Anzahl der Sterne unserer Galaxie

  • Hallo zusammen,


    ich habe festgestellt, dass die Angaben zur Anzahl der Sterne unserer Galaxie zwischen 100 Milliarden und 300 Milliarden Sternen schwankt.


    Wären die Angaben aller Quellen im Laufe der Jahre kontinuierlich nach oben abgeändert worden, dann hätte ich es nachvollziehen können (Genauere und neuartige Messungen = genauere Ergebnisse), aber die Angaben schwanken von Quelle zu Quelle zwischen 100 Milliarden und 300 Milliarden Sternen hin und her.


    Wer weiß, welche Tendenz nun derzeit als gültig betrachtet wird?
    Oder ist man sich wirklich so unsicher darüber?


    Ich habe die Frage in Yahoo-Clever gestellt, aber da kamen teilweise Antworten, die von unglaublichem Unwissen geprägt waren ("...zu unserer Galaxie zähelen ja auch wiederum andere Galaxien, die aus Milliarden von Sternen bestehen." oder das: "...Man spricht nicht nur von Sternen sondern von auch Galaxisen.."). [xx(]


    Hier der Link zu der Frage in Yahoo-Clever, denn zumindest eine interessante Antwort war dabei:


    http://de.answers.yahoo.com/qu…qid=20080301073217AASIlqY


    Und hier ein Link zu einer Astronomieseite, wo von 300 Milliarden Sternen unserer Galaxie die Rede ist:


    http://www.drfreund.net/astronomy_milkyway.htm


    In seiner neuen (!) Sendung "Alpha Centauri" spricht Prof. Harald Lesch aber immer noch von 'nur' 100 Milliarden Sternen unserer Galaxie.


    Also dachte ich, ich stelle die Frage mal in einem Astronomieforum. [:D]


    Viele Grüße,
    Martin



    Nachtrag:
    Bestes Beispiel für die aktuellen Diskrepanzen zu Angaben der Anzahl der Sterne unserer Galaxis ist das Astro-Lexikon dieser Seiten:


    http://www.astrotreff.de/lexikon.asp?Galaxis


    Hier heißt es aktuell, dass unsere Galaxis etwa 100 Milliarden Sterne hat.
    Die andere Astronomieseite, wo es aktuell heißt, dass es 300 Milliarden Sterne wären, habe ich oben ja schon genannt. Zur Erleichterung hier noch mal:


    http://www.drfreund.net/astronomy_milkyway.htm

  • Hallo Martin,


    die Sache ist eindeutig uneindeutig. [:I]


    Denn: Es besteht kaum eine Möglichkeit, die Sterne der Milchstraße zu zählen. Das kann man noch nichteinmal für unsere kosmische Nachbarschaft mit Sicherheit, in den letzten Jahren wurde da in ziemlicher Sonnennähe so einiges an M-Sternen und Braunen Zwergen entdeckt. Die lichtschwachen M-Sterne sind ja sowieso die häufigsten Sterne in jeder Galaxie.
    Aus der Kinematik des gesamten Milchstraßensystems läßt sich grob die Masse abschätzen, und nun stelle man sich vor, man hätte statt 100 Milliarden M-Sternen a 0.2 Sonnenmassen 200 Milliarden a 0.1 Sonnenmassen - das würde gar nicht so recht auffallen.
    Hinzu kommt, daß wir ja auch die Form und Dicke der Spiralarme der Milchstraße nur in Sonnennähe wirklich gut kennen, wie die Milchstarße auf der gegenüberliegenden Seite vom galaktischen Zentrum aussieht, wissen wir nicht.


    Zahlenwerte, die irgendwann mal ermittelt wurden, verlieren sehr schnell mal ihre Fehlerangabe, sobald sie die Fachkreise verlassen, und die Fehler sind hier entscheidend. Ich würde also beide Zahlen mit Vorsicht genießen, ein Faktor 10 als Unsicherheit ist da bestimmt drin. In allen Fällen gilt: Vorsicht, wenn die Quelle der Zahl nicht angegeben wird!


    Gruß,
    Caro

  • Hallo Fomalhaut,


    ich verstehe immer noch nicht, warum in einigen Quellen einfach von ca. 300 Milliarden Sternen gesprochen wird, ohne dass irgendwie erwähnt wird, dass mit dem "ca." ein Spielraum von 2 Drittel der angegebenen Zahl gemeint ist.


