Hallo zusammen,
ich wollte Euch mal eben mein neues "Spielzeug" vorstellen und vom gestrigen First Light berichten:
Ein Meade 16" Starfinder Dobsonian:
Das "kleine" Ding links daneben ist ürbigens mein bisheriges größtes Teleskop - ein 8" f/6 GSO Dobson.
Da ich sehr gerne visuell beobachte war so ein großer Lichtsammler natürlich schon länger ein Traum. Da ich aber den 8"er gerade mal erst `n knappes Jahr habe und den auch eigentlich noch längst nicht ausgereizt habe, hatte ich eigentlich noch keine Öffnungsvergrößerung geplant. Es kamen natürlich immer mal Gedanken auf, vieleicht doch so ca. Mitte 2009 mal auf 12" aufzurüsten, mehr aber auch nicht, weil mir größere Teleskope zu teuer waren. Außerdem befürchtete ich, daß es mit dem Teleskop allein nicht getan sein würde. Da ich "nur" TS SWM, ein 2" TS WA und ein HR Planetary Okular mein Eigen nennen kann, die an f/6 auch gut funktionieren, kam natürlich sofort der Gedanke, daß die an einem f/5 oder gar f/4,5 Teleskop nicht mehr ausreichen würden. Da ich aber auch momentan keine Kohle für hochwertige Okulare habe und solche auch an meinem 8" Dobson nicht vermisse, verwarf ich den Gedanken an mehr Öffnung immer gleich wieder.
Nun sollte es aber plötzlich "dicke" kommen - im wahrsten Sinne des Wortes. Ich konnte am vergangenen Samstag diesen riesen Meade Dobson für relativ kleines Geld ergattern - so kleines Geld, daß ich einfach zuschlagen mußte. Hätte ich diese wahnsinns Gelegenheit nicht genutzt, ich hätte mich wohl auf ewig geärgert, auch wenn das jetzt gerade auch nicht wirklich in meine Finanzplanung gepaßt hat.
Und gestern nun kam der erste große Moment - das First Light beim neuen Papa - bei mir. [:)] Nachmittags war noch alles dicht am Himmel. Aber die Satellitenbilder ließen hoffen auf eine sternklare Nacht. Da ich dieses riesen Monstrum allein wohl nicht verladen und auf- bzw. abbauen kann, rief ich gestern Spätnachmittag meinen Freund und Mittspechtler Henning an, der sich sofort bereit erklärte mit seinem Sohn Georg zur Hilfe zu kommen - sicher nicht ohne Neugierde zu schauen, wie groß das Teil jetzt nun in natura ist und wie der Blick dadurch wohl sein würde.
Schon der Aufbruch verlief nicht ohne Spannung. Als ich den Dobson am Samstag abgeholt habe, hatte der Vorbesitzer die Rockerbox für den Transport zerlegt. Zu Hause in meinem "Teleskopaufbewahrungszimmer" (s. Foto oben) hab ich dann die Box wieder zusammengebaut. Erst am Tag danach kam mir der Gedanke, ob die Rockerbox im zusammengebauten Zustand wohl durch die Tür passen würde. Sie paßte. allerdings war das echt Millimeterarbeit. Da wir zuvor den Tubus schon in meinen Renault Scenic verfrachtet hatten, die Rockerbox sich aber nicht mehr dazustellen ließ, wurde diese kurzerhand in Hennings Volvo verladen. Auch hier wieder Millimeterarbeit - die Rockerbox paßte geradeso durch die Heckklappe. Dann noch schnell den Okularkoffer, die EOS mit Stativ, einen Kunststoff-Gartenstuhl und einen Schneeschieber gepackt und auf gings zu meinem Lieblingsbeobachtungsplatz.
Dort angekommen wurde erstmal das Fotostativ mit der EOS aufgebaut, ein Zeitprogramm in meine selbstgebaute EOS-Controllbox einprogrammiert - ich hatte vor eine Animation vom First Light zu erstellen - und dann ging es los mit dem Ausladen und dem Aufbau des großen Dobson.
