Nutzen von Astronomie

  • Hallo:


    Alfred Nobel verfügte 1896 in seinem Testament, dass aus seinem Vermögen,
    welches er wesentlich der Erfindung des Dynamits verdankte, denjenigen
    Preise zukommen sollten, "die im vergangenen Jahr der Menschheit den
    größten Nutzen gebracht haben".


    Nun ist der Nobelpreis mehrfach auch an Astrophysiker vergeben worden,
    zuletzt 2002 an Raymond Davis Jr, Masatoshi Koshiba und Riccardo Giacconi
    für ihre Beiträge zur Physik kosmischer Neutrinos (die ersteren) und
    die Erfindung der Röntgenastronomie (letzterer).


    Ein anderes Besipiel, was mir einfällt, ist der Nobelpreis 1993 an
    Russell A. Hulse und Joseph H. Taylor Jr. für den indirekten Nachweis
    von Gravitationswellen über die Abnahme der Periode eines
    Doppelpulsars.


    Fazit: Die genannten Nobelpreisträger müssen der Menschheit im
    jeweils vergangenen Jahr den größten Nutzen gebracht haben.


    Daher würde ich gern wissen, was ihr für den Nutzen von
    Astronomie/Astrophysik haltet.


    Clear Skies,


    Andreas

  • Hallöle,


    dazu muss ich jetzt auch mal meinen Senf abgeben, denn ich halte die Astronomie auf unserem Level zwar für ein tolles Hobby - und insofern auch für eine sinnvolle Beschäftigung, habe aber nicht unbedingt den Eindruck, der Menschheit damit einen großen Dienst zu erweisen. Mal abgesehen davon, dass man die Astrohändler unterstützt und damit durch überspitztes Konsumverhalten die Wirtschaft (in China?) ankurbelt...


    Dennoch...


    Am Samstag, auf der BoHeTa unterhielten sich beim Mittagessen ein paar Leute über die Schwierigkeit der Zeitsynchronisation bei der gleichzeitigen Beobachtung von Sternbedeckungen. Ich habe dann irgendwann mal wieder den Ketzer herausgekehrt und vorsichtig gefragt, warum man denn eigentlich Sternbedeckungen beobachtet...
    Ich persönlich stelle mir das nämlich ziemlich langweilig vor, auch wenn es ja in gewisser Weise ein "astronomisches Ergeignis" ist, wenn z.B. der Mond über einem Stern herwandert.


    Nach einem kurzen, leicht irritiertem Blick, bekam ich dann erklärt, dass man auf diese Art z.B. die genaue Umrisslinie des Mondes herausbekommt. Und? So what?


    Noch mehr irritierte Blicke...


    Auf Basis der genauen Umrisslinie des Mondes wird z.B. bei Sonnenfinsternissen der genaue Sonnendurchmesser bestimmt und das gibt Auskunft darüber, ob die Sonne schrumpft oder wächst.


    Da musste ich dann doch zugeben, dass dem eine gewisse Relevanz nicht abzusprechen ist.


    Noch ein Beispiel zum Thema Sonne:


    In den letzten Jahren wurde ja sehr viel von Treibhausgasen und Kyoto-Protokoll geschrieben und geredet. Viele Wissenschaftler vertraten die Ansicht, der Klimawandel sei vor allem durch die vom Menschen verursachte Luftverschmutzung begründet. Auch Naturkatastrophen, wie z.B. die momentan so beliebten Hurricanes wurden darauf geschoben.
    Mittlerweile hört man immer öfter, die Ursache für die Hurricanes sei die hohe Oberflächen-Temperatur der Meere in dieser Region und diese würde durch eine erhöhte Sonnenaktivität verursacht.


    Ich will jetzt nicht mutmaßen, wer wohl Recht hat - jedenfalls wüßten wir, ohne die Astronomen, die die Sonne beobachten, auch manche Vorgänge auf der Erde nicht zu deuten...


    Also - irgendwie tun (einige) Astronomen schon etwas sinnvolles. Ich mache nur pretty Pictures und das auch nur zum Spaß[:D]


    Gruß
    Klaus

  • Moin,


    die Naturwissenschaften - und hier insbesondere die Astronomie - beschreiben die Entwicklung und den Zustand des Kosmos (und damit natürlich auch der Erde), also praktisch das wirkliche "Weltgeschehen" (nicht zu verwechseln mit dem, was wir als Weltgeschehen in den Medien präsentiert bekommen, dieser Teil ist recht winzig [:D]).


    Was uns das praktisch nützt?
    Nun, es gibt kein größeres Labor, an dem sich Wissenschaftler orientieren können, wenn es darum geht, qualitativ neue Wege zu gehen und Grundlagen für die weitere Entwicklung anwendungsfähiger Technik zu schaffen.


