Hallo Freunde,
wenn man den Winter über in Spanien sein kann, bieten sich ungeahnte Möglichkeiten
unter angenehmen klimatischen Verhältnissen auf Planetary-Jagd zu gehen.
Hier ein paar Beobachtungen in den ersten Tagen des neuen Jahres, am 2. und am 5.Januar.
Mit dabei und natürlich ganz wichtig: mein 18-Zoll ultralight-Klose-Dobson.
Das ist der mit dem extrem dünnen Spiegel, vom Roland auf höchste Präzision getrimmt.
Da der Mond erst nach Mitternacht untergeht, ist die Spätschicht dran.
Erst nach dem Nachtjournal geht es los Richung Confrides, meinem bevorzugten Spechtelplatz im Hinterland.
Dort in 950 m Höhe bieten sich bei +4° gute Bedingungen.
Windstill, seeing recht gut und Durchsicht gut (SQM 21,2 und später bis 21,35).
Schnell ist der Dobs aufgebaut und justiert. Am Polaris natürlich,
in wenigen Sekunden passiert. Wie meistens sehe ich intra- und
extrafokal fast eineiige Zwillinge und die sind auch noch perfekt rund.
Das spricht für eine perfekte Spiegellagerung!
Es kann losgehen.
Der Orion steht sehr hoch (10° höher als in Deutschland) und deshalb
ist zum Testen der Orionnebel dran. Der Hammer!
Zarte Farben zwischen rötlich, bräunlich und grünlich zeigen sich
im 26er Nagler und nadelscharf das Trapez. Im 16er dann auch
die E und F Komponente. Ein wunderschlöner Anblick, diese
verquirlten Nebelmassen mit so vielen winzigen eingebetteten
Sternchen!
Aber ich möchte ja eigentlich Planetaries sehen!
Es geht los mit J 320, einem winzigen aber recht leicht mit Filterblinken
aufzufindenden PL. Eine diffuse kleine Scheibe mit einer Aufhellung
in der Mitte. Nicht spektakulär, aber ich bin mal wieder froh,
den überhaupt gefunden zu haben.
Im Kopf des Orions steht ein kleiner Ringnebel: NGC2022.
Den liebe ich, weil er so schnell mit dem Telrad gefunden werden kann.
Kein Zentralstern zu sehen, aber ein Knötchen im Ring.
Zwischenspurt auf M 78, dem kleinen Geistergesicht.
Den liebe ich und weil der Reiner einen Hinweis auf NcNeils Nebel gegeben
hatte, versuche ich es einfach. Die Leitsternchen sehe ich, den schwachen
Doppelstern meine ich auch zu sehen und vielleicht ist da indirekt auch ein
schwacher Schimmer. Betonung auf vielleicht.
Ich bleibe im Orion und schwenke auf den Flammennebel.
Super... wenn man Alnitak (Zeta) aus dem Bild raushält. Sonst überstrahlt
der helle Gürtelstern einen großen Teil der Nebelmassen.
Die Dunklen Gebiete sind sehr schön zu sehen und das gibt Hoffnung,
auch beim Pferdekopf Erfolg zu haben. Im uralten UHC-Filter im
16mm Nagler ist er schon schwach zu sehen und im 20mm Nagler
mit 2"-H-Beta ist er dann ganz deutlich! Allein für diesen Anblick hat sich
der Kauf des H-Beta-Filters schon gelohnt!
Wenn der Filter schon mal drin ist, kann ich doch auch gleich versuchen
den Chrismas-Tree einzustellen. Da der ja mit bloßem Auge zu sehen ist,
eine Sache von Sekunden. Ein Schwenk zur Christbaumspitze... und
gaaanz zaaart ist da die eine Kante des Conusnebels zu sehen.
Bei längerem, intensiverem Schauen sieht man noch schwächer
die zweite Kante. Der Conus ist sichtbar!
Ein kurzer Schenk zum Rosettennebel: Enttäuschung pur!
Halt, ich muss ja den OIII Filter und das 26er Nagler nehmen.
Jetzt aber! Das gesamte Gesichtsfeld ist mit dem großen Planetary gefüllt.
