Ein universelles Weitwinkel-Bino?

  • Hallo zusammen,


    viele schöne weiträumige Strukturen zeigen sich in voller Pracht besonders bei großen Gesichtsfeldern von 5 Grad und mehr. Für Ferngläser ist das kein Problem, doch der gerade Einblick ist unpraktisch, Binokularteleskope, decken diesen Bereich nur schlecht ab, ihre Brennweite ist meist zu groß oder Bildfeldkrümmung begrenzt das Gesichtsfeld.


    Im vergangenen Sommer habe ich damit begonnen ein recht universelles Weitwinkel-Bino zu planen, das hoffentlich folgende Eigenschaften besitzt.

    • Großes, möglichst auch randscharfes Gesichtsfeld bis 7 oder gar 8 Grad

    • Hohe Bildqualität, sehr geringe chromatische Aberation, auch für die Tagesbeobachtung wie von Vögel sehr gut geeignet

    • leicht wechselbare Optik, 300 mm Brennweite als Ausgangspunkt

    • sehr geringes Gewicht

    • einstellbarer Augenabstand

    • 90 Gradeinblick

    • Zentralfokussiering

    Skizzen sind weitgehend abgeschlossen, erste Teile treffen jetzt ein und es scheint mir der richtige Zeitpunkt gekommen hier darüber zur berichten, auch da ich hoffe, Anregungen und Tipps zu bekommen wenn ich auf Schwierigkeiten stoße.


    Beste Grüße und ein schönes Wochenende


    Thomas

  • Hallo Thomas,


    wie Du weißt, beschäftigt mich dieses Thema auch schon lange. Einen entspannten Einblick habe ich mit meinem Fernglas-Zenitspiegel erreicht. (Für alle die neu im Thema sind: Endlich gebaut: Zenitspiegel für Ferngläser) Aber der Nachteil dieses ZS ist sein seitenverkehrtes, kopfstehendes Bild, denn gerade bei großen Gesichtsfeldern wünscht man sich dass das, was man freiäugig am Himmel erkennt, auch im Okular so orientiert ist. Es ist schon irritierend, wenn man sich zum Beispiel beim Nordamerikanebel erst überlegen muss, was denn nun wo ist – besonders wenn er „dank“ Lichtverschmutzung oder mangelnder Transparenz nicht sofort ins Auge springt.


    Etwas besser ist die Orientierungsproblematik, wenn ich meine aus kleinen Teleobjektiven gebauten Binos (Kleine Binos aus alten M-42-Ojektiven gebaut) hinter dem Fernglas-ZS montiere. Hier sind die Bilder nur noch spiegelverkehrt. Leider ist hier der Augenabstand fix, weshalb ich es nur allein nutzen kann (außer jemand hat exakt meinen Augenabstand).


    weil ich beim Beobachten möglichst entspannt, intuitiv und ohne großes Umdenken agieren will, bin ich letztlich bei einem handelsüblichen 70mm-Bino rausgekommen. 4° am Himmel sind schon beachtlich, es ist leicht und perspektivisch auch im fortgeschrittenen Alter nutzbar. Und wenn ich wirklich mal mehr als die 4° haben will, gibt es ja immer noch den FG-ZS.


    Daraus resultieren folgende Empfehlungen für Dein Projekt:

    - Unbedingt auf eine höhen- und seitenrichtige Bildorientierung achten.

    - Das Instrument sollte so gebaut sein, dass es justierstabil ist und man ohne längere Vorbereitung sofort beobachten kann.

    - Ein im Rahmen der konstruktiven Grenzen verstellbarer Augenabstand wäre gut.

    - Der Unterbau sollte so beschaffen sein, dass er in jeder Beobachtungshöhe einen bequemen Einblick ermöglicht und das Instrument auch ungeklemmt nicht wegdriftet.


    CS

    Jörg

  • Ein tolles Thema Tomas, ich bin gespannt was kommt!


    Ich erwische mich immer dabei, über ein ähnliches Bino aus TS 50/200 ED, 90° Amici und 17,5er Morpheus nachzudenken. Das paßt sogar vllt. noch auf diese More Blue Binoplattform und ergäbe reizvolle 11x50 mit 76° sGF.

