Jupiter 1./2.10.23 mit Zeichnungen

  • Hallo zusammen,


    ich habe das lange Wochenende genutzt und mit dem 12 Zoll Dobson beobachtet.


    Zwar war klarer Himmel angesagt, aber es herrschte auch zufällig (!?) wieder mal fast volles Mondlicht. Doch in unmittelbarer Nähe unseres Trabanten stand abends der helle Jupiter am östlichen Himmel, um in Richtung Süden höher zu steigen. Damit kommt er nun von meiner Terrasse aus schon vor Mitternacht in lohnende Beobachtungspositionen, da sollte doch zwischen Freitag und Dienstag was gehen.

    Am Samstag Abend war der Himmel zunächst mit Zirren und hohen dünnen Wolken verhangen, was dem noch fast vollen Mond einen großen, in allen Regenbogenfarben chargierenden Hof bescherte. Der Vorhang lichtete sich jedoch allmählich und während der Genussbeobachtung am Mond bemerkte ich bereits, dass das Seeing recht passabel war. Wenn am Binoansatz, der mit der lang bauenden, Koma korrigierenden 2,7er APM Barlow als GWK bestückt ist, die 18er Orthos sehr gut gehen, ja sogar die 12er Orthos einzusetzen sind, liege ich mit meinem Aufbau bei ca. 270 bzw. 400fach. Am Mond ist das schon ziemlich heftig.

    Rima Petavius strebte gestochen scharf und so gut wie nicht vom Seeing gestört, als kerzengerade Grabenlinie dem gegliederten Zentralberg im gleichnamigen Krater zu, bis vor dessen terrassierten Wälle der spitz gezackte, tiefschwarze Schattenwurf des Massivs sichtbar war. So dauerte die einleitende Mondrunde doch recht lange und dieser Auftakt versetzte mich in eine ruhige Stimmung mit freudiger Erwartungshaltung bezüglich meiner ersten zielvollen Jupiterbeobachtung dieser Saison.

    Beim Schwenk auf Jupiter ging es schon auf Mitternacht zu und die Wolken waren weg. Dass es noch zirrig war verriet die herabgesetzte Sterngrenzgröße und ein anfänglich, sowie bei niedrigen Vergrößerungen wahrnehmbarer leichter Grauschleier um den hellen Planeten herum. Im Verlauf der Beobachtung nahm ich den aber nicht mehr wahr oder er verschwand sogar irgendwann.

    Egal wie, die 12er Orthos waren für den Mond okay, am Jupiter aber (wie am 12-Zöller fast immer) überzogen, die 18er das Mittel der Wahl. Das teilweise sogar mit der leichten Zoomstufe über die Hülsen der 2 Zoll Adaption, die dann den Unterschied zwischen etwa 270 und rund 300fach ausmacht. So blieben auch die Monde als Scheibchen unterschiedlicher Größe erkennbar und zappelten nur wenig. Die Barlow mit Nennfaktor 2,7 verträgt Abstandsvariationen im Rahmen von etwa 2,2fach bis 3,5fach so gut, dass ich keine Einbußen der Bildqualität erkennen kann.


    Binoansatz_1_klein.jpg   Binoansatz_2_klein.jpg


    Für die Anfertigung der Rohskizzen nutze ich aber immer auch die beiden Okularpaare mit der niedrigeren Vergrößerung, denn allzu oft bemerkt man nicht, dass weniger einfach auch mal mehr sein kann.

    Je länger ich beobachtete um so strukturierter zeigten sich die Bänder und Zonen. Die Rohskizze wird immer komplexer.

    Die Zeichnung mit dem Bleistift muss mehrfach nachgedunkelt werden um mehr Graustufen einbringen zu können. Die Unterschiede werden immer subtiler, gut dass die zum Zeichnen hilfreiche und für Deepsky Beobachtung so schädliche Hintergrundbeleuchtung bei der Planetenbeobachtung hilft anstatt zu stören, weil eben die Dunkeladaption unterbunden wird.


    Jupiter_20231001_0045_a_klein.jpg


    Die Druck-/Graustufen mit dem Bleistift setze ich später auch in Farbunterschiede um und so sehr ich versuche, die natürlich gesehenen Farben so gut wie möglich zu treffen, es gelingt nur sehr grob. Mit der ersten Farbe für das erste Detail wird bestimmt, wie man die Kontraste dann in den Grundfarben umsetzt, damit die gesehenen Details auch in der Zeichnung auch weitestgehend enthalten sind. Ohnehin sehen verschiedene Menschen Farben durchaus unterschiedlich und auch die Tagesform kann über die Wahrnehmung von Farbintensitäten entscheiden.