    Natürlich reden wir über große Zeiträume (nach menschl. Vorstellungen) ...


    ... von Fraunhofers ersten Experimenten mit farbzerlegtem Sonnenlicht zur heutigen modernen Spektralanalyse (ohne die praktisch kein Werkstofflabor auskommt) oder von der Beschreibung der Energieerzeugung in der Sonne mittels Kernfusion bis zur technischen Nutzung lagen und liegen lange Zeiträume.


    Ohne die Beobachtungen und physikalischen Erklärungsversuche jedoch bliebe uns dieses Wissen und etvl. spätere Nutzung gänzlich verschlossen.


    Gesamtwirtschaftlich betrachtet kann man sogar sagen, dass wir Astrophysik und weitere Gebiete der Grundlagenforschung wirklich nur ausnahmsweise und ganz am Rande der Gesellschaft betreiben.


    Und dafür sind die Erkenntnisse und heute schon denkbaren Nutzungsmöglichkeiten beachtlich.


    meint

  • das mit dem vergangenen Jahr hat die Nobelstiftung in ihren Statuten weiter ausgelegt, da man ja meistens den Nutzen nicht sofort im nachsten Jahr sieht. ( http://www.nobelprize.org § 2 ... The provision in the will that the annual award of prizes shall be intended for works "during the preceding year" should be understood in the sense that the awards shall be made for the most recent achievements in the fields of culture referred to in the will and for older works only if their significance has not become apparent until recently. )


    Zum Nutzen von Astronomie fallt mir z.B. das Gravitationsgesetz ein. Endeckt durch Beobachtung der Bewegung von Planeten. Heute kann man damit die Orbita von Satelliten bestimmen, die wohl durchaus Nutzen fur die Menschheit haben.


    nochwas: wenn wir den Ursprung und die Entstehung von Kometen besser verstehen, konnen wir sagen ob die Erde von einem Meteoriteneinschlag bedroht ist und fruhzeitig reagieren (gibt ja genug Filme)

  • Moin,


    Astronomie und Nobelpreis:


    Des Hernn Nobel's Frau betrog ihm einst mit einem Astronomen. Nobel gab also eine mündliche Verfügung für späters... keine Preise an die bösen Astronomen. Das ist kein Witz.

  • Hallo,


    muss mich jetzt auch nochmal etwas ausführlicher regen:
    Zu aller erst mal: Zur (richtigen) Astronomie gehört untrennbar auch die Physik.
    Die Frage "Was bringt's?" bzw. "Schön zu wissen, aber wen interessiert's wirklich? " sind typisch im Zusammenhang mit der sog. Grundlagenforschung. Den Vorsatz "Grundlagen" hat dieses Wort nicht umsonst. Diese Art von Forschung ist eben dazu da, Grundlagen für weiterführende und (u.U.) mehr praktisch orientierte Forschungen zu bieten. Wen interessieren schon Einsteins Relativitätstheorieen? Dass du dir Heute kaum ein (komplizierteres) elektronisches Produkt kaufen kannst, in dem nicht ein bischen was von seiner Erkenntniss umgesetzt wird, wissen leider immernoch zu wenige. Wen interessiert die Quantenmechanik? Nun, die ersten praktischen Umsetzungen gibt's z.B. schon in der Verschlüsselung ( http://www.eetimes.de/at/news/…jhtml?articleID=162101273 ). Auch wird an den Möglichkeiten geforscht, wie ein Quantencomputer ( http://de.wikipedia.org/wiki/Quantencomputer )gebaut werden könnte.
    Der Astronomie verdanken wir viele Erkenntnisse, die zum Teil erst in den letzten 100-200 Jahren gemacht wurden. Z.B. Die Erkenntniss, dass das Sonnensystem teil einer Galaxie ist, die wiederum nur eine von vielen ist und dass sich die meißten der anderen Galaxien von uns weg bewegen, das All also expandiert. Wer den Nutzen dieser Entdeckungen hinterfrägt muss sich die Gegenfrage gefallen lassen, was es für einen Nutzen für die Menschheit hatte, dass sie entdeckte, dass die Erde rund und nicht flach ist.
    Und dies sind nur einige wenige Beispiele, wo die Grundlagenforschung langsam anfängt praktische Früchte zu tragen. Und ich bin überzeugt davon, dass dies nicht die letzten sein werden.


    Zur Bedeutung der Astronomie für die Physik allgemein: Erst durch die Erkenntniss eines Hubbel's über die Ausdehnung des Alls konnte zur heutigen Theorie des Urknalls führen. Und Umgekehrt erfuhr Einstein u.A. dadurch Bestätigung, dass bereits mehrere Einsteinringe beobachtet werden konnten, bzw. Dass es möglich ist, während einer Sonnenfinsterniss Sterne zu sehen, die eigentlich hinter ihr und deshalb nicht sichtbar sein sollten.


