Ganz neu und erste Frage RA/Decmotor??

  • Hallo zusammen, ich bin stolze Besitzerin eines Bresser AR 102/1000 mit dem Exos 2.

    Jetzt überlege ich mir, einen Stellmotor zuzulegen.

    Zur Wahl stehen der Bresser Motor Duo oder der Bresser Star Trecker GoTo. Beim letzteren finde ich charmant, dass man, in meiner Vorstellung, sich direkt und automatisch, Himmelsobjekte anzeigen lassen kann.

    Brauche ich das? Brauche ich das auf Dauer?

    Vielen Dank für eure Hilfe! :)

  • Nachführung ist immer gut. Da das Goto-System vergleichsweise güsntig ist, würde ich dazu tendieren. Ob man das 'braucht' kann ich nicht beurteilen - weil 'brauchen' tut man das Teleskop an sich ja schon nicht zwingend ;) :saint:


    Und: Haben ist immer besser als brauchen :saint:

  • Hallo Melanie,

    unterscheide folgendes:


    Nachführung mit einem Motor der RA-Achse (Stundenachse). Das gleicht nur die Erddrehung aus. Durch eine Anpassung der Geschwindigkeit passend ...

    ... siderisch (Sterngeschwindigkeit, Sterne bleiben im Teleskopbleiben stehen -> 23:56 hh:mm für 360°),

    ... synodisch (Sonne bleibt stehen -> 24:00 für 360°) oder

    ... lunar (Mond bleibt im Teleskop stehen, der bewegt sich ja in 29 Tagen einmal um die Erde, was zusätzlich ausgeglichen werden muss).

    Der Unterschied zwischen 23:56 und 24:00 summiert sich übers Jahr zu genau einem Tag.

    Je nach Motortyp muss man bei ganz einfachen Designs hier ein Poti solange drehen, bis der Motor genau passt oder hat einen Schrittmotor, der via Schrittzahl das auf Anhieb genau macht, wobei hier immer mind. eine Steuerplatine vorhanden ist.


    Goto:

    Zwei Motoren, die mit Hilfe einer Steuerbox (Handbox) inkl. kleinem Computer aus einer Datenbank abrufen, wo ein Stern gerade am Himmel ist und das Teleskop dann dorthin ausrichten.
    Das funktioniert nur, wenn man nach dem Aufbau des Teleskops diesem nicht nur sagt, wo der Himmelspol ist (Einnorden der RA-Achse, die parallel zur Erdachse ausgerichtet wird), sondern zusätzlich Ort und Zeit einprogrammiert. Moderne Steuerungen holen sich die Info via GPS.

    Und ... Die Montierung muss wissen, wohin das Teleskop in einer Ausgangsstellung nach dem Aufbau hinschaut. Das wird typ. über ein sogenanntes Star-Alignment gemacht. Visuell reicht hier das sog. 1-Star-Alignment. Dazu schlägt die Steuerbox einen hellen Stern am Himmel vor, den du händisch dann mit dem Teleskop anfahren musst.

    Problem: Kennst du die gängigen Namen der hellen Sterne und wo die am Himmel sind? Gerade Einsteiger fangen da bei null an und brauchen dann zusätzlich eine Sternenapp im Smartphone.


    Hintergrund ist u.a., dass man ein Teleskop auch quer zur Prismenschiene aufstecken kann (z.B. zwei auf einmal mit Querträger) oder eine Fotokamera per Kugelkopf völlig frei auf der Montierung drehen kann, so dass man Orion wirklich hochkant auf's Bild kriegt.


    Dazwischen gibt es noch zwei Motoren, aber ohne den Goto-Computer.

    Hier spart man sich leider nicht das Lösen der Klemmen, wenn man von einem Stern/Objekt zu einem anderen wechseln will. Für einen Schwenk um 90° am Himmel sind die Motoren da einfach zu langsam 32x heißt, dass wo die Erde 24h für eine Umdrehung braucht, der Motor das in 24h / 32 = 45 Minuten dann macht. Ein Schwenk um 90° dauert dann ~12 Minuten. Ich löse da lieber die Klemmen und mach das von Hand.
    Vorteil ist allerdings, dass man kleine Korrekturen mit dem Cursortasten machen kann, während man noch durchschaut und so ein Objekt genau in die Mitte holen kann.

  • Mit dem 'Brauchen', das kann auch ich nicht beurteilen. Aber auch später schön, wenn mans/fraus hat.