    Jupp_1_10_final_klein_1.png



    Der zweite Abend versprach dann einen kompletten Durchgang des großen roten Flecks, der schon seit den Zeiten der ersten Fernrohrbeobachter immer wieder Furore macht. Letztlich ist es ein großer, extrem beständiger Wirbelsturm in der ohnehin sehr turbuilenten Atmosphäre des Jupiter. Farbintensität und Ausdehnung sind recht variabel. Derzeit macht eine große, gut sichtbare Wirbelschleppe Furore, die ihm nachfolgt. Die Bedingungen wurden dann auch der Sache sehr gerecht, es schien alles noch ein wenig heller als in der Nacht zuvor.


    1_2_10_23_Rohskizze_1_klein.jpg


    Schon die Rohskizze geriet etwas sanfter und weicher, bei sehr großer Detailfülle. Sehr feine Details tauchten immer wieder blickweise auf, um sich bei genauer Nachschau nicht halten zu lassen oder zu verändern. Die Wirbelschleppe ließ sich in viele, solcher "flüchtigen" Einzelstrukturen zerlegen. Das Fernrohr zeigte also Details an und über der Grenze des Auflösungsvermögens meiner Augen und ich habe mehrere Pausen eingelegt, um nicht überfordert zu werden, was sehr schnell zu Trugbildern führt, die in Zeichnungen nicht zu suchen haben.


    1_2_10_final_klein_2.png


    Sehr interessant für mich ist auch die Reduzierung der digitalen Version auf schwarz/weiß Darstellung z.B. als Kontrolle der Detailwiedergabe.


    Jupp_1_10_schwarz_wei_klein.jpg  1_2_10_schwarz_wei_klein_2.jpg



    Bis hier hin waren das zwei extrem gute Beobachtungen in zwei aufeinanderfolgenden Nächten zu meinem Beginn der Jupiter Saison.


    Gruß

    Günther

  • Hi Günther


    Ich sage nur Wow! Ich habe kürzlich Jupiter auch im 12er genossen und versucht zu skizzieren, aber da reichen meine Zeichenskills bei weitem nicht! Die Zeichnungen sind einfach wunderschön und wirken sehr authentisch! Glückwunsch und danke fürs zeigen!!


    CS, Seraphin

  • Hallo Seraphin,


    danke für das Lob astrophin , zumal es von jemandem konnt, dessen deep Sky Zeichnungen ich sehr bewundere.


    Auch mich erschlägt die gesehene Detailfülle am Planeten manchmal schon am 8-Zöller, am 12er jedenfalls sehr häufig.

    Da kommt dann noch die Rotation ins Spiel und auch wechselnde Bedingungen. Zeichnen dauert nun mal.


    Irgendwann habe ich gesagt sch.... drauf und geh es einfach an.

    Die gesehene Detailfülle kriegst Du nicht, also konzentriere Dich auf das Wesentliche, weniger ist mehr.

    Letztlich bin ich dann manchmal selbst überrascht, wie viel doch drin ist, wenn ich am anderen Morgen meine Skizzen betrachte.


    Ich rate daher:

    Einfach mal machen, kann doch gut werden!

    Oder auch:

    Du kannst das, mach das.


    Gruß

    Günther

    Jeder macht sich die Probleme die er haben möchte,

    sei es um sie zu lösen oder um sie zu pflegen.

  • Hi Günther

    dessen deep Sky Zeichnungen ich sehr bewundere.

    oh, danke für die Blumen, das freut mich sehr!

    Es macht mir Spass und ich Blätter gern in meinen Zeichnungen rum, auch wenn da noch viel Luft nach oben ist. Aber auch hier macht es Spass die Fortschritte zu sehen die ich in fast einem Jahr erreichen konnte.

    Da kommt dann noch die Rotation ins Spiel und auch wechselnde Bedingungen. Zeichnen dauert nun mal.

    oh ja, zeichnen dauert..


    Ich rate daher:

    Einfach mal machen, kann doch gut werden!

    Oder auch:

    Du kannst das, mach das.

