Hallo zusammen!
So, dann will ich auch mal einen Bericht abliefern. Ich habe früher viel beobachtet (90'er und Anfang der 00'er-Jahre), dann aber aus verschiedenen Gründen lange Zeit so gut wie garnicht mehr (wenig Zeit, wohnhaft in Großstadt, etc...).
Nachdem ich dann aber 2016 mit Planetenfotografie wieder eingestiegen bin, und seit 2022 eine Gartensparte in einem recht abgedunkelten Außenbereich meiner Kleinstadt gepachtet habe, reaktivierte ich im Sommer mein nun schon 22 Jahre altes 8" Meade Starfinder Dobson. Die Optik war noch in einem sehr guten Zustand (es wurde all die Jahre trocken und staubgeschützt gelagert). Über den Rest brauchen wir, denke ich, nicht weiter reden. Es ist halt ein Starfinder, Warts and all.
Nach einigen Testläufen um ein Gefühl für den Himmel über den Garten und wieder etwas Routine zu bekommen, habe ich dann am 15.9. eine erste ernsthafte Beobachtungssession gemacht.
Es war Neumond, es wehte kein Wind, das Seeing war mäßig (ist es hier so gut wie immer) und die Transparenz war ok-ish.
Den Himmel würde ich unter Bortle 4 einordnen. Um den Zenit rum kann man gut beobachten, da sind selbst ohne DA Strukturen im Milchsstraßenband bis runter zur oberen Hälfte Aquilas erkennbar. Mit DA kann ich den Nordamerikanebel erahnen. Im Norden hängt Leipzig's Lichtglocke, im Süden wird der Himmel durch den lokalen Stadtkern aufgehellt.
Das Teleskop wurde per Laser kollimiert. Auskühlzeit habe ich nicht viel veranschlagt, da der Temperaturunterschied zwischen Gartenlaube und außen nicht groß war. Davon abgesehen, ist das bei diesen Starfinder-Spiegelzellen sowieso ziemlich sinnlos. Lediglich die Dunkeldaption habe ich abgewartet.
Ich hatte mir vorher einige DSOs rausgesucht, die ich nun abarbeiten wollte, darunter alte Bekannte sowie neue Gesichter.
Zum Einsatz kamen ein 26mm Super Plössl und ein Schmalband-Nebelfilter von Meade, sowie ein neu gekauftes 6mm/68° Redline-Okular von SVBony, das nun getestet werden wollte.
Los ging es mit etwas neuem, dem "Rosa-Kissen-Nebel" NGC 7027 im Schwan. Dieser planetarische Nebel ist gerademal 600 Jahre alt und dementsprechend kompakt. Über Stellarium hatte ich mir das zu erwartende Gesichtsfeld im 26mm ausgedruckt, und konnte nach Ausrichtung im Sucher auch schnell die Sternformationen des Ausdrucks identifizieren. Damit war auch der Nebel gefunden. Im 26mm war er sternartig aber hell. Im 6mm war ich erstmal überrascht wie hell das Bild ob der geringen Brennweite doch war. Da ist mein 9,5mm Plössl gefühlt dunkler.
Der Nebel war als immernoch sehr kompaktes aber flächiges, längliches Objekt erkennbar, und wirkte etwas rechteckig. Um dieses Rechteck herum konnte ich sehr schwache Nebulosität erkennen.
Das war doch schonmal ein guter Anfang, dachte ich mir, und nahm mir als nächstes M57 vor. Auch dieser war im 6mm noch erstaunlich gut zu sehen. Die helleren Außenbereiche und die etwas dunklere Zentralregion konnte ich unterscheiden. Die Spitzen an den beiden langen Enden des Ringes waren auch zu erkennen.
Zurück im Schwan ging es zum Sichelnebel, NGC 6888
Der zeigte im 26mm nur schwach seine hellsten zwei Kanten, sonst nichts. Ich habe mir mittlerweile einen OIII-Filter besorgt, den ich bei nächster Gelegenheit ausprobieren werde. Vielleicht zeigt der mehr als der Meade-Filter.
Danach brach ich mir fast das Genick beim Einstellen des Kokon-Nebels, IC 5146. Vielleicht irgendwann doch mal ein RACI?
Ich konnte ihn ebenfalls schnell finden, der kleine Herkules-Asterismus direkt daneben hilft beim Identifizieren. Zu sehen war ein schwaches Nebelchen um zwei hellere Sterne herum. Die Form war elliptisch, ein Ei oder Kokon, quasi. Daher wohl auch der Name. Dunkle Bänder im Nebel konnte ich nicht erkennen.
Als ich im Juli mal mithilfe meines Beobachtungslogs eine Messier-Bestandsaufnahme gemacht hatte, war mir aufgefallen, dass ich offenbar noch nie M33 beobachtet hatte. Kurios. Dabei habe ich damals sogar unter einem dunklerem Himmel beobachten können.
Nunja, M33 war mittlerweile weit genug oben, dass sich ein Versuch lohnte. Gefunden war sie schnell, der Anblick war...naja. Deutlich war ein großes Matschfleckchen mit elliptischer Form zu erkennen. Sie war etwas deutlicher als M101, die ich zuletzt in ähnlicher Höhe beobachtet hatte. Das entsprach im Großen und Ganzen auch meinen Erwartungen.
Zum Abschluss waren dann die Gasriesen dran. Zuerst Saturn, der gegen 23:45 schön weit oben stand. In Phasen ruhiger Luft blitzte im 6mm die Cassiniteilung an den Kanten des Ringes gelegentlich auf. Den Schatten des Ringes auf Saturn konnte ich erkennen, sowie ein ausgeprägtes Wolkenband. Desweiteren sah ich Titan und Rhea.
Tethys und Dione, die ich bereits bei den Testläufen gesehen hatte, waren diesmal nicht zu sehen. Laut Internet waren sie nah am Planet bzw. Ring, vermutlich gingen sie dadurch unter im Glanz des Planeten, der im 6mm wirklich erheblich ist. Teilweise habe ich da sogar Lens Flares.
Dennoch ist das 68° Gesichtsfeld hier wirklich angenehm, da ich weniger schubsen muss als bisher mit der Kombo 9,5mm Plöss+2x Barlow.
Danach war dann Jupiter dran, der noch deutlich tiefer stand und ordentlich Farben schmiss. Schön hell und scharf, 4 Monde, Wolkenbänder, ansonsten nichts besonderes zu sehen. Seine Zeit wird demnächst noch kommen.
Fazit: Es war eine schöne 1 1/2 stündige Session, ich kann ein weiteres Messier-Objekt abhaken und das 6mm Okular hat einen guten Eindruck gemacht. Einzig der Glare und die Lens Flares bei Saturn haben etwas gestört. Für planetarische Nebel ist das Okular aber definitiv eine lohnende Investition.
Geplante Highlights für das nächste halbe Jahr: M33 und M101 jeweils im Meridian, Keid B, Sirius B und Prokyon B (ich will endlich mal weiße Zwerge sehen). Außerdem Thors Helm. Da müsste ich aber aus der Stadt raus, um einen dunklen Südhorizont zu bekommen.