Beobachtungsbericht 15.09. 2023

  • Hallo zusammen!


    So, dann will ich auch mal einen Bericht abliefern. Ich habe früher viel beobachtet (90'er und Anfang der 00'er-Jahre), dann aber aus verschiedenen Gründen lange Zeit so gut wie garnicht mehr (wenig Zeit, wohnhaft in Großstadt, etc...).

    Nachdem ich dann aber 2016 mit Planetenfotografie wieder eingestiegen bin, und seit 2022 eine Gartensparte in einem recht abgedunkelten Außenbereich meiner Kleinstadt gepachtet habe, reaktivierte ich im Sommer mein nun schon 22 Jahre altes 8" Meade Starfinder Dobson. Die Optik war noch in einem sehr guten Zustand (es wurde all die Jahre trocken und staubgeschützt gelagert). Über den Rest brauchen wir, denke ich, nicht weiter reden. Es ist halt ein Starfinder, Warts and all.


    Nach einigen Testläufen um ein Gefühl für den Himmel über den Garten und wieder etwas Routine zu bekommen, habe ich dann am 15.9. eine erste ernsthafte Beobachtungssession gemacht.

    Es war Neumond, es wehte kein Wind, das Seeing war mäßig (ist es hier so gut wie immer) und die Transparenz war ok-ish.

    Den Himmel würde ich unter Bortle 4 einordnen. Um den Zenit rum kann man gut beobachten, da sind selbst ohne DA Strukturen im Milchsstraßenband bis runter zur oberen Hälfte Aquilas erkennbar. Mit DA kann ich den Nordamerikanebel erahnen. Im Norden hängt Leipzig's Lichtglocke, im Süden wird der Himmel durch den lokalen Stadtkern aufgehellt.

    Das Teleskop wurde per Laser kollimiert. Auskühlzeit habe ich nicht viel veranschlagt, da der Temperaturunterschied zwischen Gartenlaube und außen nicht groß war. Davon abgesehen, ist das bei diesen Starfinder-Spiegelzellen sowieso ziemlich sinnlos. Lediglich die Dunkeldaption habe ich abgewartet.


    Ich hatte mir vorher einige DSOs rausgesucht, die ich nun abarbeiten wollte, darunter alte Bekannte sowie neue Gesichter.

    Zum Einsatz kamen ein 26mm Super Plössl und ein Schmalband-Nebelfilter von Meade, sowie ein neu gekauftes 6mm/68° Redline-Okular von SVBony, das nun getestet werden wollte.


    Los ging es mit etwas neuem, dem "Rosa-Kissen-Nebel" NGC 7027 im Schwan. Dieser planetarische Nebel ist gerademal 600 Jahre alt und dementsprechend kompakt. Über Stellarium hatte ich mir das zu erwartende Gesichtsfeld im 26mm ausgedruckt, und konnte nach Ausrichtung im Sucher auch schnell die Sternformationen des Ausdrucks identifizieren. Damit war auch der Nebel gefunden. Im 26mm war er sternartig aber hell. Im 6mm war ich erstmal überrascht wie hell das Bild ob der geringen Brennweite doch war. Da ist mein 9,5mm Plössl gefühlt dunkler.

    Der Nebel war als immernoch sehr kompaktes aber flächiges, längliches Objekt erkennbar, und wirkte etwas rechteckig. Um dieses Rechteck herum konnte ich sehr schwache Nebulosität erkennen.


    Das war doch schonmal ein guter Anfang, dachte ich mir, und nahm mir als nächstes M57 vor. Auch dieser war im 6mm noch erstaunlich gut zu sehen. Die helleren Außenbereiche und die etwas dunklere Zentralregion konnte ich unterscheiden. Die Spitzen an den beiden langen Enden des Ringes waren auch zu erkennen.


    Zurück im Schwan ging es zum Sichelnebel, NGC 6888

    Der zeigte im 26mm nur schwach seine hellsten zwei Kanten, sonst nichts. Ich habe mir mittlerweile einen OIII-Filter besorgt, den ich bei nächster Gelegenheit ausprobieren werde. Vielleicht zeigt der mehr als der Meade-Filter.


    Danach brach ich mir fast das Genick beim Einstellen des Kokon-Nebels, IC 5146. Vielleicht irgendwann doch mal ein RACI?

    Ich konnte ihn ebenfalls schnell finden, der kleine Herkules-Asterismus direkt daneben hilft beim Identifizieren. Zu sehen war ein schwaches Nebelchen um zwei hellere Sterne herum. Die Form war elliptisch, ein Ei oder Kokon, quasi. Daher wohl auch der Name. Dunkle Bänder im Nebel konnte ich nicht erkennen.


    Als ich im Juli mal mithilfe meines Beobachtungslogs eine Messier-Bestandsaufnahme gemacht hatte, war mir aufgefallen, dass ich offenbar noch nie M33 beobachtet hatte. Kurios. Dabei habe ich damals sogar unter einem dunklerem Himmel beobachten können.