Erst die Rockerbox auf den zuvor etwas vom Schnee befreiten Feldweg geparkt ...
... dann der Tubus aus`m Auto gezerrt ...
... in die Rockerbox eingehängt und schon steht der Dobson - genau das finde ich so genial an diesen Dobsonteleskopen. Man ist Ruckzuck einsatzbereit.
Zu Hause hatte ich vor der Abfahrt noch die zweite Basis von meinem Rigel Quickfinder auf den Tubus geklebt. Dieser wurde dann schnell an Polaris justiert und dann sollte es losgehen. Ach ja - das Monster muß ja auch kollimert werden. Da war kam dann auch schon das erste Problem. Die Justageschrauben des Fangspiegels sind zöllige Imbusschrauben. Dafür hatte ich natürlich keinen passenden Imbusschlüssel. Leider gings auch nicht mit der Kombizange. Ich wollte dann auch nichts riskieren und vor allem nach Hennings zweiten oder dritten Kommentar, daß ich das doch lieber bleiben lassen solle, bevor da was abbricht oder so, gab ich etwas frustiert auf. Der Laserpunkt meines Justierlasers lag ca, 5-8 cm neben der Mittenmarkierung. "Mißt", dachte ich. Und dabei war ich ja gewarnt, hatte mir doch der Vorbesitzer schon gesagt, daß ich dafür einen für deutsche Verhältnisse speziellen Imbusschlüssel bräuchte. Aber ich hatte nicht mehr dran gedacht. Erst kurz bevor Henning zu mir nach Hause kam viel es mir wieder ein. Deshalb hatte ich dann am Beobachtungsplatz auch meine Kombizange zur Hand, in der Hoffnung, daß wenn ich ewtas nachjustieren müßte es dann vieleicht auch mit der Zange geht. Aber wie gesagt - Fehlanzeige. [B)]
Da aber ja auch der Mond sehr hell am Himmel stand war ich dann schnell wieder motiviert trotzdem mal `n Blick durchzuwerfen. Seine volle Leistungsfähigkeit würde der 16"er eh erst wieder zu nächsten Vollmondphase zeigen können.
Ich hatte ja vor dem Kollimationsversuch bereits einen Blick durch den Newton geworfen - mit meinem TS SWM 20 Okular, hatte dabei aber auch nicht auf die Abbildung geachtet. Nun sollte es dann aber richtig losgehen.
Mit meinem 2" TS WA 32 hielten wir zurerst auf M42. Wie zu erwarten war, nicht sooooo der Brüller, da der Himmel durch den Mond eben doch ziemlich stark aufgehellt war. Was mich allerdings überraschte war die Abbildung. Nachdem hier im Forum oft so abwertend über das TS WA 32 gesprochen wird, hatte ich erwartet, daß man darin nur Koma ohne Ende sehen würde. Dem war aber nicht so. Ein recht großer Teil, auf jeden Fall größer als erhofft, konnte man recht gut zum Beobachten nutzen. Die Sternabbildung war gar nicht sooo übel. Ich hatte erwartet, daß ich mit dem nicht kollimierten Newton und dem an f/4,5 grottig eingeschätzten TS WA 32 das Trapez nicht gut zu sehen sein würde. Aber das Gegenteil war der Fall. Ich fand die Abbildung der Trapezsterne ganz o.k. Sie waren zwar nicht gestochen scharf, aber zumindest getrennt. Irgendwie hoffte ich auch noch darauf, daß es im Verlaufe des Abends noch besser werden würde, wenn der Spiegel sich aklimatisiert haben würde. Aber viel erwartete ich nicht mehr, da es ja ein Pyrexspiegel ist, der sich ja nicht viel verziehen soll. Aber tatsächlich wurde die Abbildung besser.
