Die Nacht vom 15. auf den 16.2.2023 – tierisch war's (z.B. Großer Hund, Einhorn, Wasserschlange, Löwe und Kleiner Löwe) – Sternhaufen, PN und Galaxien, von allem etwas.

  • Servus beinand,


    am Mittwochabend, den 15.2.2023, sah der Himmel sehr gut aus: keine Wolke, (noch) kein Nebel, man konnte die Berge relativ gut sehen, also auch wenig Dunst im Weg. Glücklicherweise konnte ich am nächsten Morgen sogar relativ gut ausschlafen, was bedeutete, dass ich raus musste auf meinen Beobachtungshügel. Als Ergebnis der Nachtschicht kommt hier ein ausführlicher Beobachtungsbericht mit ein paar Zeichnungen, aber vor allem mit Beschreibungen der Objekte.


    Das einzige Damoklesschwert, das auf meinem Hügel über mir schwebte, war die Möglichkeit von aufkommendem Nebel, denn es war doch ziemlich luftfeucht. Ich hatte daher ein Bisserl gewartet, spricht gemütlich zu Abend gegessen, danach in aller Ruhe zusammengepackt, und bin dann, als klar war, dass kein Nebel kommt, rausgefahren. Eigentlich wollte ich sowohl visuell beobachten als auch Fotos machen. Insbesondere NGC 2283 mitsamt aktueller Supernova im Großen Hund stand auf der Liste. Beim Aufbauen meines 8“ RC f/8 merkte ich aber, dass ich (fast) alles dabei habe, aber eben nur fast. Ich habe nämlich intelligenterweise meine Kamera und mein Fernglas daheim liegen lassen. Letzteres wollte ich ausgiebig nutzen, um während des Fotografierens ein paar großflächige Sternhaufen aufzusuchen. Nun gut, dann halt ein paar Stunden rein visuell mit dem 8-Zöller beobachten – hat ja auch was für sich und schadet nicht bei gutem Himmel.


    Die Himmelsqualität war ganz in Ordnung: fst bei 6m3, denn HD 53386 im Zwilling mit 6m24 war indirekt gut zu erkennen, während ich mir an Lambda Ursae Minoris (6m4) die Zähne ausgebissen habe. Die Milchstraße war bis ins Achterdeck hinab zu erkennen, aber war nicht so strukturreich wie in einer optimalen Nacht. Am Horizont war die Taube bzw. waren Alpha Columbae (Phact, 2m64), Beta Columbae (Wazn, 3m12) und Delta Columbae (Ghusn al Zaitun, 3m85) mit bloßem Auge problemlos sichtbar, während Gamma Columbae (4m4) nicht mehr ging. Die Temperatur lag bei -3°C, als ich loslegte und sank nur wenig im Laufe der Nacht, minimal auf -5°C. Ich konnte daher sogar recht problemlos zeichnen – nur wurde das Papier schnell feucht. Die gleichen Bedingungen mit weniger Luftfeuchtigkeit wären ideal gewesen. So war es eine gute Nacht, aber keine Spitzennacht. Im Vergleich zu den anderen Nächten der letzten acht Wochen war es aber spitzenmäßig.


    Zum Finetuning meines GoTo habe ich nach dem Dreisterne-Alignment M 41 aufgesucht, den „Kleinen Bienenkorb“, der den Vergleich mit dem „Großen Bienenkorb“ nicht scheuen muss. Diesen Klassiker muss ich wohl kaum beschrieben. Bezüglich des Visuellen erwähnenswert ist vielleicht, dass HD 49091 mit 7m0 auffällig orange ist. M 41 ist mit 240 Millionen Jahren nicht mehr ganz jung, weshalb in ihm mehrere Weiße Zwerge entdeckt wurden. WD J0643-203 ist mit ca. 1,1 Sonnenmassen der massivste in einem Offenen Sternhaufen gefundene Weiße Zwerg (Stand 2012 – Dobbie et al. 2012: Further investigation of white dwarfs in the open clusters NGC 2287 and NGC 3532. Mon. Not. R. Astron. Soc. 423: 2815–2828).


    Da die Horizontsicht relativ gut war, begann ich die eigentliche Beobachtung mit NGC 2243 und blieb damit im Großen Hund. Er ist integriert nur 9m4 hell und ist mit seinen -31°17‘ kein einfaches Ziel, wenn die Durchsicht nicht passt. Er ist ein sehr dichter, kompakter Offener Sternhaufen. Obwohl die hellsten Sterne bei 11m1 liegen (Vordergrundsterne?) bzw. ab 12mag bis 14 mag viele Sterne enthalten sind, waren diese bei 80× nicht aufzulösen, bei 203× hingegen blitzten mehrere Sterne hervor, waren aber nicht dauerhaft zu halten. Bei 80× ist ein diffuser Nebelfleck zu erkennen, der andeutet, wie dicht und kompakt der Haufen ist, denn dass es möglich war, so nah am Horizont den Nebel gegen den hellen Hintergrund abzuheben, zeigt, dass dieser doch recht hell ist. Der Besuch hat sich gelohnt. Und irgendwie sind die Kirschen in Nachbars Garten ja immer die süßesten. Insofern reizt es mich immer wieder mal, sehr weit südlich liegende Ziele aufzusuchen, auch wenn diese z.B. von Italien aus besser zu beobachten wären.


