Spiegel aus Harz?

  • Hallo Spiegelschleifer,


    hier eine Frage, die wahrscheinlich schon öfter ähnlich gestellt wurde, trotzdem:
    Was spricht dagegen, einen Spiegel aus Harz o.ä. als Abguss eines sorgfältig hergestellten Gipsmodells zu fertigen. Das konvexe Modell könnte man mit einer guten Schablone auf einer rotierenden Platte in Form bringen.
    Harz wäre auch gegen thermische Verformung resistent, die konkave Form müsste selbst in recht dünner Schicht ziemlich stabil sein.


    Sagt mir, wo der Haken ist, denn es wahrscheinlich irgendwo geben wird. Gruß,


    Bendix

  • Ich hatte eine ähnliche Frage schon mal gestellt.Ein Spiegel aus Granit als Substrat. Muß es immer Glas sein?.........
    Gruß
    Gerhard


    .. und fangt mir nicht mit dem Ausdehnungskoeffizizenten an!

  • hoi


    also wenn ich da so drüber nach denke, dann stellt sich mir die frage: wäre es möglich mit dem ausgewählten material eine "spiegelglatte" oberfläche zu erzeugen? bei granit ist das glaub ich etwas schwer. bei harz hätte ich da auch bedenken eine 1a spiegelglatte fläche zu bekommen. ich wüsste zumindestens nicht wie.

  • Hallo Bendix, hallo Gerhard,
    Spiegeloberflächen sollten nicht nur extrem glatt sein, sie müssen über ihre gesamte Fläche so genau geformt sein, dass Licht sauber gebündelt wird. Vereinfacht gesagt liegt die zulässige Toleranz bei Lambda-Viertel, also ein Viertel der genutzten Wellenlänge (Grün ca.520nm), und weil der Spiegel den Fehler verdoppelt (spiegelt), muss dessen Oberfläche folglich auf 65nm genau sein (=0,000'000'065 Meter). Das hier als Anhaltswert, genauers dazu ist eine Wissenschaft für sich: RMS-Fehler, Strehl, Beugungsbegrenzung etc.


    Ihr könnt euch jetzt selbst ausmalen, wie genau ein Spiegel wird, dessen Materialstruktur nicht genau bekannt ist (Granit) oder dessen Form per Gipsabdruck gewonnen wird. Vielleicht gelingt es Dir ja, eine Granitscheibe in Form zu bringen [;)]. Es wäre ein Novum.


    Selbst perfekt angerührter (also per Vakuumpumpe luftfrei gemacht) Zahnarztgips schrumpft beim Trocknen um mind. 0,1%. Bei angenommenen 3cm Dicke des Abdrucks sind das immer noch mehr als das 1000-fache der geforderten Genauigkeit. Von der Wärmeentwicklung beim Aushärten des Gips und daraus resultierenden Fehlern noch gar nicht gesprochen.


    Gruß

  • Hallo!
    Darf ich die Frage mal weiterführen?
    Wenn man so, auf diese Weise wie von Bendix beschrieben einen Rohling herstellt und diesen weiterbearbeitet, würde so etwas dann funktionieren? Sprich einen vorgeformten Rohling herstellen und diesen dann noch schleifen und polieren?


    CS wünscht
    Martin

  • Hallo Miteinander,


    das Substrat eines Spiegels sollte ein möglicht hohes Verhältnis von E- Modul/Dichte haben. Da liegen alle bekannten Harze gaaaanz weit hinter geeignetem und dazu noch preisgünstigem Glas wie Borofloat. Des weiteren braucht man ein Material mit möglichst geringem Wärmeausdehnungskoeffizienten. Auch in dieser Eigenschaft sind Harze im Vergleich zu Borofloat so ziemlich das letzte von schlechtesten. Außerdem sind Harze keinesfalls gegen thermische Verformumg resistent. Als Rasierspiegel wären derartige Spiegel vielleicht geeignet, wenn auch wahrscheinlich teurer als normale Glas- Rasierspiegel.


