Schleif- und Poliermaschine Typ "Zeiss"

  • Hallo,


    Seit mehreren Jahren habe ich ein Drehteller mit 0,75 kW Motor, Getriebe und Variator, läuft 4-20 1/min. Jetzt baue ich dazu zwei Oberarmen mit Getriebemotoren (0,12 kW) und Frequenzumrichter. Mit der Maschine kann danach hoffentlich auch polieren. Hängt sicherlich viel daran ob ich es alles genugend steif und stabil zusammen kriege. Die Rahmen der Maschine sind hauptsächlich aus Holz (2"x4").


    Mit der Maschine soll man dann mehrere Art von Polierschwung machen können. Besonders interessiere ich mich an die alten "Zeiss"-Maschinen womit man in der vergangenen Jahren viele hochwertige Optiken hergestellt hat. Vom "Zeiss"-Museum habe ich einen ganz netten Angebot bekommen seinen Archiv zu besuchen. Aber kennt Ihr ATM-Kollegen einen schnellern Weg zu einen Betriebshandbuch oder etwas ähnliches von diesem Typ von Maschinen?


    Nette Grusse, Antti

  • Hallo,


    ich bin auch gerade dabei, mir eine recht große Maschine zu bauen. Sie ist in ihrem Ausehen und der Arbeitsweise der HM 1 von Zeiss sehr ähnlich, nur ein wenig größer. Im Unterschied zur HM 1 hat meine Masch. aber 2 Exenter, was bei der Fertigung von Optiken mit großen Durchmessern manchmal günstiger ist. Von der Kinematik her ist eine Hebelmasch. nichts besonderes. Wichtig beim Bau ist, das nichts irgendwie schwingen kann, weshalb die HM 1, an der ich mal gearbeitet habe auch sehr stabil gebaut war. So bestand der Stahlrahmen aus 10 cm Profileisen. Auch sollten die Exenter eine Schwungmasse besitzen, um einen gleichmäßigen und ruhigen Lauf zu garantieren. Genügend Motorleistung ist auch nicht schlecht. Die HM 1 hatte glaube ich über ein kW Leistung eingebaut. Bei meiner Masch. hat die Spindel 550 W und die beiden Exenter je 370 W Leistung. Zusätzlich zu den Frequenzumrichtern erhält jede der 3 Wellen noch ein Zahnriemengetreibe mit den Übersetzungen von 2:1, 1:1 und 1:2, so dass ich in der Drehzahl recht flexibel bin. Die Gestänge kann man sehr vorteilhaft aus Teleskopstangen machen. So kann man z.B. problemlos einen Überhang einstellen oder nur bestimmte Zonen bearbeiten. Bei der HM 1 hatten die Stangen ca. 4 cm Durchmesser.
    Bei meiner Masch. habe ich den Rahmen aus 4*6 cm Kastenprofil gefertigt. Die Welle für die Spindel hat 12 cm Durchm., die der beiden Exenter 7,5 cm Durchmesser. Da schwingt hoffendlich nichts. Und durchbiegen wird sich da auch nicht viel.
    Zu Zeit sind die Zahrriemengetriebe und die Exenterscheiben mit den T-Nuten, die noch gefräst werden müssen, in Arbeit.
    Die Teleskopstangen für die Gestänge sowie die Arbeitsplatte habe ich schon fast fertig.


    MfG Thomas (VdS Mat. zetrale)

  • Hallo Antti,
    wir haben in der Walter-Hohmann-Sternwarte in Essen (Ruhrgebiet)
    seit 1979 zwei Zeiss-Maschinen. Damals ist diese
    Maschinen-Generation durch modernere ersetzt worden.
    Beide funktionieren problemlos, die schon vorsorglich besorgten
    neuen Keilriemen warten auch schon einige Jahre auf ihren Einsatz.
    Momentan parabolisiere ich einen 203mm/f5-Spiegel. Habe mir vorgenommen,
    mit der Maschine nicht "nur" zu schleifen.
    Ein Bild :

    -
    Viele Gruesse,
    Axel

  • Hallo,
    Meine Maschine gibt es hier zu sehen:
    http://marty-atm.de/schleifmaschine.htm
    Ich hab sie inzwischen so modifiziert dass auch der Exzenter über einen eigenen Motor angetrieben wird.
    Die Drehzahlen kann ich getrennt mit zwei Frequenzumrichtern einstellen. Ich kann bis zu 50 cm Durchmesser bearbeiten. Größer will ich sowieso nicht zuliebe meines Rückens!
    Grüße marty