    Nur: Wenn ich das mit Neuteilen durchrechne bin ich schnell bei 1.600 €, was vermutlich nicht mit der Bildqualität fluchtet, welche man für einen solchen Preis erwartet.


    Viele Grüße

    Johannes

  • Vorweg, vielen Dank für die diversen guten Wünsche zum Gelingen,


    Jörg,

    ja, du schriebst schon dass du dich für ein 70 mm APM Bino entschieden hast, momentan ist es auf dem Markt wohl die beste käuflilche Option. Mir schwebt etwas vor das deutlich mehr Gesichtsfeld hat und auch leichter ist, da bleibt nur der Selbstbau.


    Deine Punkte sind mir auch wichtig, ich hoffe das hin zu bekommen.


    Johannes,

    Ich erwische mich immer dabei, über ein ähnliches Bino aus TS 50/200 ED, 90° Amici und 17,5er Morpheus nachzudenken. Das paßt sogar vllt. noch auf diese More Blue Binoplattform und ergäbe reizvolle 11x50 mit 76° sGF.

    Nur: Wenn ich das mit Neuteilen durchrechne bin ich schnell bei 1.600 €, was vermutlich nicht mit der Bildqualität fluchtet, welche man für einen solchen Preis erwartet.


    Viele Grüße

    Johannes

    Das TS 50 ED scheint es erst seit kurzem zu geben, TS lobt die Optik sehr, andererseits stellt sich auch die Frage wie gut die Randschärfe bei 200 mm Brennweite mit dem genannten Morpheus Okular am Rand ist.



    beste Grüße


    Thomas

  • Hallo Thomas,


    Nach meinen Erfahrungen, bleibt nur der Selbstbau für so einen TableDob übrig!


    Bilder aus dem Web verwendet

    TableDob fernglas auf drehteller und Kippspiegel selbstbau Bilder - Google Suche


    Hierzu kann man die Beste Fernglas - Optik nehmen die man bekommen kann, die nachgesagten erwarteten Einbusen selbst bei einfachen Spiegel kacheln, sind geringer als das Zittern und die Auf und Abbewegung bei Freihändiger Haltung, da hiermit überhaupt erst ruhige Einblicke von über einer Stunde machbar sind.

    Besonders weil sich so, die Augen vollkommen beruhigt in Bildfeld den Details widmen kann und nicht immer nur diese Blickweise erfassen kann und Die dann immer wieder neu fixeren muss!


    Bei meinem mit 8X40 Fernglas hatte ich keine nachgesagten Doppelbilder mit einfachem Spiegelglas, warum sollte auch? sonst könnte sich ja auch Keiner mit Brille im Spiegel mit Messer / Klinge  rasieren!

    Sicher sind teure vorne verspiegelte Planspiegel noch besser, aber lohnt sich das dafür ?


    Der Vorteil, einer solchen vollkommen ruhigen Beobachtung, ist den Meisten die davon hören noch garnicht klar, Man muss wirklich erst mal selbst erleben!

    Das ist dann mit guten Okularen, sogar den Stabilisierten Ferngläsern überlegen!


    Bei so einem Fernglas wo sich das Objektiv - Gehäuse vom Okular - Gehäuse trennen lässt, muss man austesten ob man die Zentralfokussierung mit einfachen Okularen noch erhalten kann, wenn nicht

    und nur die das Okular - Gehäuse wegen der Fokuslänge verwendet werden kann,

    ist die dann sogar Adaptierung von schmalen 80° - 100° Okularen möglich, was dann sogar die original Okulare in Güte und Bildfeldweite in den Schatten stellt.


    z.B. sowas in 1,25“ in 32mm Plössl größe!


    Meine eigenen UW80° Okulare 


     


    Hier neben dem 32mm Plössl




    Dafür können dann 2 solche Micro Fokussierer eingesetzt werden, die man mit dem 36,4 oder T2 Gewinde mit passendem Adapter an das Objektiv - Gehäuse montieren kann.

    https://www.ebay.de/itm/256066382199


    Es muss dann ein fester Augenabstand, oder so eine Verstellung selber hergestellt werden.


    Anpassung der Fokusunterschiede der Augen, muss man dann mit 1/10mm Unterlegscheiben herstellen.


