Hallo DeepSky-Freunde,
folgender Beitrag hat sich gestern so entwickelt und war in keiner Weise geplant. Seit Wochen gibt es bei uns in Mecklenburg-Vorpommern mal eine kurze Zeit abends oder nachts, wo sich eine Wolkenlücke ankündigt und dann nicht kommt, oder ohne Ankündigung plötzlich da ist. Gestern war sie angekündigt für ca. 30 Min. Das kam mir gelegen, weil ich meinen GSO RC 8'' testen wollte, nachdem ich einen Zwo EAF Motor angebaut hatte. Ein Vorversuch war gescheitert, als ich mein "Kraftpaket" aus ZwoASI1600MM Pro, Zwo Filterad 7x1.25'' und einem Falcon Rotator angebaut an einen Komakorrektor TSGPU ins Okular gesteckt hatte. Das Gewicht war einfach zu groß, Bergauf konnte kein Autofokus mehr erfolgen. Also raus mit dem Rotator und testen, ob es jetzt geht.
Es ging nach einigen Korrekturen in Nina problemlos und ziemlich perfekt bei allen LRGB Filtern. Als Testziel hatte ich spontan M42, was gut stand, ausgewählt und war ohne guiding bei den ersten Aufnahmen angenehm überrascht. Aus den 30 min wurden ca. 3 Stunden, allerdings mit Höhenwolken und ganzen Wolkendurchgängen.
Anfangs hatte ich es nur auf S/W Bilder mit dem Astronomik DeepSKy L-Filter 2 abgesehen. Im Einzelbild war schon erkennbar, dass der Kernbereich des Orionnebel nicht ausgebrannt war. Dabei könnte evtl. auch das schlechte seeing geholfen haben.
EQ6-R Pro in Gartensternwarte
GSO 8'' Rc (200/1624 mm, kein Guiding
ZwoASI1600MM Pro, -15oC, gain 76, offset 50
Astronomik DeepSky L2 Filter 1.25'' (102X30s)
keine Flats etc
Nina, APP, PI, Affinity Photo
Nach Trennung in Sterne und Hintergrund wurden die Sterne mit GHS nur ganz "zart" gestretcht, sonst wäre die Trapezsterne sofort überstrahlt worden.
Man sieht immerhin die 4 bekannten "Trapezsterne" (A,B,C,D) sehr schön getrennt im Zentrum. Theta 1 Orionis A und B sind Doppelstern-Bedeckungsveränderliche mit Schwankung der Helligkeit in einer Periode von ca. 65.43 bzw. 6.47 Tagen.
Das Trapezium (θ1-Orionis) ist ein relativ junger Sterncluster, der aus dem umgebenden Nebel entstanden ist, scheinbare visuelle Helligkiet: 4.65. Die fünf hellsten Sterne haben 15-30 Sonnenmassen, sind ca. 1.5 Lichtjahre voneinander und ca. 1500 Lichtjahre von der Erde entfernt. Ihre Strahlung ist ganz wesentlich für die Beleuchtung der Kernzone des Orionnebels verantwortlich. Der hellste Stern Theta 1 Orinonis C hat eine scheinbare Helligkeit von 5.13.
Das Trapezium ist wahrscheinlich ein Subcluster des größeren Orionnebel-Sternclusters, der ca. 2000 Sterne umfasst. (Lit Wikipedia und darin zitierte Literatur)
1617 war es Galileo Galilei, der mit seinem holländischen Teleskop 3 der 4 Trapezsterne (A, C und D ) entdeckte und beschrieb, ohne den umgebenden Nebel zu erwähnen. B wurde dann 1673 von mehreren Beobachtern identifiziert. Bis 1888 wurden insgesamt 8 Sterne (also zusätzlich E,F,G und H) entdeckt, was auch heute noch gilt (SIMBAD Datenbank).
Amateurteleskope können bei gutem seeing wohl 6 der 8 Sterne des Trapezclustern trennen. Ich habe bei mehreren Anläufern die Kernzone von Orion immer übersättigt und konnte das Trapez bisher nie sehen.
Hier eine Zeichnung aus einem Artikel von Bob King
Explore the Night with Bob King
Star-Trapping in Orion's Trapezium
kopiert, wo man die Position der noch relativ leicht zu findenden kleineren Sterne f und g entnehmen kann.
Anfangs dachte ich, ich hätte f evtl. ganz schwach sehen können, aber dem war nicht so. Auch ein stärkeres Stretchen erbrachte keine Verbesserung der Auflösung. Hier muss wohl auch mit einer Brennweite von 1624 mm bei f8 ein wesentlich besseres Seeing und mehr Belichtungszeit vorhanden sein.
In einem Inset sind in der 2. Bildentwicklung (stärker gestretchte Sternentwicklung) die bekannten Sternposition von f und g von Hand (ohne exakte Messung) grob eingezeichnet.
Im weiteren Laufe des Abends war ich bereits mit der Auswertung der L-Kanals beschäftigt und habe Nina die RGB-Kanäle aufnehmen lassen, obwohl immer mehr Wolkenfetzen durchzogen.
Also ein kaum brauchbares seeing und nur zum Vergleich hier dargestellt.
Das entstandene RGB Bild (48:42:48*30s) zeigt dann auch klar die fehlende Tiefe unter diesen Bedingungen. Das Trapezium ist aber auch darin gut zu erkennen.
Facit: ein guter Test für das Teleskop und für die bekannt schwierige Belichtung des Orionnebels. Es ist eben schwierig, die Kernzone nicht zu verbrennen und gleichzeitig eine große Tiefe für die komplexe Nebelstruktur zu erhalten. Für gute Bilder scheint mir letzteres sicher wichtiger, weil man dann die Kernzone mit selektiven Bildauswertetechniken schützen kann. Darüber gibt es gute Videos auch für Affinity Photo, wie man das erreichen kann.
Vielleicht schaffe ich das dieses Jahr noch, Orion steht ja noch günstig,
Ich hoffe, der Beitrag gefällt trotz seiner Schwächen.
Kommentare und Kritiken aller Art sehr willkommen.
CS Peter