  • Hallo,


    Danke fur Eure Antworten. Ich habe im Buch "Advanced Telescope Making Techniques"(Vol. 2 Mechanical) von Allan Mackintosh uber dem Prinzip von Zeiss-Maschine gelesen und auch zu den Gedanken gekommen, dass mit dem Prinzip muss man paraboloisieren können, wenn maschinell uberhaupt. Ich bin hauptsächlich interessiert darum ob die Optikern die mit den Maschinen gearbeitet haben schon gewisse Regeln zum Sphäre, Parabel... erfahren haben oder muss man einfach das alles probieren. Mir ist auch kein "Poliersimulator" bekannt der den Effekt mit zwei Exzentern rechnen kann.


    Gruss, Antti

  • Hallo Antti und Martin,


    als ich meinen Selbstschliff plante, hab ich darüber
    nachgedacht, ob die Maschine, die den Grob/Feinschliff
    erledigt, auch für die Parabolisierung einsetzbar ist.


    Blauäugig, wie ich war, dachte ich : Wenn die Zeiss-Leute
    ihre ja nicht ganz so schlechten Optiken (vor 1979)
    professionell mit der oben vorgestellten Maschine angefertigt
    haben - dann reichts ja wohl für einen Anfänger wie mich.


    Sowohl zum Schleifen als auch wichtiger zum Parabolisieren.
    Ein Vor/Nach-teil eines Maschinen-Schliffs liegt in seiner
    Regelmässigkeit.
    Insofern würde ich mir für unsere Maschine eine zufallsgesteuerte
    Klein-Verstellung ala Martin wünschen. Ich hab per Hand
    alle 5min die Strichlänge/Überhang leicht geändert.
    Man lernt die Maschine zu bedienen, genauso wie ein Handschleifer,
    der sich an seine Striche gewöhnt - und an deren Auswirkungen.
    Kommt ja auch auf die Form des Tools an, Temperatur etc.


    Viele Grüße,
    Axel

  • Hallo Axel,


    um ein laufendes Anhalten und Verstellen der Maschine zu vermeiden, hat meine Maschine den zweiten Exenter. Der läuft relativ langsam und zieht das Gestänge langsam über der Spiegelfläche hin und her, so dass W-Strich entstehen. Eventuelle systematische Polierfehler werden so über eine große Fläche verteilt und fallen dann nicht mehr so stark ins Gewicht. Ausgeprägte Schießscheibenstrukturen habe ich deshalb fast gar nicht.
    Die Maschine nehme ich auch zum "Vorparabolisieren", also zum Erzeugen der Höhlung. Die Feinheiten mache ich nach wie vor per Hand, zumal dann die Polierzeiten oft nur noch im Minutenbereich liegen und ich so auch merke, wie die Polierschale greift.


    MfG Thomas

  • Hallo zusammen,


    in den deutschen Foren treiben sich sehr wenige Maschinenschleifer herum, aber es gibt bei den Amis zwei Yahoo-Groups.
    Das eine ist die Zambuto-Mirror-Group:
    http://tech.groups.yahoo.com/group/zambutomirrorgroup
    Und die andere die Mirrormatic-Group von Dennis Resch:
    http://tech.groups.yahoo.com/group/Mirror-O-Matic/
    Die Links werden nicht sofort funktionieren, man muss sich zunächst bei Yahoo anmelden und einloggen.


    Diese Anleitung von Dennis Resch finde ich ausgezeichnet, sie bezieht sich auf die Mirror-Matic Maschine, also mit einem Excenter:
    http://www.mirror-o-matic.com/Mirror-Operations-5-2-5.html


    Ich habe bisher noch keinen Spiegel mit der Maschine parabolisiert, weil mir nicht klar war wie das funktioniert, werde das aber demnächst probieren. Bisher habe ich nur drei praktische Beispiele gefunden, der Sinn eines solchen Planes wird natürlich klar wenn man eine ganze Serie von gleichartigen Spiegel fertigen möchte:
    http://tech.groups.yahoo.com/g…or%20Figuring%20Examples/


    Darin ist ein Beispiel für einen 12" f/5.6, der ist nach 9 Mess-Zyklen (!!) fertig, absolut perfekt, übrigens mit einer Maschine mit einem Excenter.