    Die Fokussierung erfolgt dann für Jedes Auge einzeln, ich habe aber gerade getestet, dass man die 2 Micro Fokussierer auch mit einem flachem Treibriemen Verbinden kann!




    Bilder geändert und Links eingesetzt !


    Hallo Günter,


    mußte leider die Bilder entfernen, da das Copyright nicht geklärt ist und die Veröffentlichung hier gegen die Nutzungsbedingungen des Forums verstoßen.

    Du kannst gerne Links zu den Bildern im Web setzen.

    Danke!



    Auch hier bitte das Copyright und die Nutzungsbedingungen des Forums beachten und ggf. einen Link zum dem Bild setzen.


    Danke!



    Grüße

    Hartmut

    Gruß Günter


    GSO 12"+ 8" Skywatcher Dobson, Celestron 8" Schmidtkamera; C8 Orange + 5,5" Comet-Catcher; MAK 100/1000 + 127/1500; ED 80 PRO,

    6 Mal editiert, zuletzt von G2-Astro () aus folgendem Grund: Copyrith der Bilder nicht geklärt, ggf. Verstoß gegen Nutzungsbedingungen.

  • Hallo Günter,


    vielen Dank für deine detaillierten Vorschläge, das ist sicher ein Weg, doch mir ist ein seitenrichtiges Bild sehr wichtig, das Bino soll ja auch ein größeres wie eine Art Sucher ergänzen, Vor zwei Jahren hatte ich so etwas gebaut, Minimalistisches Bino,  es erfüllt voll seinen Zweck nur hätte ich gerne bessere optische Leistung. Erste Teile sind eingetroffen, ich bin schon dabei sie zusammen zu bauen und dann gibt es Fotos.


    beste Grüße


    Thomas

  • Welches ist eine optimale Öffnung für ein Bino?

    Diese Frage ist mir oft durch den Kopf gegangen. Habe ich die passende Größe gewählt? Hier meine subjektive Sicht in Form einer Tabelle.



    Objektivdurchmesser mm
    typ. Masse kg
    +
    -
    sonstiges
    704die geringsten Einstiegskosten, recht großes Gesichtsfeld, gut für Sternhaufen/ galaktische Nebel, Milchstraßefür die Leistung bereits recht schwer, auch nicht richtig preiswertder Mond kommt bei jeder Größe gut
    80-1005-8optimaler Kompromiss ?Kugelsternhaufen können aufgelöst werden, Verhältnis Leistung/ Gewicht o.k bereits einige Details von Planetenfür Galaxien und schwächere Deep Sky Objekte Öffnung ziemlich knapp, 'nicht Fisch und nicht Fleisch'schöne Allround Geräte
    > 120
    10-25viele Details bei Deep Sky und Planeten


    bereits recht schwer und teuer, max.  Gesichtsfeld wird enger, für Galaxien wünscht man sich 150 mm und mehr, vom Gewicht wird hier meist eine akzeptable Obergrenze erreicht, Spiegelsysteme  sind schon vom Gewicht her ein andere Kategorie, denn hier lohnt es sich richtig erst ab 250 mm, Bino Dobsons wie der 20 Zöller mit spektakulären Bilder sind an besondere Rangbedingungen geknüpft



    Unter 70 mm gibt es aktuell keine kommerziellen Produkte: Wer sich für ein Bino entscheidet wählt gerne ein etwas leistungsfähigeres Gerät, das auch deutlich mehr Öffnung als typische Ferngläser besitzt und der Preisunterschied ist moderat. Vielleicht wünscht man sich recht bald nach dem Erwerb mehr Öffnung, und steigt auf ein größeres Gerät um. Vom Verhältnis Leistung zu Gewicht scheinen mir Geräte um 120 mm besonders attraktiv. Laut APM werden sie gerne gekauft, die 70 mm Geräte dagegen sind weniger nachgefragt, auch weil der Einstiegspreis recht hoch liegt. Andererseits gibt es Weitwinkel-Ferngläser wie die Swarowski NL Pure oder Nikon WX die preislich sogar deutlich oberhalb kleiner Binos liegen. Der Kosten für z.B. ein NL Pure 12x42 erscheinen aber in einem anderen Licht wenn man es auch tagsüber und meist sogar viel häufiger benutzt. Wie auch immer, unter dem Strich gilt auch hier, jedes Teleskop findet seinen Himmel.


