Ebbe / Flut Ausprägung?

  • Hi zusammen,


    mal ne (vielleicht doofe) Frage:


    Der Mond ist ja zuständig für Ebbe und Flut, wie allgemein bekannt.
    Aaaaaaber: Warum ist gerade an der Nordsee Ebbe und Flut so ausgeprägt und an anderen Meeren wesentlich schwächer?
    Weiss das zufällig jemand?

    Ei,ei,ei.... was hatte ich denn in meiner alten Signatur stehen?


    sternengedönsige clear sky Grüsse,

    Robert aus dem Allgäu

  • Edit: nachfolgende Erklärung ist wohl falsch [xx(], tut mir leid, StephanPsy


    Etwas vereinfacht ausgedrückt: da die Anziehungskraft des Mondes auf die Erde relativ klein ist, muß diese Anziehungskraft relativ lange wirken, um die Wassermassen kummulativ anzuheben (mehr Wasser in den jeweiligen Bereich ziehen). Da der Mond im Umlauf um die Erde von Westen kommt, hat er während der ganzen Überquerung des Atlantiks Zeit, diese Flutwelle entstehen zu lassen. Daher hohe Flut in der Nordsee und an der Portugiesischen Atlantiküste z.B.. Im Gegensatz dazu gibts an der Ostküste von Amerika, z.B. NewYork beinahe keine Flut, da ja der Mond von Westen kommend vorher das amerikanische Festland überquert. Auch im Mittelmeer ist die Fluthöhe geringer, weil das Mittelmeer relativ klein ist und weil das Wasser aus dem Atlantik durch das "Nadelöhr" Gibraltar nicht in so großer Menge einströmen kann. Und weil normale Binnenseen noch kleiner sind, wirkt die Anziehungskraft des Mondes zu kurz, als dass sich eine auffallende Flut entwickeln könnt. Zusammengefasst: je grösser die Wasserfläche desto höher die Flut, aber nur wenn es eine Westküste ist, also der Mond von Westen kommend Wassermassen mit sich ziehen und kummulieren kann. An Ostküsten gibt es nur sehr geringe Flut, weil der Mond ja vorher über Festland ankommt.


    Übrigens: weisst Du warum es an der der jeweiligen Mondstellung gegenüberliegenden Seite der Erde auch Flut gibt? Wieder mit einfachen Worten: weil das Erde-Mond-System nicht um den Erdmittelpunkt rotiert, sondern um den gemeinsamen Schwerpunkt von Erde und Mond und sich dadurch die Fliehkraft auswirkt.

  • Stephan - leider stimmt deine Erklärung nicht.
    Zwar sind in der Tat die Tidenhübe (der Unterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasser) an Nordsee- und portugiesischer Küste höher, aber nach deiner Erklärung müsste das ebenso für die Azoren gelten, was nicht der Fall ist. Auch müssten demzufolge an der Westküste Nord- und Südamerikas der Gezeitenunterschied am größten sein. Auch das trifft nicht zu.
    Der Rekord wird ausgerechnet an der kanadischen Ostküste, genauer an der Bay of Fundy mit 15 - 21 m Tidenhub erreicht. Trifft eine solch resonante Strömung an anderem Ort auf eine gleichartige, jedoch phasenverschobene Strömung, hebt sich der Tidenhub evtl sogar ganz auf, wie in der irischen See. Dort gibt es Orte, an denen zwar die Strömung ihre Stärke und Richtung ändert, aber der Wasserstand fast nur vom Wind abhängt.
    Das liegt an der Resonanz der Wasser-'Schwingung'. Braucht das Wasser zum reinfliessen exakt so lange wie ein Zyklus ist (6h+), schaukelt sich das System auf und es kommt zu deratigen Überhöhungen. Der Tidenhub auf dem freien Atlantik beträgt im übrigen nur ca. 60cm, an geraden Küsten steigt der Hub jedoch an wie ein Tsunami. An Küstenformationen wie der Elbe oder Weser oder auch der Bristol-Kanal gibt es noch einen weiteren Effekt, der 'Düseneffekt' genannt wird, aber ähnlich funktioniert wie der Resonanzeffekt.

  • Hallo Günter,


    im Wikipedia-Link ist schön erklärt, warum in diesem Spezialfall es auch dort eine hohe Flut gibt.


