Optimale Helligkeit der ISS im Vergleich zu anderen Objekten

  • Hallo zusammen :)


    Ich habe als Referenz immer den Jupiter in dunkel genommen, um die optimale Helligkeit der ISS bei der Aufnahme zu ermitteln.

    Allerdings, was tut man wenn man Jupiter nicht mehr heranziehen kann?

    Ich habe auch das Problem, dass es mal mit einer 2,25 Barlow aufgenommen werden soll und einer anderen Kamera, von daher habe ich keine Referenzwerte.

    Wäre in diesem Fall wohl F10 mit 16 Zoll (2,25 Barlow wie gesagt bei ursprünglich F 4,4)

    Alles mit Planetencams. Wie die qhy174mc oder die Zwo Asi 178mc/mm.

    Gibt es eine Möglichkeit da den Mond oder einen Stern als Referenz zu nutzen?

    Weil Jupiter in dunkel hat ganz gut funktioniert. Wenn ich mich nicht täusche hat dieser eine Helligkeit von etwa -6.3 Mag. Die ISS gut beleuchtet etwa -5.


    Danke für die ANregungen und CS :)


    Mario

  • Hallo Mario,


    Such dir einen hochstehenden Stern, aktuell bspw. Capella mit 0,24 mag.


    Wenn die ISS, habe ich jetzt nicht geschaut auf -5 mag kommt, also 5 Größenklassen Unterschied ist das ein 100-facher Helligkeitsunterschied.


    Ist natürlich ein ziemlicher Unterschied aber du kannst trotzdem daraus ableiten, wie kurz du die Belichtungszeit für die ISS wählen müsstest.


    Grüße,

    Alex

  • Hallo Alex, danke für den Tipp.

    Hatte jetzt bereits überlegt ob man den Mond als Referenz hinzuziehen kann.

    Aber denke das wird wohl schwierig.

    Ich frage mich wie ich bei den Sternen daraus die Helligkeit ableiten kann.

    Beim Jupiter weiß ich es, auch getestet und hat funktioniert. Dieser muss dunkel auf dem Bild sichtbar sein dann passt es bei voller Helligkeit der ISS von der Einstellung her.

    Beim Stern aber, keien Ahnung.


    Grüße

    Mario

  • Hallo Mario,


    um auf die richtige Belichtungszeit für die ISS zu kommen, müssen wir sie als flächiges Aufnahmeobjekt betrachten und zwei Faktoren berücksichtigen: Erstens der Abstand von der Lichtquelle und zweitens die Albedo. Selbst wenn Jupiter die gleiche Albedo haben sollte wie die ISS, ist er doch fünf mal so weit von der Sonne entfernt, weshalb er nach dem Abstandsgesetz nur noch pi mal Daumen ein Zwanzigstel der Photonen pro Flächeneinheit abbekommt, die für die Erde und Objekte in ihrer Umlaufbahn gelten. Nur vom Abstandsgesetz her würde sich also der Mond eignen, aber dessen Albedo ist sehr gering, etwa mit der von Kohle vergleichbar. (Hätte er eine Albedo von 1 wäre es in einer Vollmondnacht nur unmerklich dunkler als am Tag.)


    Alex’ Vorschlag, Sterne mit gleicher scheinbarer Helligkeit zu verwenden, funktioniert auch nicht, denn diese sind in erster Näherung Punktlichtquellen.

    Mangels ausreichend „stillhaltender“ Objekte mit ungefähr gleicher Sonnenentfernung und ähnlicher Albedo kannst Du es nur probieren. Oder tiefer in die Grundlagen der Fotografie eindringen. Es gibt für so gut wie alles eine Formel, aber aus dem Hut weiß ich die auch nicht.


    CS

    Jörg

  • Hi nochmal,


    Korrektur meinerseits.

    Nach den mir neusten zur Verfügung stehenden Daten folgendes.

    Jupiter Helligkeit derzeit etwa derzeit -2 Mag.

    ISS Überflüge heute Abend -3.1 und -3.2 Mag.

    Morgen minus 1.5 und 3.1 Mag.


    Muss mir den Jupiter schnappen und es an diesem in etwa einstellen mit den verschiedenen Konfigurationen.

    Danach die aufgeschriebenen Werte verwenden und es sollte alles passen.


    Was ein Aufwand :)


    CS


    Mario


  • Hallo Jörg,


    Albedo und Sonnenabstand spielen hier meiner Meinung keine Rolle, da die Helligkeitswerte der ISS ja bekannt sind und nicht erst errechnet werden müssen.


    Ich habe den Bezug auf einen Stern aus praktischer Erfahrung mit eigenen Versuchen die ISS aufzunehmen, siehe Überflugvideo (komprimiert) anbei. C11 auf GM2000 mit Satelliten-Tracking.


    HiDrive


    Ich habe dazu in SharpCap den fokussierten Stern hauptsächlich mit Gainverstellung, da ich die Belichtungszeit im unteren Millisekunden Bereich halten wollte, auf einen Helligkeitswerte/ADU von X gebracht (genauer Wert fällt mir nicht mehr ein) und dann anhand des Größenklassenunterschieds errechnet, was das an Pixelwerten bei der ISS bedeutet. Leider habe ich bei dem Überflug im Sommer vergessen die Kamera zu kühlen. Zusätzlich würde ich heutzutage „aggressiver“ rangehen, ich hatte seinerzeit die Helligkeitswerte so gestaltet, dass um 10.000 ADU bei der ISS raus kommen, was zu wenig war.


