Jupiter, Saturn und Mond visuell mit 300mm + Bilder vom Teleskop

  • Hallo in die Runde,


    schon relativ oft habe ich hier von den Seeingproblemen im Erzgebirge berichtet: Über dem nach Süden weisenden Steilabfall ins Böhmische Becken steigt nachts Warmluft auf. Und das muss man als Beobachter fünf Kilometer nördlich vom Gebirgskamm ausbaden. Vor allem im Sommer ist es im Grunde sinnlos, meinen 300mm-Dobson dort hochzukarren. Im Süden werden die Sterne häufig zu wabernden Flecken von 5 bis 10 Bogensekunden Durchmesser aufgebläht.


    Weil ich ein sturer alter Mann bin, probiere ich es trotzdem immer wieder. Und siehe da, gestern (2023 Okt. 01/02) hat es nach langer Zeit endlich mal mit dem Seeing geklappt. Wahrscheinlich lag es daran, dass es den ganzen Tag über bewölkt war und erst in der Nacht aufklarte. Jedenfalls war mir an Saturn, mit dem ich anfing, sofort klar, dass dieses mal mehr geht.


    Zum Instrument: 300/f6, LOMO, Sitall, 18% Obstruktion, drei Streben, Carbontubus mit zwei saugenden Lüftern vor dem Spiegel, Äquatorialplattform, Binokularansatz mit TV BinoVue 2x, zunächst für kurze Zeit mit 24mm Panoptic (150x), dann durchgängig mit Noblex UWA 12,5mm (288x).


    Saturn: Fünf Monde erkennbar: Titan, Rhea, Tethys, Dione und Japetus. Die sehe ich zwar auch schon mit dem 130er Apo, aber mit dem 300er musste ich Saturn nicht aus dem Sehfeld verbannen, um die schwächsten Monde in unmittelbarer Nähe des Rings zu erkennen. Die Cassinische Teilung war deutlich über die Ansen hinaus sichtbar, wenn auch etwas weniger schwarz als der Schatten des Planeten auf dem Ring und der Halbschatten des Rings auf dem Planeten. Helle, breite EZ, schmales NEB, dem im Norden noch eine schmale helle Zone folgte, dann ein weiteres etwas dunkleres Band. Und das alles in Farbe…


    Jupiter: Einfach gigantisch bei 288x. Zwar war der Kontrast nicht optimal, weil der nur wenige Grad entfernte Mond auf gut 70% der Hauptspiegelfläche leuchtete und dort eine Menge Dreck liegt. (Der muss einfach mal wieder baden.) Aber der GRF war extrem deutlich sichtbar: orangerot, zeitweise klar vom umgebenden dunklen Hüllmaterial auf der prograden Seite zu unterscheiden und hell gegen die SEB-Bucht abgesetzt. Für alle, die das jetzt hoffen: Nein, das Oval BA konnte ich nicht erkennen. Dazu waren: das Seeing nicht perfekt genug, der Spiegel zu dreckig, der Mond zu nah und wohl auch meine Augen zu alt.

    Aber es gab viel Detail in den Bändern, unter anderem starke SEB-Verwirbelungen auf der prograden Seite des GRF. Die Monde waren zwar nicht perfekt ruhige Scheibchen, aber klar in ihrer Größe zu unterscheiden. Ganymed zeigte trotz leichten Gezappels ein dunkles Albedogebiet und das recht beständig. Sogar auf Kallisto deutete sich ein wenig Struktur an. Der GRF brauchte für seinen Meridiandurchgang 17,2 Minuten, was einer Längenausdehnung von reichlich 10° entspricht.


    Mond: Ich bin ja nun wirklich oft am Mond, aber so feine Details hatte ich auch am TEC 180 selten. Die Rimae Atlas, ein Netzwerk von Rillen, so deutlich habe ich die noch nie gesehen. Ebenfalls eine Premiere: die Rima Cleomedes nahe am Terminator. Rupes und Rima Cauchy, schattenlos und nur als zarte weiße Linien erkennbar, ebenso die schmale Rima Fracastorius, die ich bisher nur ein, zwei mal mit dem TEC aufspüren konnte. Relativ mühelos waren im steil beleuchteten Plato fünf Kleinkrater auszumachen. So weit die „moon fuzzies“, deren Sichtung etwas über das Seeing und die Größe/Qualität des Instruments sagt. Daneben gab es natürlich auch reichlich Kino fürs staunende Auge: das vom Terminator angeschnittene Mare Crisium mit seinem im flachen Licht plastisch hervortretenden Randgebirge und die großen Vier: Langrenius, Vendelinus, Petavius und Furnerius an der Schattengrenze. Was diese Krater an filigranem Detail zeigten, ließ mir einfach die Kinnlade nach unten klappen. Verdammt, dabei sind es mittlerweile fast 60 Jahre, die ich mir schon den Mond angucke.