    Wie gesagt, momentan versuche ich mit einem kleinen, optimierten Bino den Bereich vom Fernglas zum typischen 70 mm Gerät zu überdecken, also beginnend bei 7 Grad Gesichtsfeld. Ein exquisites Gerät, das dazu einlädt oft benutzt zu werden. Wie gut dies gelingt, ob es sich lohnt ist etwas offen, auch weil es schwierig ist passende, hochwertige Optik zu erwerben. Der Aufwand lohnt sich für mich nur, wenn das Gerät sehr leicht wird: Es soll im Zimmer praktisch immer aufgebaut sich mit einer Hand durch die Wohnung tragen lassen, z.B. wenn die Wolken aufreißen, plötzlich die Mondsichel am Himmel erscheint. Konkret peile ich 3-4 kg inklusive Montierung, Stativ und (leichten) Okularen an. So eine Kombination eignet sich auch perfekt zum Vögel beobachten, am Wasser oder aus einem Hochstand ( in Brandenburg gibt es Großtrappen) .


    Als Optik habe ich Borg Apo Linsen von 45 mm bis 72 mm sowie die Vixen FL 55 mm ins Auge gefasst, vorwiegend mit 300 mm Brennweite, sodass die Konstruktion fast unabhängig von den konkreten Linsen ist, sie lassen sich leicht tauschen. 45 mm Öffnung klingt etwas mager, doch so wird das Bino besonders leicht, 67 mm sind wohl das Optimum, die Optik aber sehr rar. Mit den 72 mm Objektiven wird mit maximal 6 Grad ein etwas kleineres Gesichtsfeld erreicht, doch auch dies wird sich für die Milchstraße sehr lohnen.


    So weit erst mal die Motivation aus der Perspektive eines Großstädters.


    beste Grüße


    Thomas

  • Hallo Thomas,


    Deinen sehr fundierten Überlegungen ist nichts hinzuzufügen. Kurz war ich am Grübeln, ob ich vielleicht doch nochmal anfange – und zwar genau in Deinem geplanten Bereich. Aber dann siegte die Vernunft. Angesichts meiner vorhandenen Instrumente wäre der einzige Vorteil die bessere Bildorientierung (NR statt SV). Außerdem wäre ein solches Projekt nicht gerade billig, wenn man es mit hohem optischem und mechanischem Anspruch umsetzen will.


    Bei den aktuell nur kurzen wolkenarmen Momenten ist das 70mm-Bino mein Favorit. Es lohnt sich auch für ein paar Minuten, lässt sich auch mit (schweren) Okularen bequem am Stück auf den Balkon tragen und ist binnen Minuten einsatzbereit. Das 120er braucht schon einige Zeit zum Auskühlen, ist mehr als doppelt so schwer und manchmal sogar zu lang für den Balkon. Klingt vielleicht seltsam. Aber ich habe dort den großen Apo fest aufgebaut, so dass sich die Binos immer an den Rand quetschen müssen.


    CS

    Jörg

  • Guten Morgen Thomas,


    Deine Überlegungen zum Bino sind fast eins zu eins der meinen und ich bin hochgespannt was Du daraus bauen wirst. Ich persönlich würde wohl im Bereich 60mm den besten Kompromiss aus Leistung/Erlebnis und Gewicht vermuten.


    Beste Grüße

    Johannes

  • hallo Thomas ,

    bei TS hab ich ein 60/248mm Sucher mit ED Linsen gesehen, ob die was taugen weis ich aber nicht….

    Ich finde aber im unteren Bereich Ferngläser aus dem oberen Preissegment sinniger, wenns um große Felder geht.

    Würde ich was kleines planen wär vielleicht ein fc60mm Takahashi eine Option, bringt aber auch nur 4,4 Grad mit den 24er Panoptics, geht aber auch gut bis 120x

    bin aber gespannt wie es weitergeht :)

    Grüße Alex

  • Hallo Jörg

    Bei den aktuell nur kurzen wolkenarmen Momenten ist das 70mm-Bino mein Favorit. Es lohnt sich auch für ein paar Minuten, lässt sich auch mit (schweren) Okularen bequem am Stück auf den Balkon tragen und ist binnen Minuten einsatzbereit. Das 120er braucht schon einige Zeit zum Auskühlen, ist mehr als doppelt so schwer und manchmal sogar zu lang für den Balkon.



    welches Bino benutzt du denn häufiger? Was für eine Montierung hast du für das 70iger? Optisch ist es sicherlich sehr reizvoll, doch eine gute Balance ist nicht einfach zu erreichen.


