Challenger: Grauen nach 74 Sekunden

  • <b>Vor 20 Jahren - am 28. Januar 1986 - explodierte die US-Raumfähre "Challenger".</b>


    Bezugsquelle:


    [url="http://www.pro-physik.de/Phy/External/PhyH/1,9289,2-9-0-0-1-display_in_frame-0-0-,00.html?recordId=7482&table=NEWS&newsPageId=15954"]Pro-Physik.de[/url]

  • Hallo Henning,


    gerade erinnerst du uns an das Challanger-Unglück. Damals sah die Welt noch erheblich anders aus. Der kalte Krieg war im 2. Regierungsjahr von "Gorbi" noch längst nicht beendet und Ronald Reagan ließ noch an seiner SDI-Weltraum-Atomraketenabwehr basteln. Ich erinnere mich noch, wie wir in einem fürs Abi überzähligem Physikkurs aus reinem Interesse fast ausschließlich "friedliebende Weltraumforschung" betrieben haben. Es war an einem kirchlichem Institut, aber aus reiner Opposition gegen geistige Monokultur präsentierten wir uns so "hobby-bolschewistisch" und daher die so östlich anmutende Formulierung von der friedliebenden Weltraumforschung. Damals frequentierten wir im Kurs die Theorie, dass die NASA mit Blick auf die Installation des SDI-Abwehrsystems die Space-Shuttles mit Überlasten betrieb, da von ihr eine rasche Installation dieses Systems erwartet worden sei, und daher das Challager-Unglück gewissermaßen billigend in Kauf genommen worden sei. Grund sei der Mangel an leistungsstarken amerikanischen Trägersystemen gewesen. Während nun die ebenfalls an einem Raketenabwehrsystem arbeitenden Sowjets etwa 2-3 Jahre in der Entwicklung einer "defensiven" Weltraumbewaffnung den Amerikanern hinterherhinkten, wären die Russen aber dank leistungsstärkerer Trägersysteme (Energia- Raketen waren wohl damals die stärksten sowjetischen Trägersysteme)in der Lage gewesen, ein solches System dann wesentlich schneller zu installieren, als die Amis. Die Unterbrechung des amerikanischen bemannten Weltraumprogrammes infolge des Challanger-Unglückes hätten also die Hoffnung der Amis auf einen kurzfristigen strategischen Vorteil der Amerikaner gegenüber den Sowjets zunichte gemacht und eine letzte exessive Drehung an der "Rüstungsschraube" (Vokabeln, die damals in Nachrichten Gang und Gebe waren, uns heute fast schon vergessen scheinen) verhindert und somit zur Einsicht geführt hätten, dass ein Abrüstungsprozess unausweichlich sei.
    Wenn dem damals so, wie in manchen Kreisen ventiliert, gewesen wäre, so hätte die Challanger-Katastrophe immerhin zum Ende des amerikanisch-sowjetischen Rüstungswettlaufes mit beigetragen. Wisst ihr etwas über die damals mitunter dikutierten Theorie oder war das damals blanker Unsinn?


    Lasst uns also etwas geschichtsklittern,


    Hubertus

  • Hi Hubertus,
    in der Challenger saß doch eine zivile Lehrerin. Die wollte Unterricht aus dem Weltraum geben und das geht schlecht am Wochenende.
    "Deine" Theorie über das "Wettrüsten" kann ich mich nicht erinnern gehört zu haben. Man muss schon ziemlich ideologisch vorbelastet gewesen sein, um den ganzen Mist zu glauben.
    Wenn die militärische Nutzlasten en masse in den Himmel hätten schießen wollen, wären die Trägersysteme das geringste Problem gewesen. (Warum schreibe ich eigentlich konjunktiv?)
    Die Probleme mit den Booster-Dichtungsringen wurden ja damals auch relativ schnell bekannt. So zumindest meine Erinnerung.
    Gruß