Aber umgehauen hat mich die Abbildung des Orionnebels im 16"er jetzt nicht. Klar, die Strukturen des Nebels sprangen einen schon noch mehr an als im 8"er, aber im gesammten wirkte das Bild doch etwas flau. Wird wohl in der Hauptsache am Mond gelegen haben. Auch it bloßem Auge war nur der helle Kern von M42 auszumachen. Als Nebel konnte man ihn so nicht wahrnehmen.
Wir drei peilten dann mal h+chi an. Dabei wurde mir erst klar, daß ich in Zukunft nicht nur für Georg und meine Tochter, die zum First Light leider verhindert war, eine kleine Leiter mitnehmen müßte, sondern auch ich selbst mit 1,83m bin zu klein um Objekte in Zenitnähe ohne Tritt oder leiter beobachten zu können. Man, wat is das Dingen groß. [:0] Henning nahm seinen Sohn zwischendurch mal Huckepack, damit dieser überhaupt ans Okular kam. Der gut gemeinte Gartenstuhl, den wir extra für ihn mitgenommen hatten, reichte für ihn lange nicht aus.
Als nächtes Objekt peilte ich auf M35 in den Zwillingen - nachdem der Orionnebel nicht so der Bringer, h+chi dagegen schon relativ o.k. war, dachte ich, daß wir bei dem Mondschein wohl bei Sternhaufen besser aufgehoben wären. M35 wirkte dann auch recht schön. Zum Rand hin klar - Komabildung. Ich möchte aber noch keine Wertung zur Optik abgeben, bis ich den Newton mal richtig kollimiert habe.
Da der Saturn mitlerweile aufgegangen war wollte Georg ihn gerne mal anpeilen. Er ließ sich auch nicht davon abbringen, obwohl ich ihm sagte, daß da bei dem tiefen Stand noch nix zu erwarten sei (was sich auch bewahrheiten sollte).
Aber egal. Georg hatte ein Ziel und wir wollten ihn davon auch nicht abbringen. [:)] Es war schon nett anzusehen, wie er den riesen Tubus zielsicher zum Saturn schubsen konnte - Georg ist noch 9 Jahre jung!
Dann wollte ich aber doch noch eine meiner Lieblingsgalaxien versuchen: M82 im großen Bären.
Da erst ließ der 16" erahnen, was unter gutem Himmel und kollimiertem System möglich sein wird. Mit 300 facher Vergrößerung (TS SWM 6) schaute ich mir diese zerklüftete Galaxie an. Endlich kein indirekt gucken mehr, um die Zerklüftung war zu nehmen. Nein, ich konnte direkt auf die Galaxie drauf schauen um die Details zu erkennen. Mit indirektem Sehen wurden diese aber noch etwas deutlicher. Und das bei dem Himmel. Das überzeugte mich dann doch, daß der Kauf dieses Teleskops richtig war.
Ein Arbeitskollege von mir (hallo Jürgen) der auch ehrenamtlich an einer Sternwarte arbeitet riet mir noch dazu, nicht den Mond damit auf`s Korn zu nehmen. Dieser ist ja auch im 8"er schon extrem hell. Aber da kam mir eine Idee. Wir hatten ja den weißen Gartenstuhl mit. Der mußte erstmal als Projektionsfläche herhalten.
Und tatsächlich, selbst als Henning und ich den Stuhl mit seiner weißen Sitzfläche ca. 50-60cm vom TS SWM 20 Okular weggehalten hatten, konnten wir ziemlich gut die abgebildeten Krater am Terminator beobachten. Wahnsinn, was der 16"er an Licht einsammelt.
Danach verstauten wir den Tubus wieder im Auto ...
... und die Rockerbox und den ganzen Rest ...
... dann gings wieder Heim, wo wir den Dobson noch zusammen ausluden, Henning und Georg sich verabschiedeten (nochmal Danke für die Hilfe [:p][:)]) und ich die Rücksitze wieder ins Auto einbaute.
