M42-Objektivbino mit Periskopkopf als Umlenker + Test am Himmel

  • Hallo Leute,


    mein Projekt eines kleinen, randscharfen Binos mit ordentlich Sehfeld ist in die nächste Runde gegangen. Über die ersten Schritte und die Grundlagen hatte ich bereits vor zwei Jahren in diesem Thread informiert:



    Inzwischen habe ich noch stabilere CFK-Montageplatten anfertigen lassen. Außerdem ist mir via Ebay ein neue Umlenker zugelaufen, einen Periskopkopf, also ein militärisches Ersatzteil, das wie gemacht ist für dieses nichtmilitärische Projekt. Wie mein Fernglas-Zenitspiegel , sie hier:


    https://www.astrotreff.de/forum/index.php?thread/257503-endlich-gebaut-zenitspiegel-für-ferngläser/


    macht er aus dem astronomisch orientierten, kopfstehenden Bild der kleinen Fernrohre ein aufrechtes, aber seitenverkehrtes Bild. Ein Verbund aus zwei Amiciprismen wäre mir lieber gewesen, denn damit wäre das Bild seitenrichtig geworden und außerdem hätte es die Perspektivumkehr beseitigt.


    Letztere habe ich auch erst durch dieses Projekt kennengelernt. Zwei Teleskope mit seitenverkehrtem Bild sorgen nämlich als Bino nebeneinander montiert dafür, dass einem ferne Dinge näher erscheinen als nahe. Das heißt, die Sterne zwischen den Baumkronen schweben vor den Blättern und Zweigen. Das ist ziemlich irritierend. Aber am Himmel selbst stört das natürlich nicht.


    Außer den CFK-Platten wurden ausnahmslos handelsübliche Teile verwendet. Meine handwerkliche Leistung beschränkte sich darauf, neun Durchgangslöcher in die pulverbeschichteten Eckbleche zu bohren. Der zeitlich größte Anteil am Projekt war die Recherche nach genau passenden Teilen und die Planung, wie das funktionieren könnte.


    Gewichtsmäßig ist das Kleinbino nicht allzu attraktiv. Es wiegt nur ein Kilo weniger als mein 70mm-Bino. Aber auf dem Fluidneiger macht es am Himmel richtig Spaß. Mit den Noblex UWA 12,5mm bekommt man ein 10,8x48-Fernglas mit 7,8° Feld und mit den TV Panoptic 24mm ist es ein 5,6x48 mit stolzen 12°!


    Und hier mal ein paar Bilder, um einen Eindruck zu vermitteln:






    CS

    Jörg

  • Hallo Jörg,

    da ist also das Prisma verwendet worden, scharfe Konstruktion! Deine Basteleien sind immer genau nach meinem Geschmack ;)


    Sind Reflexionen ein Thema am Übergang von Blend-/Tabuschutzkappe zu Prismagehäuse ein Thema?


    Als optischer Laie mal dumm gefragt: würde man bei zwei Prismen einfach so ein geradsichtig normales Bild erhalten?


    Gespannte Grüße

    Johannes

  • Hallo Jörg,


    sieht gut aus, und auch schöne Fotos, nicht mal so ebenauf die Schnelle mit dem Handy 'drauf gehalten', sieht fast so aus als wenn du eine zweite Lilchtquelle verwendet hast.


    Warum hast du ein jetzt ein Prisma statt des Zenitspiegles verwendet?



    beste Grüße und viel Spaß damit


    Thomas

  • … da ist also das Prisma verwendet worden, scharfe Konstruktion! Deine Basteleien sind immer genau nach meinem Geschmack ;)


    Sind Reflexionen ein Thema am Übergang von Blend-/Tabuschutzkappe zu Prismagehäuse ein Thema?


    Als optischer Laie mal dumm gefragt: würde man bei zwei Prismen einfach so ein geradsichtig normales Bild erhalten?

    Hallo Johannes,


    danke für Deinen freundlichen Kommentar. Reflexionen sind bisher kein Thema. Aber es könnte sein, dass es ein bisschen spiegelt, wenn man beim Beobachten von hinten mit der Stirnlampe draufleuchten würde. Aber, mal ehrlich, wer macht sowas?