    Da NGC 2243 recht gut klappte, ging es weiter runter in den Süden. Pi Puppis war gut mit bloßem Auge zu sehen, also war klar, dass der Pi Puppis-Haufen namens Collinder 135 nach einem Besuch ruft. Dieser Offene Sternhaufen enthält einige Sterne (244), aber Pi Puppis und drei weitere, mit bloßem Auge sichtbare Sterne dominieren den Seheindruck. Der Haufen wird meist zu klein in den Sternkarten eingetragen, denn er misst immerhin fast 6° in Nord-Südrichtung (in Ost-West-Richtung ist er deutlich schmaler), da einige Mitgliedssterne weit zerstreut liegen. Zudem ist er ein Doppelhaufen, denn UBC 7 überschneidet sich mit ihm. Auch UBC 7 ist genauso groß, enthält 184, aber lichtschwächere Sterne. Früher hatte man alle Sterne zu Collinder 135 gezogen, aber eine Auswertung der Gaia-Daten zeigten, dass UBC 7 abzugrenzen ist. Beide Haufen sind ca. 50 Millionen Jahre alt und berühren sich auch physisch, haben sich offenbar einander angenähert und bewegen sich fast parallen zueinander (siehe auch hier: https://basis-foundation.ru/im…ol/posters/Postnikova.pdf und Kovaleva et al. 2020: Collinder 135 and UBC 7: A physical pair of open clusters. A&A 642, L4 – https://www.aanda.org/articles/aa/pdf/2020/10/aa39215-20.pdf). Da ich vermutlich nur die helleren Sterne gesehen habe, also die, die zu Collinder 135 gehören, beziehe ich alles Gesehene auf diesen. Sollte ich aber mal im Süden beobachten, ist dieser Doppelhaufen natürlich ganz anders zu betrachten. Wobei ich mit meinem 8-Zöller am Himmel ganz schön hin- und her gehen müsste, um die 6° abzuklappern. Ich habe die auffälligste Region des Sternhaufens betrachtet und dort versucht, die von mir erkannten Sternketten rund um die hellen „Scheinwerfer“ zu zeichnen:


    Collinder 135 (Pi Puppis-Haufen)


    Pi Puppis zeigte dabei eine wunderschöne, tief orange Farbgebung, trotz der Horizontnähe. -37° (Pi Puppis) ist schon ein Wort… Zu der Beobachtung notiert hatte ich: „Der gesamte Haufen ist mit 6° Durchmesser viel zu groß, um im 8-Zöller als Ganzes erkannt zu werden. Rund um und südlich von Pi Puppis fallen aber schöne Sternenketten aus Sternen zwischen 8 mag und 9 mag auf. Wäre definitiv ein tolles Fernglasobjekt, wenn man im Süden beobachten würde. Die Abgrenzung von UBC 7 gelang nicht bzw. wurde nicht versucht. Die weiter östlich gelegenen Sterne waren außerhalb des beobachteten Gesichtsfelds.“


    NGC 2283 war das nächste Ziel – also ging es zurück in den Großen Hund. In dieser 12m2 hellen Galaxie ist ein Stern explodiert und diese Supernova wollte ich eigentlich fotografieren, hätte ich meine Kamera nicht vergessen. Währenddessen wollte ich zwei Platais-Haufen mit dem Fernglas erkunden und ggfls. zeichnen. Da aber auch das Fernglas daheim liegen blieb, war die Galaxie halt visuell zu besuchen. Allerdings hätte da eine exakte Aufsuchkarte nicht geschadet, denn eine recht großflächige Galaxie mit 12m2 Gesamthelligkeit vor sternreichem Hintergrund ist nicht so einfach zu finden. Kurzum: ich suchte, fand aber nicht. Dafür fiel mir ein sehr auffälliges Sternmuster auf. Man sieht eine kurze Kaskade aus Sternern 7. bis 8. Größenklasse (ergänzt von 9. Größenklasse) und westlich davon noch zwei weitere 7. und 8. Größenklasse:


    Abbildung aus Wikisky.org (DSS), invertiert und das im Teleskop gesehene Muster markiert


    Für mich wirkt das Sternmuster wie eine Fahne, die gerade geschwenkt wird. Meine allererste Assoziation im Teleskop war ein Tomahawk-Steak (ich hätte vielleicht vorher mehr essen sollen, dass der Hunger nichts die Assoziationen übernimmt), aber dafür hätte der Fahnenstiel gekrümmt sein müssen. Ist er aber nicht. Er ist aber durch die Zweierreihen etwas dicker, was ja so sein muss, wenn man im Stadion eine Fahne schwenkt – die darf ja nicht abbrechen. Ich fand das Muster sehr auffällig und durch die Lage zwischen Sirius und Messier 41 bzw. nah an NGC 2283 sollte das Muster vielleicht sogar schon einen Namen haben. Vielleicht wissen unsere Asterismen-Experten da etwas mehr. Das alles ist natürlich nur reine Spielerei, da Asterismen natürlich völlig unwissenschaftlich sind. Als Hobby kann und darf man sich aber – finde ich – auch mit sowas beschäftigen. Hier geht es um Ästhetik, nicht um Physik. Jedenfalls hat sich die erfolglose Suche nach NGC 2283 und der Supernova so doch gelohnt.


    Zurück zu physikalischen Objekten. NGC 2204 stand auf der Bucket-List. Dieser Offene Sternhaufen ist stolze 8600 Lichtjahre von uns entfernt und 8m6 hell und misst 10‘ im Durchmesser. Er steht direkt nordnordöstlich von dem sehr großen Sternhaufen Platais 5 und ist mir daher in der Sternkarte als Objekt aufgefallen. Doch leider habe ich ihn nicht gesehen… Ich hatte mit bis zu 203× die Sterne rund um den 6m0 hellen Stern HD 43429 gesehen, nicht aber südlich davon den Sternhaufen. Ich muss nochmal am exakt passenden Ort nach dem Haufen suchen. Ich hatte ihn als so einfach erachtet, dass ich keine Detailkarte zum Aufsuchen vorbereitet habe. -18°40' ist nicht so weit südlich, als dass das sofortige Sehen und Erkennen nicht klappen sollte, zumal viele Sterne zwischen 12. Und 13. Größenklasse hell sind. Vermutlich war es ein visueller Effekt. HD 43429 ist sehr hell und lenkt den Blick ab. Und rund um ihn befinden sich schwächere Sterne. Also geht man dorthin und vergrößert. Seltsam, aber beim nächsten Besuch werde ich vermutlich denken, wie konnte ich das übersehen…


