Altersangaben von Sternen

  • Folgende Frage ist mir in den Sinn gekommen.
    Häufig ist bei Dokus die Rede vom Alter von Sternen bzw. Galaxien.
    Bezieht sich diese Altersangabe auf das Licht, was wir von der Erde aus durch das Teleskop sehen können?
    Oder wird errechnent, wie alt das Objekt tatsächlich ist?


    Vielen Dank für die Antworten

  • Hallo Daniel,


    erstmal willkommen hier im Astrotreff[:)]


    gemeint ist normalerweise schon das wirkliche Alter des Objektes - und zwar zu dem Zeitpunkt als das Licht ausgesandt wurde, das wir sehen.


    Die meisten Altersbestimmungen in der Astronomie sind sehr unsicher. Einigermaßen gut geht es mit den Körpern in unserem Sonnensystem, und dem Alter ihrer Oberflächenstrukturen. Da kann man zum beispiel nach der Kraterzählmethode vorgehen.


    Das Alter eines Sterns zu bestimmen, wird schon schwieriger. Bei jungen, gerade erst geborenen Sternen kann man es aus ihrem Aussehen und ihren Spektren ableiten, ob sie noch von einer Scheibe umgeben sind, daraus folgt, ob sie nur eine oder gleich 10 Millionen Jahre alt sind. Schwieriger wird es bei alten Sternen. Da kann man versuchen, sie anhand ihres Spektrums einem Modell der Sternentwicklung zuzuordnen, aber das ist sehr, sehr unsicher. Generell gilt aber: Sterne, die mehrfach "recycled" sind - also Sterne die aus Material entstanden sind, das vorher schonmal in einem Stern früherer Generation enthalten war, der zu einer Supernova wurde - enthalten mehr schwere Elemente wie Eisen, so daß sich as wieder aus den Spektren ableiten läßt.


    Bei Galaxien ist die Entfernung ein Hinweis auf das Alter, und hier kommt dann bei weiter entfernten Galaxien tatsächlich die Lichtlaufzeit bis zu uns zum tragen. Denn eine sehr, sehr weit entfernte Galaxie war zum Zeitpunkt des Aussendens des Lichtes noch sehr jung, das Licht war ja eben solange unterwegs.


    Viele Grüße,
    Caro

  • Hallo Daniel,
    meist ergibt sich das aus dem Kontext, was nun gemeint ist. Geht es z.B. um einzelne Sonnen, deren Spektrum, Leuchtkraft, Plaentenentstehung etc. dann meint man das Alter seit ihrer Entstehung.


    Geht es dagegen um ganz weit entfernte Objekte (z.B. Quasare) und um kosmologische Fragen (wie groß, wie geformt, wie alt ist das Universum) dann sind Alter und Entfernung gleichbedeutend, denn man blickt quasi in die Vergangenheit zurück. Dass man das überhaupt einschätzen kann, liegt an der sog. "Rotverschiebung", eine Verzerrung des Lichtes über ganz große Entfernungen, die man im Spektrum sehen kann und die Rückschlüsse auf die Laufzeit des Lichtes (und damit die Entfernung) zulässt. Diese Verzerrung wird umso stärker je länger das Licht im All unterwegs war und damit je weiter die Lichtquelle von uns entfernt ist. Und aus diesen beobachteten Verzerrungen hat man umgekehrt ausgerechnet, dass unser Universum genau 13,7 Mrd. Jahre alt sind. Solche Beobachtungen wollen also Dinge aus dem ganz "jungen" Universum sehen.


    Stell Dir z.B. einen Spiegel in 20 LJ Entfernung vor, der die Streustrahlung aller Fernsehsender hier auf der Erde wieder zurück zur Erde reflektiert (eine Art Echo). Dann könnten wir jetzt die LIVE-Bilder der Mondlandung 1969 im Fernsehen nochmal sehen. [:D]


    Gruß

  • Hi,
    in der Milchstrasse sind in vielen Fällen die Lichtlaufzeiten (~tausende von Jahren) so viel kleiner als die Ungenauigkeiten in der Altersbestimmung, dass es keinen Unterschied macht. Es gibt Ausnahmen, z.B. sehr junge Objeke oder sehr instabile. Eigentlich müsste man sauberer formulieren "war so und so alt als das Licht das wir nun beobachten ausgesandt wurde" -> klingt gestelzt, macht man deshalb oft nicht.
    Bei extragalaktischen Objekten sind die Lichtlaufzeiten länger, manchmal ein guter Teil des Alters des Universums. Dennoch bedient man sich wie oben oft des "unsauberen" Ausdrucks ("mit HST sucht man nach dem Licht sehr junger Galaxien bei hohen Rotverschiebungen" -> heute sind diese Galaxien ganz und garnichtmehr jung, aber der lesende Astronom schlägt das halt gedanklich drauf, wofür es in der Relativitätstheorie sogar gute Gründe gibt).
    Viele grüsse,
    DK

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