Nachbearbeitung oder wann ist man zufrieden

  • Hallo Sternfreunde,


    Ich habe mal eine wichtige allgemeine Frage.


    Jede Woche lerne ich neue Tricks für die Bildbearbeitung durch YouTube, Forum usw.. Jedesmal ärgere ich mich dann, wenn ich einen neuen Tip entdecke,den ich auf ein älteres Bild noch hätte anwenden können, obwohl ich ja damit eigentlich zufrieden war.


    Wie macht ihr das? Wie oft bearbeitet ihr eure Bilder nach? Wann sollte Schluß sein?


    Das liegt sicherlich im Auge des Betrachters,aber eure Meinung zu erfahren, interessiert mich mal.



    Tschüss

    Thomas

    10" Orion-Newton, EQ6 stationär, Canon 1200DA, SestoSenso2, Leitrohr 80/900 mit ASI120 mini,

  • Schluß ist, wenn ich das Bild dafür halte, was es zeigen sollte. Das hat nichts damit zu tun, ob es naturgetreu, so, wie es ist, oder sonstwie so, wie ein Bild sein soll - ist.

    Meine Bilder mache ich nicht, um mich einer allgemeinen Sichtweise anzupassen sondern :

    Grüße

    Dietrich

  • Hi Thomas


    Ich bearbeite manchmal alte Bilder neu, um die Lernkurve zu dokumentieren und aus interesse, wie viel ich damals verschenkt habe.

    So wie zum Beispiel hier:


    NGC2174-Affenkopfnebel


    NGC 2174 neu bearbeitet


    Im grossen und genzen gehe ich aber nicht alle Bilder neu durch, da würde man ja alle paar Jahre alles neu bearbeiten. So dokumentiert man ja auch die eigene Lernkurve.


    CS, Seraphin

  • Hi Thomas,

    ich sehe das wie Seraphin. Alte Daten sind immer gutes Übungsmaterial.

    Man glaubt gar nicht, was man mit weiteren Fähigkeiten in der Bildbearbeitung noch so herausholen kann.

    Als Beispiel mal ein Mosaik, welches ich 2021 aufgenommen habe. Bestehend aus zwie Sessions: 1x RGB und einmal Dual Schmalbandfilter.

    Dies war meine "Entwicklung" der Daten dieses Jahr im Januar


    Dann habe ich mir die Daten vor ein paar Wochen nochmal vorgenommen und ganz anders bearbeitet. Ich war echt überrascht, was da noch an Details im Bild waren, die ich vorher nicht rausarbeiten konnte.

    Ich denke, das zeigt, das es sich lohnt, bestimmte Aufnahmen ruhig nochmal zu bearbeiten.

    Gruß Guido

  • Hallo Thomas,


    da kann ich mich auch Seraphin anschliessen. Ich bearbeite manchmal alte Aufnahmen, um neue Bearbeitungmöglichkeiten, oder Ideen daran auszuprobieren. Allerdings lasse ich Aufnahmen, die ich einmal als fertig bearbeitet betrachtet habe prinzipiell so wie sie sind. Nachbearbeitungen dienen mir eigentlich immer nur zum Experimentieren.


    Irgendwann fotografiere ich sicher wieder ein Objekt, das ich schon mal aufgenommen habe, und dann - mit neuen Daten, oder mit zusätzlicher Belichtungszeit und neuem Bildverarbeitungs-Workflow kann ich gut vergleichen, wie sich die fertigen Ergebnisse (hoffentlich) weiterentwickeln.

    Hier zwei Beispiele des selben Datensatzes von Sh2-155 - Cave Nebiula, an dem ich einmal mit der Kombination von RGB und Dual Narrowband Daten experimentiert habe und später einen neuen Workflow zum entrauschen und Nachschärfen ausprobiert habe.


    Die ursprüngliche Version mit meinem Versuch einer RGB / Dual Narrowband Kombination:


    Und die später entstandene Version mit einem neuem Denoise / Schärfen Workflow, bewusst mit einer anderen Kombination von RGB und Dual Narrowband-Daten, weil es mir hier tatsächlich nur um das denoising und nachschärfen ging. Mein persönliches Resümmee aus diesem Versuchen ist, dass ich eine Kombination aus beidem auch bei den nächsten neuen Aufnahmen beibehalten werde.



    LG & CS, Nick

  • Hallo Thomas,


    an den beeindruckenden Beispielen von Seraphin, Guido und Nick kann man erkennen, dass es sich auf jeden Fall lohnt, die Daten aufzubewahren.

    Ein Bild, dass man jetzt für gut befindet und für fertig erachtet kann man sich noch nach Jahren wieder vornehmen. Oder noch ein paar Stunden Licht obendrauf packen.

    Skills und Tools verbessern sich mit der Zeit und oft (wie man hier sieht) lässt sich dann noch deutlich mehr rausholen.