    Das alles bei für Anfang Oktober und 700 m über NN moderaten 12 °C, kein Taufall, ganz leichtem Wind und einer so fantastischen Transparenz, dass der Mond ohne jede Aureole drumherum am Himmel stand. Keine Lampe in Sichtweite und keine Geräusche außer dem Wind in den Blättern und den Brunftrufen der Hirsche. Manchmal sind es eben wirklich Sternstunden


    CS

    Jörg

  • Saturn: Fünf Monde erkennbar: Titan, Rhea, Tethys, Dione und Japetus. Die sehe ich zwar auch schon mit dem 130er Apo, aber mit dem 300er musste ich Saturn nicht aus dem Sehfeld verbannen, um die schwächsten Monde in unmittelbarer Nähe des Rings zu erkennen. ...

    Hallo Jörg,


    schöner Bericht (gehst Du jetzt fremd... :D, großer Spiegel ?)


    In aller Bescheidenheit: die fünf Saturnmonde habe ich soeben im 107/700 Triplet bei 135x (Pentax XL 5.2mm) und 175x (Radian 4mm) gesehen, im Sehfeld...

    Ja, ich musste "höher" vergrößern, denn bereits im 6mm Radian (117x) war Japetus nicht mehr zu sehen...seeing ist hier aber jetzt sehr gut...etwas heller Himmel durch Mondaufgang...


    CS Chris

  • 1. …gehst Du jetzt fremd... :D, großer Spiegel ?


    2. In aller Bescheidenheit: die fünf Saturnmonde habe ich soeben im 107/700 Triplet bei 135x (Pentax XL 5.2mm) und 175x (Radian 4mm) gesehen, im Sehfeld...

    Hallo Chris,


    nee, den 300er hab ich schon seit 2003. Das ist einer der letzten Dobsons, den Philipp Keller gebaut hat. Und weil das Teil für meinen Balkon zu groß ist und im Gebirge zu selten Qualität bringt, wurde es dann 2008 der TEC. Den schlepp ich bloß nicht ins Gebirge. Bin froh, dass die Montierung auf dem Balkon genau eingescheinert ist. Das jedesmal neu zu machen, will ich nicht auf mich nehmen.


    2. Wie schon in #1 angedeutet: die Augen werden nicht jünger. Wenn sie das aber noch sind, sind die fünf Monde bei perfektem Seeing, dunklem Himmel und guter Transparenz sogar schon mit 60mm erreichbar. Ich glaube 2009 hab ich das mal geschafft: mit dem Takahashi FS 60 + Binokularansatz + 5 mm Takahashi LE bei 144x. Das war aber nur einmal und danach nie wieder.


    CS

    Jörg

  • Sieben! Die hätte ich auch gern mal. Aber mehr als fünf waren es bei mir noch nie. Ein Trost, dass es jetzt jedes Jahr ein Stück weiter nach Norden geht mit der Deklination. In den Jahren, als Saturn nördlich von +20° stand, war vieles leichter.

    Übrigens hab ich gestern am Spiegel meinen ADC schmerzlich vermisst. Der würde den 2“-Auszug zusammen mit Bino und schweren Okularen so sehr belasten, dass ich ein größeres Ausgleichsgewicht brauchte. Außerdem ist die ADC-Orientierung wegen der Rotationsrohrschellen und auf der Äquatorialplattform nicht so einfach wie beim klassischen Dobson. Gerade an Saturn war die atmosphärische Dispersion gestern sehr deutlich und die dürfte sich auch aufs Erkennen der Saturnmonde auswirken.

  • Ja, Saturnmonde sind Klasse, sind mir erst dieses Jahr so richtig bewusst geworden - bei einem meiner "public-viewings" - mit meinem 14" sehen die wirklich wie um den Saturn herumtanzend aus - und mit meinen nirvana-okularen (günstig und großes Gesichtsfeld) ist das wirklich ein "Augenöffner"....

    Gruß, Martin

  • Hallo Jörg,

    schön, dass das nun bei Dir auch Mal wieder mit 300mm Öffnung geklappt hat. Hatte ja jahrelang denselben Lomo wie Du, nur auf parallaktischer Montierung. LOMO-Spiegel war von 1996, eine der ersten Keller Spiegel. Den hab ich inzwischen weggegeben, da ich einfach zuviele Optiken hab. Der dicke Lomo Spiegel (50mm) bildete zwar wegen Sital von der ersten Minute an scharf ab, aber die finale Auskühlung dauerte dann doch länger als bei meinem aktuellen Orion Optics UK Spiegel. Ich messe ja immer die Spiegeltemperatur mit. Bei mehr als 3 Grad Temperaturabfall ist der Lomo nicht mitgekommen. Da ist der dünnere "neue" (2009) Spiegel günstiger. Zudem wiegt er 1 kg weniger, wa auch kein Fehler ist.


