Servus beinand,
es ist kaum zu glauben, aber ich konnte endlich wieder zum Spechteln gehen. Faschingsdienstag, 13.2.2024 – ein Zwischenhocheinfluss ist vorhergesagt und die Sonne ist zu sehen. Ein Blick auf Vorhersageapps und Wolkenradar melden, dass es am Nachmittag zuzieht, dann aber wieder aufklart, sodass ab der Dämmerung eine klare Nacht bevorsteht. Jedenfalls solange, bis eine Wolkenfront dem Ganzen eine Ende macht. Diese soll ab 23 Uhr zu erwarten sein.
Der Mond ist noch untergewichtig, aber leuchtet schon recht hell und wenn er untergeht, kommen Wolken. Eigentlich fotografiere ich dann ganz gerne (Mondlicht), aber auch da braucht man Zeit. Zudem war ich ja im Spechtelentzug und der ist nur durch direkte Netzhautbelichtung abzuwenden. Also ab mit dem 560mm-Dobson nebst Zubehör ins Auto. Da unerwartet fast völlig ohne Vorbereitung. Ich hatte ausgedruckt nur zwei Aufsuchkarten für T CrB, die ich für meine Astro AG an der Schule vorbereitet hatte. Also auch die mitgenommen, denn vielleicht bleibt es ja noch etwas länger klar... Dann den TriAtlas (ausgedruckt in einem dicken Ordner) und für's Grobe den Cambridge Atlas of Double Stars. Letzteren habe ich aber nicht benötigt. Und da ja auch noch helle Kometen auf der Tagesordnung standen (12P/Pons-Brooks und 144P/Kushida), noch schnell das 20 × 60-Fernglas eingepackt...
Die Dämmerung ging ihrem Ende zu, der Mond, der erst noch einen Hof zeigte, strahlte nun frei, ohne Wolkenschleier und ich hatte begonnen, den Dobson aufzubauen, voller Vorfreude. Stangen montiert, Kopf drauf, vorher Beistelltisch, Campingstuhl, Literatur, Okulare etc. bereitgestellt, Leuchtpunktsucher an den Kopf montiert... alles war fertig, nur noch schnell die Höhenräder dranmachen, dann kollimieren und los geht's... Ja, wenn ich denn die Höhenräder eingepackt hätte. Die Kiste mit denselbigen steht noch in der Garage. Super... Also daheim angerufen und als erstes gehört "Was hast du denn vergessen?". Zum Glück musste ich nicht alles wieder einpacken, heimfahren und erneut rausfahren, da meine Frau als gute Fee auf meinen Hügel kam. Etwas warten musste ich allerdings, da sie noch beschäftigt war. Ich nutzte die Zeit, um mit dem Fernglas im Campingstuhl sitzend auf Kometenjagd zu gehen. Das ist zwar kein Deep Sky, aber ich packe es in den Bericht mit rein. 12P/Pons-Brooks stand nahe des Sterns 1 Lacerta und war daher sehr leicht zu finden. Ein richtig helles, diffuses, rundes Wölkchen zeigte sich. Die Eidechse bzw. der südlichste Teil dieses putzigen Sternbilds wird aber bald in den im Norden am Horizont sich befindenden Wolkendunst abtauchen. Deshalb bliebt es bei der Beobachtung im Fernglas. Achte Größenklasse kann aber gut hinkommen.
Also noch nach 144P/Kushida geschaut. In dem Fall nahe an Aldebaran, die Stierkopfkante etwas in Richtung Auriga verlängert... doch im Fernglas war nichts zu finden. Vielleicht störte der Mond noch zu sehr.
Collinder 70, der Offene Sternhaufen rund um Alnilam im Gürtel des Orion und einige weitere nette Objekte, so auch M 41 im Großen Hund wurden Ziele im Fernglas. Natürlich auch der Orionnebel. Und dann hörte ich auch schon, dass sich ein Auto nähert. Frau, Hund und Höhenräder... Perfekt!