    Das gleiche gilt für die Quellen, die einfach von "ca. 100 Milliarden Sternen" sprechen.


    Wenn schon, dann sollte man sich bei solchen Angaben zumindest auf den Unsicherheitsfaktor berufen, und die Zahl als eine Zahl nennen, die wohl "zwischen 100 und 300 Milliarden" liegt!


    Viele Grüße,
    Martin

  • Hallo Caro,


    danke für Deine Antwort. [:)]


    Wie ich schon auf Fomalhauts Antwort schrieb:
    Warum die Anzahl der Sterne nicht als Variable zwischen 100 und 300 Milliarden Sternen genannt wird (wie z.B. von Harald Lesch in Alpha-Centauri, der einfach nur von 100 Milliarden spricht), kann ich nicht nachvollziehen...


    Viele Grüße,
    Martin

  • Wie gesagt, das ist ein Problem der Populärwissenschaft. Heutzutage muß alles schnell gehen, da wird eine Angabe "300 Milliarden +/- 200 Milliarden" eben auf 300 Milliarden verkürzt. Läßt sich ja eh viel leichter merken. Meßfehler? Wer braucht denn sowas?[xx(]


    Jede in der Wissenschaft gemessene Zahl hat einen Meßfehler. Die Zahl der Sterne in der Milchstraße, das ist noch nichtmal eine Messung, das ist eine Abschätzung, noch viel schwieriger. Wie gesagt: Selbst zu sagen, 100-300 Milliarden, das tut es hier nicht. ich würde eher schätzen, daß so von 70 oder 80 Milliarden bis 500 Milliarden alles drin ist.


    Gruß,
    Caro

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Warum die Anzahl der Sterne nicht als Variable zwischen 100 und 300 Milliarden Sternen genannt wird (wie z.B. von Harald Lesch in Alpha-Centauri, der einfach nur von 100 Milliarden spricht), kann ich nicht nachvollziehen...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Die Antwort ist doch schon gegeben:


    Eine Quelle nennt 100 Milliarden +/- 50%, die andere vielleicht 300 Milliarden +/- 50% . Da im Verlauf der Weitergabe die Fehlerbalken, die, wie Caro schon schrieb, nicht unerheblich sind, verschwanden, weil Nicht-Fachkreise oft wenig mit den tatsächlichen Zahlen anfangen können, würde im o.g. Beispiel der eine Wert sich mit dem anderen überschneiden und es gäbe nicht einmal einen Widerspruch. Und weiter: Das Zählen der Sterne in unserer Milchstraße ist immer noch nicht abgeschlossen, weshalb alle Zahlen nur als vorläufig anzusehen sind.


    Gruß


    ullrich

  • Hallo Martin,
    eine Quelle kann ich Dir angeben:
    In "Mayers Handbuch über das Weltall", 5. Auflage von 1973 ist die Rede von 200 Mrd Sternen und ebenfalls von 200 Mrd Sonnenmassen Gesamtmasse.
    Also Vorsicht, wenn Du einen Trend erkennen willst. Wie gesagt 1973; von Dunkler Materie war da noch keine Rede.


    Weitere Zahlen aus obiger Quelle: ca. 300 Kugelhaufen,


    Verteilung der Masse
    10% sind Sterne heller als M=+3
    80% sind schwächer
    10% sind Gas
    0,1% ist Staub


    Gruß

  • Hallo Caro,
    als Autoren/Herausgeber dieser 5. Auflage des Handbuchs werden Karl Schaifers (Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl) und Gerhard Traving (Lehrstuhl für Astrophysik der Uni Heidelberg).
    Laut Vorwort werden keine Dritte für das entsprechende Kapitel genannt, wohl aber Prof. B. Baschek (Heidelberg) zum vorangehenden Kapitel "Häufigkeiten der Elemente im Kosmos und ihre Entstehung". Infrage kommt auch noch Dr. S.v.Hoerner, Mitherausgeber der vorangehenden Auflagen.