    Jetzt wage ich einmal über die Zeiss-Maschine zu spekulieren. Angenommen man hätte eine Serie von 100 Stück 12" f/5. Da würde einem sofort aufallen was denn die meiste menschliche Zeit kostet, das ist eindeutig das Messen und Handling beim Parabolisieren. Also nimmt man sich so einen Spiegel und tüftelt einen Plan aus der mit möglichst wenig Messzyklen auskommt. Am besten ein Teil der Spiegel kann vom Messtisch sofort in die Vakuumkammer fallen. Für so einen Plan kann man gern Monate vergeigen, das holt man alles wieder raus. Ich könnte mir nun gut vorstelen, das die zwei Excenter der Zeiss-Maschine in der Lage sind dieses Kunststück zu vollbringen.


    Ich bin bisher ganz ohne Excenter ausgekommen und werde mir eher eine zweite Maschine für das Auspolieren bauen, auch ohne Excenter, und am besten noch eine dritte für das Parabolisieren, diese dann mit einem Excenter. Aber soviele Spiegel brauch ich dann auch nicht, daß sich das lohnt. Also bleibst bei einer.
    Zum Maschinen-Schleifen ist immer wieder das Vorurteil mit den schlimmen Zonen zu lesen. Also beim Schleifen kann das eigentlich nicht passieren, wenn die nächstfeinere Körnung passt, *muss* es eine relativ genaue Sphäre sein. Habe ich jetzt selbst ausprobiert, Sprung von 40my auf 9my, dann auf 3my, ohne Probleme, das würde sofort klemmen wenn das nicht sphärisch wäre.
    Beim auspolieren gibt es Zonen, aber das liegt bei mir an der Pechhaut, die hat riesen Abstände zwischen den Pechquadraten damit ich die nicht nachschneiden und pflegen muss, das ist nämlich extrem lästige Arbeit. Trotzdem verschwinden diese Zonen nach kurzer Zeit, nach 30 Min parabolisieren sind die restlos verschwunden. Mit einer engen Pechhaut und schrittweiser Variation des Überhangs gibt es überhaupt keine Zonen mehr. Auf diese Weise habe ich voriges Jahr den Rand eines 18" "runtergezogen", spart einiges an Mitte-Aushöhlen.
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=73351


    Für mich liegt der Sinn einer Maschine für unsereiner darin, daß man die lästige, langweilige, monotone Arbeit deligieren kann. Mittlerweile kann meine Maschine 25-30 Minuten ohne Aufsicht Feinschleifen oder Polieren, das ist eine Zeitspanne die man anderweitig sinnvoll nutzen kann.
    Mein letztes Werk ist eine 21" Ross-Null Linse, ist nicht 100% gelungen, aber ohne Maschine wäre das unmöglich gewesen:
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=88424


    Viele Grüße
    Kai

  • Hallo Alle,


    und Vielen Dank fur Eure Antworten und Gedanken.


    Handschleifen und -polieren ist mir bekannt - nach einigen Spiegeln und mehreren Jahren ist es schon ein wenig langweilig und man möchte möglichst schnell zu dem spannenden Teil, Messen und Korregieren, kommen. Ich möchte auch zu Linsenfertigung erweitern und dann hat man so viele Flächen zu polieren...


    Die Maschine ist bald fertig. Es hat einige Stunden genommen das alles zusammenzukriegen (eigentlich musste ich nur mein altes Drehteller mit den zwei Excentern nachrusten). Ich habe die zwei Getriebemotoren und ein FU von ATM-Kollegen billig bekommen und fast alles anderes in Schrottcontainern gefunden. Im Anfang wird ein Excenter mit festem Drehzahl 15 r/min laufen, der zweite kann man zwischen 3-60 r/min verstellen. Drehteller läuft 4-20 r/min. Hub von den Excentern ist von 0 bis 400 mm zu verstellen.


    Ich glaube auch dass die zwei Excentern und Drehzahlregelung mussen immer die Herstellung von Zonenfreien Kurven ermöglichen - das werde ich später erfahren. Ich habe mir als Beispiel vorgestellt, dass das klassische W-Strich lässt sich einfach mit 1/3 Hub in einem und 1/8 Hub in dem anderen zu ersetzen.


    Nette Grusse, Antti

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