    Mit der Mondumlaufbahn liegst doch leider Du ziemlich sehr daneben. Der Mond geht nur deswegen im Osten auf, weil die Erde sich dreht, aber der der Mond bewegt sich von Westen nach Osten in seiner Bahn um die Erde.

  • Quote
    "Da der Mond im Umlauf um die Erde von Westen kommt" ???
    Der Mond geht im Osten auf.


    Beides ist richtig [8D]


    Man stelle sich einmal vor, daß durch den Umlauf des Mondes um die Erde eine Störung der kugelförmigen Wasserhülle erzeugt wird. Und zwar auf zwei Seiten. Auf der dem Mond zugewandten Seite durch die Anziehungskraft, auf der dem Mond abgewandten Seite durch die Fliehkraft des Erde-Mond-Schwerkraftsystems. Der Erdkörper dreht sich nun sozusagen unter dieser ungleichmässig verteilten Wassermasse hinweg und tut dies von West nach Ost, so daß der Wasserberg von Ost nach West wandert. Vielleicht trägt das zum Verständnis bei.


    Gruß


    ullrich

  • Hallo zusammen,


    danke euch für eure Erklärungen. Jetzt ist mir das schon klarer.
    Der Grund warum ich fragte war übrigens, meine Befürchtung, dass ein Besucher während meines Mondvortrags an der Sternwarte diese Frage stellt. Hat noch keiner, aber jetzt können sie [;)].


    Danke nochmal

    Ei,ei,ei.... was hatte ich denn in meiner alten Signatur stehen?


    sternengedönsige clear sky Grüsse,

    Robert aus dem Allgäu

  • Quote
    <i>Original erstellt von: jo33</i>
    <br />Hier ein Link zum Thema mit kleiner Bastelanleitung für interessierte.
    http://www.umweltstation-iffens.de/ebbeflut.htm

    Das Modell und dessen Erklärung ist leider grotten falsch!
    Quote
    ...Genau entgegengesetzt bildet sich ein Fliehkraftflutberg aus.: Drehe den Mond um die Erde. Der Drehpunkt ist der gemeinsame Massenschwerpunkt. (Tatsächlich braucht der Mond 28 Tage für eine Umdrehung.) Lege nun einen Pfennig auf die dem Mond abgewandte Seite der Erde, er fliegt bei der Drehegung weg. Ebenso folgt das Wasser diesen Fliehkräften und bildet einen Flutberg aus.

    Die Erde führt keine gebundene Rotation aus, sondern so eine Taumelbewegung:



    <i><font size="1">Bildursprung Wikipedia, frei kopierbar</font id="size1"></i>


    Die Erde bewegt sich als ganzes um den Systemschwerpunkt. Jeder Punkt der Erde dreht sich auf einer Kreisbahn mit <font color="orange"><b><font size="2"> gleichem Radius</font id="size2"></b></font id="orange">, somit ist die Fliehkraft <font color="orange"><b><font size="2">immer gleich groß</font id="size2"></b></font id="orange"> und ist vom Mond weg gerichtet. Der Pfennig im obigen Beispiel würde wegfliegen, egal wo man ihn auf die Erde stellt.


    Es ist falsch zu sagen, der mondnahe Flutberg entsteht durch die Mondanziehung, der entgegengesetzte hingegen durch die Fliehkraft. Vielmehr ist es so, dass die Mondanziehung an der mondnahen Seite der Erde stärker als die Fliehkraft ist und an der mondfernen Seite schwächer als die Fliehkraft. Da die Fliehkraft immer in entgegengesetzter Richtung zum Mond wirkt, entstehen resultierende Kräfte, die zu beiden Seiten der Erde weg vom Erdmittelpunkt zeigen und somit auf beiden Seiten Flutberge bewirken.


    Richtige Darstellungen:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Gezeiten
    http://www.greier-greiner.at/hc/gezeiten.htm

  • Hallo Stathis,


    da schreibt einer von anderen ab, sogar in Lehrbüchern (z. B. Gerthsen) steht objektiv Falsches über die Entstehung der Gezeiten.


    Es ist nicht so, daß der eine Flutberg von der Anziehung des Mondes, der andere von der Fliehkraft erzeugt wird. Für beide Flutberge ist die Gravitation zuständig, und die Fliehkraft setzt nur noch einen drauf (und zwar auf beide).


    Und bei der Fliehkraft spielt die Tagesdrehung der Erde eine Rolle. Daß der Mond jeden Monat einmal umläuft, ist hierfür unerheblich. Das sorgt nur dafür, daß die Flutberge mit dem Mond mitlaufen, in praxi, daß die Gezeiten sich jeden Tag wie der Mond um 50 Minuten verspäten.