Ein toller Anblick, der sich verstärkt, wenn man mit höheren Vergrößerungen
rangeht. Da werden mit dem OIII-Filter im 11er Nagler die dunklen
Elefantenrüssel sichtbar... und die Nebelmassen wabern durch das Okular.
Dicht daneben findet man NGC 2261,Hubbles Variable, einen
kometenähnlichen Reflektionsnebel. Den habe ich in den letzten
Jahrzehnten schon sehr oft gesehen, aber nie gezeichnet... und so sieht
er für mich immer gleich aus: unregelmäßig strukturiert mit hellem
sternförmigen Blob an einer Seite.
Weiter südlich steht ein offener Sternhaufen, der zwar sehr schön aussieht,
aber erst richtig interessant wird, wenn man den PN NGC2438 findet,
der sich in M46 verbirgt.
Ein kleiner Ringnebel mit einem Sternchen nahe der Mitte.
Der ist allerdings ein Vordergrundstern, denn der Zentralstern ist viel
zu schwach für 18 Zoll.
Ein paar Grad südlich, auch im Sternbild Puppis, steht noch ein schöner PN:
NGC 2440. Ein recht heller, nicht geschlossener ovaler Ring mit einigen
Strukturen. Er ist von vielen winzigen Sternchen umgeben und ein
sehr schwacher Stern steht nahe der Ringmitte.
Zwischenspiel...
Noch steht die Taube recht hoch über der von den umliegenden
Bergrücken gebildeten Horizontlinie. Zeit, noch nach dem recht
großen und hellen Kugelhaufen NGC 1851 zu sehen.
Der steht aber so tief, grade über dem Berg, dass nur eine leicht körnige
diffuse Scheibe auszumachen ist. Etwas höher findet man zwei große
und längliche Galaxien: NGC 1792 und NGC 1808. Beide etwa 9m9 und
deshalb nicht sehr auffällig. In Namibia aber müssen sie ein sehr schöner
Anblick sein. Da fällt mir ein, dass ich unbedingt Thors Helm ansehen muss!
Das ist die NGC 2359 und westlich von Sirius leicht zu finden.
Im 26er Nagler mit OIII sieht man ineinander verquirlte Nebelmassen,
mitten in einem sternreichen Gebiet. Sehr eindrucksvoll, obwohl da erst
im 24-Zöller richtig die Post abgeht!
Zurück zu den PN: IC418 im Lepus steht schräg unterhalb von
NGC 1888 und 1889 (Arp 123). Das ist eine elongierte Galaxis mit einem
schwachen Begleiter in Kontakt.
IC418, bekannt durch sehr schöne Hubble-Aufnahmen, auf denen der PN
als orangefarbener Ring mit blauem Inneren erscheint, ist klein aber hell
und zeigt einen hellen Zentralstern. Bei mittlerer Vergrößerung ist er deutlich blaugrün.
Jetzt wieder ein großer PN: Abell 21 oder PK205+14.1 oder besser
bekannt unter dem Namen Medusa-Nebel. Der steht zwischen kleinem Hund
und den Füssen der Zwillinge. Er sieht aus wie eine Sichel mit aufgehelltem
Inneren und ist am schönsten im 20er Nagler mit OIII-Filter zu sehen.
Ein schneller Schwenk und man ist beim Eskimo (NGC 2392).
Mit höchster Vergrößerung, heute im 7mm Nagler, zeigt er sein Gesicht
und außen herum die Fellparka. Das geht locker ohne Filter und so sieht
man auch schön den Zentralstern. Der ist im Erdnuss-Nebel deutlich
schwerer zu sehen! Man muss sich schier die Augen verbiegen, letzlich
aber ist er sicher direkt zu halten. Beim "Peanut-nebular" fällt eine
deutliche zweiteilige Struktur auf. Deshalb gibt es für dieses Objekt im
NGC-Katalog zwei Eintragungen NGC 2371 und 2372.
Fotos aber zeigen, dass es nur ein Objekt ist.
Noch ein großer PN: Sh 219 oder PK219-31.1 im Krebs.