    Bei brauchbarem Seeing verwende ich mit 3x Barlow (mit Verlängerung 4950mm Brennweite) üblicherweise Okulare mit 9...12,5 mm Brennweite. Im besten Fall hab ich dann fast stehende Planetenscheibe mit leicht wabernden Details. 550x hält der Spiegel gut aus, ohne das Kontrast einbricht. Ich glaube, Du mußt mal bei mir urlauben.....


    Beschreibung OOUk 300 f5.3

    Herstelldatum Hauptspiegel bei OO 12.11.2009 Spiegelnummer 091112RR04

    Hilux Coating bei OO 13.11.2009 (Hilux, Run 2790)

    - 1/10 PV Optik Ø 300f5,3 mm, 1602 mm Brennweite, 37,7 mm stark am Rand

    - optisch wirksame Fläche 296 mm (wegen 2 mm Fase, Durchmesser oben 301 mm)

    - Rohling Spiegel rund gegossen, konisch (Ø oben 301 mm, Ø unten 299 mm)

    - Gewicht Spiegel ca. 5,9 kg

    - Hauptspiegelzelle Eigenbau, 18 Punkte, CG Dreiecke 95,89 mm (= Länge Wippen), 12 Punkte Ø 238,4 mm, 6 Punkte Ø 114,7 mm, Wippenradius bei 83,04 mm

    90° Laterallagerung Abstand Lagerpunkte 18,0 mm von Spiegel hinten, 19,7 mm von Spiegel vorne- Fangspiegel Antares 50 mm 1/30 PV

    - Fangspiegelhalter Ø 40 mm, geklebt, Offset 2,57 mm (3,63 mm unter 45°)

    - Oversize Carbontubus Innendurchmesser 390mm


    Das soll jetzt keine OOUk Werbung sein. Der Hersteller ist mir egal, wenn Optik gut. Da hat sich einiges getan. Gute Optiken sind keinesfalls schlechter geworden. Das Teleskop drumherum hab ich selber gebaut und nimmt alternativ auch einen 350er Spiegel auf. Da hab ich 15 Jahre gebraucht, bis ich zufrieden war....


    LG

    Robert

  • Danke, Robert, und Danke an alle Sternchengeber.


    Lieber Robert, ich bewundere Deinen Elan, mit einem Instrument dieser Größe regelmäßig an einen für Planetenaufnahmen günstigen Ort zu fahren. Ich kenne Deine Location aus dem Urlaub und kann mir vorstellen, wie es da nachts ist. Nur ist es eben für mich eine ziemlich weite Anreise. Für Planetenaufnahmen würde ich außerdem noch eine Montierung brauchen, die mein Rohr auch bei leichtem Wind noch erschütterungsfrei trägt. Ich werd in einem halben Jahr 70, da ist man schon etwas bequemer geworden. Ich beobachte zwar nach wie vor oft, will aber hinterher relativ schnell in mein Bett krabbeln können. Denn die komplette Nacht durchzumachen, rächt sich bei mir an den Folgetagen.


    Deshalb freue ich mich, dass ich jetzt meinen 180er TEC für Schönwetterperioden dauerhaft auf dem Balkon lassen kann und ihn nicht mehr so oft heben muss. Dieses Rohr ist zwar inzwischen für „konkurrenzfähige“ Planetenaufnahmen zu klein, doch visuell liefert es viel häufiger Bildqualität ab als ein in der Öffnung annähernd doppelt so großer Newton. 


    Interessant war für mich, was Du über die Güte der Orion-Spiegel schreibst – auch, wenn ich an meinem Lomo kaum was verändern oder gar einen neuen Spiegel anschaffen werde. Wenn es bei uns mit dem Hausbau/-kauf geklappt hätte und ich auf meine alten Tage doch noch zu einer Sternwarte gekommen wäre, hätte mich freilich ein guter 16“+ gereizt.


    An meinem habe ich ebenfalls mehrere Jahre herumoptimiert: Die anfangs etwas instabile Rockerbox hat Philipp Keller noch auf Gewährleisung verbessert. Aber die Lüfter habe ich selbst eingebaut, und auch die Rotationslösung für den Tubus ist auf meinem Mist gewachsen. Verbesserungen gab es außerdem am Schiebegewicht, mit dem sich nun auch die schwersten Okulare zuverlässig austarieren lassen.


