Hallo Liste,
das Posting von Randolf in diesem Thread vom Andreas hat mich auf eine interessante Idee gebracht:
- Wie stark unterscheidet sich bei verschiedenen Beobachtern der subjektive Farbeindruck an einem Objekt? -
Allgemein bekannt ist´s ja schon, dass der subjektive Farbeindruck bei der teleskopischen Beobachtung von Mensch zu Mensch deutlich variieren kann, aber wie stark denn nun wirklich?
Ein ideales Objekt für einen kleinen Feldversuch ist NGC 6572, ein kleiner aber extrem heller PN im Sternbild Ophiuchus (Schlangenträger), welcher in den nächsten Wochen optimal hoch am Himmel stehen wird. Bei meiner Beobachtung vor kurzem viel mir sofort die ungewöhnliche Einfärbung auf, welche besonders bei grosser bis mittlerer Austrittspupille überdeutlich ins Auge springt.
Selbst mit 600x Vergrösserung bleibt ein leichter Farbeindruck! Die besonders intensive Farbe und die extrem hohe Flächenhelligkeit von 4,7mag (!) machens möglich.
Bei dieser Vergrösserung angelangt, konnte ich eine kleine, immer noch sehr helle und leicht babyblaue Scheibe erkennen, welche im Norden und Süden von einer Art „Ohren“ (entfernt ähnlich M 27) umgeben ist, die zwar etwas schwächer als die Scheibe, aber immer noch sehr hell sind. Die exakt runde Scheibe (ohne die „Ohren“) scheint im Westen am hellsten, in diesem hellsten Bereich blitzt immer wieder ein kompakter Knoten oder Stern auf, genau liess es sich nicht erkennen. Der etwa östliche Quadrant der Scheibe wirkt im Vergleich zur Mitte und insbesondere zum Westbereich schwächer, die Grenzen der Scheibe sind hier relativ diffus. Diesen gesamten Zentralbereich umgibt in weiten Bereichen ein nach Norden ausgedehntes Halo. Das südliche „Ohr“ allerdings ist recht scharf zum Hintergrund abgegrenzt, das Halo ist hier definitiv nicht mehr sichtbar.
Mit schwacher Vergrösserung scheint ein deutlicher Zentralstern im Zentrum zu stehen, welcher sich ab 200x als Täuschung heraus stellt. Ein sehr ungewöhnlicher PN bei jeder Vergrösserung!
Mir erschien der PN in einem klaren und sehr intensiven hellblau, Ekkehard (Pteng) sah das ziemlich ähnlich. Steve Coe dagegen beschreibt den PN ganz anders: „The noteworthy aspect of this gem is its' color. In every scope I have ever owned, from an 8" to an 18" this is the greenest nebula I have ever seen! This guy is as green as an Irishman's coat on St. Patrick's day. Alright, alright, it is as green as lime Jello.“
Da der PN aufgrund seiner Helligkeit auch unter ungünstigen Verhältnissen (Mond, künstl. Lichtverschmutzung) gut beobachtet werden kann, hier meine Bitte an alle: denkt in der nächsten brauchbaren Nacht an diesen Thread, beobachtet das Teil und bringt eure Sicht der Dinge hier mit ein! Ich bin sehr gespannt, welches Bild sich so ergibt (ausreichende Beteiligung voraus gesetzt). Gerade auch Beobachtungen mit kleineren oder besonders grossen Optiken sind hier sehr interessant, vielleicht könnten sich leichte Tendenzen durch die eingesetzte Öffnung erkennen lassen. Generelle Einflüsse auf die Wahrnehmung wie Instrument, Erfahrung, beste AP, auch Dunkeladaption (?!) und nicht zuletzt die Himmelsqualität... könnten von Bedeutung sein, sie sollten bei einer Beschreibung dazu gehören.
Also, wer jetzt grosse Lust bekommen hat, mal selber nachzuschauen, den bitte ich, dabei an diesen Thread zu denken! Schreibt hier eure Eindrücke bzgl. Farbe nieder, eine rege Beteiligung ist ausdrücklich erwünscht! So würde aus meinem einzelnen Bericht ein kleines Projekt werden, vielleicht mit Überraschungen...
Und was soll das Ganze? Ich weiss es ehrlich gesagt auch nicht. Ich fände es einfach nur recht spannend zu erfahren, zu welchen Ergebnissen wir kommen können... [:)]
Wer was zur Theorie beitragen kann, soll auch ruhig was dazu schreiben, es darf auch gemutmasst werden [;)]
Viel Spass beim beobachten!
Daniel
http://www.astro-visuell.de
P.S Wer einen Polfilter sein eigen nennt, könnte diesen ruhig auch ein mal ausprobieren, NGC 6572 soll eine leichte Polarisation aufweisen...
P.P.S Nebelfilter sind natürlich tabu! [;)]