Das ist ein riesiger PN, aber lausig schwer zu sehen. Er geht nur im
20er oder 26er Nagler mit OIII und zeigt dann eine schwache runde
Aufhellung mit diffusem uneinheitlichen Rand.
Ein schwaches Sternchen steht in der Mitte.
Der Löwe steht nun schon sehr hoch und mit dem OIII im 26er Nagler
schwenke ich zu Regulus... dann etwas hochgeschwenkt und schon
sieht man eine ovale Aufhellung: Leo I. Das ist ein Begleiter unserer
Galaxis und heute sehr gut sichtbar.
Wenn schon Galaxien, dann gleich noch mehr: NGC 2903,
super... sehr groß mit unheilich vielen Details. Weiter zu Hickson 44,
ein absolutes MUSS. Die längliche NGC3190 ist die hellste der vier
Galaxien im Bildfeld.
Auch schön, immer wieder, Leos Triplett und die Gruppe mit
M95, M96, M105, NGC 3384 und 3389. Ich schenke mir die vielen
Galaxien in der Jungfrau, weil ich schon lange auf den Beinen und
recht müde bin. Meistens kann ich ja auf Timm's bequemen Astrostuhl
sitzen, aber es sind nun schon wirklich viele Stunden.
Bei der "Eule" allerdings muss ich wieder stehen, denn der Kasten
des großen Wagens steht schon hoch am Himmel.
Es zeigt sich die bekannte Scheibe mit den Augen und bei längerem
Sehen mit den 7mm Nagler blitzt in der Mitte der Zentralstern durch.
Da bin ich mir aber nicht sehr sicher, denn der soll ja recht schwach sein.
Wenn ich schon mal nach Norden schaue, kann ich ja gleich mal
NGC 3079 suchen. Ein kleiner Schwenk und schon sieht man die
trapezförmigen Leitsternchen für den Doppelquasar... und dann auch
den 16m5 hellen Quasar! Diesmal leider nicht getrennt. Natürlich sind
danach sofort M81 und M82 dran. M81 zeigt sehr schön die dünnen
Spiralarme, Holmberg 9 dagegen suche ich vergeblich. M 82 ist im
7mm Nagler eine Augenweide!
Zurück wieder zu den PN: Der Corvus lockt!
Vorher doch noch einen Ausrutscher! M 104, der Sombrero... das muss
einfach sein. Nach den außerordentlichen Beobachtungen dieser
edge-on-Galaxis in Namibia bin ich nun doch etwas enttäuscht!
Man glaubt es kaum, wie groß der Unterschied ist.
Das liegt natürlich an den wesentlich besseren klimatischen Bedingungen
und auch daran, dass M104 in Namibia im Zenith steht!
NGC 4361 findet man direkt im Viereck des Raben.
Dieser PN ist eine recht helle Scheibe mit einem gut sichtbaren
Zentralstern. Keine auffälligen Details.
Zum Schluss ist Jupiters Ghost dran. NGC 3242 zeigt im
7mm Nagler einen kleinen intensiven blauen Ring mit deutlich
sichtbaren Zentralstern. Er ist leicht oval. Leider ist von dem
schwachen äußeren Ring nicht viel zu sehen. Da hätte eine
höhere Vergrößerung mehr gebracht, was bei den heutigen
Bedingungen leider nicht möglich war.
Deshalb war der Spechtel-Abschluss mit "Augen verblitzen" am
Saturn nicht besonders erfolgreich. Immerhin konnte ich den
superschmalen Ring noch gut erkennen.
Müde, ja sogar totmüde, war der Heimweg mit 173 Kurven für
mich eine richtige Qual und selten habe ich danach so gut geschlafen.
Dies ist ein zusammengefasster Bericht von zwei Nächten, die
beide aber gleich gut abliefen. Vielleicht habe ich ja den einen
oder anderen PN vergessen... das macht nichts, denn die stehen
in ein, zwei Wochen sicher auch noch dort oben!
Herzliche Grüße aus Spanien
CS
Timm
P.S. wer Tippveeler findet, kann se behalten!