    Hier mal einige Bilder:










    CS

    Jörg

  • astrometer

    Hat den Titel des Themas von „Jupiter, Saturn und Mond visuell mit 300mm“ zu „Jupiter, Saturn und Mond visuell mit 300mm + Bilder vom Teleskop“ geändert.
  • Grüß Dich Jörg,

    danke für Deinen interessanten Bericht und auch für die Fotos von Deinem edlen 12" Dobson. Das hört sich nach einer ausnahmeschönen Beobachtungsnacht und einem sehr gutem 12" Dobson an. Dein 12" f/6 Dobson schaut sehr hochwertig aus und scheint auch von der Optik sehr gut zu sein. Die Gegend im Erzegbirge scheint auch schön zu sein und ist vermutlich an Neumondnächten ideal gemütlich Galaxien und Deepskyobjekte zu finden und zu genießen ...


    Die Details, die Du bei Jupiter, Saturn und den Mond beschreibst, hören sich sehr beeindruckend an. Beim Mond muss ich eingestehen, dass ich die von Dir genannten Namen alle nachschauen muss/musste. Besonders beeindruckend finde ich, dass Du auf Ganymed und Callisto etwas Details erkennen konntest.


    Saturn habe ich am Montag Abend nach einer längeren Beobachtung von Jupiter angeschaut. Da ist Saturn aber leider nicht mehr so hoch gestanden und dass Seeing hat dann leider im 6" f/8 Newton nicht mehr mitgespielt. Da wäre vermutlich der 4" APO gutmütiger gewesen. Die nächste Beobachtungsnacht wird vermutlich wieder mit dem 4" APO sein. Ich habe zwar auf dem 6" Newton ein Badentuch zur Isolation draufgelegt, aber es gab dann doch etwas Tubusseeing + normales Seeing. An Monden habe ich bewusst Titan gesehen. Es gab in der Umgebung von Saturn einige kleine Sternlein wobei ich mir die Konstellation der Monde vorher nicht angschaut habe und vermute, dass ich maximal 3 Monde gesehen habe, vielleicht war es auch nur Titan. In den Aussenbereichen des Rings konnte ich immer wieder die Cassiniteilung sehen und den schwarzen Schattenwurf auf den Ring konnte ich auch sehen und der helle Mittelbereich der Saturnkugel und vielleicht noch ein Band. Ich war froh soviel gesehen zu haben, aber mehr war durch das Seeing auch nicht möglich. Schön ist, dass im Nahbereich von Saturn einige Sterne stehen, was wirklich hübsch ausschaut.


    Wie ist es mit dem Carbontubus? Isoliert der schon etwas und veringert dadurch die Neigung für Tuusseeing? Wie ändert sich das Bild, wenn Du die saugenden Lüfter einschaltest? Kannst Du die Geschwindigkeit der Lüfter regulieren?


    Nochmals danke für Deinen Beobachtungsbericht.

    Servus,

    Roland

  • 1. Die Gegend im Erzgbirge scheint auch schön zu sein und ist vermutlich an Neumondnächten ideal gemütlich Galaxien und Deepskyobjekte zu finden und zu genießen…

    2. Wie ist es mit dem Carbontubus? Isoliert der schon etwas und veringert dadurch die Neigung für Tuusseeing? Wie ändert sich das Bild, wenn Du die saugenden Lüfter einschaltest? Kannst Du die Geschwindigkeit der Lüfter regulieren?

    Hallo Roland


    1. Vor einem halben Jahrhundert war der Himmel im Osterzgebirge noch Bortle 1 bis 2. Mittlerweile ist es nur noch Bortle 4 wegen des Störlichts aus Dresden + Oberes Elbtal im Norden und aus dem Industriegebiet im Böhmischen Becken im Süden. Deep Sky ist zwar etwas besser als zu Hause (Bortle 5), aber weit entfernt von einem perfekten Himmel.


    2. Die beiden Lüfter sind in der Drehzahl nicht regelbar, aber das ist gar nicht nötig, weil selbst bei voller Leistung und höchster Vergrößerung keine Vibrationen festzustellen sind. Sie saugen die evtl. wärmere Luft direkt über der Hauptspiegelfläche ab und sorgen für eine von vorn nach hinten gerichtete Strömung im Tubus. Somit wird Tubusseeing zuverlässig verhindert. Normalerweise schalte ich die Lüfter eine Viertelstunde vor Beobachtungsbeginn ein. Aber falls das mal vergessen wurde, wird das Bild sofort nach dem Einschalten besser.


    CS

    Jörg

  • Sieben! Die hätte ich auch gern mal. Aber mehr als fünf waren es bei mir noch nie.

    Hallo Jörg,


    kürzlich konnte ich mit 11" auf meinen Balkon erstmals 7 Saturnmonde sehen.

