Montierung für H-Alpha Lunt 80mm visuell

  • Hallo Allerseits!


    Ich plane mir ein verspätetes Weinachtsgeschenk zu machen und will mir dieses Jahr ein Lunt 80mm DS besorgen. Eigentlich viel zu teuer, aber ich brings nicht übers Herz ein paar tausend Euro für eine halbherzige Lösung auszugeben, da lieber ein paar tausend mehr und ein "Lifetime" scope haben. Soviel zur therapeutischen Selbstrechtfertigung.


    Dazu hätte ich gern eure Meinung, nicht zum Teleskop selber sondern meinem Montierungsplan. Teleskop wird inkl Okular ca 6-7kg haben (Die Etalons sind denke ich schwer) und ich denke ca 60cm Länge. Ich plane die Montierung ausschließlich visuell als grab&go setup zu verwenden.


    Ich habe eine Az "Schubsvariante" im Sinn und zwar:


    Berlebach Az Großfernglas/Teleskop Montierung:

    Teleskop-Express: Berlebach Azimutale Montierung fÃŒr große FernglÀser und Teleskope


    mit diesem Berlebach Stativ ausgelegt bis 18 kg, es ist aber recht dünn und leicht für diese Auslegung wie mir scheint:


    Teleskop-Express: Berlebach Astrostativ Report 372 - Höhe 82-141 cm - Spreizsicherung


    Falls jemand Erfahrung und Gedanken dazu hat ob das dem Teleskop gerecht wird und ein sicheres und komfortables Setup bei gleichzeitig guter Transportabilität ist wäre ich über input sehr dankbar. Ich beobachte visuell hauptsächlich mit Dobson, und mein jetziges Refraktor grab&go setup mit einer Starwatcher Pronto liegt mir nur teilweise, deshalb bin ich etwas unschlüssig.


    Parallaktisch hab ich visuell noch nie gemacht da ich zu faul zum Ausrichten, und dann wirklich untalentiert im Starhopping mit EQ bin. Bei der Sonne könnte das jedoch anders sein da die Sucherei nicht so dramatisch ist, ist euch parallaktisch bei der Sonne lieber?


    Danke für eure Meinung!

    CS Michael

  • Hallo Michael,


    die Spica-Omegamontierung habe ich unter meinem 70-mm-APM-Bino. Diese sitzt bei mir auf einem Berlebach UNI mit Kurbelsäule. Das Bino wiegt mit Okularen bis zu 5 kg und erfordert 9,3 kg an Gegengewichten. Bei 6 bis 7 kg Last solltest Du also zwischen 12 und 15 kg an Gegengewichten brauchen, die möglichst gleichmäßig auf die beiden Seiten verteilt sein sollten. Bei mir wirkt sich ein leichtes Ungleichgewicht (links 3,7 kg, rechts 3,7 + 1,9 kg) allerdings nicht auf die Feingängigkeit der Montierung aus.


    Die Kombi trägt das kleine Bino sehr stabil. Auch höhere Vergrößerungen (bis ~ 140x) sind kein Problem. Ich würde allerdings unbedingt ein UNI anstelle des Report nehmen. Ob das Stativ eine Kurbelsäule haben sollte, ist gründlich zu überlegen. Meine Bino-Gesamtlast lässt sich gerade noch komfortabel hochkurbeln. Ich weiß nur nicht, ob das noch geht, wenn es bis zu 10 kg mehr sind.


    Generell halte ich Berlebach für eine sehr gute Wahl. Die Sachen von denen machen einfach nur Freude beim Benutzen und sind sehr langlebig. Mein UNI ist inzwischen 25 Jahre alt und sieht trotz regelmäßigen Gebrauchs noch wie neu aus. Ich habe es kürzlich weiter verbessert, indem ich die Spreizsicherungskette durch eine feste Spreizsicherung ersetzt habe. Jetzt lässt es sich noch verlässlicher aufstellen.


    CS

    Jörg

  • Hallo Michael,


    Eine Omegamontierung würde ich nur für ein Großfernglas oder einen Doppelrefraktor in Betracht ziehen (wegen deren Breite). Einen einzelnen Refraktor kannst Du mit deutlich weniger Gewicht gut einseitig aufhängen.


    Ich habe sehr gute Erfahrung mit den AYO-Montierungen von Astrooptik Kohler http://www.aokswiss.ch , für Deine Zwecke reicht die AYO II dicke aus. Bei mir trägt sie ein einseitig aufgehängtes 120/600-Bino ohne Murren. Die AYOs lassen sich auch bei hoher Vergrößerung wie ein guter Dobson weiterschieben, das macht einfach Freude.


