willkommen hier auf Astrotreff.


    Es gab erst eine andere ähnliche Anfrage http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=90880


    Da ging es in erster Linie um Jupiter, den hast du ja schon.


    Andere Objekte- Stellarium hast du ja schon gezogen- such mal nach den Kugelsternhaufen und den offenen Sternhaufen. M13, M92, M56, Ringnebel M57, Doppelsternaufen NGC 848/869


    Gerade Kugelsternhaufen oder offene Haufen sind wohl für die kleine Röhre noch gut machbar- mit dem 20mm Okular versuchen ob du dabei einen "unscharfen" Stern findest, den mittig bringen und dann höher vergrößern. Dann könnte es auch trotz des schief sitzenden Sucher klappen


    Gruß
    stefan

  • Hallo [hier könnte Dein Name stehen].


    Willkommen im Astrotreff. Ein 60/700mm Refrantor, sofern *wirklich gut* gebaut (und das sind in dieser Preisklasse die wenigsten) kann für Beobachtungen des Mondes und der Planeten schon ziemlich Spass machen. Aber Dein Gerät bringt wahrscheinlich mehr Frust als Beobachtungsgenuss. Gründe hierfür sind mannigfaltig, z.b:


    - die Stabilität der Gabelmontierung ist grauselig!
    (Zittern, Rückschwingen, Ruckeln bei der Nachführung, das Ding ist eigentlich überhaupt nicht benutzbar!


    (Btw: auf dem verlinkten Bild, das hab'ich in der Bucht auch schon gesehen, ist das Teleskop verkehrtrum in die Gabelmontierung eingebaut: die Gabel müsste zum Einblick gekippt sein, nicht "nach forne"! So eingebaut, ist es absolut unmöglich, das Teleskop Richtung Himmel zu schwenken! Also rate mal, wie oft der Verkäufer dieses Teleskop benutzt hat!??)


    - der Okularauszug und das okularseitige Zbh wird wahrscheinlich 0,96" (knapp 24mm) Steckmass haben. Dieser Standard ist seit einigen Jahren "überholt", neu haben Okularauszüge 1,25" oder 2" Steckmass.


    - die Okulare dürften wahrscheinlich aus Voll-Plastik sein, K oder R oder SR (das deutet auf die Bauart/Linsenanordnung hin)


    - der Sucher hat seinen Namen wohl auch verdient - Suchen statt finden.
    Mit modernen Suchern (die heissen dann "Finder") ist das umgekehrt.


    Mein Tipp: das Ding ist kein Einsteigerteleskop, sondern ein Aussteigerteleskop. Das beste/wertvollste daran ist wahrscheinlich das Objektiv (mit Fassung), es dürfte hier im Gebrauchtmarkt vielleicht 10...20.- Euros bringen. Alles andere an dem Teleskop ist Sperrmüll! Vielleicht hast Du in Deiner Bekanntschaft einen Hobby-Maler und kannst aus dem 3-bein eine leichte Staffelei basteln - und aus dem Rohr einen Tunnel für den Hamster der Tochter. Aber Himmelsbeobachtung damit bringt eigentlich nur frust.


    Wenn Du wirklich in's Hobby einsteigen willst, brauchst Du


    - erst mal Geduld. Keine Sorge: die Sterne laufen Dir nicht davon!


    - dann etwas theoretisches Wissen. Guck'mal deepsky-brothers.de oder binoviewer.at oder die hier sonst so empfohlenen Informationsseiten. Generell das LEsen von "Einsteigerthreads" hier im Forum bringt wertvolle Informationen.


    - dann (idealerweise) Kontakt zu erfahrenen Sternenfreunden aus der Umgebung. Ganz genial wäre der Besuch eines Teleskoptreffens. Keine Sorge, wir Astros beissen nicht (mir ist jedenfalls kein Fall bekannt). Da kannst Du dann so'n Teil mal live sehen und durchgucken.


    - dann wieder etwas Geduld


    - und dann erst ein eigenes Teleskop, ein anständiges Einsteigerteleskop.


    Das kann dann je nach Budget ein Lidlscope sein (a.k.a. Skylux 70/700; im Vergleich zu Deinem schon ein überdeutlicher Fortschritt!) oder ein kleiner Newton (114/900mm) oder ein grösserer Newton (6" Klasse) mit entsprechend dimensionierter Montierung, oder ein Dobson - oder.


    GANZ WICHTIGER TIPP: Überstürze nichts mit einem voreiligen Teleskopkauf! Die Chance. dass sich das "vermeindliche Schnäppchen" wenig später als totaler Fehlkauf rausstellt, ist sehr gross!


    Ich ziehe gerne die Paralelle zu den Autos: einen Geländewagen von einem Strassenflitzer oder einer Luxuskarrosse zu unterscheiden, das kannst Du wahrscheinlich - und könntest auch ein für Dich passendes Modell auswählen.
    Bei Teleskopen gibt's auch solche Unterschiede, aber die kennst Du (noch) nicht.




    P.s. Was Du aber mal kaufen kannst - früher oder Säter wird's eh nötig - ist etwas Literatur! "DeepSky-Reiseführer" (Ronald Stojan) und/oder "Atlas für Himmelsbeobachter" (Erich Karkoschka) ist absolute Pflichtlektüre! Auch der "Fernrohrführerschein in 4 Schritten" ist sicher zu Beginn sehr aufschlussreich. Vielleicht findest Du ja (um das Budget zu schonen) irgendwo ein gebrauchtes Exemplar.


    Noch was: Hast Du (oder Dein Vater, Schwiegervater, Schwager, Onkel oder sonstwer) ein anständiges Fernglas? 7x50 oder 8x40 oder 10x50 oder sowas; nicht über 10x und nicht unter 40mm.
    Bei vielen Onkeln oder Schwiegervätern hängt irgendwo im Schrank ein älteres Steiner oder Zeiss Dienstglas...
    Damit könntest Du bereits erste Objekte am Nachthimmel erkunden. Unter gutem (dunklem!) Nachthimmel mit einem brauchbaren Fernglas kann man schon ettliche Objekte ausfindig machen; manche Objekte (z.B. M45, die Plejaden) kommen im guten Fernglas besser als in vielen Teleskopen![:D])



    Viel Spass mit dem frisch wiederentdeckten Hobby!

  • Danke für Eure Antworten!


    Jetzt habe ich schon eine Menge an Objekten, die ich mal versuchen kann vor die Linse zu bekommen.
    Danke an Steff für den Hinweis auf meinen Objektiv/Okular Fehler und für den Buchtipp. War eben schon deswegen unterwegs. Leider war das letzte Exemplar vergriffen. Bis amazon liefert wird mir hoffentlich Stellarium in Verbindung mit Taki's 6.5m Atlas helfen.
    Dem Rest vielen Dank für die Aufzählung der Objekte und die Hinweise. Die beiden Linktipps sind auch sehr gut.


    Danke.

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