    Hier noch Links:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Schaifers
    http://de.wikipedia.org/wiki/Sebastian_von_Hoerner

  • Hallo Kalle,


    ich kenne das Handbuch selber. Es geht ja nicht darum, wer die Autoren sind, denn auch die haben in dem Falle diese Zahl nicht selber ermittelt. Darum ging es mir. Es ist für ein solches lexikalisches Werk aber natürlich auch praktisch unmöglich, alle Quellen anzugeben. Aber auch hier ist mal wieder nur die Zahl ohne Fehlerabschätzung angekommen...


    Gruß,
    Caro

  • Hallo Caro,
    wenn man es genau nimmt, dann kann man ja noch nicht einmal den Fehler abschätzen. Dafür müsste man Annahmen über den Werdegang von Galaxien machen und damit auch über das Universum.

    Interessant ist aber an der "alten" Zahl: Deren Abschätzung kommt ohne "dunkler Materie" aus und Rotationsgeschwindigkeiten der Milchstraße waren damals schon zu genau bekannt, als dass man Gravitation und Fliehkraft falsch berechnen würde. Ich glaube auch, dass die Wissenschaft damals das Fehlerintervall kleiner gesetzt hat, eben weil manch Widersprüchliches noch nicht aufgedeckt war.


    Teilweise leben die Autoren ja noch, vielleicht sollte man sie selbst fragen wie es 1972 mit dem Stand der Astronomie war.


    Gute Nacht


    PS: Ob die nicht selbst an der Abschätzung gearbeitet haben? Ich bin mir da nicht sicher...

  • Hallo zusammen,


    Ich möchte nur noch kurz zum Abschluss darauf hinweisen, dass dieses Thema von mir auch im Forum Astronomie.de eröffnet wurde, und sich hier (auch unter Bezugnahme auf Beiträge dieses Threads) eine längere interessante und letztlich auch fruchtbare Diskusion entwickelte.


    Hier der direkte Link zum Thema in Astronomie.de:


    http://forum.astronomie.de/php…/Number/478471#Post478471


    Viele Grüße, und auch hier abschließend ein Dankeschön an alle Beteiligten, [:)]
    Martin

  • Hallo Martin,
    was heißt hier abschließend.[;)]


    Noch was zur Fehlerabschätzung. Hast Du schon mal versucht 200 Mrd durchzuzählen? Die Amis kriegen ja in Florida noch nicht mal die Stimmzettel der Präsidentenwahl einheitlich gezählt.
    Also: Es gibt keine genaue Ober- und Untergrenze für so eine Anzahl von Sternen. Ob nun einfach nur 100 Mrd oder als Intervall 200Mrd - 400Mrd da steht, kommt auf's gleiche raus. Es steht ja nicht dabei, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass man daneben liegt. Zu einem Intervall gehört nunmal auch ein Konfidenz-Niveau, zu einer einzelnen Zahl die Varianz (Gaußsche Verteilung mal angenommen).
    Genau die kann die heutige Astronomie noch nicht liefern, vielleicht sogar nie.


    Wir wissen ja noch nicht mal genau, woraus die Milchstraße besteht. Ob das Gravitationsgesetz so klar ist wie derzeit gelehrt wird? Selsbt da gibt es Ungeklärtes. Das fängt bei bei den Bahn-/Geschwindigkeitsabweichungen mancher Satelliten an (siehe hier: Raumsonden flogen schneller als erwartet) Kurzum, wir wissen noch nicht einmal, wo überall der Fehlerteufel steckt.


    Gruß


    PS... und wenn ich an die Diskussion über Pluto als Planeten denke, dann schwant mir Böses bei der Definition eines "Sterns".

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Kalle66</i>
    und wenn ich an die Diskussion über Pluto als Planeten denke, dann schwant mir Böses bei der Definition eines "Sterns".
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hehe Kalle,


    genauso ist es. Die Übergänge zwischen Planeten und Braunen Zwergen und zwischen Sternen und Braunen Zwergen sind beobachtungstechnisch nur schwer zu bestimmen. Auch hier ist man auf Definitionen angewiesen (Deuteriumbrennen bzw. Wasserstoffbrennen im Inneren), die man zwar theoretisch modellieren kann, aber nach außen hin nicht wirklich nachweisen kann. Die Streitfrage Brauner Zwerg oder Planet hat ja zum Beispiel auch schon einiges an Kontroversen hervorgebracht, gerade bei der deutschen Entdeckung GQ Lupi, der ja beinahe der erste real abgebildete extrasolare Planet geworden wäre, sich dann aber als Brauner Zwerg entpuppt hat.