Wir hatten eine echt schönen Abend zusammen. Trotz der Panne mit dem Imbusschlüssel und trotz des viel zu hellen Mondes hat es eine Menge Spaß gemacht mit dem Teil.
Aber es stehen auf jeden Fall noch Verbesserungen am 16"er an. Zum einen muß die Rockerbox verstärkt werden. Über die Jahre sind die Schraubenlöcher im Preßspann doch ein klein wenig ausgeleiert. Da die Box aber auch sehr sperrig ist, will ich mir noch Gedanken darüber machen, wie ich diese etwas mobiler umgestalten kann (Tips und Vorschläge nehme ich gerne entgegen [:)]). Dann muß die azimutale Bewegung gängiger gemacht werden. Man muß schon ganz schön am Tubus zerren, damit sich dieser bewegt. Mit "feinfühlig" hat das nix mehr zu tuen. [B)] Aber auch das Höhenlager muß verbessert werden. Die Höhenräder sind für den riesen Tubus viel zu klein. Ich werde sie aber trotzdem erstmal so belassen. Lediglich die Teflonpads werde ich anders positionieren und vieleicht noch zusätzliche ins Lager einbauen (wo kann man Teflon bekommen?). Auch der Tubus selbst bedarf noch etwas Zuwendung. An die Spiegelzellenrückwand kommen drei Füße, die ich heute zusammen mit dem Imbusschlüssel - hoffentlich passenden - muß ich noch ausprobieren, hab vier zur Auswahl mitgenommen - im Baumarkt gakauft habe. Desweiteren muß in den Tubus unbedingt ein Lüfter rein - gestern Abend hatte ich ganz ordentlich Tubusseeing, was an hellen Sternen natürlich ganz stark auffiel. Ein Sterntest war nicht durchführbar - hab keine Beugungsringe wahrnehmen können, so hat die Luft geflimmert. Da das Teleskop so allein kaum zu handlen ist, überlege ich auch momentan noch, ob ich den Tubus in der Mitte durchsäge damit das Teil für den Transport handlicher wird (hatte da `n link zu im Internet gefunden) oder ob ich vieleicht doch mal über die Konstruktion einer Gitterrohrbauweise nachdenke. Letztere Methode ist natürlich schon einiges aufwendiger, was mich daher auch etwas abschreckt, da ich als dreifacher Familienpapa auch nicht so die Masse an Zeit habe.
Ach ja, bevor ich es vergesse. Die Fotos oben, die ja aus der Serie von gestern Abend stammen (alle 21 Sekunden eine 20 Sekunden Belichtung bei ISO800), hatte ich ja für eine Animation machen wollen. Diese aus 273 Einzelbildern mit Startrails erstellte Zeitrafferaufnahme des kompletten First Lights könnt ihr euch bei youtube unter folgender Adresse anschauen:
Zum Schluß will ich noch erwähnen, daß ich echt sehr happy über das neue Teleskop bin. Ich hätte niemals gedacht, daß ich für das Geld (<1000€) ein solch großes Gerät bekommen könnte. Schon gar nicht habe ich JETZT damit gerechnet, da ich erst vor einem Jahr mit dem 8" Dobson wieder in die Astronomie eingestiegen bin, nachdem ich über die Jahre zuvor dank meiner Billigkaufhausteleskope die ich vorher hatte mehr und mehr das Interesse an der Beobachtung verloren hatte.
- Sven ich danke Dir nochmals sehr dafür - wie gesagt, er ist bei mir in guten Händen. [;)]
Bis zur nächsten Neumondphase habe ich ja jetzt noch ein paar Tage Zeit schon mal mit ein paar Modifikationen zu beginnen. Erstmal werde ich die Füße unter die Spiegelzellenrückwand schrauben, damit ich den Tubus mal allein aus der Rockerbox rausheben und daneben hochkant abstellen kann.
So, ich hoffe mein Bericht hat Euch gefallen.
Gruß und CS
Heiko