Mondposition im Winter

  • Mal eine Frage:


    Ein Kollege hat behauptet der Mond stünde aus seiner Sicht im Winter immer etwas höher (näher am Zenit) als im Sommer.


    Kann man das so feststellen, oder ist das Einbildung?
    Wenn ja, gibt es da irgendwo Seiten mit Anschauungsmaterial (Bahndaten, Berechnung...)


    rapTor

  • > Ein Kollege hat behauptet der Mond stünde aus seiner Sicht
    > im Winter immer etwas höher (näher am Zenit) als im Sommer.


    Wenn Dein Kollege den Vollmond meint, hat er verdammt recht. [;)]

  • Hallo,


    > Wenn ja, gibt es da irgendwo Seiten mit Anschauungsmaterial (Bahndaten, Berechnung...)


    Wirklich anschaulich finde ich die schlichte Tatsache, dass der Vollmond der Sonne etwa "gegenüber" steht. Und letztere steht im Winter nun mal gerne etwas tiefer [:)]


    Ciao,
    Roland

  • Hallo RapTor,


    den Mondlauf kann man sich überschlägig mit den folgenden Überlegungen im Kopf errechnen:


    Der Mond bewegt sich am Himmel von Tag zu Tag ein Stück "nach links". Die Sonne tut das auch, ist dabei aber viel langsamer: Der Mond ist bei seiner Bewegung etwa 13 mal so schnell wie die Sonne.


    Bei Neumond können wir den Mond natürlich nicht sehen, aber dieser unsichbare Mond befindet sich bei der Sonne und hat in etwa denselben Tagbogen. Nun entfernt er sich jeden Tag ein wenig von der Sonne. Einen Tag nach Neumond steht er schon da, wo die Sonne erst in 13 Tagen ist. Zwei Tage nach Neumond dort, wo die Sonne in 26 Tagen ist, usw.


    Genähert kannst Du mit zwei Wochen statt der 13 Tage rechnen. Dann steht der zunehmende Halbmond (7 Tage nach Neumond) immer dort, wo die Sonne in 14 Wochen, also einem Vierteljahr ist. Also: Im Frühjahr macht der zunehmende Mond den großen Bogen, den die Sonne im Sommer macht. Und im Herbst den flachen Bogen der Wintersonne.


    Anderes Beispiel: Welchen Bogen macht der Mond Mitte Mai fünf Tage vor Vollmond? Fünf Tage vor Vollmond heißt 9 Tage nach Neumond. Und die bedeuten 18 Wochen. 18 Wochen nach Mitte Mai ist Ende September. Der fast volle Mond vor Pfingsten macht also den selben Bogen wie die Sonne am Herbstbeginn. Er geht ziemlich genau im Osten auf und im Westen unter und ist etwa 12 Stunden zu sehen.


    Und die Regel, daß der Vollmond denselben Bogen macht wie die Sonne ein halbes Jahr später, fällt hierbei als Spezialfall ab.


    Gruß, mike

  • Mike,


    sehr schöne Erklärung. Danke.


    Überlagert wird diese Schwankung der max. Mondhöhe noch von der Lage der Mondbahn relativ zur Ekliptik (Neigung: 5 Grad). Die Schnittpunkte der Mondbahn mit der Ekliptik (Drachenpunkte) bewegen sich in rund 18,5 Jahren einmal der ganzen Ekliptik entlang (rückläufig, also von Ost nach West).


    Nächstes Jahr fällt der aufsteigende Knoten der Mondbahn wieder einmal mit dem Frühlingspunkt zusammen, d.h. es werden extreme Positionen erreicht! Für die Stellung des Vollmondes bedeutet das (für einen Ort mit 50° geographischer Breite):


    <font color="yellow"><b>Vollmond im Sommer 2006:</b></font id="yellow">
    <font size="1">40° (Höhe des Himmelsäquators) MINUS 23,5 Grad (Neigung der Ekliptik) MINUS 5 Grad Mondbahnneigung =</font id="size1">
    <font color="orange"><b>11,5 Grad</b></font id="orange">


    <font color="yellow"><b>Vollmond im Winter 2006:</b></font id="yellow">
    <font size="1">40° (Höhe des Himmelsäquators) PLUS 23,5 Grad (Neigung der Ekliptik) PLUS 5 Grad Mondbahnneigung =</font id="size1">
    <font color="orange"><b>68,5 Grad</b></font id="orange">


    Was ein Unterschied!


    Nach gut neun Jahren sieht es dann anders aus:


    <font color="pink"><b>Vollmond im Sommer 2015:</b></font id="pink">
    <font size="1">40° (Höhe des Himmelsäquators) MINUS 23,5 Grad (Neigung der Ekliptik) PLUS 5 Grad Mondbahnneigung =</font id="size1">
    <font color="orange"><b>21,5 Grad</b></font id="orange">


    <font color="pink"><b>Vollmond im Winter 2015:</b></font id="pink">
    <font size="1">40° (Höhe des Himmelsäquators) PLUS 23,5 Grad (Neigung der Ekliptik) MINUS 5 Grad Mondbahnneigung =</font id="size1">
    <font color="orange"><b>58,5 Grad</b></font id="orange">


    ... nur als Ergänzung ...

  • Hi Raptor!


    Ja und ausserdem geht der Vollmond im Winter im NO auf und im NW unter, während er im Sommer im SO aufgeht und im SW unter!


    mfg Tom

  • Hi,


    Dein Kollege hat recht. Die Erdachse ist gegenüber der Ekliptikebene geneigt, deswegen gibt es Jahreszeiten. Die Mondebene ist der Ekliptikebene ähnlich.
    Weil die Erdachse sich im Sommer Richtung Sonne neigt, steht die Sonne zur Mittagszeit sehr hoch. Der Vollmond ist genau gegenüber der Sonne, die Erdachse neigt sich im Sommer also von ihm weg. Er steht also mitternachts so niedrig, wie die Sonne im Winter zur Mittagszeit.


    Und im Winter steht der Vollmond mitternachts so hoch wie Sonne im Sommer zur Mittagszeit.


    Der Unterschied ist ca. 46 Grad.


    Ist einem vielleicht schon unbewußt aufgefallen, daß der Vollmond gerne im Sommer weit ins Zimmer hineinscheint, und im Winter dann die Sonne.



    Gruß
    Julian

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