    Hallo Johannes

     Ich persönlich würde wohl im Bereich 60mm den besten Kompromiss aus Leistung/Erlebnis und Gewicht vermuten.

    Ja, das sehe ich auch so, nur ist gerade in diesem Bericht das Angebot an Optiken recht begrentzt, die wenigen hochwertigen sind recht langbrennweitig, da kann man dann auch 70 mm wählen,

    der Gewichtsunterschied ist gering.



    Hallo Alex

    bei TS hab ich ein 60/248mm Sucher mit ED Linsen gesehen, ob die was taugen weis ich aber nicht….

    Ich finde aber im unteren Bereich Ferngläser aus dem oberen Preissegment sinniger, wenns um große Felder geht.

    Würde ich was kleines planen wär vielleicht ein fc60mm Takahashi eine Option, bringt aber auch nur 4,4 Grad mit den 24er Panoptics, geht aber auch gut bis 120x

    bin aber gespannt wie es weitergeht :)

    Grüße Alex

    Vor zwei Jahren habe ich aus diesen Optiken ein kleines, sehr leichtes Bino gebaut, da habe ich für mich entdeckt wie interessant dieser Bereich ist. Die Linsen sind zwar einiges besser als 60 mm Achromaten, aber von echten Apos weit entfernt. Bei Deep Sky merkt man das nicht, aber beim Mond und tagsüber, ab 30 x.


    Für die Milchstrasse finde ich 4.4 Grad ziemlich knapp, gerade in der südlichen Milchstrasse ist der Wechsel von sehr hellen Strukturen zu Dunkelwolken weiträumig. Mit Borg 72 FL Optik und 2 Zoll Okularen bekommt man 5.5 Grad hin, und auch hohe Vergrößerung. Hier im Forum gibt es auch ein Selbstbau Borg 71 Astrobino. Bei gut 4 kg und entsprechender Montierung ist dann die Versuchung groß sich auf 90 mm zu vergrößern, das zusätzliche Gewicht ist gering, und Sebastian, der dies Bino gebaut hat ist diesen Schritt gegangen. So ein 90 mm Bino ist sicher ein super Gerät, im Weitwinkelbereich fehlt aber deutlich etwas. So gesehen, der Bereich kleiner Optiken bis 70 mm hat seinen Reiz, und ich denke, es lohnt ein Bino so leicht zu machen, dass es von der Handhabung viel näher bei Ferngläsern als den klassischen Binos liegt.


    beste Grüße


    Thomas

  • hallo Thomas ,

    stimmt schon , es kommt aber auch auf den Verwendungszweck an, für den täglichen Einsatz im Garten hab ich mich auf die eher robuste Bauweise eingelassen,

    mein 76er Bino kennst du ? :

    für die Reise aber nur bedingt zu gebrauchen.

    Viele Grüße Alex

  • welches Bino benutzt du denn häufiger? Was für eine Montierung hast du für das 70iger? Optisch ist es sicherlich sehr reizvoll, doch eine gute Balance ist nicht einfach zu erreichen.

    Hallo Thomas,


    aktuell nutze ich das 70er häufiger, was dem Wetter, meiner Faulheit und den beengten Platzverhältnissen neben dem TEC 180 geschuldet ist. Das Bino steht meist auf einer Berlebach Spica + UNI 17 mit Kurbelsäule. Diese Kombi kann ich noch recht gut im Ganzen raustragen. Die 2 x 5 kg Gegengewicht werden erst auf dem Balkon draufgesteckt. Bei richtiger Einstellung ist dieser Unterbau perfekt ausbalanciert und macht wirklich Spaß. Selbst bei 114x zittert kaum was. Nachführen ist mit der Nase möglich.


    Vor fünf Jahren hatte ich die Spica mit dem 120er getestet und als zu schwach verworfen. Das hat dann zum Selbstbau meiner großen Omega-Montierung geführt. Auf der nutze ich das 70er nun auch gelegentlich. Günstigerweise scheint es exakt halb so schwer wie das 120er zu sein. Dadurch brauche ich statt der für letzteres nötigen 4 x 5 kg nur die erwähnten 2 x 5 kg ohne dass an den Hebelverhältnissen irgendwas geändert werden muss.