    Die Braunen Zwerge bei der Diskussion "Anzahl der Sterne in der Milchstraße" herauszunehmen, ist aber Blödsinn, das wird in Forscherkreisen so nicht gehandhabt, eben auch draum, weil der Übergang vom Braunen Zwerg zum späten M- oder L-Stern fließend ist. Und diese späten Sterne sind es nunmal, die die Sternzahl dominieren. Die heißen O- und B-Sterne, die man so gut sehen kann, sind eben vergleichsweise selten. Um die Zahlen der Sterne in anderen Galaxien abzuschätzen, nutzt man, wie in der Diskussion bei a.de erwähnt eben diese. Aber um daraus die Gesamtzahl zu ermitteln, braucht man eine Massenverteilungsfunktion (fürchterliches Wort in Deutsch[;)]), und die ist bei kleinen Massen auch mal wieder herzlich schlecht bestimmt...


    Die Frage nach den "Sternleichen", die drüben aufgekommen ist, ist auch nicht unangebracht. Auch damit käme noch ein wenig dazu, wenn auch nicht der dominante Teil. Schwarze Löcher und Neutronensterne entstehen eben nur aus den selteneren massereichen Sternen, trotzdem hat es davon natürlich noch ein paar. Weiße Zwerge sind da zahlenmäßig schon häufiger vertreten. Massenmäßig tragen die Entstadien der Sternentwicklung auch ihren Teil bei, siehe hier.


    Die in der Paralleldiskussion aufgeworfene Frage "Gesamtmasse der Milchstraße oder doch lieber Anzahl der Sterne?" würde ich ganz klar mit ersterem beantworten. Denn die Gesamtmasse läßt sich eben viel einfacher bestimmen, natürlich auch mit einer gewissen Unsicherheit. Die Abschätzung der Sternzahl beruht dagegen darauf, und fügt noch zusätzliche Unsicherheiten hinzu.


    Gruß,
    Caro

  • Hallo Caro,
    was Sternleichen betrifft, wär's ja noch einfach. Einmal Stern - immer Stern, sofern als eigenständige "Materieansammlung" vorhanden und nicht verschmolzen mit einem zweiten Stern. Nachglühen tun die immer. Und bei den ganz kleinen Sönnleins gibt es das Problem ja noch gar nicht, oder sind die ersten kleinen H-Fusionierer schon ausgebrannt? (Reichen da die 14 Mrd Jahre - abzügl. Vorlaufzeit für Metalle und Co.?)


    Wo beginnt ein Stern? Das hast Du schon erläutert. Aber ich würde die beobachtungstechnischen Probleme davon trennen, denn die können wir auf der Erde sicherlich noch deutlich verbessern. Wir sind noch nicht ansatzweise an der theoretischen Beobachtungsgrenze, höchstens finanziell [:(]


    Gruß

  • hallo sternzähler,
    das ist ja wieder mal ein thema zu dem jeder seinen senf geben kann, so auch ich.du kannst deine briggets im keller zählen,ja selbst die erbsen die du im haus hast, aber du wirst nie erfahren wieviel sterne es in unserer galaxie gibt,egal ob du weiße oder rote oder schwarze zwerge mit betrachtest,oder nicht.
    gruß willy

  • ... mindestens einen willy gibt es [:D]


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">aber du wirst nie erfahren wieviel sterne es in unserer galaxie gibt<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Wenn Du schon eine solche Behauptung aufstellst, dann lass uns auch an der Begründung Deiner These teilhaben.


    Ich halte dagegen, dass es nicht an den Sternen liegt. Die sind endlich in der Anzahl und abzählbar.
    Mit ausreichendem Wissen könnte man sogar eine Rangfolge nach Masse bilden, also sortieren (ginge auch mit dem mittleren Abstand zum Schwerpunkt der Milchstraße). Es muss also an dem liegen, der zählt, wenn es nicht gelingen will. Never say never...


    Gruß

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