Also konnte der Dobson fertig montiert werden. Es war schon richtig dunkel und ich wollte loslegen. Erster Anlauf: Sirius als Doppelstern. Aber ich bekam ihn nicht richtig scharf, er pumpte auch stark, so geht das nicht. Nochmal Okular und Paracorr raus und Laser rein. Tjha, f/3,47 ist ne kleine Diva. Ich hätte interativ justieren müssen: Fangspiegel ausrichten, dann Hauptspiegel, dann wieder Fangspiegel... bis der Laser die Mitte des Hauptspiegels und retour wieder sich selber im Okularauszug trifft. Gesagt getan, aber es wurde nur etwas besser.
Hm, ich bin ja noch etwas unerfahren mit meinem Großen. Vielleicht lag es auch daran, dass ich ihm keine Socke übergestülpt habe (Mond, Reflexionen?). Die Seiten des Fangspiegels sind auch noch nicht geschwärzt. Das wollte ich eh schon lange angehen, aber irgendwie kam ich noch nicht dazu. Hier werde ich noch ein Bisserl was machen müssen. Wäre ja gelacht, wenn das nicht optimierbar wäre. Doch zurück zu den Beobachtungen...
Erstes Ziel war M 42/43, der Orionnebel inkl. de Mairans Nebel. Der Orion stand recht hoch und der Anblick im 21mm-Okular (bei 106×) war atemberaubend. Das Trapez in einer Höhlung, rundherum ein Nebelnetzwerk, so eine klare Struktur, kontrastreich, wie ein grob geknüpftes Netz aus handgemachten Seilen, die grob und nicht gleich dick sind, soindern Knoten haben (etc.). Dann die beiden ausladenden Flügel und die große Dunkelwolke, die fast schwarz wirkte, mit starkem Kontrast und drüber de Mairans Nebel, der auch die typischen, feinen Dunkelfilamente zeigte. Stark! Und das trotz Mondlicht. Das SQM zeigte 20m8 an, die Temperatur lag bei -3°C. Man kann sich kaum satt sehen. Um das zu zeichnen, was man da sieht, bräuchte man viele Stunden und muss Künstler sein.
Und wenn man schon da ist, dann kann man auch kurz nach oben gehen und den Running Man suchen. NGC 1977, wie der Nebel etwas trocken heißt, Oder, wenn man O'Meara nimmt, Hidden Treasure 32. O'Meara argumentiert sehr schlüssig, dass sich die Katalogbezeichnung NGC 1977 eigentlich nur auf den Nebel bezieht, da Herschel die Sterne des Haufens zwar beschrieben hatte, diese aber nicht als eigenes Objekt, geschweige denn Sternhaufen deklariert hat. NGC 1973 und 1975 sind nur helle Teilbereiche von NGC 1977, weshalb diese Bezeichnungen mittlerweile nicht mehr genutzt werden. Eigentlich könnte das mit M 42 vs. M 43 auch gemacht werden, aber die beiden Katalognummern sind wohl zu traditionsreich. Wie auch immer, der Running Man wird ja durch die Dunkelnebel geformt. Und diese Dunkelnebel sind sehr deutlich zu sehen. NGC 1977 hebt sich hell und deutlich ab und in ihm ist diese typische Struktur dunkel herausgeschnitten. Und ja, man kann auch visuell an eine laufendes Mantschgerl denken. Sehr hübsch!
Der Offene Sternhaufen in NGC 1977 hat die Katalogbezeichnung OCL 525.1 und ist eben nicht NGC 1977 selbst, wenn man O'Meara folgt. OCL 525.1 besteht allerdings auch nur aus wenigen Sternen. Herschel hat bei anderen Objekten die Sternhaufen in Nebeln als solche beschrieben, hier aber eben nicht. Dass dieses Dutzend Lichtpunkte bereits ein Offener Sternhaufen ist, war Herschel eben nicht klar. Im Teleskop sieht man aber die Sternverdichtung, wenn auch nur sehr wenige Einzelsterne erkennbar sind, sodass ich das Objekt getrennt vom NGC 1977 führe.