    Wie Kalle66 schon schrieb, brauchst Du wahrscheinlich auch dafür zwei oder drei bekannte Sterne. Ich würde im Zweifel GOTO wählen, eindeutig, auch wenn bei dem DUO-Satz bereits die üblichen Nachführgeschwindigkeiten schaltbar sind.


    Willkommen übrigens hier im Forum! :) :thumbup:


    Gruß

    Stephan

  • Erstmal schon mal vielen Dank. Bin jetzt ein bisschen weiser aber immer noch verwirrt 😄 ich hatte nicht gedacht, dass ich noch irgendwas einnorden muss. Das GoTo ist ja auch wesentlich teurer.

    Kalle hat gute Argumente. Ich kann zwar mit einem Kompass gut im Gelände navigieren aber ich kenne noch keinen Stern. Ich bin schon lange schwer begeistert von der Astronomie und lernfähig, das ich bald sicher einiges kennen werde. Aber was ein Star-Aligment ist, weiß ich nicht. Wie vieles andere auch nicht. Aber hier gibt es ja eine Fülle an Informationen. Bestimmt kann ich mir das hier anlesen.

  • Hallo Melanie,


    da ich mit einem sehr ähnlichen Teleskop (Vixen 102M auf GP) vor 20 Jahren angefangen habe, meine Erfahrungen dazu. Wenn du dich noch nicht gut am Himmels auskennst, lass Goto erstmal weg . Die beiden Schrittmotoren halten das Objekt visuell super in der Mitte. Gleichzeitig lernst du auf jeden Fall dich am Himmel zu orientieren, was auch viel Spaß macht. Wenn du fotografieren möchtest, dann ist der Refraktor gut für Planeten. Auch hier reichen die Schrittmotoren.


    Wenn du das Goto nimmst, hast du den Vorteil, dass du mit Hilfe des Autoguider-Anschluss auch DeepSky mit der Montierung fotografieren kannst und die Objekte automatisch gefunden werden. Hier würde ich dir dann aber die Anschaffung eines 6 Zoll Newton (150/750mm, f/5) dazu empfehlen, den die Montierung auch noch gut fotografisch trägt.


    Für den Refraktor ist Goto also visuell oder fotografisch nicht unbedingt notwendig, aber für DeepSky-Fotografie später, falls du dich dafür mal interessiert, enorm hilfreich.


    VG, Micha

  • Einnorden solltest Du eine Polar-Montierung immer. Für visuell reicht mE. ungefähr.


    Der erste Schritt dürfte sein, nachts draußen am Himmel visuell den Polarstern identifizieren. Dann geht es darum, Deine Montierung parallel zur Erdachse auszurichten.


    Deine Monti 'ins Wasser' stellen. Die meisten Stative haben so eine kleine Wasserwaage. An der Höhenverstellung der Montierung Deine geografische Breite einstellen. Montierung mittels Azimuth-Verstellung der Montierung zum Polarstern ausrichten. Daß der Polarstern ca. 0,7° vom Himmelsnordpol weg ist, spielt für's Grobe keine Rolle. - Gugg' mal in Deine Anleitungen, falls Du sie nicht hast, sind sie bei Bresser bestimmt herunterladbar. Dauert nur am Anfang einige Minuten. Für Foto müßte es allerdings deutlich genauer sein.


    Star-Aligment bedeutet der GOTO- Montierung zu sagen, wo sie gerade hinsieht. Ob die Steuerung von selbst nach Eingabe der Orts- und Zeitdaten auf ein Objekt schwenkt, Du nur noch feinjustieren mußt, dh. Objekt/Stern in die Mitte stellen und bestätigen, oder ob Du helle Sterne selbst anfährst und einer Displayliste den Stern aussuchst, auf den Du zielst ... kommt auf die Steuerung an. Üblicherweise beenötigt man zwei oder drei Bezugsobjekte, damit die Steuerung ihre interne Sternkarte justieren kann. Danach geht's los mit GOTO ... :)


    Gruß

    Stephan

  • Danke euch für die wertvollen Hinweise. Deepsky interessiert mich auf jeden Fall. Aber für mich steht im Vordergrund mein Teleskop noch mit guten Okularen auszurüsten. Hatte schon gelesen, dass 12.5 und 17,5 mm Morpheus

    Empfohlen werden. Aber eins nach dem anderen ☺️


    Muss ich das Einnorden jedes Mal, nach Standortwechsel machen? Ja, oder?

    Ich habe mir schon ein paar Bücher rausgesucht, die ich demnächst verschlingen werde. Von 0 auf 100 oder so 🤣 Den Polarstern werde ich wohl schon eher finden 😉

  • Wenn du das Teleskop einmal gut eingenordet hast, mach dir am Besten sofort ein paar Markierungen mit Filzstift an die Montierung, damit du es immer wieder schnell so einstellen kannst. Dann findest du auch immer sofort den Polarstern im Polsucher wieder.