    Wenn Du zwei solche Prismen übereinander setzt, gibt es nur eine Stufe im Strahlengang, aber Richtung und Bildorientierung sind gegenüber ohne Prismen identisch, also geradsichtig, kopfstehend, seitenrichtig. Außerdem müsste man mit einer Vignettierung rechnen, weil der Lichtweg innerhalb der Prismen doppelt so lang ist. Mit nur dem einem Prisma und den 135mm-Objektiven scheint es nicht zu vignettieren. Zumindest ist keine Randabdunkelung zu bemerken. Aber genau kann ich das erst sagen, wenn ich mal einen defokussierten Stern anschauen konnte. (Im Moment hab ich typisches First-Light-Verzögerungswetter.)


    Interessant wird auch noch der bisher ausstehende Test mit den 50mm CZJ Pancolaren. Da bekommt man im Verein mit den 24er Panoptics ein 2x28 mit 33° Sehfeld bzw. mit den Noblex UWA ein 4x28 mit 21°. Es könnte aber sein, dass der Öffnungswinkel dann schon zu groß ist, um das Prisma unvignettiert zu passieren.


    CS

    Jörg

  • … sieht gut aus, und auch schöne Fotos, nicht mal so ebenauf die Schnelle mit dem Handy 'drauf gehalten', sieht fast so aus als wenn du eine zweite Lilchtquelle verwendet hast.


    Warum hast du ein jetzt ein Prisma statt des Zenitspiegles verwendet?

    Hallo Thomas,


    danke, aber das sind auch nur Handyfotos (IPhone X), allerdings mit zugeschaltetem Blitz (und zwei Jahrzehnten Erfahrung als Pressefotograf). Die heutigen Smartphones machen für 80% bis 90% der Alltagsfotografie eine Spiegelreflex oder spiegellose Systemkamera überflüssig. Auch dank intelligenter Software, die Fehlbedienungen ausschließt oder anschließend per EBV korrigiert. (Was nebenbei für das allmähliche Aussterben einer ganzen Berufsgruppe sorgt. Aber das ist eine andere Geschichte.)


    Das Prisma hat den Vorteil, dass es wesentlich kompakter und witterungsbeständiger ist als der Zenitspiegel. Bei dem reicht ein bisschen Wind, und man kann förmlich zusehen, wie die Spiegelfläche mit Pollen und Staub zudreckt, was besonders im Punktlicht einer Stirnlampe dramatisch aussieht. Das Prisma dagegen ist für den Dreck auf dem Gefechtsfeld gemacht. Den ersten Eindrücken nach ist es optisch von guter Qualität, es beeinflusst die Abbildung überhaupt nicht negativ. Und das Beste: Es hat nur 7,80 € gekostet (das Porto war doppelt so teuer).


    CS

    Jörg

  • Hallo Jörg.


    Gratuliere! Das ist Selbstbau in Perfektion. Gut geplant und umgesetzt. Viel Vergnügen mit diesem Prachtstück!

    Und ja, man merkt immer wieder, dass du fotografieren kannst. Auch dieser Aspekt macht bei deinen Beiträgen Freude.



    Herzliche Grüße,

    Guntram

  • Hallo Guntram,


    danke für Deine netten Worte. Und auch danke den anderen Sternchengebern.


    Im Moment hoffe ich auf gutes Wetter, um die Kombi mal unterm Sternhimmel zu testen. Das Bino ist zwar erprobt, aber das Zusammenspiel mit dem Prisma kann vielleicht noch optimiert werden. Die Komponenten sind verschiebbar auf einer Vixenschiene angeordnet, wodurch sich die Abstände wie auf einer optischen Bank variieren lassen.


    Außerdem kann ich alternativ auch noch die CZJ Sonnar 3.5/135 MC und die CZJ Pancolar 1.8/50 montieren. Diese Teile bekommt man heute recht günstig, und sie sind wirklich gut. Die Sonnare knicken erst mit den Delos 3,5mm (39x) etwas ein (am Mond festgestellt). Aber für diesen Vergrößerungsbereich sind diese Binos ohnehin nicht gedacht.


    CS

    Jörg

  • danke, aber das sind auch nur Handyfotos (IPhone X), allerdings mit zugeschaltetem Blitz (und zwei Jahrzehnten Erfahrung als Pressefotograf). Die heutigen Smartphones machen für 80% bis 90% der Alltagsfotografie eine Spiegelreflex oder spiegellose Systemkamera überflüssig. Auch dank intelligenter Software, die Fehlbedienungen ausschließt oder anschließend per EBV korrigiert. (Was nebenbei für das allmähliche Aussterben einer ganzen Berufsgruppe sorgt. Aber das ist eine andere Geschichte.)