Den Coal Car Cluster (Hidden Treasure 30) habe ich (warum auch immer) nicht aufgesucht, denn mich zog es direkt zu Collinder 72, dem "Lost Jewel of Orion" (O'Meara... Hidden Treasure 31), also dem verlorenen Juwel des Orion. Es geht um iota Orionis, einem schönen Dreifachstern, und die ihn umgebenden Sterne, die einen kleinen, sternarmen, aber auffälligen Offenen Sternhaufen ausbilden. NGC 1980 ist der Nebelrest, der nordwestlich den Sternhaufen berührt. Den Nebel konnte ich leider nicht wahrnehmen (Mondlicht?), ich habe aber auch mehr auf den Haufden geachtet. Collinder 72 ist direkt südlich des Orionnebels, weshalb der Weg vom Running Man dorthin wieder durch den Orionnebel führt, was natürlich eine weitere Runde Orionnebel dazwischen "verlangt" (so auch geschehen).
Jetzt war ich neugierig, ob "mein" aktuelles OdM schon geht. Der Weg von Alnilam durch seinen Sternhaufen Collinder 70 (siehe oben) in Richtung Mintaka mit dessen Sternhaufen ist eh schön, auch ohne Nebelchen. Die Sternketten, das große S, der Stuhl oberhalb von Alnilam, bei dem IC 426 zu finden sein müsste... die beiden Augen von IC 424 und die Position von IC 423 waren alle gut abzuklappern. In Bezug auf IC 423 meinte ich, eventuell bei 106× (Übersichtsokular zum Abklappern der Sternmuster) eine schwache Aufhellung zu sehen, aber das war sehr unsicher. Also warten, bis der Mond weg ist...
Also das Teleskop nach Norden gerichtet und NGC 1502 und Kembles Kaskade aufgesucht. Ich muss ehrlich sagen, dass die Kaskade im Fernglas schöner ist. Da fällt sie richtig als lange Linie auf, während bei 22 Zoll so viele Sterne im Hintergrund erscheinen, dass sie etwas untergeht. Man muss ja auchan ihr entlang gehen, aber sie muss immer wieder verortet werden. Die schräge Seitenkette aus helleren Sternen mit HD 22469 ist auffälliger, zumal HD 22469 als Ende der kurzen Kette sowas von gelb leuchtet. Hübsch! Dann wieder die Kette retour und NGC 1502 neu eingestellt. Ein traumhaft funkelnder Haufen – der Asterismus des Totenkopfs war erkennbar, ebenso die sich kreuzenden Knochen bzw. zwei Sternreihen. Zentral steht der optische Doppelstern, der den Haufen dominiert. Sehr hübsch. Betrachtet habe ich den Haufen bei 106×. Dann sticht er aus dem relativ sternreichen Umfeld richtig schön als kompakter Haufen hervor.
Der Mond stand jetzt nah am Horizont, das SQM kletterte auf 21m0 (mit Mond!), die Temperatur blieb konstant bei -3°C und das Seeing wurde besser (dafür die Luft etwas feuchter, wie sich später zeigte). Also kurz auf Kometenjagd gehen:
144P/Kushida, diesmal mit 22 Zoll. Ich hatte keine Aufsuchkarte vorbereitet, da ich dachte, im Fernglas würde es gehen und dann weiß ich, wo genau er steht. Und mittlerweile war das Fernglas beschlagen. Aber ich wusste ungefähr, wie weit er von Aldebaran weg ist und auch die ungefähre Richtung. Also ein Bisserl mit dem Dobson herumgerührt und schon hatte ich einen hellen, diffusen Nebel mit hellerer Mitte im Okular. Und wie hell er war. Natürlich habe ich noch meine vielen Nächte mit dem 8-Zöller im Hinterkopf. Mit 22 Zoll ist ja alles viel heller. Ich war aber trotzdem überrascht. Verglichen mit Galaxien, die ich später noch besucht habe, würde ich grob so um die 9mag schätzen. Vielleicht sind es aber doch nur 10mag, da im Fernglas ja nichts zu sehen war. Der Komet ist aber auch relativ groß, also seine Koma. Ein Schweif war natürlich nicht zu erkennen. Die Zeichnung, die ich dann angefertigt habe, zeige ich aber im Sonnensystemforum.
Nach dem Ende des Zeichnens war der Mond gerade weg. 21m2 zeigte das SQM an, immer noch bei -3°C. Und die angesagten Wolken hingen wie ein Damoklesschwert in der Luft (bzw. nicht genau so, denn die waren ja noch hinterm Horizont auf dem Weg zu mir und nicht schon direkt über mir). Ich war aber wohl zu ungeduldig, denn später wurde es noch etwas besser. Ich wollte aber die Geister um Alnilam sehen...
