M42, Orions Trapezium

  • Hallo DeepSky-Freunde,


    folgender Beitrag hat sich gestern so entwickelt und war in keiner Weise geplant. Seit Wochen gibt es bei uns in Mecklenburg-Vorpommern mal eine kurze Zeit abends oder nachts, wo sich eine Wolkenlücke ankündigt und dann nicht kommt, oder ohne Ankündigung plötzlich da ist. Gestern war sie angekündigt für ca. 30 Min. Das kam mir gelegen, weil ich meinen GSO RC 8'' testen wollte, nachdem ich einen Zwo EAF Motor angebaut hatte. Ein Vorversuch war gescheitert, als ich mein "Kraftpaket" aus ZwoASI1600MM Pro, Zwo Filterad 7x1.25'' und einem Falcon Rotator angebaut an einen Komakorrektor TSGPU ins Okular gesteckt hatte. Das Gewicht war einfach zu groß, Bergauf konnte kein Autofokus mehr erfolgen. Also raus mit dem Rotator und testen, ob es jetzt geht.


    Es ging nach einigen Korrekturen in Nina problemlos und ziemlich perfekt bei allen LRGB Filtern. Als Testziel hatte ich spontan M42, was gut stand, ausgewählt und war ohne guiding bei den ersten Aufnahmen angenehm überrascht. Aus den 30 min wurden ca. 3 Stunden, allerdings mit Höhenwolken und ganzen Wolkendurchgängen.


    Anfangs hatte ich es nur auf S/W Bilder mit dem Astronomik DeepSKy L-Filter 2 abgesehen. Im Einzelbild war schon erkennbar, dass der Kernbereich des Orionnebel nicht ausgebrannt war. Dabei könnte evtl. auch das schlechte seeing geholfen haben.






    EQ6-R Pro in Gartensternwarte

    GSO 8'' Rc (200/1624 mm, kein Guiding

    ZwoASI1600MM Pro, -15oC, gain 76, offset 50

    Astronomik DeepSky L2 Filter 1.25'' (102X30s)

    keine Flats etc

    Nina, APP, PI, Affinity Photo



    Nach Trennung in Sterne und Hintergrund wurden die Sterne mit GHS nur ganz "zart" gestretcht, sonst wäre die Trapezsterne sofort überstrahlt worden.

    Man sieht immerhin die 4 bekannten "Trapezsterne" (A,B,C,D) sehr schön getrennt im Zentrum. Theta 1 Orionis A und B sind Doppelstern-Bedeckungsveränderliche mit Schwankung der Helligkeit in einer Periode von ca. 65.43 bzw. 6.47 Tagen.


    Das Trapezium (θ1-Orionis) ist ein relativ junger Sterncluster, der aus dem umgebenden Nebel entstanden ist, scheinbare visuelle Helligkiet: 4.65. Die fünf hellsten Sterne haben 15-30 Sonnenmassen, sind ca. 1.5 Lichtjahre voneinander und ca. 1500 Lichtjahre von der Erde entfernt. Ihre Strahlung ist ganz wesentlich für die Beleuchtung der Kernzone des Orionnebels verantwortlich. Der hellste Stern Theta 1 Orinonis C hat eine scheinbare Helligkeit von 5.13.

    Das Trapezium ist wahrscheinlich ein Subcluster des größeren Orionnebel-Sternclusters, der ca. 2000 Sterne umfasst. (Lit Wikipedia und darin zitierte Literatur)


    1617 war es Galileo Galilei, der mit seinem holländischen Teleskop 3 der 4 Trapezsterne (A, C und D ) entdeckte und beschrieb, ohne den umgebenden Nebel zu erwähnen. B wurde dann 1673 von mehreren Beobachtern identifiziert. Bis 1888 wurden insgesamt 8 Sterne (also zusätzlich E,F,G und H) entdeckt, was auch heute noch gilt (SIMBAD Datenbank).


    Amateurteleskope können bei gutem seeing wohl 6 der 8 Sterne des Trapezclustern trennen. Ich habe bei mehreren Anläufern die Kernzone von Orion immer übersättigt und konnte das Trapez bisher nie sehen.


    Hier eine Zeichnung aus einem Artikel von Bob King

    Explore the Night with Bob King

    Star-Trapping in Orion's Trapezium

    kopiert, wo man die Position der noch relativ leicht zu findenden kleineren Sterne f und g entnehmen kann.



    Can you resolve the stars of the Trapezium Cluster?
    A good challenge is to try to see some of the fainter members of the Trapezium Cluster.
    www.skyatnightmagazine.com




    Anfangs dachte ich, ich hätte f evtl. ganz schwach sehen können, aber dem war nicht so. Auch ein stärkeres Stretchen erbrachte keine Verbesserung der Auflösung. Hier muss wohl auch mit einer Brennweite von 1624 mm bei f8 ein wesentlich besseres Seeing und mehr Belichtungszeit vorhanden sein.

