Servus Patrick,
ich beobachte auch gerne unsere Planeten, allen voran Jupiter. Ich nutze dazu meinen 16" Dobson mit Nachführung und möchte dir daher zu durchaus einer größeren Öffnung raten.
Ich habe mir zu Weihnachten letztes Jahr das Buch "Planetary Astronomy – Observing, imaging und studying the planets“ von Christophe Pellier gekauft und kann es dir (und allen, die gerne Planeten beobachten) empfehlen.
Ich habe zu dem Buch eine kleine Rezension geschrieben.
Zum Thema "zu hell bei großer Öffnung":
Zum einen wurde ja weiter oben schon erwähnt, dass man sich für die Planetenbeobachtung auch gerne neben dem Teleskop etwas Licht machen kann, dass der Kontrastunterschied beim Einblick ins Okular nicht zu groß ist.
Zum anderen verteilt sich das Licht des Planeten bei einer größeren Optik auch auf eine größere Fläche auf deiner Pupille und zwar im gleichen Verhältnis wie die Lichtsammelfläche. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass mit der selben Vergrößerung beobachtet wird.
Ein 16" Spiegel sammelt genau 4x mehr Licht als ein 8". Der 16" projeziert aber auch einen 4x größeren Lichtkreis auf unsere Pupille.
Die Flächenhelligkeit bleibt also exakt gleich.
Lichtsammelfläche:
8": $100^2{*3,14}= 31.400mm²$
16": $200^2{*3,14}= 125.600mm²$
Austrittspupillendurchmesser:
8": $\frac{200}{300} = 0,666mm$
16": $\frac{400}{300} = 1,333mm$
Austrittspupillenfläche:
8": $0,333^2{*3,14}$ = 0,348mm²
16": $0,665^2{*3,14} $ = 1,393mm²
Der 16" blendet dich also genau so wenig oder so viel, wie der 8", wenn mit der selben Vergrößerung beobachtet wird.
Einen ND oder Polfilter verwende ich nicht, da ich mich nach ein paar Minuten an die Helligkeit gewöhnt habe.
Die Vorteile eines Binos wurden schon erwähnt, denen ich zustimme. Zudem habe ich beim Beobachten mit dem Binoansatz das Gefühl, dass die Objekte größer sind, als Monokular, obwohl das faktisch nicht so ist. Das ist wohl auch kein seltenes Phänomen.
Auch die Theorie hinter "mehr Öffnung" ist ganz interessant.
Jedes Teleskop verliert die Fähigkeit Kontrast zu übertragen, je näher es an seine maximal nutzbare Vergrößerung getrieben wird.
Stichwort: Kontrasttransferfunktion
Reiner Vogel hat das auf seiner Homepage sehr anschaulich erklärt.
Der 8" ist bei 300x schon nahe an seiner maximalen Vergrößerung und seine Kontrastübertragungsfähigkeit (in Prozent) ist damit bereits niedriger als beim 16", der noch Luft nach oben hat.
Kleinere Farbunterschiede lassen sich mit größerem Gerät dadurch besser erkennen.
Zum Temperaturgefälle über die Nacht (Ralf hat es bereits angesprochen) habe ich an meinem Dobson mehrere Messungen gemacht.
Ohne saugenden Lüfter habe ich innerhalb des Tubus mehrere unterschiedliche Temperaturzonen, die sich von der Aussentemperatur um mehr als 0,5°C Unterscheiden.
Dieses Temperaturdelta bekomme ich mit einem sehr sachte saugenden Lüfter in den Griff.
Meine ganz persönliche Meinung:
Der Aberglaube, dass "großes Gerät" anfälliger für Seeing ist, kommt daher, dass "großes Gerät" thermisch schwieriger zu beherrschen ist und dass "kleinen Geräten" das Auflösungsvermögen fehlt, das Seeing auf zu lösen.
Für mich ist auch sehr wichtig, dass ich gemütlich sitze, evtl. die Ellenbogen auf den Knien abstützen kann und nicht nachführen muss.
Gruß Markus