3. European Space Policy Workshop (Bericht)

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    in diesem LINK könnt ihr einen ausführlichen Bericht dazu finden was die Sprecher im einzelnen gesagt haben. Ist leider auf Englisch. Lohnt sich aber trotzdem. [;)]
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    Hallo liebe Leute. Ich finde die Raumfahrt repräsentiert sich selbst zu schlecht, da werden viel zu viele Süppchen in dunklen Hexenkammern gekocht und die Öffentlichkeit hat keine Ahnung davon [;)] So kann das nichts werden. Immer nur den bloßen Mythos verkaufen hilft auf die Dauer nicht weiter. Deshalb hab ich mich entschlossen von den Veranstaltungen zur Raumfahrt die ich besuche ab sofort kleine Berichte zu schreiben. Ich poste sie nicht nur hier sondern auch bei Astronomie.de also nicht wundern.



    Die Katholische Universität Leuven (wird wie Löwen ausgesprochen) hat zusammen mit SNI ein von ESA und EU unterstützten Workshop zur Zukunft der Europäischen Raumfahrt abgehalten. Dieser fand in dem malerischen Arenberg Castle auf dem Campus der KU Leuven statt. Der Workshop stand unter dem Thema "Zukünftige Anwendungen der Raumfahrt und Bemannte Raumfahrt"


    Meine Teilnahme an diesem Workshop war eine etwas kurzfristige und überstürzte Aktion da mich die Einladung der Veranstalter erst eine Woche vorher erreichte. Die Frage „wieso gerade ich?“ ließ sich recht schnell damit beantworten, dass ich vor einiger Zeit im Forum der Europäischen Kommission zum Thema „Greenpaper“ ein paar Einträge hinterlassen hatte. (Also immer schön acht geben wo man im Internet was schreibt). Also habe ich mich mit dem Bus auf nach Belgien gemacht um diesem wichtigen Event teilzuhaben.


    Worum geht’s?
    In der ESA und der EU gibt es seit 1998 Bestrebungen die beiden Institutionen besser zusammen zu arbeiten zu lassen. Wobei die Ideen und damit fangen die Probleme schon an, wie man das am besten umsetzen könnte sehr weit auseinander liegen. Der EU schwebt vor, dass die ESA zu einer Raumfahrtbehörde der EU wird während in der ESA die Idee favorisiert wird, dass die EU Mitglied der ESA wird. Neben diesen schon auf den ersten Blick unterschiedlichen Zielstellungen gibt es noch viele weitere rechtliche Probleme z.B. dass nicht alle Mitgliedsstaaten der ESA auch Mitgliedsstaaten der EU sind (z.B. Kanada und Schweiz) und einige Staaten der EU sind ebenfalls nicht in der ESA (z.B. Griechenland). Oder andere heikle Sachen wie der „fund return policy“ (das Geld das der Staat A einzahlt bekommt er auch in Form von Industrieaufträgen wieder zurück) die integraler Bestandteil der ESA ist nicht aber in der EU (obwohl ich auch schon andere Aussagen gehört haben…) . Dann kann man in der ESA an den Zusätzlichen Programmen teilnehmen oder nicht und dann selbst bestimmen wie viel Geld man einzahlt, während man in der EU nur Mitglied sein kann oder eben nicht und wenn man Mitglied der EU ist dann zahlt man entsprechend der Wirtschaftskraft. Jede Menge Probleme. Worin liegt also der Nutzen einer Zusammenarbeit von EU und ESA. Die EU repräsentiert 1/3 der Weltweiten Wirtschaftsproduktion und liegt damit mit den USA gleich auf. Trotzdem sind die strategischen Investitionen der EU Mitgliedsstaaten vernachlässigbar gering. Daraus resultiert eine politische Schwäche der EU auf der globalen Bühne. Nach diversen Konflikten mit den USA und auf vielen Gebieten durchaus Unterschiedlichen Interessen von EU und USA wird die von Frankreich schon seit längerem verfolgte Politik der Emanzipation Europas in breiteren Kreisen salonfähig. Man darf sich also nichts vormachen es geht bei der Raumfahrt schon immer um strategische Interessen. Politische, wirtschaftliche und militärische Vorherrschaft. Die Zusammenarbeit von EU und ESA ist in diesem Zusammenhang als Bündelung Europäischer Kräfte zu verstehen. Aus diesem Grund wurde von der Europäischen Kommission das sogenannte Greenpaper in Auftrag gegeben. Es stellt eine Zusammenfassung des aktuellen Status europäischer Weltraumpolitik, Chancen, Risiken und Probleme symbolisiert durch 12 Fragen dar. Dieses Greenpaper wurde der Politik, der ESA und EU sowie der Öffentlichkeit zur Diskussion vorgelegt. Anhand dieses Greenpapers soll dann ein Whitepaper ausgearbeitet werden dass die zukünftige Zusammenarbeit von ESA und EU festlegt.