    In einem Inset sind in der 2. Bildentwicklung (stärker gestretchte Sternentwicklung) die bekannten Sternposition von f und g   von Hand (ohne exakte Messung) grob eingezeichnet.







    Im weiteren Laufe des Abends war ich bereits mit der Auswertung der L-Kanals beschäftigt und habe Nina die RGB-Kanäle aufnehmen lassen, obwohl immer mehr Wolkenfetzen durchzogen.

    Also ein kaum brauchbares seeing und nur zum Vergleich hier dargestellt.







    Das entstandene RGB Bild (48:42:48*30s) zeigt dann auch klar die fehlende Tiefe unter diesen Bedingungen. Das Trapezium ist aber auch darin gut zu erkennen.


    Facit: ein guter Test für das Teleskop und für die bekannt schwierige Belichtung des Orionnebels. Es ist eben schwierig, die Kernzone nicht zu verbrennen und gleichzeitig eine große Tiefe für die komplexe Nebelstruktur zu erhalten. Für gute Bilder scheint mir letzteres sicher wichtiger, weil man dann die Kernzone mit selektiven Bildauswertetechniken schützen kann. Darüber gibt es gute Videos auch für Affinity Photo, wie man das erreichen kann.

    Vielleicht schaffe ich das dieses Jahr noch, Orion steht ja noch günstig,


    Ich hoffe, der Beitrag gefällt trotz seiner Schwächen.

    Kommentare und Kritiken aller Art sehr willkommen.


    CS Peter







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    Montierung: EQ6-R Pro in Gartensternwarte;TsOptics Photon 10'' f4 (254/1016 mm), GSO 6'' Newton (150/600 mm), RC GSO 8'' Ritchey Chretien (203/1624 mm), William Megrez Triple Apo 80/480 mm; Kameras: Zwo ASI 1600 MM Pro, Zwo ASI 533 Mc Pro, Canon 6Da, Optolong L-eXtrem 2'', 1.25'', L-enhance 2''; www.astro-besitz.de

    Einmal editiert, zuletzt von PeterBez ()

  • Das E und F vom Orion Trapez ist VISUELL machbar, bis runter zu 100mm Refraktoren, vllt. noch weniger. Voraussetzung das Seeing wirklich gut ist und inbesondere auch die Transparenz, eher selten.


    Fotografisch sind Doppelsterne sehr undankbar, inbesondere was die engen Paare angeht, bzw. jene mit einiger Magnitudendifferenz. Fotographiere zwar nicht, ist aber klar ersichtlich im Doppelsterne Forum von Cloudynights, wo man sich regelmässig die Zähne ausbeisst an derartigem, selbst wenn man alles daran setzt abseits von umgebenden Nebeln usw.. Ist regelmässig festzustellen bei den dort gezeigten fotografischen Versuchen. Der Überblendung bzw. Aufblähen des einen bzw. nicht nicht zu stark "abgedunkelt", damit der schwächere noch zu sehen ist jedenfalls nur schwer beizukommen. Sirius B ein "Topkandidat", die fotografischen Versuche sehen doch immer recht bescheiden aus, finde ich.


    Insofern doch erstaunlich, dass visuelles Sehen hier der Fotografie eindeutig überlegen ist.


    Gruss

    Der auf Anderer Zehen tanzt

    Möge das Wetter mit dir sein

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    Omegon Pro APO 110/660 Carbon Doublet, Baader BBHS Amici 2", Televue Delos 3.5, 6, 10mm, Nagler 22mm, Panoptic 35mm, Rigel Quikfinder, Tecnosky 8x50 finder, on aokswiss AYO II and Manfrotto 028, binoculars Leitz Trinovid 7x42

    Einmal editiert, zuletzt von CHnuschti ()

  • Das E und F vom Orion Trapez ist VISUELL machbar, bis runter zu 100mm Refraktoren, vllt. noch weniger. Voraussetzung das Seeing wirklich gut ist und inbesondere auch die Transparenz, eher selten.


    Fotografisch sind Doppelsterne sehr undankbar, inbesondere was die engen Paare angeht, bzw. jene mit einiger Magnitudendifferenz.

    Hallo, C........

    Danke für den Kommentar. Stimme voll zu. F hängt dicht an dem überhellen C und E an dem Veränderlichen A. Bei letzterem könnte der Cycklus evtl. eine Rolle spielen für die Trennung. Aber das seeing war gestern einfch Mist. Aber mein Ehrgeiz ist jetzt geweckt. Beobachten kann und werde ich nicht mehr lernen, dazu sind meine Augen auch zu schlecht. Es muss fotographisch gehen, wenn nicht mit der hohen Brennweite, dann mit meinem 800 mm f4 Newton. oder 480 nm Apo.

    Gruß

    Peter







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