  • Hallo Kalle,


    natürlich erhalten wir normal Sterblichen wenig Einsichten über die letztlichen Absichten, die hinter gewissen Weltraumprojekten stehen. Dein Einwand von der zivilen Lehrerin (Heute muss ich sie als eine Kollegin ansprechen.) ist mir bekannt. Dennoch stand die Nasa immer auch unter dem Erwartungsdruck der US-Militärs. Ich erinnere mich sehr gut, dass das Space-Shuttle damals unter anderem als ein geeignetes Gefährt der Öffentlichkeit präsentiert wurde, mit welchem man in der Lage sei, beschädigte Satelliten wieder einzufangen und zu reparieren. Dabei stellt sich doch die Frage, welche Art von Sateliten das sein sollten. Geostationäre Nachrichtensatelliten (wie son´ASTRA) auf Umlaufradien von ca. 36.000 km lassen sich wohl kaum mittels eines Raumgefährtes reparieren, welches auf nur etwa 400 km Höhe operiert. Auf derart niedrigen Höhen agierten doch lediglich militärische ("Aufklärungs"-)Satelliten. Wir müssen doch auch die Psychologie des "Kalten Krieges" berücksichtigen, innerhalb welcher in der Tat immer auch militärische Überlegungen mit eine Rolle spielten. Ich habe z. B. selbst lange den "Sputnik-Shock" der USA. nicht nachvollziehen können, bis mir bewusst wurde, dass der Sputnik damals bedeuteten musste, dass eine Supermacht, welche einen harmlosen Sputnik in den Orbit schickte, der doch nur "piepste", auch in der Lage war, mit den gleichen Trägersystemen nukleare Sprengköpfe an jeden beliebigen Ort der Welt zu schießen. Und was die leistungsstarken Trägersysteme anbetraf, waren die Sowjets Mitte der 80er Jahre, als die schon anfingen, ihre "MIR" zu installierten, mit ihren "Energias" tatsächlich den Amerikanern noch überlegen. Das jüngere Columbia-Unglück offenbarte doch, dass die Leistungsstärke der amerikanischen Trägersysteme nach wie vor brüchig geblieben ist und die heute mit ihnen segensreicherweise kooperierenden Russen mit Technik aus den 70ern den Kontakt zur ISS. gewährleisten (Und dass trifft zu auch ohne ideologisch vorbelasteter Sichtweise.)


    Klare Nächte


    Hubertus

  • Hallo Kalle,


    natürlich erhalten wir normal Sterblichen wenig Einsichten über die letztlichen Absichten, die hinter gewissen Weltraumprojekten stehen. Dein Einwand von der zivilen Lehrerin (Heute muss ich sie als eine Kollegin ansprechen.) ist mir bekannt. Dennoch stand die Nasa immer auch unter dem Erwartungsdruck der US-Militärs. Ich erinnere mich sehr gut, dass das Space-Shuttle damals unter anderem als ein geeignetes Gefährt der Öffentlichkeit präsentiert wurde, mit welchem man in der Lage sei, beschädigte Satelliten wieder einzufangen und zu reparieren. Dabei stellt sich doch die Frage, welche Art von Sateliten das sein sollten. Geostationäre Nachrichtensatelliten (wie son´ASTRA) auf Umlaufradien von ca. 36.000 km lassen sich wohl kaum mittels eines Raumgefährtes reparieren, welches auf nur etwa 400 km Höhe operiert. Auf derart niedrigen Höhen agierten doch lediglich militärische ("Aufklärungs"-)Satelliten. Wir müssen doch auch die Psychologie des "Kalten Krieges" berücksichtigen, innerhalb welcher in der Tat immer auch militärische Überlegungen mit eine Rolle spielten. Ich habe z. B. selbst lange den "Sputnik-Shock" der USA. nicht nachvollziehen können, bis mir bewusst wurde, dass der Sputnik damals bedeuteten musste, dass eine Supermacht, welche einen harmlosen Sputnik in den Orbit schickte, der doch nur "piepste", auch in der Lage war, mit den gleichen Trägersystemen nukleare Sprengköpfe an jeden beliebigen Ort der Welt zu schießen. Und was die leistungsstarken Trägersysteme anbetraf, waren die Sowjets Mitte der 80er Jahre, als die schon anfingen, ihre "MIR" zu installierten, mit ihren "Energias" tatsächlich den Amerikanern noch überlegen. Das jüngere Columbia-Unglück offenbarte doch, dass die Leistungsstärke der amerikanischen Trägersysteme nach wie vor brüchig geblieben ist und die heute mit ihnen segensreicherweise kooperierenden Russen mit Technik aus den 70ern den Kontakt zur ISS. gewährleisten (Und dass trifft zu auch ohne ideologisch vorbelasteter Sichtweise.)


    Klare Nächte


    Hubertus

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