    Herzliche Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • … Eine Omegamontierung würde ich nur für ein Großfernglas oder einen Doppelrefraktor in Betracht ziehen (wegen deren Breite). Einen einzelnen Refraktor kannst Du mit deutlich weniger Gewicht gut einseitig aufhängen…

    Hallo Michael,



    Holger hat absolut recht. Die Spica ist zwar sehr gut, aber für ein einzelnes Rohr ist das Omegaprinzip unnötig. Der Vorteil bei seitlicher Montierung des Tubus: Du bleibst immer in der Höhenachse und schwenkst nicht um diese herum. Dadurch brauchst Du nur ein wesentlich kleineres Gegengewicht, das lediglich die Last auf die Achse vergleichmäßigt.


    Wenn Du den Unterbau ausschließlich für das Sonnenteleskop verwenden willst, brauchst Du auch keine schnelle Höhenverstellung über eine Mittelsäule. Die ist unnötig schwer und macht das Stativ etwas instabiler als ohne.


    CS

    Jörg

  • Moin Zusammen,

    ich habe den Beitrag mal aus dem Beobachterforum ins "Technikforum Montierungen" verschoben.


    Viele Grüße, Jochen

  • Hallo Michael,


    Deine Lifetimeanschaffung verlangt eher nach etwas Selbstfahrendem als nach nach einer Schubslösung.

    Ich wette mit Dir, daß Dir das Nachruckeln früher oder später auf die Nerven gehen wird, v.a. bei höheren Vergrößerungen...


    Ich schaffe mir 2024 auch ein 80er Lunt an. Das kommt dann auf diese Montierung anstelle des 81 GT von Williams; der kann aber als Weißlichtfernrohr an die blockierte Gegengewichtsstange montiert werden.


    Es ist die AltAZ Pro von iOptron.



    CS Wolfram

  • Hallo Michael,


    da will ich doch mal ganz schnell dem Wolfram recht geben. Und die Montierung sollte meiner Meinung

    nach kräftig genug sein, neben dem Lunt noch einen "Weißlichtfernseher" tragen zu können. Okularseitig

    angepasst, dass in beiden Optiken die Sonne etwa gleich groß erscheint, bei mir sind es ein 25er und ein

    40er Oku für Vollbild Sonne, das hat schon was. ...und dann in Ruhe und entspannt beobachten.


    Und auch beim PST ist meistens die Astrotrac drunter geschraubt.





    Grüße Marwin


    Nachsatz: Das obere Foto ist nur zur Ansicht ohne Sonnenfilterfolie gedacht. Im Gebrauch ist auf dem 100/1000 Mak.

    natürlich ein Sonnenfilter drauf.

  • Hallo zusammen,


    Ich würde mich für visuelle Beobachtung nicht mit einer parallaktischen Montierung rumschlagen wollen und halte, wenn man einen Dobson gewohnt ist, eine Nachführung auch für entbehrlich. Ist aber wie immer Geschmackssache.


    Ein Doppelsetup ist auf einer azimutalen Montierung auch einfacher zu realisieren als auf einer parallaktischen. Bei mir sah das so aus:

    Auch das macht die kleine AYO noch gut mit, ein hinreichend torsionssteifes Stativ vorausgesetzt. Deshalb unbedingt das UNI, das sehe ich auch so wie Jörg.


    Herzliche Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Zusammen!


    Vielen lieben Dank an Alle für die hilfreichen Antworten und fürs verschieben in die korrekte Kategorie.

    Ich war die letzen 24 Stunden damit beschäftigt mit Hanteln und Maßband durch die Wohnung zu rennen und eure Vorschläge praktisch durchzudenken.


    Am meisten weh tut es mich vom Report zu trennen, aber Ihr habt wohl recht ich werde auf ein UNI mit 130cm Höhe zielen mit fixer Verlängerungssäule um 10cm um ein bisschen Grundfläche beim Aufstellen zu sparen. Danke fürs wehement darauf hinweisen. Die Versuchung hier 3-4 Kilo zu sparen war für mich sehr groß, ich werde beim Schleppen an euch denken.


    Als Montierung schaut die AYO II wirklich fantastisch aus, auch wenn sie leider nicht gerade wenig kostet werde ich mich daran halten. Zusatzfrage: Ich habe nochmal etwas genauer recherchiert, das Lunt wird inkl. schwerem Okular "nur" knappe 6kg haben, geht das mit der AYO noch gut ohne Gegengewicht?