    Als Ausgleich ging habe ich nun meinen Lieblingshaufen angesteuert: NGC 2362, den Tau Canis Majoris-Haufen. Beschreiben muss man den wohl kaum noch… rund um Tau Canis Majoris, der zum Haufen gehört und diesen völlig dominiert bzw. überstrahlt, sind sehr viele, puderzuckerfeine Sterne zu finden, die Ringe, Ketten und Muster bilden. Und das alles auf einer Kreisfläche von nur 6‘ Durchmesser. Der Sternhaufen ist mit 4 Millionen Jahren äußerst jung und Tau Canis Majoris wird wohl nicht mehr lange existieren. 4500 Lichtjahre Entfernung sind schon recht weit weg für 4m4 Helligkeit dieses Sterns. Der gesamte Sternhaufen ist 3m8 hell, was aber ein virtueller Wert ist, da er ja optisch ein schwächerer Haufen um einen sehr hellen Stern ist. Dieser Ausreißer hebt die Haufenhelligkeit in der Summe stark an. Da Tau Canis Majoris mit bloßem Auge gut sichtbar ist, kann man den Haufen mit einem Dobson auch direkt per Leuchtpunktsucher einstellen, ohne Starhopping zu betreiben (so auch vor Kurzem mit dem 16-Zöller von René und Norbert getan). Im 16-Zöller funkeln die schwachen Haufensterne um die Wette, aber auch im 8-Zöller ist der Anblick grandios. Hier ein Versuch, das Gewimmel zu zeichnen:


    NGC 2362 aka Tau Canis Majoris-Haufen


    Es fehlen sicher ein paar Sterne und man verliert schnell den Überblick. Zudem kann man das Funkeln nicht einfangen. Die Spikes von Tau CMa sind zu dick, klar, aber ich wollte die extreme Dominanz dieses Sterns einfach sehr stark hervorheben. Witzig fand ich die "Mini-Cassiopeia" nordnordöstlich des Haufens, die ich hier oben links der Mitte mit eingezeichnet habe. Die Ähnlichkeit ist verblüffend, ein nettes Sternmuster, das den Haufen noch ergänzt (aber vermutlich nicht dazu gehört).


    Nach diesem Highlight stinken andere Offene Haufen natürlich ab. Trotzdem habe ich noch ein paar besucht. NGC 2354 ist ein großer, lockerer Sternhaufen (Trumpler Class III-2m). Groß meint 18‘ Durchmesser und das trotz seiner Entfernung von 13300 Lichtjahren, die Wikipedia (ohne Quelle) angibt. Ich habe auch schon 1445 pc = 4700 Lichtjahre gelesen (Ahumadfa & Lapasset 1996: 6, Rev. Mex. Astron. Astrof., Ser. Conf. 8: 8 bzw. Claría et al. 1999: Membership, binarity and metallicity of red giants in the southern open cluster NGC 2354. Astron. Astrophys. Suppl. Ser. 134: 301–308 – https://aas.aanda.org/articles/aas/pdf/1999/02/ds1594.pdf). Wie weit er nun auch entfernt sein mag, ich habe bei 80× ca. 30 Sterne zählen können, die wie gesagt locker verteilt sind. Für einen Trumpler-III-Haufen ist er gut erkennbar und lohnt den Besuch.


    NGC 2383/2384 – ein etwas seltsamer Doppelhaufen. NGC 2384 sieht aus wie ein Asterismus aus wenigen, hellen Sternen und NGC 2383 ist ein „g’scheiter“, aber lichtschwächerer Haufen. Bei meinem letzten Besuch dort im Frühjahr 2022 hatte ich gelesen, dass NGC 2384 aber weiter entfernt sein soll. Ich habe jetzt besser nachrecherchiert bzw. eine gute Studie zu den beiden Haufen gefunden, die die beiden besser verortet und zeigt, dass NGC 2384 doch näher zu uns steht (aber nur einen Tick), die beiden also räumlich fast beisammen sind, aber NGC 2384 nur 13 Millionen Jahre alt ist, während NGC 2383 schon 280 Millionen Jahre auf dem Buckel hat. Die Entfernungen sind 9800 Lichtjahre (NGC 2384) und 10100 Lichtjahre (NGC 2383). Wer’s nachlesen will: Kopchev et al. (2006): Age Determination of Possible Binary Open Clusters NGC 2383/NGC 2384 and Pismis 6/Pismis 8. Bulg. J. Phys. 33: 68-72. Doch zurück zu dem, was ich beobachtet habe...


    Beim Zweitbesuch von NGC 2384 ist mir ein Detail aufgefallen, das ich am 3.3.2023 übersehen hatte: der helle Stern am Westrand (TYC 5978-3129-2) ist ein enger, schöner Doppelstern, der, wenn man darauf achtet, schon bei 80× trennbar ist, aber erst bei 203× richtig schön anzuschauen ist. Ich habe aber keine Information zu diesem doch auffälligen Objekt im Detail finden können. Doppelsternfreunde sollten aber durchaus mal NGC 2384 ins Visier nehmen und TYC 5978-3129-2 näher betrachten. Der Haufen ist sehr jung, enthält aber sehr wenige Einzelsterne. Es fällt auch statistisch analysiert keine Sternverdichtung (im Gegenteil zum sehr nah gelegenen NGC 2383) auf. Das Sternmuster von NGC 2384 ist aber physikalisch zusammenhängend, sodass dieser Sternhaufen aus eben nur sehr wenigen Sternen aufgebaut ist. Im Infraroten wurden weitere, schwache Sterne entdeckt. Im Teleskop sieht alles mehr nach einem Muster als nach einem Sternhaufen aus. Die Tatsache, dass mit NGC 2383 ein gut kenntlicher Sternhaufen in direkter Nähe steht, wertet das Muster natürlich auf und nicht zu vergessen der Doppelstern. Interessant finde ich zudem, dass in einer Region, in der sich NGC 2383 gebildet hat, nun ein weiteres Mal ein (wenn auch nur sehr kleines) Sternentstehungsgebiet formiert hat, sodass erneut ein Sternhaufen, wenn auch viel viel kleiner und sehr sternarm, gebildet hat.


    Zu NGC 2383 ist hingegen relativ wenig anzumerken. Ich erkenne bei 80× nur wenige Mitgliedersterne, bei 203× kann ich mehr rauskitzeln, aber dieser Haufen schreit förmlich nach mehr Öffnung. Dann würde er dichter erscheinen und vermutlich schön funkeln.