    Bezogen auf eine 16bit Kamera würde ich beim anstehenden Überflug mit 3 mag Unterschied zu Capella, also knapp 16 Fach höherer Helligkeit die Pixelwerte am Stern auf ca. 1.900 ADU stellen um dann bei der ISS auf +/- 30.000 ADU, also mittig im Histogramm zu landen.


    Grüße,

    Alex

  • Hallo Alex,


    vielen Dank für die Erklärung.

    Ich gebe offen und ehrlich zu, dass ich mich mit den ADU Werten erst beschäftigen müsste. Aber geniale Hervorgehensweise.

    Da die ISS von der Helligkeit her bei mir mit meiner Methode etwa genauso aussieht wie in dem beeindruckenden Sat getrackten Kurzvideo bin ich erst einmal beruhigt.

    Werde die Werte heute erneut vom Jupiter mit allen Konfigurationen übertragen, welche ich die Tage plane durchzuführen und mir diese Werte auf jeden Fall aufschreiben.

    Eine GM2000 in einer Gartensternenwarte, ein Traum ist das. Irgendwann bestimmt... :)


    Darf ich versuchen aus dem Video ein zwei Bilder zu rechnen? Ich würde mich freuen.


    Grüße,


    Mario

  • Albedo und Sonnenabstand spielen hier meiner Meinung keine Rolle, da die Helligkeitswerte der ISS ja bekannt sind und nicht erst errechnet werden müssen…

    Hallo Alex,


    es ist ein schon Unterschied, ob die gleiche mag-Helligkeit von einer Punktlichtquelle ausgeht oder von einem flächigen Objekt. – Aber wenn es in der Praxis funktioniert, müssen wir nicht über die Theorie streiten. 


    CS

    Jörg

  • Da hast Du natürlich völligst Recht Jörg. Punktlichtquelle und flächiges Objekt sind natürlich nicht das gleiche.

  • Darf ich versuchen aus dem Video ein zwei Bilder zu rechnen? Ich würde mich freuen.


    Sehr gerne.

    Anbei ein Link zu den orginalen Frames vom Überflug am 27.03.2022 (hätte schwören können es war im Sommer) und ADUs sind es doch nur um 5.500 nicht 10.000 aber gut, ist auch schon wieder 2 Jahre her.


    HiDrive

  • Hallo Jörg,


    den Vorschlag mit dem Mond finde gut, das ist ein flächiges Objekt, das genau so viel Intensität von der Sonne abbekommt wie die ISS. :thumbup:

    Die Albedo von 0.12 sollte sich rausrechnen lassen, d.h. man müsste die Belichtungszeit für die ISS dann einfach um einen Faktor 8 reduzieren (wenn man für die ISS eine Albedo von maximal 1 annimmt).


    Letztere Annahme kann aber gnadenlos falsch sein - Albedo 1 nimmt ja an, dass zwar nix verlorengeht, das Licht bei der Reflexion aber in alle Raumrichtungen "gleichmäßig" (im Lambertschen SInne) verteilt wird, wie es ein weißes Blatt Papier machen würde. Das muss für die ISS nicht der Fall sein. Vielleicht ist der Ansatz von Alex mit dem Stern deshalb doch nicht so verkehrt.


    Herzliche Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

    Einmal editiert, zuletzt von Cleo ()

  • Zu bedenken ist natürlich auch, das die angegebene Helligkeit der ISS ja ein errechneter Maximalwert ist und ja theoretisch von einem Punkt ausgehen kann.

    ich kenne die Berechnungsgrundlagen davon nicht.


    Zudem ist auch der ziemlich große Dynamikumfang zu bedenken. In meinen verlinkten Frames ist die Maxhelligkeit um 5.900 und die Solarpanel sind dabei nur um 400.

  • Hallo Holger, Hallo Alex,


    die Albedo des Mondes dürfte etwa der der Solarzellen entsprechen. D. h., wenn diese gerade noch abgebildet sind, müsste es klappen. Also schauen, was man am Mond belichten müsste, damit die Maria gerade noch kommen, dann dürfte das passend für die ISS sein.


    CS

    Jörg

  • Guten Morgen.


    Also, ich habe es getestet und für gut befunden, ein dunkler Jupiter gibt bei guter gleichmäßiger Beleuchtung der ISS einen wunderbaren Kontrast.

    Evtl hilft es ja jemandem. Auf F4.4 mit einer 2.25 Barlow und einer ZWO ASI 178mcpro sowie einer QHY174 color.



    174c qhy = 0.160 ms sowie 350 Gain, 178mc pro = 0.125 bis 250ms (habe 250 benutzt) und einfach mal 410 Verstärkung. Kurz vor Rauschkatastrophe.


    Könnte ein Buch über heute Nacht schreiben was alles schief laufen kann, aber die Werte haben gut gepasst.

    Bilder müssen noch ausgewertet werden, sind eh nicht viele geworden.


    CS


    Mario

  • Hallo Mario,


    250 ms Belichtungszeit, also 1/4 Sekunde oder hast du dich da verschrieben?


    Weil wenn ist das ziemlich lang bei der Geschwindigkeit der ISS ein nicht verwischtes Bild zu bekommen.


    Grüße,

    Alex


    p.s. wenn du es schaffst aus meinen Frames was rauszuholen, poste es netterweise hier, würde mich sehr interessieren, was du an Ergebnissen erzielst. Danke.

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