    Gruß Kurt

  • Als um 1985 in "Sterne und Weltraum" ein Bericht ueber ein kanadisches Team erschien, das rotierende Quecksilberspiegel herstellte, habe ich mit einem Kumpel auch experimentiert. Mangels Quecksilber (wohl auch besser so!) war unser Spiegel aus Wasser. Spaeter wollten wir was Aushaertendes haben, um den Spiegel danach in ein Teleskop einzubauen. Wir probierten Gips, Goetterspeise und Fett. Problem war immer, dass nach dem Aushaerten die Oberflaeche ruiniert war, d.h. matt und runzlig.


    Vielleicht auch besser so - das Gesicht der Leute bei Befort haette ich gern gesehen, wenn wir ihnen eine parabolische Goetterspeise mit Himbeergeschmack zum Verspiegeln geschickt haetten ... [:)]

  • Die meisten Contras hat Kurt ja schon erwähnt.


    Zusätzlich denke ich, wird das feinoptische Polieren von dicken Kunststoffen wegen der geringen Wärmeleitfähigkeit und der damit verbundenen lokalen Erwärmung sehr schwierig sein.


    Wenn ich allerdings meine Brille mit Kunststoff Gläsern so anschaue, dann sollte ein kleiner Kunststoff Spiegel mit mindestens mäßiger Qualität heute eigentlich schon möglich sein.


    Weiß eigentlich jemand, wie genau Kunststoff Brillengläser gefertigt sind ?


    Vielleicht kann Kurt ja mal einen Test machen [:)]


    Gruß Erik

  • Hi Erik,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Weiß eigentlich jemand, wie genau Kunststoff Brillengläser gefertigt sind ?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    soviel ich weiß, werden sie einfach gepresst und ein wenig poliert, je nach Güteklasse noch beschichtet (gehärtete Schutzschicht, Antireflex-Schicht) und vom Optiker ins Gestell eingepasst.


    Inzwischen werden selbst die Glasbrillen so hergestellt, wenn ich mich nicht irre.


    Schutzbrillen (Schwimmbrillen, Laborbrillen etc.) werden gar im Spritzguss hergestellt wie Lego.


    Gruß

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Kalle66</i>
    <br />
    soviel ich weiß, werden sie einfach gepresst und ein wenig poliert, je nach Güteklasse noch beschichtet (gehärtete Schutzschicht, Antireflex-Schicht) und vom Optiker ins Gestell eingepasst.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    grüss euch!


    das sind die einfachsten linsen, typischerweise aus pmma.


    hochqualitativere kunststoffoptiken wie z. B. kleine asphären in photoobjekiven werden im niedertemperatur - spritzgussverfahren gefertigt. zu diesem zweck wird ein insert der oberfläche für die gussform gefertigt, bei dem die rohform aus invarstahl herausgedreht wird. diese oberfläche wird dann vernickelt, und mit speziellen drehbänken (deren meissel auf einer stewart-plattform sitzt, deren linearaktuatoren ähnlich wie bei adaptiven optiken piezoelemente sind) nochmal nachbearbeitet. der am weitesten verbreitete kunststoff ist COC, und die dinger werden bei niedrigen temperaturen und langen verweilzeiten dann gespritzt.



    oftmals sehen sie danach, vor allem im bereich der gates, trotzdem aus wie katzenpimmel ...


    lg
    wolfi

  • Hallo,


    die Herstellung von Spiegeln mittels Negativform wird meines Wissens in den USA in einem
    Forschungsprojekt namens ULTRA (Ultra Lightweight Telescope for Research in Astronomy)
    wissenschaftlich aufgearbeitet. Prototypen sind 40 cm und 1 m Paraboloide; R. F. Royce, ein auch in ATM-Kreisen bekannter amerikanischer Spiegellieferant (Stichwort konische
    Spiegel), ist – wenn mich meine Erinnerung nicht trügt – der Lieferant des 40 cm Mandrels.
    Das Material für die Spiegel ist ein Kohlefaserkomposit-Werkstoff. Neben etlichen
    Universitätsinstituten, dem o. a. R. F. Royce ist noch eine Firma namens Composite Mirror
    Applications involviert. Näheres verrät Google...


    Beste Grüße
    Gödel

  • Hallo Erik, liebe Mitleser,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...Vielleicht kann Kurt ja mal einen Test machen
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    den mach ich täglich, sobald ich meine Brille mit Kunstoff"gläsern" aufsetze. Keine Ahnung aus welchem Material die bestehen. Die sind jedenfalls bruchsicherer als solche aus Glas, wie meine praktische Erfahrungen gezeigt haben.