    CS

    Jörg

  • PS: Als gewichtsmäßige Minimalvariante geht das 70er auch auf dem Manfrotto MA 055 Nat. und dem Fluidkopf iFootage Komodo K7. Letzterer läuft sehr weich und lässt sich über seine Gewichtsstufen gut auf ein zenitnahes Gleichgewicht einstellen. Diese Kombi ist gut für schnelle Abstecher auf den Acker oder für Urlaub mit beschränktem Gepäck.

  • Hallo Jörg,


    im Grunde lassen sich Binos wenn genügend Platz zwischen den Tuben gelassen wurde sogar einfacher als normale Refraktoren lagern, das wusste man schon vor 100 Jahren,



    Titelseite des Astrokatalogs von 1915


    Schade, dass bei APM und anderen Herstellern dies Wissen verloren gegangen ist. So kommt es zu so ungeschickten Lösungen mit 2x5 kg Gegengewicht. Für den Balkon mag das gerade noch gehen, doch ein Bino lohnt sich doch besonders unter möglichst dunklem Himmel. Da hört sich die Kombo mit Fluid Head sehr viel interessaner an, reicht sie nicht auch für den Balkon?




    Hallo Alex,

    erst mal herzlichen Glückwunsch zu dem Takahashi-Bino, das kannte ich noch nicht und es gefällt mir sehr. Als Großstädter kann man von einem solchen Standort nur träumen, da ist die Montierung a la Dobson ein schöne Selbstbaulösung. Wie macht sich das Bino bei Kugelsternhaufen? Wie weit löst du sie mit den 76 mm unter einem 5 mag Himmel auf?



    beste Grüße und viel Spaß mit dem Gerät.


    Thomas

  • … Schade, dass bei APM und anderen Herstellern dies Wissen verloren gegangen ist. So kommt es zu so ungeschickten Lösungen mit 2x5 kg Gegengewicht. Für den Balkon mag das gerade noch gehen, doch ein Bino lohnt sich doch besonders unter möglichst dunklem Himmel. Da hört sich die Kombo mit Fluid Head sehr viel interessaner an, reicht sie nicht auch für den Balkon?

    Hallo Thomas,


    da muss ich Dir widersprechen. Das Prinzip der Lagerung im Schwerpunkt wurde vor 25 Jahren von Martin Birkmeier für die ICS-Montierung genutzt, die er für die Miyauchi-Ferngläser verkaufte. Mein 100er Miyauchi hatte diese Montierung und sie war wirklich sehr gut. Uneingeschränkt taugt sie allerdings nur für den unteren Vergrößerungsbereich. Und auch nur für leichte Okulare, die den Schwerpunkt nicht nennenswert verlagern.


    Die gleiche Lagerung wird auch bei den sogenannten Einarm-Gabelmontierungen von APM verwendet. Aber weil deren Gläser gerne mit schweren Okularen und hohen Vergrößerungen genutzt werden, stößt das Prinzip an seine Grenzen.


    Der iFootage-Kopf hat fünf Gewichtsstufen (0 bis 4 kg), die auf dem Verstellen einer Federspannung basieren. Weil sich der Gewichtsvektor des Instruments beim Wechsel der Beobachtungshöhe ändert, muss man die Stufe immer wieder ändern. Eine für alle Höhen optimale Einstellung gibt es nicht. Fluidköpfe, mit stufenloser Gewichtseinstellung und automatischem Höhenausgleich sind sehr teuer. Jochen (Portaball) nutzt so einen an seinem 150er Bino. Aber er hat aufwändig alle Okulare auf ein Gewicht gebracht, damit das System beim Okularwechsel nicht aus dem Gleichgewicht kommt.