    Meine Empfehlung dazu also: bewahrt Eure Rohdaten auf, nicht nur das fertige Bild. Festplattenspeicher ist nicht teuer.


    Aber unbedingt die Daten auf eine herkömmliche Festplatte speichern.

    SSDs oder sonstige Flash-Speicher (USB-Sticks) verlieren irgendwann Ihre Daten, wenn sie in der Schublade liegen und bei DVDs löst sich gerne mal der Folien-Kleber auf.


    Gruß, Jochen

  • Schluß ist, wenn ich das Bild dafür halte, was es zeigen sollte. Das hat nichts damit zu tun, ob es naturgetreu, so, wie es ist, oder sonstwie so, wie ein Bild sein soll - ist.

    Meine Bilder mache ich nicht, um mich einer allgemeinen Sichtweise anzupassen sondern :

    Genau so isses! Wenn ich merke, das Bild gefällt mir, dann ist es auch fertig. Es macht in meinen Augen wirklich keinen Sinn, ein Bild kaputt zu bearbeiten, nur, um es jedem recht machen wollen zu müssen. Zumal es mit meinem auch noch 100 Millionen unterschiedlich eingestellte Monitore gibt und mit mir fast genauso viele Farbenblinde auf der Welt leben.


    Ralf

  • Hallo Ralf,

    ja, auch du hast recht. Zu Tode bearbeiten kann man ein Bild auch. Da ich in den letzen Monaten, wegen Beruf, Familie, Haus sanieren und meistens mieses Wetter gar nicht mehr so oft zum Fotografieren komme, muss ich hin und wieder mal mit alten Daten spielen, um einfach in Übung zu bleiben. Oft genug stelle ich dabei aber auch fest, dass die älteren Bearbeitungen besser sind und haue das neue Werk wieder in die Tonne. Nichts desto trotz, jeder hat seine eigene Philosophie zu dem Thema, und das ist auch gut so.


    Clear Skys

    Guido

  • Hi Ralf

    Genau so isses! Wenn ich merke, das Bild gefällt mir, dann ist es auch fertig. Es macht in meinen Augen wirklich keinen Sinn, ein Bild kaputt zu bearbeiten, nur, um es jedem recht machen wollen zu müssen. Zumal es mit meinem auch noch 100 Millionen unterschiedlich eingestellte Monitore gibt und mit mir fast genauso viele Farbenblinde auf der Welt leben.

    Ich bin da auch einverstanden, jedenfalls in begrenzter zeitlicher Periode. Als ich als kompletter Einsteiger meine ersten Bilder bearbeitet habe, war ich mit der damaligen Bearbeitung Zufrieden und das Bild gefiel mir und zeigte das was es sollte. Nun ein Jahr später, mit der entsprechenden Erfahrung und Skills, bin ich vielleicht nicht mehr Zufrieden und ich bearbeite die Bilder nochmals neu. Bei einem Teil meiner Aufnahmen gehe ich heute aber auch davon aus, dass sie mir auch längerfristig gefallen werden. Am Anfang lernt man soviel und die lernkurve ist so steil, da macht das Reprocessing auch absolut Sinn (finde ich). Wenn man ein Bild 5mal komplett bearbeitet, hat man am Anfang wohl 5 komplett Unterschiedliche Endresultate. Mit Erfahrung wird man nur noch an Nuancen unterschiede sehen. Ich für meinen Teil, lege grossen Wert in Reproduzierbarkeit, als "Messwert" meiner Skills. Solange ich bei komplett unterschiedlichen Bildern lande, zeigt das, dass es zu viele Zufällige Entscheidungen im Prozess gibt.


    CS, Seraphin

  • ... danke an alle für die zahlreichen Antworten.


    Ich find es toll, dass es doch eine große Übereinstimmung betreffs meiner Frage gibt. Die Bilder müssen einem in erster Linie selbergefallen und nicht anderen. Manchmal sieht man in älteren Aufnahmen doch noch Verbesserungspotential, eventuell durch neue Filter (wie bei mir der Noise X Terminator für Photoshop) oder das Trennen von Sternen und Nebel. Diese beiden Sachen haben bei die Überlegung ausgelöst, mir nochmal die vergangenen Objekte vorzunehmen und neu zu bearbeiten. ich bin auch davon wegekommen, mich an den Google-Bildern zu orientieren, da diese teilweise von meinem Geschmack abweichen. Aber die Fotografen dieser Aufnahmen finden ihre Bilder bestimmt auch "schön", so wie ich meine.


    Auf jede neue Möglichkeit in der Bildbearbeitung aufzuspringen, muss man ja auch nicht. Ich habe jetzt meinen Workflow gefunden und auch geschmacklich gefallen mir meine Bilder gut. Ob es durch die Profis besser geht, sicherlich, aber ist es notwendig jedes Bild aller paar Wochen neu zu bewerten, sicherlich nicht.


    Ich habe jetzt wieder ein Objekt neu bearbeitet, um hinterher festzustellen, das mir die erste Version doch besser gefällt. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die noch verbessert werden können.