    Nach so vielen Offenen Sternhaufen wollte ich nun einen Planetarischen Nebel anschauen. NGC 2440 aka. Hidden Treasure 41 war bereits ein fotografisches Ziel für mich. Ich muss da aber irgendwann nochmal mehr Photonen sammeln, um diesen komplexen und spannenden PN mit seinen 4 Lappen besser zu würdigen. Visuell ist er aber auch schon für meinen 8-Zöller sehr nett. Notiert habe ich: „Was für ein spannender Planetarischer Nebel! Da ich ihn letztes Jahr fotografiert habe, kenne ich seine Form, was aber beim Beobachten auch nachteilig sein kann, da man beginnt, Dinge in einen verschwommenen Nebelfleck hineinzuinterpretieren, die vielleicht gar nicht zu sehen sind. Auf alle Fälle wirkt der zentrale Bereich des recht kleinen Nebelfleckchens bei 203× und mit OIII-Filter heller als die äußeren Bereiche. Die Form ist schwer zu greifen, da der Nebelrand extrem diffus und kontrastarm ist. Er wirkt aber insgesamt mehr oder weniger rechteckig. Die vier Lappen sind aber bei 203× nicht zu erkennen. Ohne OIII-Filter ist der Nebel auch sehr deutlich und hell, aber weniger kontrastreich. Zu Beginn hatte ich den Eindruck, als blitze der Zentralstern kurz auf, das konnte aber nicht reproduziert werden. Der PN verdient mehr Vergrößerung. O'Meara hat ihn zu Recht in seine Liste der Hidden Treasures aufgenommen.“


    Messier 67 aka NGC 2682 im Krebs war der Start eines kurzen Sight-Seeings. Dieser Offene Sternhaufen ist ja hinlänglich bekannt. Mit 4 Milliarden Jahren ist er aber ein Methusalem, was vielleicht nicht jedem bewusst ist. Trotzdem hat enthält er helle, etwas hervorleuchtende blaue Sterne, die aber natürlich alle Blus Stragglers sind. Höchst spannend. Wer dazu was nachlesen will, wird hier fündig: Shetrone et al. 2004 – https://iopscience.iop.org/article/10.1086/301569/pdf. M 67 ist r noch heute sehr sternreich und muss daher kurz nach seiner Entstehung äußerst kompakt und reich gewesen sein. Zum Anblick muss ich wohl nichts schreiben, denn wer M 67 nicht kennt, sollte ihn schleunigst anschauen. Gerade die große Anzahl von Mitgliedern jenseits der 12. und 13. Größenklasse lassen schon bei mittleren Optiken viele Sterne hervorlocken, mit größeren Öffnungen lohnt er aber immer noch, da er eben auch recht schwache Sterne zeigt. Er ist nur 1500 Lichtjahre von uns entfernt, was eben auch masseärmere Sterne noch für uns beobachtbar macht.


    Weiter ging es mit Messier 48 in der Wasserschlange. Dieser mit 23 Millionen Jahren noch sehr junge Haufen steckt voller heißer, blauer Sterne, die aber keine Blue Stragglers sind. Auch hier: selber anschauen, es lohnt sich.


    Den Abschluss des Sight Seeings macht NGC 2506 im Einhorn, ein Klassiker: Bei 43× wirkt der Offene Sternhaufen wie ein dichter Nebelfleck, aus dem einige, kleine Sterne hervorleuchten. Bei 80× ist der Nebelhintergrund noch immer sehr deutlich und es sind über 20 Einzelsterne, die mehrere Gruppen bilden, zu erkennen; der helle Nebelfleck deutet an, dass es sich trotz des sehr hohen Alters noch um einen sternreichen Haufen handelt. Wäre ein sehr gutes Fotobjekt. Er ist 2 Milliarden Jahr alt und 10100 Lichtjahre weit weg und trotzdem 12‘ groß. Man muss nur z.B. bei Wikisky den Haufen in der DSS-Aufnahme am PC anschauen und denkt sofort an M 11, so dicht ist er mit Sternen bepackt. Die Dichte wird durch die große Entfernung natürlich optisch erhöht. Mit viel Öffnung muss er absolut genial aussehen oder eben auf Fotos.


    Jetzt stand der Kompass (Pyxis) hoch genug, um mal wieder NGC 2818 zu versuchen. Die „Konstellation“ Kompass war komplett zu sehen, was heißt, dass man drei Sterne in einer fast senkrechten Kette sehen kann. NGC 2828 liegt bei -36°37‘ und ist daher eine harte Nuss, enthält mit NGC 2818A aber einen hellen und wunderschönen Planetarischen Nebel, hinter dem ich eigentlich her bin. Aber auch mit OIII-Filter habe ich letzteren, der immerhin 8m2 hell ist, nicht aus dem Horizontdunst schälen können. Ich muss mal die größtmögliche Höhe über dem Horizont abpassen bei allerallerbester Sicht. Vielleicht klappt es dann doch mal. Den Offenen Sternhaufen habe ich bei 80× aber gerade so erkennen können (ich meine, eine Gruppe sehr schwacher Sterne an dem Punkt gesehen zu haben, klar war das aber auch nicht). Experiment also erneut fehlgeschlagen (hatte es 2022 schon probiert). Ich habe einige Zeit bei der Suche verbracht und dabei das 20mm-Okular verwendet, aber vergessen, mein 38mm-Okular wieder einzupacken. Natürlich ist es beschlagen… Also habe ich meinen Föhn, den ich dabei hatte, geschnappt und ihn an meine Powerbox per Zigarettenanzünderadapter gesteckt. Da ich nur zwei Steckplätze habe und der eine die Montierung versorgt, musste ich die Fangspiegelheizung kurz abstecken (wird später relevant). Also Okular wieder trocken geföhnt, Heizung wieder angesteckt und weiter gings…


    … zurück ins Achterdeck und auf zu NGC 2539 aka Hidden Treasure 45. Wenn ein Offener Sternhaufen von O’Meara zum Verborgenen Schatz erklärt wird, dann steckt da ja immer irgendwas dahinter. Hier finde ich ganz besonders hübsch, dass mit 19 Puppis ein 4m7 heller, knallorange gefärbter Stern direkt südöstlich des großen, lockeren Sternhaufens steht, der schon bei 43× gut aussieht, aber bei 80× viele Ketten und Ringe aus zahllosen Sternen bildet (bei 50 habe ich aufgehört zu zählen). Und dann die „Laterne“ 19 Puppis dazu. Einfach toll! NGC 2539 ist 650 Millionen Jahre alt und 4400 Lichtjahre entfernt von uns. Er misst 15‘ im Durchmesser und ist integriert 6m5 hell. Der hellste Mitgliedsstern bringt 9m9 auf die Waage, also ein Sternhaufen auch für kleinere Optiken.