IC 423 – die Nachtschnecke (oder besser Erdnuss?): In der Mitte des Aufsuchtrapezes war jetzt doch eine schwache Aufhellung zu erkennen, die aber sehr kontrastarm war. Die Form ist länglich und schließlich entstand der Eindruck, dass die Mitte in Längsrichtung dunkler ist. Die Form war schwer zu erkennen, etwas asymmetrisch, was die Breite angeht. Ich hatte mehr erwartet, aber ich hatte mittlerweile auch mit Beschlag an den Okularen zu kämpfen – es wurde leider feuchter, obwohl die Temperatur gleich blieb.
IC 424 – das Würmchen mit zwei Augen: Die zwei "Augen", zwei Sterne 15. Größenklasse, sind sofort an der Position des Nebels zu sehen, auch bei der Übersichtsvergrößerung von 106×. Bei 224× meinte ich, eine kleine Aufhellung erkennen zu können, die die beiden Augen umgab. Der Nebel war extrem diffus, die Ränder nicht klar definiert, aber der "fühlbare" Umriss entsprach einer Ellipse um die beiden Sterne. Das Nebelchen ist schwächer als IC 423, aber deutlich kleiner, kompakter. Es reagierte daher vielleicht besser auf die Vergrößerung. Ich hätte gerne noch bei 476× beobachtet, aber das hatte ich nach den Versuchen an Sirius leider offen in der Schachtel liegenlassen und die Okularlinse war außen bereift. Und zwar so dstark, dass kurzes in der Hand Wärmen auf die Schnelle nicht half. Ich meine aber, dass bei 224× schon was zu sehen war.
IC 426 – die Qualle: Ich hatte erwartet, das das Objekt am einfachsten erkennbar sei, aber hier tat ich mir schwer. Die Tentakel der Qualle war jedenfalls nicht auszumachen und auch der Schirm war nicht klar erkennbar. Erst habe ich gar nichts gesehen, rein gar nichts. Später meine ich, etwas schwach schimmern zu sehen, eine kleine Aufhellung, kann dies aber nicht wirklich verifizieren. Da muss ich nochmal ran.
vdB 48 – nicht weit von IC 426 ist ein weiterer Reflexionsnebel, diesmal aus dem van den Bergh-Katalog. Und der war seltsamerweise besser zu sehen. Oder das Okular war wieder etwas beschlagen und die kurze, helle Sternenkette zeigte einfach nur einen leichten Hof wegen des Okulars? Unklar. Es war sicher nicht mein letzter Besuch dort. Toll wäre im nächsten Winter eine richtig klare, trockene (gerne auch knackig kalte) Nacht mit bester Transparenz.
Jetzt zog es mich zu einem meiner "Hidden Treasures", nämlich zu Tombaugh 1. Der Große Hund wird bei uns ja von M 41, dem kleinen Bienenkorb, dominiert. Dass westlich davon weitere, kleinere Sternhaufen zu sehen sind (namentlich Tombaugh 1 & 2 sowie diverse aus dem Ruprecht-Katalog) vergisst man dann schnell. Tombaugh 1 ist hier noch eher auffällig und mit 1,16 Milliarden Jahren ein Methusalem für einen Offenen Haufen in der Milchstraßenebene. Tombaugh 1 ist im 22-Zöller klar als Sternhaufen zu erkennen. Das Star-Hopping beginnt bei M 41, der natürlich auch immer wieder einen Besuch wert ist, zumal er ja so einen hellen, gelben Scheinwerfer enthält, der fasziniert. Aber retour zu To 1... Man geht von M 41 nach Osten und sucht ein recht helles, auffälliges Sterndreieck. Die Winkelhalbierende des westliche, spitzen Winkels zeigt recht gut auf zwei auffallende Sterne, die senkrecht stehen (Nord-Süd-Richtung), der südliche ist schön gelb, der nördliche blau (erschien eher weiß). Im Dobson sieht man unterhalb dieser beiden Sterne Tombaugh 1 (also real oberhakb, nördlich der beiden Sterne). Drei hellere Sterne fallen direkt bei 106× auf, die eine schwach geknickte, quer liegende Linie bilden und senkrecht dazu zwei etwas schwächere Sterne, die dann eine Raute bilden. Bei 224× sind viele, weitere Puderzuckersterne zu sehen, locker über 20, schwer zu zählen, da imemr mehr aufblitzen. Der Haufen macht einen mehr oder weniger dreieckigen Eindruck. Das erscheinen vieler Puderzuckersterne entspricht dem Alter bzw. zeigt dieses an.