    Ich hab zZ ein bisschen eine Computerallergie - für mich ist Astronomie ein Faktor zum runterkommen, da will ich mich nicht mit Software herumschlagen, deshalb bleibe ich visuell und ohne Nachführung.


    Ich hatte einen ES 127 carbon APO mit einer EXOS 2 - eine furchtbar zickige Montierung (zumindest in meinen Händen, dafür ein wunderbarer APO), das hat mich vorerst sowohl von Nachführung als auch nach ersten Versuchen von der Fotografie geheilt. Das überlasse ich den Experten hier, Fotografie ist mir schlicht zu komplex, wenn ich auch zugeben muss dass es verlockend ist mit dem Lunt.


    Aber ich denke mit dem UNI kann ich jederzeit Nachrüsten wenn ich wieder verrückt genug bin mich in diese Richtung zu wagen oder mich das Schubsen tatsächlich irgendwann frustet.


    PS: Viel Spass mit deinem Lunt Wolfram!


    CS Michael

  • Hallo,


    Ich habe nochmal etwas genauer recherchiert, das Lunt wird inkl. schwerem Okular "nur" knappe 6kg haben

    Mein 80mm Lunt mit Double Stack hat ein Gewicht von rund sieben Kilogramm ohne Okular.


    Viele Grüße

    Gerd

    Beobachtung der Sonne im Weißlicht und der H-alpha Linie. Beobachtungen am Nachthimmel mit verschiedenen Teleskopen.

  • Hallo Michael,

    geht das mit der AYO noch gut ohne Gegengewicht?

    Auf jeden Fall, das wird eine gute Kombi. Nimm am besten gleich die zweite Klemme mit dazu, früher oder später willst Du sie sowieso :)


    Die AYO taucht nicht oft, aber regelmäßig auch mal gebraucht auf, falls Du danach Ausschau halten willst.


    Herzliche Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hi,

    Ich habe eine Az "Schubsvariante" im Sinn und zwar:

    Finde ich nicht vorteilhaft. All diese Amateur H-A Etalons haben ihre 'sweet spots' 'hot-bands' oder wie auch immer. D.h. wenn ich die Sonne im Bild hin und her bewege ändert sich ständig das H-A Durchlassverhalten. Kontrast ist mal besser auf der Oberfläche und mal besser bei Protus. Mal links mal rechts. Für mich bedeutet das, das ich Sonne mit Lunt nur mit richtiger Nachführung angucken will. Durchlaufen lassen und zurück schubsen ist keine Lösung.


    Clear Skies,

    Gert

  • Hallo,


    Ich nutze beide Varianten:

    Parallaktisch montiert zusammen mit dem Weißlichtteleskop auf einer Losmandy G11:



    51231-2023-06-06-teleskop-webp



    Der "Nachteil" ist, es braucht länger zum Aufbauen. Wenn ich an meinem Beobachtungsplatz angekommen bin, kann ich aber nach einer Viertelstunde zum Beobachten anfangen. Das ist eigentlich alles nur Routine.

    Der Vorteil ist ein entspanntes Beobachten, auch bei hoher Vergrößerung. Ich richte die Montierung mit einem Kompass nach Norden aus, das reicht, das die Sonne auch nach langer Zeit kaum vom Okular "hinausläuft".



    Meine andere Methode ist eine einfache Azimutale Montierung:



    64215-apz-montierung-lunt-webp



    Da ist der große Vorteil, das sie schnell aufgebaut ist, um auch mal zwischendurch beobachten zu können. Was hier am längsten dauert, ist das Sonnenteleskop aus seiner Transport/Lagerkiste zu holen. Auf dieser Montierung baue ich das H-alpha Teleskop und ein 110/770mm Weißlichtteleskop im Wechsel auf.

    Das Nachführen empfinde ich nicht einmal so anstrengend oder nachteilig. Meist führe ich das Teleskop mit dem Drehknöpfen der Montierung nach, ich berühre das Teleskop zum Nachführen nicht.

    Neben den schnellen Aufbau ist hier für mich der Vorteil, das ich komplett ohne Strom oder Batterien auskomme und schnell mal zwischendurch beobachten kann.


    Viele Grüße

    Gerd

    Beobachtung der Sonne im Weißlicht und der H-alpha Linie. Beobachtungen am Nachthimmel mit verschiedenen Teleskopen.

  • Hallo Alle,


    ich wollte mich nur noch einmal abschließend bei allen Bedanken die sich ausführlich und erklärend eingebracht haben - das ist wirklich eine sehr große Hilfe!


    CS Michael

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!