    Das nächste Schätzchen war NGC 2903 aka Hidden Treasure 51 im Löwen. Jetzt war Mitternacht schon durch und wir schreiben den 16.2.2023. NGC 2903 ist so auffällig, groß und hell, dass es erstaunlich ist, dass Messier diese Galaxie übersehen hat. Aber der Himmel ist eben groß. Beobachtet bei 80× und 203× – Sie zeigt sich erstaunlich strukturreich: im Zentrum ist ein heller, deutlich länglicher Kern, der von einer ellipsoiden, helleren, inneren Nebelzone umgeben ist, während die Helligkeit nach außen hin deutlich abnimmt. Es sind also der Bulge, der Balken an sich und der Rest der Galaxie als Bestandteile erkenn- und unterscheidbar! Toller Anblick! So macht Galaxienspechteln Spaß. Den Rest der Nacht habe ich dann mit weiteren Galaxien gemacht.


    Wenn man schon im Löwen ist, dann schaut man sich natürlich Hickson 44 aka Arp 316 an. Diese Galaxiengruppe ist ein Vierergespann aus NGC 3185 (12m0), 3187 (12m9), 3190 (11m1) und 3193 (10m8). NGC 3193 ist eigentlich sehr deutlich zu erkennen, aber ich sah wenig… Also das Okular geprüft – nicht beschlagen. Dann ins Teleskop geschaut und siehe da, der Fangspiegel war zugetaut. Na super… Trotz Heizung? Ein Blick auf selbige zeigte kein rotes Leuchten am Netzteil. Die Heizung war also aus. Und ich habe sie auch nicht wieder in Gang bekommen. Muss ich im Trockendock prüfen. Vielleicht ist die Sicherung durch? Egal, also Föhn wieder ausgepackt und den Fangspiegel trocken geföhnt. Dann war Hickson 44 gut zu sehen. Na also, geht doch! Ich gehe von hell zu lichtschwach die Beobachtungen durch.


    NGC 3193 – Beobachtet bei 80× und 203× – sehr hell, kompakt, ellipsoid erscheinend, auffällig! Sehr schön ist auch der stellar erscheinende, helle Kern. Einfach!


    NGC 3190 – Beobachtet bei 80× und 203× – lang und schmal; auffallend hell, nicht zu übersehen; die Staubbänder sind nicht zu erkennen, sondern nur ein bis auf den hell abgesetzten Kern einheitlich heller, diffuser Nebelfleck. Einfach!


    NGC 3185 – Beobachtet bei 80× und 203× – schwach, aber dann doch gut erkennbar und mit NGC 3190 und NGC 3193 auf einer Linie sich befindend; von diesen dreien die schwächste Galaxie; bei 80× alle drei gemeinsam im Gesichtsfeld. Auch bei 203× kein hell abgesetzter Kern erkennbar. Mittelschwer, man muss hinschauen, aber dann ist sie doch auffällig, also eher doch einfach.


    NGC 3187 – Beobachtet bei 80× und 203× – bei 203× ist eine sehr sehr schwache Aufhellung zu erahnen. Dennoch war die Aufhellung so schwach, dass die Sichtung nicht als gesichert gewertet werden kann. Die Position stimmt aber, was die Sichtung dann doch bestätigt. Ich sage mal: sehr schwer, an der Grenze der Erkennbarkeit. Hatte ich schon deutlicher im 8-Zöller gesehen. Hier meine Zeichnung der vier Galaxien:


    Hickson 44 aka Arp 316


    Im Löwen ist noch ein schönes Arp-Objekt (Arp 94 = Holm 187), bestehend aus NGC 3226 (11m4) und NGC 3227 (10m4), das ich natürlich aufgesucht habe. Man sieht beide als deutliche Nebelflecken mit je einem stellarem Kern. NGC 3227 – Beobachtet bei 80× – Groß, diffus, hell, mit stellarem, hellen Kern, der wie ein Vordergrundstern wirkt. Direkt nordnordwestlich anschließend ist eine zweite, kleinere Galaxie mit ebenfalls stellar wirkendem Kern. Es sieht so aus, als wären zwei Sterne jeweils von Nebel umgeben, wobei der südlichere "Stern" einen größeren Umgebungsnebel aufweist – beide Nebelflecken wirken gleich hell (gleiche Flächenhelligkeit trotz unterschiedlicher Größe); die beiden Nebel scheinen sich fast zu berühren. NGC 3226 – Beobachtet bei 80× – Wie die Nachbargalaxie NGC 3227 hat diese Galaxie auch einen aktiven Kern, der stellar wirkt. Dieses ist die kleinere der beiden Galaxien, sie wirkt aber in Bezug auf ihre Flächenhelligkeit gleich hell.


    Der Himmel blieb gut, trotz hoher Luftfeuchtigkeit. Also weiter mit Galaxien. Mich hat irgendwie der Kleine Löwe angesprochen („besuch mich, schau mal bei mir nach, ich habe auch schöne Galaxien, nicht nur mein großer Bruder“).


    Natürlich gab ich dem nach und steuerte NGC 3344 an. Beobachtet bei 80× – Diese Galaxie wirkt wie ein Reflexionsnebel um einen Doppelstern, wobei einer der Sterne im Zentrum des Nebels steht. Dieser "Stern" ist aber der Kern der Galaxie. Die Galaxie selber ist rund, auffallend groß und ziemlich hell. Zusammen mit dem Vordergrundstern und dem hellen Galaxienkern ein toller Anblick. Mit 9m7 ist sie auch sehr hell.


