<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: maul-wurf</i>
<br />Hallo Mario,
um nicht mißverstanden zu werden, will ich etwas weiter ausholen. Wenn ich der Konstrukteur eines solchen Teleskops wäre und man mir bei der Gestaltung freie Hand ließe, wäre ich ohne Weiteres in der Lage, sehr hohe Quersteifigkeitsforderungen, und um die geht es hier primär, zu erfüllen. Die Idee, ein solches Teleskop zu bauen, ist also keineswegs von Haus aus schlecht.
Daß dabei keine unförmigen Proportionen herauskommen müssen, will ich kurz erläutern. Die Biegesteifigkeit eines Rundstabes ist der vierten Potenz des Durchmessers proportional. Mit anderen Worten: Doppelte Dicke ergibt bereits 16-fache Quersteifigkeit. Man kann also mit moderaten Durchmesservergrößerungen zu sehr steifen Konstruktionen kommen.
Im vorliegenden Fall spielt aber das ganze Drumherum auch eine Rolle. Die untere Platte am Hut ist auch aus elastischem Material und wird sich bei Momenten an den Stabenden verbiegen und verwinden. Auch das kann man bei entsprechender Dimensionierung in den Griff bekommen. Am unteren Ende stecken die Stäbe in Bohrungen, die ein gewisses Spiel haben müssen. Die Stäbe werden durch Rändelschrauben fixiert. Das ist alles andere, als eine starre Einspannung, aber ebenfalls zufriedenstellend lösbar.
Ich hatte jahrzehntelang mit Statikproblemen zu tun und allmählich bekommt man einen Blick dafür, wie eine Konstruktion zu bewerten ist, ohne erst Berechnungen anstellen zu müssen. Mir scheint, als ob in unserem Falle aus optischen Gründen und vielleicht auch aus Gewichtsgründen Kompromisse realisiert wurden, die ich als Konstrukteur nicht oder nur zögernd eingegangen wäre. Die Praxis wird zeigen, wie sich das, was ist, bewährt.
Nur am Rand will ich darauf hinweisen, daß gerade in einem anderen Thread untersucht wird, wie sich Volltuben! beim Schwenken vom Zenit zum Horizont verformen. Selbt da sind die Auswirkungen überaus deutlich.
Man kann natürlich alles auf die Spitze treiben und man muß es auch, wenn höchste Präzision verlangt wird. Manchmal reicht das beste Dreiecksfachwerk nicht aus. Da man Querverformungen nich zu Null machen kann, sorgt man dafür, daß Kräfte senkrecht zur optischen Achse den Spiegelkörper und das Teleskopoberteil um den gleichen Betrag verschieben, womit eine einmal perfekte Kollimation erhalten bliebe. Daraus ist das Serrurier-Doppelfachwerk entstanden, das beim Mount Palomar-Teleskop zum ersten Mal realisiert wurde.
Ich hoffe, daß ich hiermit meine vorherigen Äußerungen untermauern und verdeutlichen konnte und wünsche Dir auf jeden Fall sehr viele erfreuliche Beobachtungserlebnisse.
Viele Grüße
Kurt
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