    Du hast recht, ich sollte es weiter versuchen, danke fürs Mut machen! Ich habe bereits einige Skizzen erstellt, habe es bisher nicht geschafft diese dann auch ins reine zu bringen. Fürs Skizzieren bei Planeten würde sicher auch eine EQ Plattform helfen, das andauernde wieder ins Okular holen lenkt doch auch jedesmal ab..


    CS, Seraphin

  • Hallo Günther,


    richtig klasse, was Du uns hier zeigst. Je größer das Instrument, um so schwerer ist es, Jupiter zu zeichnen. Du hast recht, man muss sich einfach nur trauen. Aber dass dabei so etwas Großartiges herauskommt, ist nicht selbstverständlich. Was mich am meisten beeindruckt ist die Lagerichtigkeit und wie Du die Tonwerte umgesetzt hast. Natürlich haben wir heute digitale Möglichkeiten, unsere Zeichnungen umzusetzen und final zu verbessern. Außerdem haben wir alle eine Menge Jupiterbilder gesehen. Dadurch wissen wir mehr über die Morphologie seiner Wolken als beispielsweise noch in den 1970er Jahren. Wir wissen somit, wie das, was wir im Fernrohr sehen, auszusehen hat. Das ist keine Unterstellung, dass Du irgendwas zeichnest, das Du vielleicht gar nicht gesehen hast. Es sagt einfach nur, dass Du weißt, was zu erwarten ist und nicht Formen hineininterpretierst, die es dort gar nicht gibt. Historisches Beispiel: Hätte Schiaparelli heutige Marsaufnahmen gekannt, hätte er keine Kanäle gezeichnet.


    Ich selbst habe in den 1970er Jahren an 80- und 100-mm-Refraktoren Jupiter sehr oft gezeichnet, aber so genial wie Deine waren meine Bilder nie. Und ich hab manches auch härter wahrgenommen, eben ein bisschen wie der Meister der Marskanäle.


    Einziger Kritikpunkt: Mir scheint, Deine Jupiter sind unterschiedlich stark abgeplattet. Die frühe Zeichnung ist offenbar kreisrund, die finalen dagegen anscheinend unterschiedlich und teilweise etwas übertrieben flach.


    CS

    Jörg

  • Hallo zusammen,


    danke für die Rückmeldungen.

    Ich habe eine EQ-Plattform, setzte sie aber am 12-Zöller mit 1600 mm nicht ein, weil sie den Einblick gerade um jene wenigen Zentimeter höher bringt, die das Beobachten und Zeichnen (lieber sitzend) oft schwieriger machen. sehr lange Erfahrung auch mit genau diesem Teleskop, bringt es wohl mit sich, dass ich den Dobs nachführe, ohne darüber nachzudenken, fast ohne es zu bemerken.

    Gerade baue ich einen 8 Zoll f/6 mit 1200 mm Brennweite, da bin ich ziemlich sicher, dass ich den immer auf die Plattformstelle, damit er etwas höher kommt. Nicht so oft nachführen zu müssen ist dann ein zusätzlicher Bonus.


    Diese langjährigen und immer wiederkehrenden Beobachtungen, auch von Jupiter, lassen natürlich auch Erfahrungen in die Zeichnungen einfließen.

    Da zapft man quasi unbewusst die abgespeicherten Erinnerungen an, aber es gibt dann eben auch immer wieder Veränderungen, nicht nur in kleinen Details. Ich zeichne auch mit 6 Zoll Öffnung vom Balkon aus und in der nächsten Nacht mit dem 12er, da sind die Unterschiede aber immer noch sehr auffällig, von daher passt das für mich schon.


    Der Kritikpunkt mit der runden Skizze und den folgenden Abplattungen ist berechtigt.

    Dieses Mal habe ich für die Rohskizze schnell einen Kreis um einen runden Deckel auf das Blatt gezogen, wenn ich große Kreise frei malen will werden das immer Kartoffeln, habe ich auch auf meiner Seite.

    190920_Mars_Rohskizze_gro.jpg

    Die Abplattung kommt dann später, weil ich beim Colorieren eh über die Ränder gehe und das dann mit einem annähernd passenden Oval abschneide. Ganz am Rand ist es mit der Detailerkennung ohnehin nicht weit her, das ist immer ungenau.

    In Summe vermeide ich aber auch ganz bewusst, zu genau und perfekt sein zu wollen, denn dann geht mir schnell die Freude verloren und es wird Arbeit.


    Gruß

    Günther

    Jeder macht sich die Probleme die er haben möchte,

    sei es um sie zu lösen oder um sie zu pflegen.

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