    NGC 3430 war der nächste Stopp – Beobachtet bei 80× – Groß, sehr diffus, ohne auffallend helles Zentrum, breit oval; im Gesichtsfeld befindet sich mit NGC 3424 eine weitere, schwächere Galaxie, die als edge on-Galaxie viel schmaler ist. Ein schöner Anblick! NGC 3413, die auch in der Nähe ist hatte ich nicht gesehen, da ich mangels Wissen ob ihrer Existenz nicht in der Nähe nach weiteren Galaxien gesucht habe. Alle drei bilden die Galaxiengruppe Holm 218, was mir erst durch die Nachrecherche klar wurde.


    NGC 3424 – Beobachtet bei 80× – eine sehr schmale, lange Galaxie, die man fast edge on betrachtet. Sie ist bei 80× nicht sehr auffällig, da nur 12m4 hell, wenn man sie aber erst erkannt hat, zeigt sie – zwar kontrastarm, aber doch gut kenntlich – ihre schmale, längliche Form. Wunderbar!


    NGC 3486 war das nächste Ziel im Kleinen Löwen. Beobachtet bei 80× – sehr groß, mit sehr hellem, stellarem Kern (Seyfert-II-Galaxie!) und mit ausgefranstem Rand (!) und so als Spiralgalaxie erkennbar (der Wahnsinn!). Der Nebelfleck an sich ist breit ellipsoid, die Spiralarme sind nicht direkt erkennbar, aber der Rand des Nebelflecks eben ausgefranst und so die Drehrichtung zu erahnen. Mit mehr Öffnung dürfte sie mehr von ihrer Schönheit zeigen. Der aktive Galaxienkern ist sehr auffällig. 10m3 ist sehr hell und da kann man dann doch mehr Details wahrnehmen, als man denken würde.


    NGC 3504 mit 10m9 war der nächste Halt auf der Reise von Galaxie zu Galaxie. Beobachtet bei 80× – eine sehr diffuse, nicht sehr auffällige Galaxie, die aber im Zentrum einen hellen, stellaren Kern aufweist (aktive Galaxie). Ich musste aber erneut den Fangspiegel trocken föhnen. Es wurde kälter und feuchter. Ich finde -5° Celsius ja nicht wirklich kalt, da ich mich warm anziehen kann. Aber wenn die Luft sehr feucht ist, dann kriecht die Kälte förmlich durch alle Ritzen ins Gewand. Dabei ging bereits der Skorpion auf, was ja eher sommerliche Gefühle hervorruft.


    Mit erneut trockenem Fangspiegel ging es nun zu NGC 3432 aka Arp 206. Der Partner ist eine kleine Galaxie, die ich mit 8 Zoll selbst frisch geföhnt nicht sehen kann. Beobachtet bei 80× – eine lange, schmale Galaxie (11m1), die sehr diffus wirkt; es sieht so aus, als würde sie drei schwache Sterne umhüllen – einer davon dürfte ein 14m2 heller Vordergrundstern sein, die beiden anderen sind anhand der SDSS-Aufnahme nicht zu erklären. Einer könnte der aktive Galaxienkern sein, der andere ist fraglich (oder ist auch ein heller Bereich der Galaxie?) – das heißt: erneut beobachten! Die gravitativ gebundene Galaxie UGC 5983 (= LEDA 32617) ist visuell nicht zu erkennen.


    Als Abschluss im Kleinen Löwen ging es noch zu NGC 3294 – Beobachtet bei 80× – Galaxie ellipsoid erscheinend, etwas länglich, sehr diffus und schwach (11m2), ohne erkennbaren Kern. Spiralstruktur nicht erkennbar.


    Mittlerweile war es kurz vor vier Uhr morgens, mich fröstelte es wie schon angedeutet aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit und ich habe beschlossen, Schluss zu machen. Als krönenden Abschluss gönnte ich mir aber noch Algieba (Gamma Leonis), einen berühmten Doppelstern: Schon im Übersichtsokular bei 43× als Doppelstern erkennbar, bei 80× klar getrennt. Komponente B sitzt fast auf dem Spike von A und ist hell genug, selber einen kurzen Spike auszubilden; der Helligkeitsunterschied ist deutlich zu erkennen, aber beide leuchten sehr hell. Ein sehr hübscher Doppelstern. Die Daten: A mit 2m4 und B mit 3m6 bei einem Abstand von 4,6“ und einem Positionswinkel von 126°.


    Jetzt schnell alles einpacken, nochmal den Skorpion bewundern inklusive dem roten Anatares – jetzt geht eh bald der Mond auf… Und es kam kein Nebel, kaum zu glauben. Um halb fünf lag ich dann im Bett und konnte alles Gesehene nochmal revue passieren lassen.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Lieber Christoph,


    mal ganz ehrlich, du bist ein Wahnsinniger! :) 8) :D :thumbup:


    Gerade habe ich mit viel schlechtem Gewissen (weil ich so lange gebraucht habe) endlich auf deinen Beobachtungsbericht vom 9.2. geantwortet, da schiebst du hier so einen Hammerbericht hinterher.

    Ich habe nach der Hälfte erstmal aufgehört zu lesen, da ich mich nicht so lange konzentrieren kann ;) und weil ich dir unbedingt zu NGC 2204 antworten möchte.

    Mit dem habe ich ja vorige Woche in meinem Bericht begonnen. hier mal meine Beschreibung mit 3": bei 29-fach zeigt sich indirekt eine schwache, kompakte Aufhellung unterhalb eines schwachen Sterns - bei 57x wird die Sichtbarkeit nicht besser, lediglich zwei Sterne werden zusätzlich sichtbar - Beobachtung mittelschwer

    Du bist ganz sicher nur verrutscht bei deiner Beobachtung.