    Zum beobachten ist es dann generell ausreichend, wenn du das Teleskop so gut wie möglich nach Norden aufstellst, selbst wenn du den Polarstern nicht sehen kannst. Visuell und für Planetenfotografie muss es nicht 100% stimmen.


    Nur bei Deepsky-Fotografie, da musst du es genauer machen.


    VG, Micha

  • Ja, die handbetriebene oder motorische Nachführung bei Deiner äqutorialen Montierung funktioniert nur so im Sinne des Erfinders, wenn Du sie jedes mal neu einnordest.


    Dann brauchst Du während der Beobachtung nur noch eine Achse , die Rektazensionachse synchron zur Bewegung des Objekts nachführen .

    Wenn Du nicht einnordest, mußt Du andauernd beide Achsen verstellen, um das Objekt im Okular zu halten.


    Wenn Du eine nicht motorisch angetriebene Montierung ohne Hand-Controller (ohne "GoTo") nutzt, welcher schon Objektdaten enthält, dann mußt Du zum Auffinden von Objekten die an der Montierung vorhandenen Teilkreise einstellen. Dann kannst Du mihilfe einer APP oder klassischen Sternenkarte + Sucher, Telrad, Leuchtpunktsucher,... die Objekte finden.


    Als Beispiel mal hier in einer Anleitung beschrieben auf Seite 15: https://www.teleskop-express.d…en/deutsch-SW_EQ3_EQ5.pdf

    So ein Handbuch mit einer entsprechenden Passage müßte bei Deinem Teleksop auch dabei sein.


    Wenn Du ein motorisch angetriebenes Teleskop mit GoTo Funktion hast, dann kennt das Teleskop eine riesige Anzahl an Objekten und fährt das Teleskop nach erfolgreicher manueller Einnordung zu diesen Koordinaten automatisch. Dann brauchst Du die Teilkreise nicht mehr einzustellen.


    Wenn Du Deine Montierung nur mit Motoren nachrüstest ohne GOTO-Controller, dann mußt Du ausser einnorden auch die Teilkreise einstellen zur manuellen Aufsuche der Objekte.

    Nur fährt das Teleskop dann per Motor angetrieben dort hin und folgt dem Objekt motorisch angetrieben.


    Grüße

    Hartmut

    EQ6R-PRO | OMEGON PUSH+ | SW Allview | Unistellar eQuinox | Seestar S50 |  ASKAR FMA 135

    SW 200PDS/1000 | SVBONY 503 80/560 (448) | SkyMax 102/1300 MAK | TS 61EDPH II

    ASI 120MC-S & MM-Mini | veTEC533c / 571c | N.I.N.A.

    METEORCAM (RPi4) (https://globalmeteornetwork.org/weblog/DE/index.html) DE000Q

  • Hallo Melanie,


    Stephan und Hartmut haben ja schon einiges zum Star-Alignment von Goto Montierungen und zum Auffinden von Objekten mit non-Goto Montierungen geschreieben.
    Egal, für welche Variante du dich entscheidest, würde ich dir zusätzlich zum (meist schon vorhandenen) Sucher des Teleskopes noch einen Leuchtpunktsucher oder Telrad ans Herz legen.


    Beim Blick durch den Sucher sieht man nämlich schon sehr viel mehr Sterne, als mit dem freien Auge, zudem steht das Bild meist auf dem Kopf, was anfangs durchaus verwirrend sein kann. So ist es gerade für Anfänger oft schwierig festzustellen, ob man denn schon in der Nähe des gewünschten Objektes ist.


    Ein Leuchtpunktsucher oder Telrad vereinfacht das Auffinden sehr. Denn dort werden Markierunen (z.B.) konzentrische Kreise auf eine plane Glasplatte projiziert. Du bekommst quasi in dein Sichtfeld eine Info hinein projiziert wo das Teleskop aktuell hin zeigt. So kann man erstmal einen mit freiem Auge sichtbaren Stern sehr schnell recht genau einstellen, und das weitere Auffinden / Einstellen der gewünschten Position über den Sucher ist dann viel einfacher.


    LG & CS, Nick

  • Hallo Nick,


    da der Einblick beim 4" f/10 Refraktor normal in Bodennähe ist, wenn man mit dem Teleskop nach oben schaut, ist ein Telrad hier nicht so gut geeignet. Man hat ja in der Regel auch kein so großes Stativ, das beobachten nach oben im stehen ermöglicht. Man sitzt normal auf einem Stuhl und das oft auch gebückt beim beobachten. Darum hat so ein Refraktor immer einen Zenitspiegel.