    Bei relativ guten Bedingungen waren 25° hoch im Süden auch Enceladus und Hyperion sichtbar.

    Bin schon gespannt, ob Mimas für mich auch machbar ist, wenn Saturn in ein paar Jahren deutlich höher steht...


    Gruß Ronny

  • Hallo Ronny,

    Hallo Ronny,


    Glückwunsch zu sieben Saturnmonden. Da muss ich auch nochmal ran. Aber vorher wird der Hauptspiegel erst mal baden gehen.


    Mimas und Enceladus sind rein von der Helligkeit her ohne weiteres machbar. Ihr Nachteil ist, dass sie sich sehr nahe an Saturn herumtreiben. Hyperion dagegen hat noch weniger als Pluto-Hellgkeit. Er ist zwar weiter weg von Saturn als die anderen beiden, aber 14,5 mag sind für 11“ grenzwertig. Ich habe vor Jahren mal Pluto aufgesucht und ihn mit dem 300er Lomo auch gefunden, doch da war kein helles Objekt in der Nähe, das mich blenden konnte. – Es ist schon interessant, um wieviel größer ein Teleskop sein muss, um die Sichtung von fünf Saturnmonden, die bereits mit 60mm gelingen kann, zu übertreffen.


    CS

    Jörg

  • Hallo Jörg,


    ein toller Bericht einer sehr gelungenen Planetennacht. :S Ein wundervolles Teleskop hast du da. Schätze, mehr kann man aus einem 300mm Dobson nicht herausholen. Nur 18% Obstruktion ist für Planeten natürlich genial. Also ja, bin begeistert. :huh: 8)


    Hast du für die Strukturen auf den Jupitermonden irgendwelche Filter oder dergleichen verwendet? Die Monde an sich sind ja schon recht hell, so dass ich es mir schwierig vorstelle, da feine Details zu erkennen.


    Viele Grüße und weiterhin viele klare Nächte mit deinem Teleskop!


    Christian

  • Hast du für die Strukturen auf den Jupitermonden irgendwelche Filter oder dergleichen verwendet? Die Monde an sich sind ja schon recht hell, so dass ich es mir schwierig vorstelle, da feine Details zu erkennen.

    Hallo Christian,


    bei 288x ist die Austrittspupille am 300er nur etwas größer als ein Millimeter. Hinzu kommt, dass das Licht im Binokularansatz halbiert wird. Daher nein, das Bild war nicht zu hell. Nicht mal am über 90% beleuchteten Erdmond. Was anderes wäre es gewesen, wenn ich den mit 120x binokular beobachtet hätte, da wären Graufilter angenehm gewesen.


    Jupiter mit Gelb- oder Grünfilter zu beobachten, war nützlich als ich noch mit E- bzw. AS-Refraktoren beobachtet habe. Seit ich mit Apos und Spiegeln unterwegs bin, habe ich den Eindruck, ohne Filter am besten zu sehen.


    CS

    Jörg

  • Nachtrag: Christian, nein, bei der beschriebenen Beobachtung war das Instrument noch weit von seiner Leistungsgrenze entfernt. Als ich es ganz neu hatte, gab es mal eine Nacht, da zeigte sich Saturns B-Ring so differenziert als würde man auf eine Schallplatte schauen. Natürlich ist dieser Vergleich etwas übertrieben, aber der Ring wirkte nicht flächig, sondern tatsächlich wie aus vielen schmalen Ringen zusammengesetzt. Sowas hatte ich nie wieder, und weil es mittlerweile 20 Jahre her ist, kommt es mir unwirklich vor. Aber das ist der Nachteil größerer Teleskope. Mit der Zeit hält man sie für Gurken, bis dann mal wieder so eine seltene Nacht kommt und man begreift, dass sie gar nicht so schlecht sind.


    CS

    Jörg

  • Aber das ist der Nachteil größerer Teleskope. Mit der Zeit hält man sie für Gurken, bis dann mal wieder so eine seltene Nacht kommt und man begreift, dass sie gar nicht so schlecht sind.

    das kann ich nur bestätigen, geht mir fast immer so an meinem 14" Selbstschliff: immer am rätseln warum ich nicht "gescheit" vergrößern kann (liegt es am Spiegel, ander Justierung...) und dann gibt es diese wenige Momente, da passt dann einfach alles - wenn das Seeing passt ist das dann immer ein "Augenöffner"

    Gruß, Martin

  • Hallo Jörg,

    hatte ganz übersehen, dass dein LOMO f6 ist. Meiner war f5 und damit 30 cm kürzer.