    Hallo Jörg,


    ja, die Möglichkeiten der neuen Smartphone-Kameras sind enorm, all das was man früher in der Dunkelkammer mühsam mit Nachbelichten ererreichen konnte geht jetzt per Mausklick oder gar schon automatisch, eine zusätzliche Lichtquelle wie der von dir verwendetet Blitz wird vielleicht als gar nicht mehr nötig empfunden oder die Wirkung gar nicht bemerkt. Technisch sind die Fotos heute sicher viel besser geworden, ob die Bilder überzeugender sind, da bin ich mir bei der Masse der Fotos nicht so sicher. Ich fotografiere fast ausschließlich mit Kameras von APS-C aufwärts, mag den optischen Sucher nicht missen, auch die Möglichkeit Shift Objektive zu verweden. Auch wenn man mit Photoshop (fast) alles, sogar ein starkes Bokeh hin zaubern kann.


    beste Grüße


    Thomas

  • astrometer

    Hat den Titel des Themas von „M42-Objektivbino mit Periskopkopf als Umlenker“ zu „M42-Objektivbino mit Periskopkopf als Umlenker + Test am Himmel“ geändert.
  • Hallo Leute,


    ich weiß gar nicht, wie lange es her ist, dass ich mal einen komplett wolkenlosen Himmel hatte. Dazu noch Windstille und eine gute Transparenz. Natürlich gibt‘s immer ein, zwei Haare in der Suppe. Diesmal waren‘s die Kälte (inzwischen fast 0° C) und der fast komplett volle Mond. Ach, und vielleicht noch das schlechte Seeing. Aber das stört mich weniger, bei dem, was ich vorhatte: Test des M42-Objektivbinos mit Periskopkopf am Sternhimmel.


    Als erstes kamen die 24er Panoptic in die Clicklock-Klemmen und es wurde defokussiert, bis die Sterne runde Flächen waren. Großes Aufatmen, sie blieben wirklich rund und nirgends fehlte am Rand ein Segment. Folglich beschneidet das Periskop den Strahlengang des 2.8/135 nicht.

    Und selbst bei diesem visuell extremen Öffnungsverhältnis spielen die Panoptic ohne Abstriche mit. Die Sterne blieben so gut wie bis zum Rand scharf. Noch besser ging es es mit den Noblex UWA. Wunderbar definierte Sterne bis zum Rand des 84° weiten Sehfelds. Wenn man dann noch die Augenmuscheln abschraubt, verschwindet fast das ganze Instrument hinter einem schmalen dunklen Rand und vor einem schwebt eine Art Bullauge ins Weltall. Da muss nichts Bestimmtes eingestellt sein, nur ein beliebiges Stück des zenitnahen Sternenhimmels, das man in tiefer, innerer Verzückung dumm anglotzt. – Für mich hat das was Meditatives.


    Das einzige vom Balkon aus sichtbare helle DSO war Praesespe. Auch die wunderschön mit 11x. Bei 5,6x war der vom Mond verseuchte Himmel zu hell. Kein Wunder bei 8,6mm Austrittspupille. Abblenden auf f/4 dauerte zwei Sekunden und brachte 6mm Ap. Das war schon besser…


    Und was gibt‘s zu meckern an meinem neuen Spielzeug? Wenn ich mir was wünschen könnte, dann gute, ausreichend groß dimensionierte Amici-Prismen, vorzugsweise mit 60°- oder 45°-Ablenkung. Ach, und bitte auch gleich paarweise montiert in so einem Periskopkopf für 7,80 €. Ja, ich weiß, ich träum ja schon weiter. 90°-Amicis mit 52 mm Öffnung gibt es bei Ross Optics in den Staaten. Aber mit Versand, Zoll und Einfuhrumsatzsteuer wäre das ein 800-€-Spaß. – Nee, danke.


    Wo vielleicht noch was zu verbessern wäre, ist der unbequeme Einblick bei horizontnahen Objekten. Da muss ich mich derzeit weit nach vorn über den Neiger beugen, um fast senkrecht in die Okulare schauen zu können. Entweder, ich lasse mir eine Parallelogramm-Montierung einfallen oder ich nehme den Periskopkopf jedesmal runter und nutze das Bino geradsichtig. Ist schließlich alles nur mit Vixenschienen und -Klemmen zusammengebaut.


    So, nun hab ich Euch berichtet und damit die Zeit überbrückt, bis der Mond vor das Bino gewandert ist. Also bis bald.