    Und Schluss endlich geht es nicht zuletzt auch um die Befriedigung der menschlichen Neugierde. Wichtige Erkenntnisse nach den alten Fragen über das "Woher" und "Wohin" allen (physischen) Seins haben auch durch Astronomie (bzw. durch die eng damit verknüpfte theoretische moderne Physik) in jüngster Vergangenheit erst wissenschaftlich fundierte Antworten gegeben.


    Soweit mal von mir.


    CS
    Sebastian

  • Moin,<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: tomlicha</i>
    Des Hernn Nobel's Frau betrog ihm einst mit einem Astronomen. Nobel gab also eine mündliche Verfügung für späters... keine Preise an die bösen Astronomen. Das ist kein Witz.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Doch, ist es bestimmt. Gibts denn Quellen, Beweise, Zeugen für diese Enthüllung, Hörr Tomlicha?

  • Hi, Matthias:


    Dies ist dem Gerücht zufolge der Grund, warum es keinen Nobelpreis
    für Mathematiker gibt. Man muss also in Toms Posting den Astronomen
    durch einen Mathematiker ersetzen. Dennoch ist das ein
    unbestätigtes Gerücht.


    Gruß,


    Andreas

  • Servus Sternfreunde!


    Der Nutzen von Astronomie und Astrophysik ist mit Sicherheit der,
    dass wir uns über Themen den Kopf zerbrechen, die uns bei Forschung und Entwicklung langfristig weiterhelfen werden.


    "Ein Stillstand auf dem Weg zur Erkundung des Unbekannten, wird uns
    daran hindern, dass uns offensichtlich Bekannte zu hinterfragen".
    Der Spruch war jetzt von mir.


    Das in diesem wissenschaftlichen Bereich Förderpreise vergeben werden, ist mit Sicherheit ergiebiger, als Schriftsteller zu unterstützen, die die Zeichen der Zeit erkannt haben, um sich mit Kritik an momentan herrschenden Systemen eine goldende Nase zu verdienen. Dies gilt selbstverständlich nicht für alle.
    Ich ziehe meinen Hut vor Menschen, die sich vor der Konfrontation
    mit der Regierung in ihrem eingenen Land nicht scheuen.


    Das Forschungsergebnisse in Medizin und Chemie oft schneller Früchte tragen, als das jahrzehntelange Beobachten von kosmischen Phänomenen,
    steht außer Frage.


    Ich glaube, wir sollten jeder Wissenschaft die Zeit lassen, die sie braucht um Früchte zu tragen.
    Und wie eben jeder Chemiker und Mediziner hofft, schnell der Menschheit helfen zu können, sollten Astronomen und Astrophysiker
    einfach auf die kommenden Generationen vertrauen.


    Wünsche uns allen einen klaren Himmel, denn sonst haben wir wirklich
    ein riesengrosses Problem!


    Schöne Grüße aus Bayern


    Franz König

  • was nützt forschung überhaupt? dass ich von stuttgart nach mannheim nur noch eine stunde brauche (wenn kein stau ist) und ich dabei "figaros hochzeit" hören kann. mozart z.b. machte 1777 einen riesen umweg von mehreren tagen, als er von stuttgart nach mannheim wollte, weil es hieß, im odenwald würden räuberbanden alle postkutschen ausrauben und die insassen umbringen. das ist fortschritt, in kaum mehr als 200 jahren! und die astronomie trägt ihren teil dazu bei. grüßle matthias

  • denn gedanken (Warum AStronomie?) kann man immer weiterspinnen, bis man zur Frage nach dem Sinn des Lebens kommt...und ich finde (unabhängig davon was etwas div. Religionen sagen) das Unbekannte zu erforschen ist mein persönlicher Sinn...man kann es auch so sehen: Astronomie --&gt;("greifen nach den Sternen") Raumfahrt --&gt; neue Erfindungen für das tagliche Leben...
    wie schon angesprochen, Einstein & Co. stecken fast überall heutzutage drinnen!


    Astrophysik und die anderen komplexeren "Disziplinen" sind einfach neuere (und weiter fortgeschritene) Teilgebiete der Physik und auch die Astrophysik hat ihre vorteile für das tägliche Leben...manchmal ist es nur nicht so offensichtlich!


    Also, warum nicht auch an Astronomen + Astrophysiker den Nobelpreis vergeben?? (außerdem will ich ja auch mal den Nobelpreis gewinnen [:p][:p][:D])


    Grüße
    Reinhard


    P.S.: hatte mal wieder zu viel Philosopie in der Schule *g*

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