Hallo Planetenfreunde,
Laut Meteoblue-Seeingprognose sollte die Nacht vom 17. zum 18. Oktober nur durchschnittlich werden. Für den GRF-Transit gegen 3 Uhr MESZ würde es reichen, doch viel mehr erwartete ich nicht. Umso mehr staunte ich, als ich den TEC 180 kurz nach 23 Uhr auf den schon tief stehenden Saturn richtete. Bei 180x binokular war das Bild fast völlig reglos. Ich erhöhte die Vergrößerung schrittweise bis auf unsinnige 550x. Der Planet wurde nur etwas dunkler, blieb aber ruhig, scharf und kontraststark. Die Saturnmonde waren noch immer nadelfeine Lichtpunkte. Und diesmal sogar sechs. Zwischen Tethys und Dione fand ich Enceladus, den ich bisher noch nie gesehen hatte. Die Cassinische Teilung war knackscharf und verlor sich erst auf halbem Weg zum Planeten. Der C-Ring war deutlich sichtbar, der Ringschatten auf dem Planeten und der Planetenschatten auf dem Ring erschienen tiefschwarz. Der Planet selbst zeigte mehr Detail als sonst. Neben heller EZ und schmalem NEB glaubte ich dicht unterhalb der Ringaußenkante das SEB zu erkennen. Gegenüber auf der Nordhalbkugel zeigte sich ein weiteres, sehr schmales Band nördlich des NEB.
Nach Mitternacht schwenke ich zu Neptun: Ein winziges blaues, ebenfalls völlig ruhiges und perfekt definiertes Scheibchen. Und ein extremer Gegensatz zu Saturn. Nicht nur wegen der Größe, sondern auch wegen der deutlich geringeren Flächenhelligkeit. Da offenbart sich die viel größere Entfernung.
Anderthalb Stunden später war Jupiter herumgekommen und vom Balkon aus sichtbar. Das Seeing war immer noch sehr gut, die Detailerkennbarkeit bei 301x binokular phänomenal. Abgesehen von einigen kurzzeitigen Störungen war es fast so, als würde ich ein perfektes Summenbild betrachten. Der GRF orangerot und mit inneren Strukturen, das SEB vor ihm aufgestaut und nach Norden abgelenkt, hinter ihm dagegen verwirbelt und von einem dort einsetzenden STB flankiert. Zwischen SEB-Bucht und GRF ein schmaler heller Streifen. Das NEB mit mehreren Buchten und Auswölbungen. Beide Hauptbänder in den verschiedensten Braunabstufungen von Ocker über Kastanie bis Graubraun. Die hellen Bereiche in meist kühleren Pastelltönen, außerdem noch einige fast weiße ovale Fleckchen. Natürlich suchte ich auch das Oval B-A, aber das war visuell wohl zu kontrastarm, so dass ich es nicht isolieren konnte.
Natürlich waren die Monde in den besten Momenten ideal definierte Scheibchen, Ganymed und Kallisto zweifelsfrei mit einer Andeutung von Albedostrukturen.
Nachdem ich meine GRF-Transitzeiten genommen hatte, ging es weiter mit Uranus. Bei 382x binokular ein scharf begrenzes bläulich graues Scheibchen mit einer Art Band und einem sehr großen hellen Fleck, wobei deren exakte Lage schwer zu erfassen war. Aber es war offensichtlich, dass der Uranus und selbigen zugewandt hatte.
Der Unterschied zu meiner hier:
schon relativ oft habe ich hier von den Seeingproblemen im Erzgebirge berichtet: Über dem nach Süden weisenden Steilabfall ins Böhmische Becken steigt nachts Warmluft auf. Und das muss man als Beobachter fünf Kilometer nördlich vom Gebirgskamm ausbaden. Vor allem im Sommer ist es im Grunde sinnlos, meinen 300mm-Dobson dort hochzukarren. Im Süden werden die Sterne häufig zu wabernden Flecken von 5 bis 10 Bogensekunden Durchmesser aufgebläht.
Weil ich ein sturer alter Mann bin,…
beschriebenen Beobachtung mit dem 300mm-Newton lag nicht nur in einer größeren Detailfülle, sondern in der absoluten Ästetik der Bilder. Jupiter oder Saturn bei so hohen Vergrößerungen mit nahezu reglosen, scharfen Kanten gegen den schwarzen Himmelshintergrund zu sehen, ist ein sehr seltenes Geschenk – auch wenn man es auf mehr als 100 Beobachtungen im Jahr bringt.
Vielleicht noch ein paar Worte zu den „Zutaten“. Neben dem TEC 180 mit Gutekunst-ADC kamen mein neuer Binoviewer von Denis Levatic, die brandneuen Takahashi-TLP-Okulare (25, 18 und 12,5 mm) und meine bewährten Zeiss Abbe II Orthos (16mm) zum Einsatz. Ich bin noch dabei, den Binoviewer mit den Baader Großfeld und die TPL mit den Zeiss Abbe zu vergleichen. Bisher bin ich von den Neuzugängen begeistert, will sie aber noch etwas länger testen, bevor ich wirklich sachliche Berichte darüber schreiben kann.
CS
Jörg