    Und jetzt fällt mir deine Empfehlung, die ich im Sinn hatte als ich auf NGC 2367 getippt habe, wieder ein. Es war NGC 2362. Leider war ich in der bsagten Nacht nur auf Seite 72 im isDSA unterwegs. Der Haufen steht ja nur knapp 2° unter dem schönen Doppelstern HJ 3945. Das vergesse ich so schnell nicht nochmal. Das nächste Mal knöpfe ich mir das Kerlchen vor.


    So, jetzt erstmal in ruhe weiterlesen.


    Beste Grüße


    Rene

  • Servus René,


    kein Grund, ein schlechtes Gewissen zu haben! Gut Ding will Weile haben.

    NGC 2362 musst du anschauen, unbedingt! Du wirst begeistert sein.


    Und ein bisserl Wahnsinn schadet nicht, das erhöht die Phantasie. 8o


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Christoph,


    ein wieder sehr umfassender und präziser Bericht, wie gewohnt mit viel Live-Drumherum & informativen Hintergrundinfos - super :thumbup:.

    Und zugleich eine eindrucksvolle Erweiterung deiner umfangreichen Sammlung von Offenen Sternhaufen !


    Ja, diese Nacht war echt gut in Südbayern :). Der Astrokurs der VSW München war am südöstlichen Außenrand der Münchner S-Bahn beobachten, während ich mit dem Spektiv ein paar klare Stunden am Alpenrand gespechtelt habe. Dabei hab ich etliche Sternhaufen eingestellt, und war dabei insgesamt ein wenig nördlicher unterwegs als du.


    Zu deinen Beobachtungen im 8-Zöller habe ich zwei Vergleiche mit eigenen Eindrücken im 9,5-Zoll "Fünfling":

    Den Abschluss des Sight Seeings macht NGC 2506 im Einhorn, ein Klassiker ... zurück ins Achterdeck und auf zu NGC 2539 aka Hidden Treasure 45

    Im März 2022 in Geigersau: "Zuerst ging es am 7,6 mag hellen Haufen NGC 2506 vorbei, dessen Umriss mich an ein 'U' erinnert. Bei 100-facher Vergrößerung löste er sich in etliche feinste Sternchen auf, deren Anzahl mit indirektem Sehen nochmal beträchtlich gewachsen ist - eindruckvoll. Schließlich wartete noch NGC 2539, da fiel eine Art Geflecht aus 'eigentümlichen Sternketten' sogleich ins Auge."


    Das nächste Schätzchen war NGC 2903 aka Hidden Treasure 51 im Löwen ... Wenn man schon im Löwen ist, dann schaut man sich natürlich Hickson 44 aka Arp 316 an. Diese Galaxiengruppe ist ein Vierergespann aus NGC 3185 (12m0), 3187 (12m9), 3190 (11m1) und 3193 (10m8).

    Im März 2021 an der Winterstube:


    "Die Durchsicht war jetzt richtig gut, das zeigte sich gleich bei meinem Einstieg, der 9 mag hellen Galaxie NGC 2903: An beiden Enden des zentralen Balkens waren die Ansätze der Spiralarme zu erahnen, was zusammen die Form eines seitenrichtigen 'S' ergibt; den nördlichen Arm konnte ich bereits relativ deutlich ausmachen ...


    Hickson 44, das Galaxienquartett um NGC 3190: Kam wunderbar im Fünfling rüber, auch das notorisch schwächere Mitglied NGC 3187 war problemlos zu erkennen - weniger flächenhell als die anderen, aber allemal deutlich."


    Ich erinnere mich auch, dass die schmale Galaxie NGC 3432 im 16-Zöller zusätzlich zu den Sternchen knotige Details gezeigt hat; sehr lohnend fand ich auch das nahegelegene enge Galaxienpaar NGC 3395/96.


    Servus

    Ben

  • Hallo Christoph,


    das war ja ein ordentliches Programm in der Nacht. Witzigerweise hing ich an diesem Abend auch am Großen Hund, nachdem der Nebel bei uns ebenfalls nicht kam bzw. auf sich warten ließ.


    Natürlich überhastet ohne Beobachtungsplan, aber auf der Suche nach "Goldstücken". Nachdem nun Omicron Canis Majoris farblich zu befriedigen wußte, streifte ich nach oben und sah eine nette Ansammlung von Sternen. Soll das etwa ein Sternenhaufen sein? Noch nie gesehen, toll, und erst der gelbe Hauptstern. Bin dann immer wieder zu dem Haufen um mich satt zu sehen. Er hatte irgendwas edelsteinartiges, klar funkelnd, wie eine geöffnete Schatzkiste.


    Ja, und später nachgeschlagen und als M41 nun endlich identifiziert. Das Leben eines Laien ist herrlich, bei so vielen ersten Malen ;)


    NGC 2362 ist leider bei mir etwas zu tief zur Beobachtung. Da sollte ich Mal den Hintern hochbekommen und rausfahren.


    Beste Grüße

    Johannes

  • Servus Christoph,

    wahrlich wieder einmal ein sehr schöner Bericht. :thumbup: :thumbup: :thumbup:
    Die vielen offenen Sternhaufen muss ich mir auch mal vorknöpfen.
    NGC 2362 hatte ich selbst schon merhfach beobachtet und fand ihn immer wieder beeindruckend mit dem dominierenden tau Canis Majoris.
    HCG 44 steht bei mir ganz oben auf der Liste für die nächsten astrofotografischen Ziele, besonders wegen der unterschiedlichen Galaxienklassen, die in einem Bild dargestellt werden können.
    In deser nacht habe ich mich viel weiter nördlich im Fuhrmann und stier aufgehalten, um einige kleine planetarische nebel visuell einzufangen.

    Viele Grüße
    Uli

  • Hallo Christoph,


    ich hatte erst jetzt die Muse Deinen wunderbaren Bericht zu lesen. Grandios! Die unglaublich zahlreichen und wissenswerten Infos zu den Objekten finde ich einfach klasse. Deine Objektauswahl ist immer wieder eine Anregung für mich - was will ich demnächst mal beobachten? Ach, ich schau mal auf Christophs ToDo-Liste (welche auch einfach immer länger wird, egal ob ich etwas davon abarbeiten kann ;) ) Das ist ja mittlerweile ein reichhaltiger Fundus - :thumbup: :thumbup:


    Danke für´s Teilen :!:


    viele Grüße

    René

  • Servus Ben, Johannes, Werner, Uli und René,


    vielen Dank für eure netten und positiven Rückmeldungen!


