Ross Null Test

  • Hallo Zusammen,


    vor einiger Zeit bin ich über diesen Thread gestolpert:
    http://astro.umsystem.edu/atm/ARCHIVES/AUG04/msg00305.html bzw.
    http://astro.umsystem.edu/atm/ARCHIVES/AUG04/msg00335.html


    Beim Ross Null Test kommt zwischen Spiegel und Foucault-Tester eine Linse. Beim richtigen Abstand Spiegel-Linse erscheint die Parabel dann "flach".


    Doch woher die Linse nehmen?
    Der Vorschlag von Ric Rokosz ist, einfach das Glas-Tool zu dafür zu missbrauchen. Viola! Klingt etwas nach Münchhausen, der sich selbst aus dem Sumpf zieht, aber die Krümmung der Plankonvex-Linse würde passen. Und so eine Linse reicht auch noch für den Test größerer Spiegel, fast doppelt so groß ist drin - beim gleichen Öffnugsverhältnis!
    Falls das klappt hätte man sein ATM Leben damit ausgesorgt.


    Das Programm zum Berechnen des richtigen Abstandes gibt es hier:
    http://astro.umsystem.edu/atm/ARCHIVES/APR05/msg00209.html
    Die XP Version funktioniert bei mir nicht, die DOS Version ist aber völlig ausreichend und funktioniert auch im Batch-Modus wenn man die Input Daten in Files aufbewahrt. Interaktiv ist etwas nervig. Geht auch gut mit DOS Emulator in Linux.


    Also gesagt, getan.
    Wohlwissend, daß Floatglas inhomogen sein kann.
    Und daß der Test der Linse selbst evtl schwierig bis unmöglich wird.
    Um es vorweg zu nehmen, es hat weinigstens halb funktioniert, aber ich habe viel dabei gelernt, besonders im Umgang mit der Schleifmaschine!


    Da ist sie, 21", knapp 18mm dick, 9mm am Rand. ROC der Konvex-Seite circa 2m. (Muss man natürlich mit einem Sphärometer so genau wie möglich bestimmen)

    Hier der erste Versuch. Die Aufstellung und Ausrichtung geht noch mit hinstellen und zurechtruckeln, relativ bequem. Keine Feinmechanik erforderlich. Die Linse steht hier näher am Spiegel als am Tester! Der einzig Wichtige Abstand ist Spiegel-Linse, der Abstand Linse-Tester ergibt sich von selbst, wie beim normalen Foucault-Test auch.

    Die entspannte Geometrie kommt durch die geringe Brechkraft der Linse zustande:

    Das erste Foucault-Bild. Es ist nur ein 18", die Linse wird nur teilweise genutzt. Größeres ist in Arbeit, wer hätte es gedacht, es werden 21", berichte sobald Zeit und Muße.
    Man sieht sehr schön die Schlieren im Glas. Der helle Punkt und der Halbmond-Reflex im Zentrum sind von der Linse. Sie zeigen die Justage. Die Linse steht hier einen Hauch zu tief, oder zu hoch.
    Die beiden Zonen bei 25% und 50% sind auch von der Linse. Das ist weniger schön. Werde die noch etwas abschwächen, möchte aber die Gesamtform der Linse nicht zerstören bevor ich nicht genau weiß was ich tue. Und dann sieht man den äußeren Rand etwas hochgezogen, bevor er in die Tiefe pfeifft. Das passt sehr schön, so isser wirklich der Spiegel.


    (Die Linse kann man als eine Art Mangin Foucaultieren, da sieht man die beiden Zonen im Zentrum auch deutlich, vermutlich sind sie auf der Konvex-Seite stärker. Aber sie überlagern sich natürlich, schwieriger Fall!)

    Und zum Vergleich ein simuliertes Foucault (OpenFringe) vom Spiegel, der Rand passt eigentlich gnz gut.

    Leider habe ich durch einen Fehler beim abschließenden Glätten einen Asti fabriziert. Ja, wirklich in der Linse, er dreht mit. Das ist jetzt für Foucault nicht schlimm wenn man die Linse in eine der Hauptachsen aufstellt, aber für einen Labor-Sterntest taugt die Linse leider nicht. Aufnahme mit Okular effektiv 2,7mm


    Das schöne an einer Linse ist aber, sie ist billig und man kann die bei Bedarf und gestiegenem Können immer mal nachbessern. Es gibt kein "Fertig ---> jetzt verpiegeln".
    Und so werde ich jetzt versuchen das Teil zu benutzen und Erfahrungen sammeln. Pläne für eine ordentlich genaue 8" Linse ohne Asti mit einem präzisem Justierrahmen schwirren auch schon in meinem Kopf rum.
    An Hinweise zu Herstellung und Test bin ich interessiert. Ist irgendwie nicht so einfach so eine Linse mit zwei Seiten...


    Fazit: 21" ist etwas groß geraten, aber so 12"-14" wäre gut beherrschbar und als 19mm Tool auch stabil genug für eine kombinierte Linsen-Spiegelschleifaktion. Den Spiegel muss man so schnell wie möglich planen, also am besten gleich unter f/4. Dann ist die Linse für größere Spiegel gut zu gebrauchen.
    Schleifen bis 3my oder noch feiner könnte den Polieraufwand weiter senken und die Genauigkeit ohne Test steigern.


    Viele Grüße
    Kai

  • Hallo,
    Gute Idee das Tool als Linse zu verwenden.
    Ich bin einen anderen Weg gegangen: Anstelle des Ross-0-Testes habe ich den Dall-0-Test verwendet. Als Linse verwende ich einen Achromaten aus einem Feldstecher. Ich benutze alledings den Test nicht um die Korrektur zu überprüfen, dazu reicht der Zonentest völlig aus. Der normale Foucaulttest zeigt aber kaum noch Oberflächendetails, weil die Parabel dazu zu steil ist. Man sieht nur noch schwarz und weiss, keine leichten Zonen oder Oberflächenstörungen mehr. Die Kompensation der Parabel durch die Linse führt dazu dass man auch feine Oberflächenfehler wieder erkennen und korrigieren kann. Für die Beurteilung der Gesammtkorrektur ist mir der Test zu unpräzise. Wie beim Hubble kann man durch leichte Veränderungen der Position der Korrekturlinse eine perfekte Korrektur vortäuschen obgleich noch größere Abweichungen vorhanden sind.
    Grüße Martin

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