    Das war meiner über viele Jahre:

    Hauptspiegel 300mm Lomo: 310 mm (davon 300 mm genutzt) Herstelldatum 05.10.1994

    Spiegelmaterial Sital, 50 mm stark, Gewicht 8,5 kg

    Beschichtung Zeiss

    9 Punkt Spiegelzelle, 120° Lateralsupport

    Fangspiegel LOMO Ø 65 mm (große Achse 92 mm) 12 mm stark, Material Sital

    Fangspiegelzelle Ø 66 mm (zu groß, aber Spiegel ankleben galt damals als pfui)

    Fangspiegel Offset 3,25 mm

    Okularauszug JMI NGF1 motorisiert

    Hartpapier-Tubus: Außen-Ø 356 mm, Innen-Ø 344 mm, Länge 1560 mm (vorne 50 mm Überstand), Wandstärke 5,5 mm



    Eigentlich ein kompaktes, handliches Teleskop, wenn auch unnötig schwer durch den dicken Papptubus (darf man nicht sagen ;) , ist natürlich die in Kunstharz getränkte Hartpapier-Variante, die damals Mode war) und den dicken Sitalspiegel. Das geht bei selber Größe mit Carbon und 34 mm Spiegel einiges leichter. In Kombi mit EQ6 ist das trotzdem schöne Lösung und wurde vom Käufer dann so auf Balkon betrieben.


    Meine Montierung ist ein 45 Jahre alter Eigenbau, der in ähnlicher Liga wie EQ6 spielt (so zwischen ALT 5 und 7). Der Kopf ist das schwerste Teil, aber kompakt und gut zu greifen (35 kg). Die langen Tuben sind da unhandlicher, wenn man sie ins Auto heben muss. Zu zweit alles gar kein Problem. Wenn alleine, beim Abbau, wenn man selber schon steif gefroren ist, schon etwas herausfordernd. Ich denke da schon länger über eine Vorrichtung nach, die wohl mit dem nächsten Auto kommt. Mein Gitterrohrtubus ist besser zu heben, den Vorderteil zerlege ich meistens.


    Wie dick ist eigentlich dein Spiegel? Waren die späteren Lomo Spiegel dünner? Keine Probleme mit Auskühlen? Für mich war das ein Grund, das Gerät herzugeben.


    Ein paar Tipps:

    Für visuelle Beobachtung gehört vorne noch eine Taukappe drauf, um Körperwärme abzuschirmen. Deiner ist vorne schon arg kurz. Carbonfarbe sieht sehr sexy aus, gehört im Einsatz nach meiner Erfahrung mit Rettungsfolie oder ähnlichem abgedeckt (wiegt nix und hilft gegen Abkühlung der Tubus-Oberseite). Lüfter hatte ich die seitlich von Keller und hintere. Im Betrieb hatte ich dann nur den hinteren mittleren saugend. Hab da ganz viel experimentiert. Drehzahl ist regelbar und wird so eingestellt, dass das Tubusseeing optimal ist.


    Bei größeren Spiegeln würde ich auf deutsche Hersteller setzen oder wie Ralf einen Waben China 16" nehmen. Ralf seiner scheint ganz gut zu sein. Gibt es für kleines Geld. Über 40mm Spiegelstärke würde ich nicht gehen. Das macht einen bei unserem Klima nicht glücklich. Ein 16...18" könnte sich bei mir noch ausgehen, primär für Reisen. Stationär im Salzachtal macht so ein Teleskop gar keinen Sinn.


    LG

    Robert


    PS: bin Ü60 und kein Bodybilder.

  • Hallo Robert,


    danke für die genauen Angaben zu Deinem f5-Lomo. Das hat mich dazu gebracht, die alten Unterlagen herauszusuchen, und nun muss ich die Angaben zu meinem Spiegel teilweise korrigieren: Ich habe keinen Sitall- sondern einen Quarzspiegel (keine Ahnung, ob das nun besser oder schlechter ist). Er wurde 2002 gefertigt und ist 41,2 mm stark. Als Gewicht habe ich 8 kg in Erinnerung, der ganze Tubus einschließlich der drei Rohrschellen, Lüfter, OAZ, Höhenräder und Frontdeckel wiegt 22,1 kg. Also kann der gewichtsmäßige Unterschied zwischen CFK- und HP-Rohr gar nicht so groß sein. Mein Tubus hst übrigens 6,5 mm Wandstärke.


    Ebenfalls Danke für die Tipps zur Spiegellüftung und zur Tubusisolation. Die vorgeschlagene Taukappe erscheint mir sinnvoll. Der Tubus ist tatsächlich vorne ziemmlich kurz. Ich erinnere mich, dass seine Länge das Maximum dessen war, was seinerzeit gefertigt werden konnte.