    European Space Policy Workshop
    Diese Workshops, die von der KU Leuven und SNI, einer Beratungsfirma für den Raumfahrtbereich, organisiert werden, bringen aus diesem Grund hochrangige Vertreter der politischen Institutionen zusammen, damit diese über das Problem EU/ESA diskutieren. Die Diskussion fand in zwei Sitzungen statt.
    In der ersten ging es direkt um die zukünftige politische Entwicklung. Es sprachen ein der Vizerektor der KU Leuven, ein Staatssekretär des Belgischen Wissenschaftsministeriums, der Generaldirektor der ESA Jean Jacques Dordain, der europäische Wissenschaftskommissar Phillipe Busquin, der Direktor der Abteilung für Strategie und Außenbeziehungen der ESA Jean-Pol Poncelet und Prof Hobe Dekan Instituts für Luft- und Weltraumrechts in Köln. Die wichtigsten Aussagen neben der bereits oben beschriebenen Situation:
    Das Raumfahrtbudget der ESA wird sich bis 2010 verdoppeln (heute ca. 3mrd. €).
    Eine Hauptaufgabe der ESA ist es den Generationswechsel (30% der Ingenieure der euröpäischen Raumfahrt gehen in den nächsten 5 Jahren in den Ruhestand) erfolgreich zu meistern. Daher muss ein verstärktes Augenmerk auf die Nachwuchsförderung gelegt werden.
    Die Raumfahrt braucht eine Langfristige Perspektive. Aber auch ambitionierte Kurzzeitprogramme. Als Langzeitperspektive gilt das Aurora Programm zur Erforschung von Planeten im und außerhalb des Sonnensystems mit Sonden, Teleskopen und bemannten Missionen. Wichtig eine Marsmission bis 2030!
    Zweites Panel
    Nach einer kleinen Pause ging es dann in die Zweite Runde die sich hauptsächlich mit der praktischen Umsetzung der im ersten Panel gestellten Zielsetzungen beschäftigte. Es sprachen: Luc Tytgat Vorsitzender der Abteilung für Weltraumpolitik und Forschung der Europäischen Union, David William Leiter der Abteilung für Strategie und Außenbeziehungen von Eumetsat, Jörn Tjaden Leiter der technischen Abteilung des Galileo Joint Undertaking, Frank de Winne Europäischer Astronaut, Joachim Majus Vorsitzender des Qualitätsmanagement und des Wirtschaftlichen Prozess Designs der Deutschen Telekom
    Wichtigste Themen waren:
    1. Erfahrungen mit Galileo dem Europäischen Navigationssystem, das wohl als einziges Projekt der Raumfahrtgeschichte an Überfinanzierung zu scheitern drohte. Von diesem Vortrag den ich jedem nur empfehlen kann, der einmal Einblick in die wirren der Bürokratischen Horden haben will, soll es demnächst eine Version im Netzt geben.
    2. Das GMES, das Europäische Programm für Globale Umwelt und Sicherheitsüberwachung. Diesen Programm soll die EU unabhängig von Informationen dritter Parteien machen (namentlich USA). Ziel ist es die bestehenden Kapazitäten für Erdbeobachtung in Europa besser auszunutzen in dem man sie koppelt. Und gleichzeitig durch den Bau neuer Systeme Kapazitäten hinzuzugewinnen.
    3. Eigenständige Kapazitäten Europas im Bereich bemannte Raumfahrt. Zur Zeit verfügt die ESA über keinen eigenen Zugang zur ISS daher ist sie auf das Goodwill der USA oder Russlands angewiesen die bisher als einzige Nationen bemannte Systeme besitzen. In Zusammenarbeit mit Russland wird ab sofort der Ausbau von Kourou dem europäischen Startplatz für das Sojus Raktensystem der Russen begonnen. Dann kann bereits ab 2007!!! Der Start mit von den Russen gekauften Sojus Raumschiffen beginnen (ähnlich wie es die Chinesen es auch gemacht haben). Danach soll ein eigenes Europäisches System zusammen mit den Russen entwickelt werden. Dieses Programm wurde aus dem Boden gestampft da sonst zwischen 2007 und 2012 eine Lücke in der Versorgung der ISS entstehen würde. Ab 2007 ist die ISS für 6 Personen ausgebaut sie kann aber zur Zeit nur 3 beherbergen weil es nicht genügend „Rettungsboote“ gibt. Eine Sojus Kapsel fasst 3 Personen und das OSP (orbital service plane) der Amerikaner wird frühestens 2012 zur Verfügung stehen.


    Da in Leuven zur gleichen Zeit auch noch das Sommerprogramm der Europäischen Schule für Weltraumrecht stattfand, waren neben den ganzen alten Herren auch viele Studenten, hauptsächlich Juristen und Wirtschaftler anwesend. Diese Mischung machte den Workshop in meinen Augen zu einem wirklichen Erlebnis. Neben dem Einblick in die Strukturen von ESA und EU gab es in den Pausengesprächen die Möglichkeit zu wirklichem Kontakt zwischen allen Beteiligten. Daher wurde der Workshop der sich vor allem als Anstoß zur Kommunikation versteht voll und ganz seinem Ziel gerecht.


    Den nächsten Bericht gibt es dann (spätestens [:)]) zum IAC


    Bilder
    Arenberg Castle

    Vorträge

    Festsaal Arenberg Castle

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