Hier zum Vergleich ein Foto von mir vom 9.2.2022, also fast zwei Jahre alt:
Die Tiefe des Fotos ist größer, aber das Sternengewusel ist erkennbar und wenn man (finde ich jedenfalls) die Augen etwas zusammenkneift, dann erscheint es so, als würden die schwachen Sternchen ein Dreieck bilden. Ich vermute, dass die fünf hellen Sterne Vordergrundsterne sind. Aber da müsste ich mal selber z.B. im Gaia-Katalog nachsehen. Mit dem "Dicken" komme ich dem, was ich fotografiere, teils nah, nur funkelt es live viel mehr. Und das Heruaskitzeln der Sternchen ist faszinierender als die Nachjbearbeitung eines Fotros (finde ich).
Ich hätte hier viel länger verwellen können und beispielsweise noch Tombaugh 2 besuchen oder die Ruprechte abklappern können. Es war aber eine Rechnung offen. Das SQM zeigte nun 12m3 an, was mich wunderte, da es ja feuchter wurde. Der Blick zum Himmel zeigte (mit bloßem Auge), dass noch Luft nach oben ist, was Transparenz und Tiefe angeht und ich bin gespannt, was das SQM bei einer Ausnahmenacht anzeigt. So lange habe ich das Messgerät noch nicht und ich bin selber sehr neugierig, was physikalisch gemessen das Optimum bei mir ist (ich hoffe auf 21m5, wenn ich M 33 mit bloßem Auge sehen kann...). Ach ja, zurück zur Offenen Rechnung:
Berkeley 22 – ein kleiner, stark geröteter Offener Sternhaufen nahe Betelgeuze, der 19200 Lichtjahre von uns entfernt ist und 2,5 Milliarden Jahre alt ist. Ich habe ihn mit 8 Zoll versucht und bin gescheitert. Ich habe ihn mit 16 Zoll versucht und bin gescheitert. ich habe es mit 17 Zoll in der Sternwarte Buchloe versucht und bin gescheitert. Jetzt mit Gewalt, also mit 560 Millimetern... Startpunkt ist Betelgeuze. Fette Spikes, perfekt zum Nachscharfstellen per Feintrieb. Und ein sowas vomn orange leuchtendes, blendendes Etwas. Und ja, das Seeing wurde wirklich besser, was man hier schön erkennen konnte (die Feuchtigkeit aber blieb). Geht man etwas nach Norden, findet man eine kleine Sternkette etwas östlich versetzt, die auch nach Norden geht. Geht man nun am Ende der Kette im 90°-Winkel nach Osten, fallen einem zwei sehr gelbe Sterne auf, die wieder in Nord-Süd-Richtung stehen. Im Dobson muss man natürlich spiegelverkehrt den Weg gehen, Ich denke aber da in der Richtung, in der ich mit den Händen das Teleskop bewege und das ist nach oben und dann nach links... Und verlängert man nun die beiden Sterne nach Süden, kommt man direkt zu Berkeley 22. Die beiden gelben Sterne kenne ich in und auswendig. Den Weg dahin auch. Ein Problem ist, dass der TriAtlas und auch Wikisky den genauen Ort des Haufens zu nah an den südlichen Stern setzen. Man muss locker so weit runter gehen, wie die beiden Sterne Abstand haben. Da sieht man ein Parallelogramm und an der unteren Seite, nah an der rechten Ecke ist er. Und ja, schon bei 106× sieht man ein Glimmen und Aufblitzen von Sternchen. Bei 224× kann man die Sternchen verorten. 476× wäre gut gewesen, da hätte ich wohl mehr Einzelsterne rauskitzeln können. Aber mir hat 224× gereicht (das 4,7mm-Okular war ja jetzt nicht besser als vorher... ich hätte es vielleicht in der jackentasche aufwärmen sollen?!). Aber nein, 224× reicht. Hier das Ergebnis als Skizze:
Im direkten Vergleich mein bislangf einziges Foto des Haufens vom 8.2.2023 mit meinem 8-Zöller, 100 Minuten belichtet(!):
Auch hier mehr Tiefe, klar, aber im Okular sieht man das Glimmen des Haufens besser. Die Zeichnung ist nicht überall detailliert, denn es ging mir ja primär um den Haufen und den Weg dorthin, weshalb ich nicht alle Sterne des Feldes gezeichnet habe. Auch hier kann ich nur für mich sagen, dass der direkte Blick im 22-Zöller ganz gut mit 100 Minuten Belichtung im 8-Zöller mithalten kann (jedenfalls bei Sternhaufen).