    Für welchen Unterbau man sich entscheidet, ist eine Frage der persönlichen Philosophie. Will ich ein minimalistisch leichtes System und bin dafür bereit, ein Zittern beim Fokussieren, häufiges Manipulieren an der Montierung und „Astrogymnastik“ hinzunehmen, dann nehme ich ein halbwegs solides Fotostativ, einen Fluidkopf oder eine Einarmgabel und bin damit glücklich. Oder will ich die optische Leistung meines Instruments wirklich ausnutzen und liebe echten Beobachtungskomfort, dann wähle ich einen schweren, in der Höhe verstellbaren Unterbau, der beim Beobachten völlig in den Hintergrund tritt, weil ich einfach nur durchschauen und genießen kann. Bei so einem System findet die Unbequemlichkeit vor und nach der Beobachtung statt, weil der Aufwand für den Transport höher ist.


    Ich persönlich bin ein Anhänger der zweiten Lösung und werde es mit zunehmendem Alter immer mehr. Deshalb sind Omega-Montierungen für mich keine ungeschickte Lösung, sondern die beste Lösung. Wohlgemerkt für mich und meine Beobachtungsphilosophie. Du wirst, kannst, darfst das natürlich völlig anders sehen.


    CS

    Jörg

  • Hallo Jörg,


    nichts gegen die ICS-Motierung, die Idee im Schwerpunkt zu lagern ist genau richtig, schön wenn du mit ihr zufrieden warst.


    Nur, bei den APM Binos und vielen Anderen, vielleicht auch einigen Miyauchis, ist der Schwerpunkt gar nicht zugänglich, weil die Brücke zwischen den Tuben geschlossen ist. Die Drehachse der Montierung liegt dann einiges unterhalb der Tubusachsen, ziemlich weit unter dem Schwerpunt und sogar ohne Okulare ist die Balance mit der Einarmontierung schlecht. Bei meinem APM 70 mm ist dies jedenfalls so und ich hatte dehalb bereits Skizzen für ein passendes Gegengewicht angefertig, wenn ich recht erinnere ca. 2 Kg, aber es noch nicht umgesetzt, denn ich werde mich von ihm wohl trennen, wenn das Weitwinkelbino wie erhofft funktionert. Hätte man die Brücke offen gelassen wäre der Schwerpunkt erreichbar. Zeiss hat dies wie auf dem Foto oben zu sehen ist so gemacht und Sebastian hat sich auch für so eine Lösung Borg 71 Astrobino enstschieden. Die gut Balance zu bekommen ist nicht einfach, schwere, lange Okulare, ganz extrem die Ethos 17 mm verschieben den Schwerpunkt erheblich. Ich hoffe das halbwegs in den Griff zu bekommen, merke schon jetzt das es bei 300 mm Brennweite ein Platzproblem gibt. Jochen's Okularsatz, mehr als 10 kg, alle Okulare gleich schwer, ist ein schönes Beispiel wie verschieden die Geschmäcker sind.


    Vielen Dank für all die Infos zum Fluid Head, den kannte ich noch nicht.

    Der iFootage-Kopf hat fünf Gewichtsstufen (0 bis 4 kg), die auf dem Verstellen einer Federspannung basieren. Weil sich der Gewichtsvektor des Instruments beim Wechsel der Beobachtungshöhe ändert, muss man die Stufe immer wieder ändern. Eine für alle Höhen optimale Einstellung gibt es nicht. Fluidköpfe, mit stufenloser Gewichtseinstellung und automatischem Höhenausgleich sind sehr teuer. Jochen (Portaball) nutzt so einen an seinem 150er Bino. Aber er hat aufwändig alle Okulare auf ein Gewicht gebracht, damit das System beim Okularwechsel nicht aus dem Gleichgewicht kommt.

    Wieso muss man die Gegengewichtstufe ändern, das klingt fast so als sei der iFootage schlecht konstruiert, oder das Bino ist sowohl horizontal als auch vertikal nicht ausbalanciert?


    Nochmmal zu der Omega Montierung, eine große Masse, z.B. durch schwere Gegengewichte reduziert die Schwingungsamplitude wenn man gegen das Teleskop stößt, doch die Periode wird langsamer, bei Dämpfung durch Reibung klingt sie langsamer ab verglichen mit einer leichten Montierung, ich war da deshalb bisher immer skeptisch. Deine Präferenz für diese schwere Lösung kann ich schon gut nachvollziehen, der Fluidhead hat eben deutliche Schwächen.