    Gruß, mike

  • Danke euch allen, erstmal für eure Antworten.


    Ich werde den Besuchern der Sternwarte also versuchen, die ganze Thematik anhand des Badewannenbeispiels klar zu machen, sollte diese Frage einmal auftauchen.


    Kann sich eh keiner vorstellen. Ähnlich wie Libration oder gebundene Rotation. [V] Aber wie heisst es so schön:
    Die Vorstellungskraft des Menschen endet an seinem ausgestreckten Arm!

    Ei,ei,ei.... was hatte ich denn in meiner alten Signatur stehen?


    sternengedönsige clear sky Grüsse,

    Robert aus dem Allgäu

  • Moin zusammen,
    als alter Segler habe ich mich damit natürlich auch beschäftigt.
    Stellt euch bitte die Sache so vor.
    Erde und Mond bilden durch die Gravitation eine Einheit und drehen sich umeinander. Der Drehpunkt fällt mit dem gemeinsamen Schwerpunkt von Mond und Erde zusammen. Und der liegt natürlich auf der Verbindungsachse zwischen Erde und Mond, etwas innerhalb der Erdoberfläche.
    Das gesamte Systhem dreht sich also um diesen Punkt.


    Der erste Flutberg entsteht, wie allgemein bekannt, durch die Gravitation des Mondes auf die Erde.
    Der zweite Flutberg aber entsteht sehr wohl durch Fliehkraft. Nämlich durch die Fliehkraft, die durch die Rotation der Erde um diesen exentrisch liegenden Schwerpunkt geschieht. Dieser zweite Flutberg ist jetzt natürlich dem Mond abgewand.
    Dass sich nun die Erde unter diesen beiden Flutbergen in 24h wegdreht und diese beiden Berge um die Erde wandern ist sicher klar.


    Dass Ebbe und Flut so verschieden auf der Erde ablaufen hat nur mit den vorhandenen Küstenformationen zu tun.
    Es kommt zu Resonanzen, zu Stauungen und ich weiß nicht was noch alles.
    Auf dem offenen Meer ist der Flutberg gerade mal etwa einen Meter hoch.
    Stellt euch dazu einfach mal einen großen Teller vor. Auf dem schwappt Wasser hin und her. An den Rändern wird es weit bis zum Rand empor steigen. In der Mitte wird man aber kaum eine Höhenveränderung feststellen.

  • Hi Robert,
    bildlich fällt die Tide vor allem in "sich verjüngenden Buchten und Flussdeltas" besonders hoch aus. Die Hubenergie, die in einem Flutberg über eine offene Fläche (am Buchteingang) gespeichert ist, wird in Höhenenergie umgewandelt, wenn die Fläche (am schmalen Buchtende) nicht zur Verfügung steht. Bei einer Peitsche ist dies letztlich vom Prinzip nicht anders, da erreicht die Spitze u.U. Überschall.
    Z.B. findet sich so eine Meeresverjüngung am Eingang des Ärmelkanals (St. Malo, Jersey) , oder in der deutschen Bucht. Sylt dagegen wird davon weniger betroffen, eher das Marschgebiet zwischen Insel und Festlang.

  • Quote
    <i>Original erstellt von: Kalle66</i>
    <br />Hi Robert,
    bildlich fällt die Tide vor allem in "sich verjüngenden Buchten und Flussdeltas" besonders hoch aus. Die Hubenergie, die in einem Flutberg über eine offene Fläche (am Buchteingang) gespeichert ist, wird in Höhenenergie umgewandelt, wenn die Fläche (am schmalen Buchtende) nicht zur Verfügung steht. Bei einer Peitsche ist dies letztlich vom Prinzip nicht anders, da erreicht die Spitze u.U. Überschall.
    Z.B. findet sich so eine Meeresverjüngung am Eingang des Ärmelkanals (St. Malo, Jersey) , oder in der deutschen Bucht. Sylt dagegen wird davon weniger betroffen, eher das Marschgebiet zwischen Insel und Festlang.


    Danke Dir, Kalle.

    Ei,ei,ei.... was hatte ich denn in meiner alten Signatur stehen?


    sternengedönsige clear sky Grüsse,

    Robert aus dem Allgäu

Participate now!

Don’t have an account yet? Register yourself now and be a part of our community!