Jetzt kamen erste Wolken von Westen auf. Die Zeit wurde also knapp. Der Rest war daher quasi Sight Seeing.
Los gings mit Hickson 44 im Kopf des Löwen. Direkt im Leuchtpunktsucher die Position aufgesucht (dafür muss man in keine Karte schauen) und durchs Okular schauen und ja, alle vier Galaxien im Sichtfeld, und alle vier auch noch hell und deutlich! Im einzelnen:
NGC 3185 – Beobachtet bei 106× und 224× – zu sehen war eine ovale Galaxie mit stellar hellem Kern. Leider war keine Zeit, sie ausführlich zu analysieren und bei höherer Vergrößerung anzusehen, aber die Fläche erschien schon beim reinen Drübersehen inhomogen. Die Balkenspirale selbst sprang aber nicht direkt ins Auge. Muss bei besseren Bedingungen nochmal ausführlich betrachtet werden.
NGC 3187 – Schon im Überblicksokular bei 106× fällt selbst diese schwächste (mv = 12m9) der vier Galaxien von Hickson 44 sofort im Okular auf. Bei 224× war nur der Balken deutlich zu erkennen, die Form klar länglich, die Spiralarme selber aber leider nicht auszumachen. Es war überraschend, wie klar, deutlich und hell die Galaxie erkennbar war. Vielleicht geht mit mehr Zeit und besserem Himmel sogar noch mehr... Klar, wenn ich diese Galaxie schon im 8-Zöller (einmal, seitdem nie wieder) sehen konnte, dann muss da was im 22-Zöller gehen).
NGC 3190 – Beobachtet bei 106× und 224× – lang, schmal und sehr hell und mit sehr hellem Kern. Auf die Staubbänder habe ich leider in der Nacht nicht geachtet, da auch keine Zeit zum Zeichnen war (da es geraded zuzog). Hier kann man sicherlich noch Details herausarbeiten.
NGC 3193 – Auffallend hell und kompakt, bei 106× und 224× aber ohne Details, nur eine sehr helle, kreisrunde Galaxie.
Verlängert man die Galaxienkette aus NGC 3185, 3190 und 3193, dann kommt man in südwestlicher Richtung zu einem netten Sternmuster, das an einen Bumerang mit 90°-Winkel erinnert. Die senkrechte Kante nach Süden wird durch eine weitere Galaxie verlängert: NGC 3177 – Bei 106× sprang sie sofort als helles Scheibchen ins Auge (mv = 12m4). Bei 224× war aber noch nichts von ihrer Spiralstruktur zu erkennen.
Jetzt noch schnell zu einem Schmankerl, das ich auch vom 8-Zöller kannte: Arp 94 = NGC 3226/3227 – zwei interagierende Galaxien mit aktivem Galaxienkern. NGC 3226 und NGC 3227 sehen aus, als wären zwei Sterne (ihre stellar hellen, aktiven Kerne) von einem gemeinsamen Nebel umhüllt. Gneau genommen von zwei Nebeln, die sich berühren. Natürlich sind die Nebel Galaxien und die beiden kollidieren gerade. Die Galaxien waren aber nur kurz zu sehen, da es dann direkt zuzog und eine Wolke den Löwen abdeckte. Details konnten daher nicht mehr herausgearbeitet werden. Beobachtet bei 106×.