    Meine Siitution ist anders, vom Balkon aus oder vor der Haustür sehe ich vom Orion nur 7-8 Sterne, nicht nur die extreme Lichtverschmutztung sondern auch Straßenbeleuchtung und Leuchtreklame nerven, im Park einige hundert Meter um die Ecke bin ich letzere los. Da spielt der einfache Transport eine viel größere Rolle. Einen dunkler Himmel gibt es erst in knapp einer Stunde Fahrtzeit.


    Für den zweiten Schritt plane ich eine Einarmgabel, zum Start wird es in sehr leichter Videoneiger, diese Lösung wird klar Schwächen haben .


    beste Grüße


    Thomas

  • …Wieso muss man die Gegengewichtstufe ändern, das klingt fast so als sei der iFootage schlecht konstruiert, oder das Bino ist sowohl horizontal als auch vertikal nicht ausbalanciert?…

    Hallo Thomas,


    das wird doch klar, wenn man den Vektor der Gewichtswirkung und seinen Abstand zur Kippachse betrachtet. Bei 0° Höhe liegt er über der Kippachse, bei 90° maximal hinter ihr. Da ist dann eine viel größere Gegenkraft (Federspannung) nötig, bei 0° dagegen keine. Konstruiert sind diese Köpfe ja eigentlich für die „normale“ Fotografie, bei der der Blick zum Zenit eher die Ausnahme ist.


    CS

    Jörg

  • Hallo Jörg,


    bei echen Videoneigern, so einen nutzt Jochen Schell für sein 150 mm Bino, ist die Rückstellkraft proportional zum Sinus des Winkels, wenn richtig eingestellt- der Schwerpunk muss dann aber genau über der Drehachse liegen und die Felder richtige Spannung haben- iist das Teleskop oder eine Kamera in jeder Lage sehr gut ausbalanciert. Diese Neiger erlauben oft - 90 Grad, also entgegengesetzt zum Zenit, senkrecht zum Fußboden und die Kamera soll natürlich nicht nach unten kippen.


    Ich habe letztens aus einem Videoneiger die Feder ausgebaut, eine Drehfeder, die Kraft ist dann proportional zum Winkel, nicht zum Sinus aber eine akzeptable Lösung.


    Ich finde den Videoneiger-Markt unübesichtlich, vielleicht gibt es eine einigermaßen preiswerte Variante die sich für das APM 70 mm eignet.


    Wie auch immer, ich halte Videoneiger für maximal die zweibeste Lösung. Ein Bino sollte man so konstruieren, dass sich eine Einarmgabel mit Drehachse möglichst im Schwerpunkt verwenden lässt, Ich kann nur spekulieren warum darauf nicht geachtet wird.


    beste Grüße


    Thomas

  • hallo Thomas ,

    um auf die Optik zurück zu kommen,

    willst du wieder Amiciprismen verwenden ? Zumindest die durch ich geschaut hab waren nicht für höhere Vergrößerungen geeignet.

    Aber ein EMS willst du vermutlich nicht einbauen nehm ich an.

    Ideal wär mal eine Selbstbau EMS Variante zum 3D Druck ….

    viele Grüße Alex

  • Hallo Alex,


    mit Amici-Prismen wird es bei Öffnungen größer als der Augenabstand schwierig, um EMS oder etwas vergleichbares komme ich daher nicht herum. Es gibt in der Tat EMS im Selbstbau per 3D Druck, EMS 3 D Druck. Im Grunde fände ich dies interessant. Doch es geht ja nicht nur um das Gehäuse, ich wüsste nicht wo ich hochwertige Spiegel für 60 Grad herbekomme. Die verlinkten 3D Version setzt auf klassische Fangspiegel, die für 45 Grad Winkel optimiert sind, sowohl von dem Achsenverhältnis als vermutlich hinsichtlich der Alu-Bedampfung. Bei den Binos auf der verlinkten Seite ist das Ziel in erster Linie Kosten zu sparen. Die EMS Spiegel von Matsumoto sind für die benötigten 60 Grad optimiert, mit einer Silberbeschichtung die für beide Spiegel zusammen 97 % Transmission bringt. Leider sind die EMS recht schwer, und ich plane sie zu modifizieren. Doch an die beiden Hauptkörper traue ich mich nicht heran. Wenn ich soweit bin kommen auch Fotos.


    beste Grüße


    Thomas

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!