    Bei der Belüftung werde ich aber bei meiner Lösung bleiben, zumal sie sich wirklich bewährt ist. Spiegel von hinten zu belüften, halte ich für viel weniger wirksam, als das Warmluftpolster vor der spiegelnden Fläche abzusaugen. Einziger Vorteil der rückwärtigen Lüftung ist, dass man sich weniger Dreck in den Tubus und  damit auf die Spiegelfläche saugt. Wenn sich im Tubus ein steter Luftstrom von vorn in Richtung Spiegel bewegt, können sich eigentlich keine Kältezonen  in der zum Himmel gewandten Seite des Tubus bilden. Andererseits ist eine Rettungsdecke schnell aufgelegt, also werd ich das bei nächster Gelegenheit einfach ausprobieren. Es ist aber anzunehmen, dass die Bodennähe des Instruments eine wesentlich größere Rolle spielt, und noch mehr die topografische Situation im Osterzgebirge. 

    Ich habe schon viel über Versuche gehört, die Abbildungsleistung von Spiegelteleskopen durch Tubusisolation zu verbessern, aber am Ende konnten die Akteure nie wirklich zweifelsfrei beweisen, dass es etwas gebracht hat. Dazu ist das Seeing viel zu unterschiedlich, auch innerhalb einer einzigen Nacht. Und wenn dann der daneben stehende Refraktor unisoliert das bessere Bild liefert, kommen Zweifel auf am Sinn dieses Unterfangens.


    Dennoch werd ich mal ein bisschen experimentieren. Denn das Kriterium der Wahrheit ist bekanntlich nicht die Theorie sondern die Praxis.


    In diesem Sinne CS

    Jörg

  • Hallo Jörg,

    "Kriterium der Wahrheit ist bekanntlich nicht die Theorie sondern die Praxis". Völlig richtig!


    Sital hat nahzu null Ausdehnung. Quarz liegt auf halbem Weg zwischen Glas und Glaskeramik. Quarz reicht vollkommen. 40mm Dicke ist besser wie die früher dickeren Spiegel mit 50mm. Mein Lomo hatte 30 kg. Da ist Deiner Leichtbau. Ein 50 mm dicker Sitalspiegel ist aus heutiger Sicht Unfug! Da reichen 35mm für 300mm Öffnung.


    Du hast damit ein perfektes Gerät, wenn Spiegel LOMO typisch gut!


    Taukappe macht man testhalber aus Wellpappe. Meine ist aus Carbon. Isotubus bringt immer etwas, wenn Boden andere Temperatur als Luft hat. Alufolie hilft Abstrahlung nach oben zu verhindern. Kann man mit Laser-Thermomenter innen im Tubus messen. Wenn Planet sehr hoch steht, ist die Wirkung nicht so groß. Wenn alles gut ausgeglichen ist und warme Temperaturen herrschen, dann ist ein Gitterrohrtubus beste Wahl (La Palma im Sommer). Da stört dann auch die Körperwärme wenig.


    LG

    Robert

  • Hallo Jörg,

    das ist sehr schade, dass sich der Nachthimmel im Erzgebirge so verschlechtert hat. Wie weit ist denn Dresden weg?

    In meiner Kindheit war der Himmel auch hier westlich von München noch besser. Durch die neuen Lampen, die wirklich auf den Boden strahlen, ist der Himmel hier im Ort wieder etwas besser geworden. Schön wäre noch eine Nachtabschaltung ab einer gewissen Uhrzeit. Leider gibt es das hier noch nicht. Ich hoffe, dass es bei Dir auch wieder besser wird.


    Zum Lüfterthema:
    Ich habe einen alten Tal2 mit einem GSO 6" f/8 Parabolspiegel. Der Tubs ist sehr massiv aus 3 mm starken Alu und hat einen Innendurchmesser von ca. 178 mm. Dieser Newton hat keine Lüftung. Ich habe letztens einfach ein Badehandtuch auf dem Tubus gelegt und den Eindruck, dass es ein bisserl was gebracht hat. Später bei Saturn der zu dem Zeitpunkt schon tiefgestanden ist, war aber wieder Tubusseeing zu sehen...