Wo waren noch wolkenfreie Gebiete? Ah, Ursa Major...
Also auf zu M 97 und M 108...
Den Eulennebel habe ich schon oft mit meinem 8-Zöller besucht. Im 22-Zöller ist die Scheibe sowas von hell... Und die beiden Augen sind schon bei 106× zu erkennen (ohne Filter). Der Rand erschien unscharf, etwas abgesetzt, was den Fotos entspricht, die man so kennt. Aber leider keine Zeit zum Analysieren, sondern nur zum letzten Genießen, bevor es ganz zuzog. Auf dem Weg zu M 97 (den ich nicht sofort per Leuchtpunkt traf), habe ich irgendeine NGC-Galaxie gesehen. Ich habe versucht, sie rauszufinden, aber bin unsicher...
M 108 aber ist glasklar...: Sowas von hell bei 106×; die stark elongierte Galaxie ist deutlich strukturiert und zeigt feine Knoten, Aufhellungen und dunklere Kleinstrukturen, ein Vordergrundstern fällt sofort ins Auge, der vor der Galaxienfläche steht. Für eine höhere Vergrößerung war leider keine Zeit mehr, bis sich die Wolkenlücke schließt. Vorher war M 51 verdeckt. Dieser Wolkenstreifen zog nun zu M 97 / M 108, dafür wurde M 51 kurz wieder frei. Also als letztes Objekt des Abends nich schnell rein in den Whrilpool...
M 51 / NGC 5195 (Arp 85) – Äh ja, ich muss ehrlich sagen, dass ich M 51 richtig aktiv bisher nur im 8-Zöller gesehen habe. Einmal bein einer Führung für meinen damaligen Astronomiekurs in einer Privatsetrnwarte konnte ich die Spiralärmchen auch schonmal deutlich sehen (war ein 16-Zöller?!, zu lange her). Aber ich habe dieses Paradeobjekt jetzt das erste mal mit meinem "Dicken" gesehen. Ich war echt geflasht. Was für ein Anblick bei 106×! Die komplette Spiralstruktur ist kontrastreich und deutlich zu sehen, inklusive der Verbindung mit NGC 5195, dem Knick in dem verbindenden Spiralarm: es sind Helligkeitsunterschiede auf kleinem Raum erkennbar, Dunkelstrukturen und der aktive Galaxienkern strahlt hell. Ein grandioser Anblick. Nicht bunt wie auf Fotos, aber sowas von deutlich. Kinnlade, wo bist du? Und NGC 5195? Natürlich auch nur schnell bei 106× beobachtet. Auch der aktive Kern von NGC 5195 strahlt stellar und deutlich erkennbar. Die Form von NGC 5195 ist nicht einfach nur rund, sondern nach hinten ("vorne" ist der Kontakt mit M 51) spitz verlängert und hier diffus auslaufend. Stark! Da geht im Frühjahr sicher noch viel mehr.
Für mich war es ein krönender Abschluss. Mittlerweile war es 23.30 Uhr. Die leichte Hektik wegen der aufkommenden Wolken war natürlich schade. Auf der anderen Seite endlich wieder spechteln... Und mein "Dicker" war am Ende das erste Mal von einem dünnen Raureif-Eispanzer überzogen. Er funkelte im Licht der Taschenlampe beim Abbau wie vorher die Sterne. Es war aber kein strenger Frost, sodass der Abend doch gemütlich war und ich zu keinem Zeitpunkt gefroren habe. Die Hände wurden immer wieder in Wollfäustlingen aufgewärmt, dann geht auch das Zeichnen und das Anfassen der Okulare. Ein toller Abend bei noch nicht optimalen Bedinungen. Aber wie oft hat man die auch?
Offene Rechungen? Vor allem die drei Geister rund um Alnilam müssen nochmal exakter rausgekitzelt werden. Nach Tombaugh 1 muss auch noch Tombaugh 2 unter die Lupe genommen werden. Und bald ist dann eh Galaxienzeit. Auch da bin ich schon gespannt, wie der Dicke performt.
Liebe Grüße,
Christoph
P.S.: (Nachtrag) T CrB war natürlich unbeobachtbar, denn die Wolken hatten kein Erbarmen.