...oder zwei zarte Schöne und ein großer Bruder von M79.
Hallo Freunde,
wenn man das große Glück hat, den Winter manchmal im sonnigen Süden verbringen zu können, kann man auch mal die südlicheren Sternbilder abklappern.
Zum Beispiel die in Deutschland nur durch den Horizontdunst fliegende Taube, lat. Columba.
In Spanien steht sie gut 10° höher und hat sich schön über den Dunst erhoben.
Hoch genug, um ein paar prächtige Objekte zu sehen, die unter M 79 im Hasen ein fast unbekanntes Dasein fristen.
Der schöne M 79 ist im 16-Zöller bis auf das dichte Zentrum leicht auflösbar und sein großer Bruder, etwa 15° südlicher, heißt NGC 1851 und sieht fast genau so aus.
Dichtes Zentrum und viele, viele Einzelsterne in den Außenbezirken. Deutlich größer aber leider ebenso deutlich lichtschwächer, was nicht nur an der südlichen Stellung liegt. Am Nordhimmel würde ihn wahrscheinlich jeder kennen.
Aber bei der Deklination -40° haben den bestimmt noch nicht viele deutsche Beobachter gesehen. Vier Grad nördlicher findet man zwei zarte, aber recht große Galaxien nahe nebeneinander: NGC 1792 und 1808. Beide schön, flächig, 10m hell, nur ein halbes Grad auseinander. Die erste länglich mit wenig Strukturen und ohne ausgeprägtes Zentrum, die zweite viel länglicher und mit recht hellem Kern.
Sogar mit dem 16-Zöller nicht einfach, da sie auch nur eine Handspanne über dem Horizont liegen.
Schon über eine Woche hatte ich auf wirklich klaren Himmel gewartet. Meist war es tagsüber dunstig, aber klar genug, mir beim Sonnenbaden am Meer einen saftigen Sonnenbrand zu holen. Gegen Abend wurde der Dunst leider immer stärker und eine Fahrt zu meinen Spechtelplätzen in der Bergen lohnte sich nicht.
Gestern Abend hatte es zum ersten mal geklappt! Der Dunst wurde von Stunde zu Stunde weniger und ich nützte die Gunst der Stunde.
Beobachtunsort: In der Nähe des Cocoll, ca. 1050m NN, im Hinterland von Altea bei Tarbena. Windstill, 14° (PLUS), Durchsicht gut, seeing gut bis sehr gut. Mein SQM zeigte um 22 Uhr etwas mehr als 21,20.
Die geschilderten südlichen Exoten waren aber nur ein kleiner Teil der beobachteten Objekte. Selbstverständlichh habe ich alle wichtigen Winterobjekte gesehen.
Allen voran: M 42 <b>in Farbe</b> und mit allen 6 Trapezsternen.
Vielleicht waren es sogar 7, denn zwischen den Hauptkomponenten meinte ich hin und wieder ein Fünkchen herausblitzen zu sehen. Wenn man weiß, dass da was ist, hilft vielleicht der Glaube etwas nach.
Meine Hand würde ich da aber nicht für mich ins Feuer legen... so wichtig ist diese Sichtung auch wieder nicht.
Dafür aber wichtig, weil Erstbeobachtung: Herbig-Haro 1, den ich mit dem UHC recht sicher erfassen konnte. HH 2 blitze indirekt auch auf, war aber viel schwerer.
HH 1 steht nahe bei NGC 1999, aber das weiß ja jeder. [:D]
Natürlich habe ich auch NGC 2024, den Flammennebel gesehen. Mit und ohne Filter ein Gedicht... sogar, wenn Zeta mit im Bildfeld war. Nahebei der Pferdekopf, deutlich im UHC und sehr deutlich im 2" H Beta.
Gleich danach M 78 und NGC 2022, der einer meiner Lieblings-PN ist. Aber nur, weil ich ihn sofort finde!
Noch eine Erstsichtung: J 320, oder auch PK 190-17.1. An dem habe ich mir schon öfter eine blutige Nase geholt vom ewigen hin und her zwischen Sternkarte und Okular! Endlich habe ich es geschafft mit Filterblinking!
Der nur 7" kleine PN ist lichtschwach und winzig. Mit dem OIII ist er bei niedriger Vergrößerung schnell gefunden und zeigt dann hoch vergrößert ein diffuses grünliches Scheibchen. Grünlich vielleicht nur im OIII, denn ohne Filter ist kaum Farbe sichtbar, eher nur grau.
Da der Sirius sehr hoch stand, ein weiterer Versuch Sirius B zu sehen, trotz sofortiger Erblindung (na ja, die Adaption war halt zum Teufel).
Vorher ein Test am Rigel, wie gut die Bedingungen zum Trennen sind.
Rigel grell, Begleiter so weit entfernt, so dass man mit einem Lastwagen durchfahren könnte! Das sind 9", also knapp mehr als Sirius B vom Sirius entfernt ist.
Dann zu Sirius: gleißend helle winzige Scheibe, Spikes hell aber ruhig und da war er wieder: Sirius B, 10 000x schwächer als Sirius.
Also, man braucht keinen APO oder MAK... es geht auch ein Newton!
Fazit: endlich mal wieder gespechtelt, einiges Unbekanntes gefunden und viel Spass gehabt.
CS
Timm