    Ich erinnere mich auch, dass die schmale Galaxie NGC 3432 im 16-Zöller zusätzlich zu den Sternchen knotige Details gezeigt hat; sehr lohnend fand ich auch das nahegelegene enge Galaxienpaar NGC 3395/96.

    Jetzt, wo ich weiß, dass da keine Sterne sind, muss ich noch mal genauer hinschauen und die Knoten besser analysieren. Es scheint, als hätte ich heute Nacht klaren Himmel. Bin schon gespannt.


    NGC 2362 hatte ich selbst schon merhfach beobachtet und fand ihn immer wieder beeindruckend mit dem dominierenden tau Canis Majoris.

    Ganz deiner Meinung. Der helle Stern in der Mitte und das Gewusel auf engstem Raum finde ich einfach toll. Er steht halt weit südlich, was das Fotografieren erschwert, aber das visuelle Seherlebnis ist da, denke ich, ohnehin nicht zu toppen. Und HCG 44 – ja, jede Galaxie sieht anders aus. Da ist das Foto natürlich dem visuellen deutlich überlegen.


    Deine Objektauswahl ist immer wieder eine Anregung für mich - was will ich demnächst mal beobachten? Ach, ich schau mal auf Christophs ToDo-Liste (welche auch einfach immer länger wird, egal ob ich etwas davon abarbeiten kann ;) ) Das ist ja mittlerweile ein reichhaltiger Fundus - :thumbup: :thumbup:

    Da werde ich ja richtig verlegen :saint: – freut mich aber natürlich, dass ich dich ein bisserl inspirieren kann.


    Liebe Grüße auch an die Sternchengeber,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hoallo Christoph,


    ein sehr schöner Bericht mit vielen Anregungen. Einige Objekte habe ich mir notirt. Mal sehn ob 5'' für die Galaxien reichen. Aber warscheinlich muss ich dafür dann einfach Umbauen.


    Viele Grüße,

    Bianka

    Teleskope: Newton 130/f5 , VMC 260/f11,5 / Newton 200/f4 , Kameras: ZWO ASI 183MM/183MC aber meistens visuell.

    Montierungen: EQ6-R,Celestron CGX,


  • Servus Bianka,


    5 Zoll sollte für die helleren Galaxien reichen – kommt halt auch auf den Himmel an. Danke für deine positive Rückmeldung!


    Servus Nauta,


    bei 10× dürften die Sternchen schon sehr eng beisammen sein, aber super, dass du den Haufen auch mit 10×50 genießen konntest! Freut mich!


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Lieber Christoph,


    ich möchte dir über eine erfolgreiche Nachbeobachtung zu deiner geschwenkten Fahne berichten. Doch damit nicht genug, eine Zeichnung gibt es auch. Und ich habe das Muster als Hahn 1 in unsere Sternmustersammlung aufgenommen (Sternbild CMa, R.A. 06h45m46s, Dekl. -18°31'20", Größe: 46' x 16', hellster Stern: 6m9, Mitglieder 9)


    Beobachtung heute mit meinem 3" Refraktor, meine Beschreibung (44% Mond - fst 19.5 mag):

    29-fach - die Fahne ist sofort als solche erkennbar - am hellsten sind der nördliche und der südliche Stern in der Flagge, wobei der nördliche Stern farbig, blassorange strahlt - am Fahnenstiel setzen zwei Sternpaare an, ein Einzelstern im Süden vollendet die nach Westen wehende Fahne, die etwas verbogen scheint ... eine steife Brise bestimmt

    57-fach - hier bestätigt sich anfangs der Farbeindruck beim nördlichsten Stern, je länger ich ihn betrachte, desto blasser wird das Orange


    Und noch die Zeichnung, incl. Sirius nördlich:

    astrotreff.de/gallery/index.php?image/7736/


    Christoph, ich wünsche dir, dass dir noch viele schöne Sternformationen wie diese auffallen und zu Hahn 1 noch das eine oder andere schöne Muster hinzu kommt.


    Viele Grüße


    Rene

  • Lieber René,


    cool, das freut mich! Die Fahne ist eine gute Aufsuchhilfe für NGC 2283 und dahersogar von praktischem Nutzen. Ist natürlich nur eine Spielerei, aber wenn sie hilfreich ist... ;-). Und als Hobby kann man ja Phantasie und Ästhetik auch bedienen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Als Wissenschaftler sähe das anders aus. Ich selber bin über Kembles Kaskade zur Ästhetik von Sternmustern gekommen.


    Vielen Dank für die Aufnahme auf eure Freunde-der-Nacht-Seite. Und da ich durchaus ab und zu draußen beim Beobachten bin, werden mir vielleicht weitere Muster auffallen. ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

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    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Lieber Christoph,


    Hahn 1 geht auch wunderbar in Ferngläsern, in kleinen sogar :)

    Schau, meine Beobachtung mit meinem FG 10x32:

    ... den Stern Sirius aus dem Blickfeld genommen, sind alle Sterne des Musters erkennbar - die zwei hellsten Sterne leuchten in der nördlichen und südlichen Spitze in der Flagge - die Sternpaare im Fahnenstiel sind mit etwas Konzentration auch gut zu sehen


    Beste Grüße


    Rene

  • Lieber René,


    ich habe es in meinem 9 × 42-Fernglas angeschaut und auch da ist es gut erkennbar (fand ich, am 21.2.2023). 32 mm Öffnung ist da aber noch eine gute Stufe drunter.


    Es freut mich, dass dir das Sternmuster gefällt :saint:


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

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    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Ich habe soeben NGC 2362 im 4.5" Apo bei 50x-100x beobachtet. Transparenz und seeing waren heute sehr gut.

    Es ist tatsächlich ein bildschöner OS.

    Eigenartig, dass Messier ihn nicht gefunden/katalogisiert hat (zu weit südlich?).

    Edit: M93 ist gleich nebenan...

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