    Tschüß

    Thomas

    10" Orion-Newton, EQ6 stationär, Canon 1200DA, SestoSenso2, Leitrohr 80/900 mit ASI120 mini,

  • Hallo Thomas,

    Wie macht ihr das? Wie oft bearbeitet ihr eure Bilder nach? Wann sollte Schluß sein?

    ich bearbeite gar nichts nach, sondern fange immer wieder bei den Rohstacks an. Die meisten meiner Bearbeitungen verwerfe ich, weil sie mir nicht gefallen. Bei der Beurteilung orientiere ich mich häufig an den Aufnahmen von anderen hier im Forum oder an anderer Stelle. Brauchbare Resultate sind mangels Erfahrung sehr häufig noch nicht-reproduzierbare Zufallsprodukte. Häufig übersteigt die Bearbeitungszeit die Aufnahmezeit.🤣


    Schluss mit der Bearbeitung eines Bildes wird bei mir wahrscheinlich niemals sein, was in meinen Augen positiv ist.


    Gruß Jürgen

    :cyclone: Deepsky:  TS-Optics Photoline 80 mm f/6 FPL53 Triplet-Apo+TS-Optics  0,8x Korrektor für TS 80 mm

    :camera: Kameras:ZWO ASI 533 MC Pro Color, ZWO ASI533MM Pro, ZWO EFW 7*36mm, ZWO Filtersatz LRGBSHO

    :telescope: Montierung:Skywatcher HEQ5 Pro Goto    :level_slider:Autoguiding:ZWO SW Astrokamera ASI120MM Mini    :fireworks: Focuser:ZWO EAF
    :desktop_computer: Teleskop-Rechner: Dell Optiplex+Win11 :control_knobs: Teleskop-Steuerung:N.I.N.A+ASCOM :sparkles:Bildbearbeitung:PixInsight, AstroPixelProcessor

    Einmal editiert, zuletzt von neubi ()

  • Hi,


    eigentlich ist ja alles schon gesagt.... ich denke, dass sich im Laufe der Zeit auch die eigene Betrachtungs- und Herangehensweise ändert. Heute habe ich viel mehr Geduld als früher. Mit mehr Geduld und mehr Erfahrung, besseren Werkzeugen ändern sich bei mir auch die Vorlieben für "was ist schön". Ich habe kein Rohbild weggeworfen, selbst die "schlechten" nicht. Ich fotografiere abwechselnd neue Objekte um auch mal neu zu staunen und Objekte, die ich mit anderem Equipment schon mal fotografiert habe. Letztere bearbeite ich dann oft mit denen aus meinem Archiv - mit den heutigen Werkzeugen ist es ja kein Problem mehr, Bilder unterschiedlicher Brennweite, Auflösung usw. zu kombinieren. Ich finde dann mehr Details in den neuen Bildern, meist freue ich mich darüber, manchmal finde ich dann das Bild aber nicht "schön", trotz mehr Details. In jedem Fall mag ich es, den Fortschritt zu beobachten, die Lernkurve zu betrachten und daher verzichte ich keinesfalls darauf, auch alte Bilder mit frischem Material erneut zu bearbeiten.

    Was Schönheit und Faszination anbelangt: Mein "schönstes" Bild ist ein verwaschenes, unscharfes und farblich grottiges Bild vom M42. Ich habe damals eine Nikon Coolpix vor das Objektiv eines Vixen 110/f7 Refraktors geklemmt. Was ich vorher nur visuell als grau wahrgenommen habe, zeigte FARBE. Da hat mich das Astrophotgraphie Virus komplett erlegt, ich war völlig fasziniert. Nach objektiven Maßstäben ist das Bild übel. Durch die damalige und bis heute nicht vergessene Faszination, die immer noch anhält, ist es für mich schön.

    Also hier mal als Kontrastprogramm zu den wirklich wunderbaren Aufnahmen von euch mein schönstes Bild ;)


  • Was Schönheit und Faszination anbelangt: Mein "schönstes" Bild ist ein verwaschenes, unscharfes und farblich grottiges Bild vom M42. Ich habe damals eine Nikon Coolpix vor das Objektiv eines Vixen 110/f7 Refraktors geklemmt. Was ich vorher nur visuell als grau wahrgenommen habe, zeigte FARBE. Da hat mich das Astrophotgraphie Virus komplett erlegt, ich war völlig fasziniert. Nach objektiven Maßstäben ist das Bild übel. Durch die damalige und bis heute nicht vergessene Faszination, die immer noch anhält, ist es für mich schön.

    Also hier mal als Kontrastprogramm zu den wirklich wunderbaren Aufnahmen von euch mein schönstes Bild ;)

    Hallo Andreas,

    schön beschrieben - so ein "schönstes erstes Bild" haben wir wohl alle. Von daher: :) :thumbup:


    CS, Jochen

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