    CS

    Jörg

  • Hallo Jörg,


    84° Randscharf klingt unglaublich in der Fernglasklasse und dann noch 90 Grad.

    Hattest Du auch Gelegenheit Vergleichsbeobachtungen mit und ohne Periskopprisma zu machen? Also ob es dadurch zu merklichen Verschlechterungen kommt (obwohl ich diese bei der Vergrößerung für wenig einflussreich schätze).


    Viele Grüße

    Johannes

  • Hallo Johannes,


    nach meinem Beitrag gestern Nacht (#9) war ich noch auf dem Balkon und habe mir den Mond mit der Kombi angeschaut. Mit den Pentacon autos 2.8/135 war es schon klasse, aber mit den CZJ Sonnaren 3.5/135 wurde es noch etwas besser. Der voll beleuchtete Mond eignet sich ja wirklich für eine harte Prüfung auf Reflexionen im System, und siehe da, ein ganz schwaches Geisterbild war zu entdecken. Es lag einen halben Monddurchmesser über dem primären Mondbild, war jedoch viel zu schwach, um ernsthaft zu stören. Ich nehme an, es liegt an der Heimwerkergenauigkeit, mit der ich das Prisma vor die Objektive gesetzt habe. Eine Justagemöglichkeit hab ich da der Einfachheit halber erst mal nicht eingeplant.


    Die Schärfe war davon abgesehen wirklich exzellent. Der volle Mond ist ja an sich langweilig, aber westlich vom dunklen Grimaldi konnte ich am Terminator den schmalen Schatten eines Kraters (Schlüter?) erkennen und von dort nach Süden die zarten Schatten der Montes Cordillera. Bemerkenswert war, dass der Mond bereits bei 11-facher Vergrößerung einen leicht unregelmäßigen Rand zeigte. Und auch ein bisschen Luftunruhe war erkennbar, wahrscheinlich war die aber nicht mehr so stark wie am Nachmittag an der Sonne.


    Natürlich funktionieren diese Binos auch geradsichtig und liefern – mit den richtigen Okularen – fast völlig randscharfe Bilder. Aber trotz der komfortablen Austrittspupillenschnittweiten bekommt man die Augen ab einer gewissen Höhe nicht mehr mit der nötigen Präzision hinter beide Okulare gleichzeitig. Das gelingt bei einem für die Freihandnutzung optimierten, leichteren und ergonomisch günstiger geformten Fernglas von der Stange besser. Bei den Objektivbinos dagegen sind die Okulare dicker, schwerer und in der Regel ist ein Stativ nötig, um die optische Leistung wirklich abrufen zu können. Gleichzeitig sind diese Binos so kurz, dass der Einblick sehr nah an Montierung bzw. Stativ liegt, was bedeutet, dass man sich nach vorn beugen muss. Zu erwähnen ist außerdem, dass die schnellen Öffnungsverhältnisse zwar kaum die Abbildungsleistung der Okulare beeinträchtigen, aber die Anforderungen an einen exakt mittigen Einblick erhöhen. Etwas außeraxial hineingeschaut, und man hatte am Mond einen ganz zarten Farbsaum. Den Einblick nur minimal korriert, und der Saum war weg. Beim Sternhimmel selbst ist das kein Thema. Da sind die Sterne einfach nur winzige Nadelstiche, und man kann die größere Öffnung der Pentacon autos (48 mm) gegenüber den Sonnaren (39mm) nutzen.


    CS

    Jörg

  • 84° Randscharf klingt unglaublich in der Fernglasklasse und dann noch 90 Grad.

    Hattest Du auch Gelegenheit Vergleichsbeobachtungen mit und ohne Periskopprisma zu machen? Also ob es dadurch zu merklichen Verschlechterungen kommt (obwohl ich diese bei der Vergrößerung für wenig einflussreich schätze)…


    Hallo Johannes,


    kurzes Fazit konkret zu Deinen Fragen: Auf Schärfe und Grenzgröße wirkt sich das Prisma nach jetzigem Erkenntnisstand nicht negativ aus.


    Die Randschärfe liegt m. E. an der recht wirksamen Bildfeldebnung der Vollformat-Fotoobjektive. Die ist deutlich besser als bei einem zwei- oder dreilinsigen Fernglasobjektiv. Aber das hatte ich, glaube ich, schon im ersten Thread zu diesem Projekt geschrieben.


    CS

    Jörg

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