    Ich habe auch noch einen moderneren optimierten Orion UK 6" f/8 Newton. Dort ist der Tubus relativ eng, es gibt aber einen Lüfter. Der war ursprünglich so montiert, dass der Spiegel von unten her angeblasen wurde. Das hat für das Tubusseeing praktisch nichts gebracht, sondern nur den Spiegel schneller gekühlt. Bei 6" und ca 2 cm Spiegeldicke ist das Spiegelkühle aber eh kein großes Thema. Also habe ich den Lüfter umgebaut, so dass der die Luft unter dem Spiegel ansaugt. Ich habe noch mit Karton das so gebaut, dass die Luft nur von der oberen Tubusöffnung nach unten gesaugt werden kann. Das hat bei mir am meisten gebracht. Dieser Newton kriegt aktuell einen neuen Fangspiegel und ist daher aktuell nicht in Benutzung, aber ich möchte ihn auch bald wieder einsetzen. Der Spiegel ist vermutlich sogar einen kleinen Tick besser wie der GSO Spiegel, aber vor allem ist die elektrische Tubusbelüftung fein und der Okularauszug ist deutlich besser, so dass man z.B. bei Aufnahmen den Fokus leichter einstellen kann, was aber auch visuell angenehm ist. Eine Schwachstellen beim Orion UK ist der sehr enge Tubus, aber mit saugenden Lüfter geht schon was ohne Belüftung ist das Bild bei tiefstehenden Planeten im 6" Newton oft deutlich unruhiger und schlechter wie im 4" APO. Bei hochstehenden Planeten ist es mit dem Tubusseeing weniger tragisch. Ich denke, dass durch Deine aktive Belüftung und Carbontubus das Tubusseeing sich auch in Grenzen hält. Da ist vermutlich bei tiefstehenden Planeten (z.B. Saturn) eher die atmosphärisch Dispersion ein Problem.

    Servus,

    Roland

  • Wie weit ist denn Dresden weg?

    In meiner Kindheit war der Himmel auch hier westlich von München noch besser.


     Ich denke, dass durch Deine aktive Belüftung und Carbontubus das Tubusseeing sich auch in Grenzen hält. Da ist vermutlich bei tiefstehenden Planeten (z.B. Saturn) eher die atmosphärisch Dispersion ein Problem.

    Hallo Roland,


    nach Dresden sind es 32 km Luftlinie und nach Teplice (Böhmisches Industriegebiet) 15 km.


    Wer älter als 25 ist, kennt aus der Kindheit einen dunkleren Himmel. Das ist nicht nur bei München oder Dresden, sondern fast überall auf dem Globus so.


    Bei einem unbelüfteten Tubus hilft Isolierung noch am besten gegen das Tubusseeing. Wenn dagegen Lüfter sinnvoll montiert sind (seitlich vor dem Spiegel), ist der Effekt einer Isolierung eher marginal. Das ist zumindest meine Meinung. Aber das ist ja genau das Thema, das Robert und ich in # 19 bis 21 diskutiert haben.


    Ich wünsche Dir, dass Dein zweiter Spiegel bald einsatzbereit ist und dass die Verbesserungen Wirkung haben.


    CS

    Jörg

  • Hallo Jörg,

    Hallo Roland,

    ist der Tubus zu eng, hilft auch der Lüfter nichts. Ich arbeite Oversize - hilft.



    Das ist derzeit nur mit 300mm bestückt in Maximalverpackung mit langer Taukappe. Alufolie fehlt auf dem Bild.


    Die sieht man hier:



    Meine größeren Teleskope stehen im nordseitigen Schlafzimmer . In der Mitte der 300mm LOMO. Links mein aktuelles Teleskop ohne Taukappe. Dann ist es unter 1600 mm lang.


    Die OO Uk Tuben sind leider immer zu eng. Am besten in den Müll damit. Bei TS kann man billigst GSO Tuben kaufen von den Kollegen, die auf Carbon hochrüsten. Bringen tut das Carbon primär optisch was - jedenfalls für Planeten....


    Links Carbon, mitte Hartpapier, rechts Alutubus - völlig egal, wenn gut gemacht. Nachfokussieren muss man ja eh ständig....


    LG

    Robert

  • Hallo Robert,


    danke für die detaillierten Infos zu Deinen Tuben und ihrer Isolierung. Mein CFK ist außen 360 mm im Durchmesser, folglich 347 mm innen und 1850 mm lang. Ich denke, das geht gerade so, ist nicht zu klein, aber leider noch nicht oversized. Auf jeden Fall hast Du mich sensibilisiert für das Thema Tubusoptimierung, das ich nach dem Erfolg mit den Lüftern schon abgehakt hatte. Aber Du zeigst hier, dass Spitzenergebnisse wirklich Dranbleiben und Geduld erfordern sowie – ganz wesentlich! – eine große Frusttoleranz. Das beweist Du uns regelmäßig mit Deinen fantastischen Bildern, die am Ende das Resultat akribischer Bearbeitung sind. Aber die Grundlage ist natürlich ein über die Jahre optimiertes Instrumentarium. Hinzu kommt die Bereitschaft, das alles regelmäßig „auf den Berg zu transportieren“. Und trotz dieses ganzen Aufwands weiterzumachen, wenn das Seeing mal schlecht war. Ich denke, das alles ist das Geheimnis erfolgreicher Amateurastronomie.


    Also nochmal Danke

    und CS

    Jörg

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