    Mal ernsthafter, die Anforderungen an eine relativ kleine Linsenoptik sind drastisch geringer als bei Teleskopspiegeln. Ein Brillenglas muss nicht auf 1/8 lambda Oberfläche genau poliert sein und zwar


    1. weil vom Auge immer nur ein relativ kleiner Ausschnitt des Glases genutzt wird,


    2. weil wegen Brechung statt Reflexion Oberflächenfehler nur mit ca. 1/4 Wirkung eingehen,


    3. spielt die Verformung wegen möglicher Spannung in der Brillenfassung überhaupt keine Rolle. Dadurch wird die Gesamt- Brechkraft einer Einzellinse praktisch nicht geändert.


    Kurz gesagt, der Vergleich Brillenglas - Teleskopspiegel taugt überhaupt nicht.


    Bei manchen der hier aufgeführen Forschugsprojekte beschleicht mich das Gefühl sie werden um ihrer selbst Willen durchgefüht, ohne Aussicht damit wirklich technologische Verbesserungen auf den Weg zu bringen. Ich denke dabei z. B. an den rotierenden Quecksilberspiegel.


    (==&gt;) Jürgen,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...Wir probierten Gips, Goetterspeise und Fett. Problem war immer, dass nach dem Aushaerten die Oberflaeche ruiniert war, d.h. matt und runzlig.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Mir wäre Schokolade zartbitter am liebsten. Die schmeckt und hat reichlich Kalorien. Runzelige Oberfläche beeinträchtigt in keiner Weise die Geschmacksqualität. Daher gibt es keine Entsorgungsprobleme nach Fehlversuchen.

    Gruß Kurt

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Mir wäre Schokolade zartbitter am liebsten. Die schmeckt und hat reichlich Kalorien. Runzelige Oberfläche beeinträchtigt in keiner Weise die Geschmacksqualität. Daher gibt es keine Entsorgungsprobleme nach Fehlversuchen<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> Oder alternativ fettarmen Joghurt für die schlanke Linie [:D]

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Mir wäre Schokolade zartbitter am liebsten. Die schmeckt und hat reichlich Kalorien. Runzelige Oberfläche beeinträchtigt in keiner Weise die Geschmacksqualität. Daher gibt es keine Entsorgungsprobleme nach Fehlversuchen. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Gut zu lesen, dass ich nicht der einzige Chocoholic bin. Klar, Bartzitterschokolade ist ja auch haerter und biegesteifer. Und zur Verspiegelung nehmen wir dann Alufolie ...


    Waere doch noch ein Gag - das essbare Teleskop. Neu ist das allerdings nicht, Stichwort Lebkuchenson. [:D]

  • Und noch ein Irrglaube ist, das ein Harz, nach der aushärtung seine form exakt beibehällt.
    Ihr könnt mir glauben, ich Modellbauermeister und arbeite täglich mit den unterschiedlichsten Harzen. Einige fangen nach Wochen noch an nachzuschwinden. Dann sollte man die Schwindung bei ungefüllten und bei gefüllten Harzen auch nicht unterschätzen. Die liegt nämlich, bei einer Länge von ca 200-300mm locker mal eben bei 0.2 - 0.5mm. Glas ist und bleibt der werkstoff mit dem besten eigenschafften, wenn es um den Wärmeausdehnungskoeffizienten, die Polierbarkeit und die Formstbilität geht. Allerdings ist es auch etwas teuerer.


    Wenn du ein Autrennen fahren willst, willst du ja auch gewinnen, und das mit dem besten auto, doch das ist leider nicht möglich, wenn du deine reifen aus Moosgummi selber schnitzt. Nur mal so als verlgeich.


    Lasse es und vermeide es irgendeinen Cent in solche versuche zu stecken. Wenn du aber dein geld mit aller gewalt los werden willst, dann gebe ich dir meine Kontonummer.


    Gruß Jürgen

  • Schade Jogi,
    doch kein Hartz-IV-Spiegel möglich [:D]
    Den Formverlust gibt es ja schon bei der Vorstufe zum Harz-Spiegel - dem Gipsabdruck - und durch die Wärmeentwicklung beim Abbinden/Aushärten.
    Gruß

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