    Auf den Tubus vorne in der Nähe des Objektivs eine Halterung für das Telrad zu kleben ist auch nicht so optimal. Am Besten funktioniert meiner Erfahrung nach ein Sucher mit Winkeleinblick im Sucherschuh des Refraktor am OAZ. Auch mit einem Leuchtpunktsucher verrenkt man sich hier schnell den Hals.


    Aber Natürlich, beim beobachten in Horizontnähe kann auch ein Leuchtpunktsucher gut benutzt werden.


    VG, Micha

  • Oha ein Sucher mit Winkeleinblick im Sucherschuh, Leuchtpunktsucher… !? Ich brauche es im Moment einfach und will nicht etwas kaufen, was ich bald nicht mehr brauche. Basteln möchte ich erstmal nicht. Plug und Play finde ich gut. Da ich keine Ahnung habe, verlasse ich mich auf euch. 😉

  • Melanie,

    Sternbilder und Sterne lernst du so schnell wie die Straßennamen der Umgebung nach einem Umzug in eine neue Stadt. Es braucht einfach etwas Zeit und Übung. Wenn man jede Nacht nur eines zusätzlich kennen lernt, bist du in 2 Monaten am Nordhimmel durch. Aber es dauert trotzdem mind. ein halbes Jahr, weil man die Hälfte davon in der Nacht nicht sieht und für die Hälfte dann ein halbes Jahr warten muss, bis sie nachts sichtbar sind.


    Auf die Frage, welche Art von Sucher am Besten ist, gibt es nicht DIE Antwort.

    Auf dem Land unter dunklem Himmel täte ich einen Leuchtpunktsucher oder Telrad nehmen. Man sieht ja viele Sterne, die zum Aufsuchen eine gute Orientierung geben, wenn man die Sternbilder einmal kennt.
    Nimm da nicht die ganz billigen Red-Dot-Finder. Damit wirst du nicht wirklich glücklich.


    Unter Stadthimmel, wenn man nur max. 20 Sterne sieht, ist ein opt. Sucher von Vorteil. Aber auch hier muss man sich erst mal daran gewöhnen. Im Sucher ist alles seitenverkehrt und kopfüber (Ausnahme spezielle Aufrechtsucher, die wie ein Feldstecher arbeiten). Vor allem tut man sich Anfangs damit schwer, welcher Stern nun welcher ist, weil alle viel heller erscheinen, und man vor lauter Bäumen dann den Wald nicht sieht.


    Ist wie sicheren Einparken am Straßenrand ... muss man etwas üben.

    Deshalb einfach schon mal loslegen, mit dem, was du hast. Je mehr du damit beobachtest, desto klarer wird Dir, was du brauchst oder nicht. Hobbyastronomen, einmal in das Hobby verliebt, haben auch noch in 10 Jahren Wünsche für Weihnachten.

  • Hallo Melanie,


    bei deinem Teleskop ist doch sicher auch schon ein 6x30 Sucher dabei?


    Den würde ich erst mal versuchen zu nutzen!


    Dann kannst du für dich herausfinden ob es diesbezüglich überhaupt Verbesserungsbedarf gibt.

    ...wenn ja , kannst du immer noch auf eine andere Bauart ausweichen....


    ...Versuch macht kluch.... :)

  • Hallo, bin wohl etwas spät dran (gerade erst Zuhause angekommen), aber geb trotzdem noch meinen "Senf" dazu:

    Also Leuchtpunktsucher würde ich immer einem kleinen optischen Sucher vorziehen, bei mir nutzt der optische Sucher nur wenn ich das zu suchende Objekt damit finde und dafür braucht's größeren Sucher als 30mm Öffnung - meine ganz persönliche subjektive Meinung, gerade am Anfang ist ein Leuchtpunktsucher fiel einfacher zum Finden - und ganz günstig gibt's die beim Sportschützenzubehör - halt etwas Bastelaufwand zum passend machen😊.

    Viele Grüße und viel Spaß am Hobby, Martin

  • Zur Polhöhenschraube: auf der anderen Seite sollte eine "Gegenschraube" sein, diese zuerst lösen und dann die andere anziehen sonnst arbeite die zwei gegeneinander ...

    Und nie mit Gewalt, eher mit etwas Öl, wenn es tatsächlich klemmen sollte 🙈

    Viele Erfolg, Martin

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