    Nunja, M33 war mittlerweile weit genug oben, dass sich ein Versuch lohnte. Gefunden war sie schnell, der Anblick war...naja. Deutlich war ein großes Matschfleckchen mit elliptischer Form zu erkennen. Sie war etwas deutlicher als M101, die ich zuletzt in ähnlicher Höhe beobachtet hatte. Das entsprach im Großen und Ganzen auch meinen Erwartungen.


    Zum Abschluss waren dann die Gasriesen dran. Zuerst Saturn, der gegen 23:45 schön weit oben stand. In Phasen ruhiger Luft blitzte im 6mm die Cassiniteilung an den Kanten des Ringes gelegentlich auf. Den Schatten des Ringes auf Saturn konnte ich erkennen, sowie ein ausgeprägtes Wolkenband. Desweiteren sah ich Titan und Rhea.

    Tethys und Dione, die ich bereits bei den Testläufen gesehen hatte, waren diesmal nicht zu sehen. Laut Internet waren sie nah am Planet bzw. Ring, vermutlich gingen sie dadurch unter im Glanz des Planeten, der im 6mm wirklich erheblich ist. Teilweise habe ich da sogar Lens Flares.

    Dennoch ist das 68° Gesichtsfeld hier wirklich angenehm, da ich weniger schubsen muss als bisher mit der Kombo 9,5mm Plöss+2x Barlow.

    Danach war dann Jupiter dran, der noch deutlich tiefer stand und ordentlich Farben schmiss. Schön hell und scharf, 4 Monde, Wolkenbänder, ansonsten nichts besonderes zu sehen. Seine Zeit wird demnächst noch kommen.


    Fazit: Es war eine schöne 1 1/2 stündige Session, ich kann ein weiteres Messier-Objekt abhaken und das 6mm Okular hat einen guten Eindruck gemacht. Einzig der Glare und die Lens Flares bei Saturn haben etwas gestört. Für planetarische Nebel ist das Okular aber definitiv eine lohnende Investition.

    Geplante Highlights für das nächste halbe Jahr: M33 und M101 jeweils im Meridian, Keid B, Sirius B und Prokyon B (ich will endlich mal weiße Zwerge sehen). Außerdem Thors Helm. Da müsste ich aber aus der Stadt raus, um einen dunklen Südhorizont zu bekommen.

  • Hi,


    das hört sich - nach so langer Pause - doch schon ziemlich gut an. Insbesondere 6888 und Cocoon sind keine komplett einfachen Objekte. M33 ist nicht wirklich schwer, aber sehr heikel/sensitiv auf guten/dunklen Himmel.


    Wenn der Himmel nicht so optimal ist, ist natürlich alles was eher stellare Form hat (d.h. sehr konzentriert ist) oder Linienstrahler (Linienfilter einsetzen) anzuraten. Die Qualität der Linienfilter variiert jedoch sehr stark. Ich kenne Meade-Equipment in dieser Hinsicht nicht, aber i.a. werden von Freaks Lumikon und Astronomik als die 'Firmen des geringsten Misstrauens' auf diesem Gebiet bezeichnet.


    Wenn Du optimieren willst, was Du im Teleskop siehst, wäre zuallererst Fahrt unter dunken Himmel anzuraten (insbesondere natürlich was Galaxien angeht). Findet man hier in der LPM. Für M33 wäre ein Himmel mit 21.2...21.4 schon anzuraten, noch dunkler ist natürlich noch besser...


    An Equipment-Investitionen lohnen sich i.a. in die besten Okulare, die Du Dir leisten kannst/willst. Explore Scientific 82° Serie gilt als recht gut + preis-wert ! Dann evtl gute Linienfilter OIII, Hbeta, UHC. RACI Finder, oder besser noch Telrad (es gibt auch noch einen höher bauenden Finder ähnlich Telrad, hab aber vergessen wie er heisst, Rigel ? :)


    Ein paar Objektempfehlungen:

    - Kannste im Überflug z.B. mal in meiner Xref (Level M) gucken. Gibt natürlich noch viele andere Quellen heutzutage (aber die Masse kann einen dann auch erschlagen...). Härtere Objekte ? --> Xref (Level L)

    - Mayall II, ist ein Kugelsternhaufen von Andromeda, der in 8" machbar ist

    - die (weiteren) Begleiter M147/185 von Andromeda (schwach aber interessant, weil Sie M31 Begleiter sind)

    - NGC 404 Mirach's Ghost

    - Barnard's star = Gliese 699

    - NGC891 ist auch ein tendenziell schweres Gx Objekt und braucht dunklen Himmel für das Staubband...


    Keep going + good luck,

    Peter

  • Hi Peter,


    Danke für die vielen Tips. Mirach's Geist und NGC 891 hatte ich damals schon abhaken können. Mayal II klingt sehr reizvoll.

    Der Meade-Filter lässt H-Beta,die OIII-Linien und H-Alpha durch.


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    Warum H-Alpha? Keine Ahnung.

    Bisher bin ich mit dem Filter gut gefahren. So Sachen wie der Sturmvogel gehen ohne garnicht und M42 zeigt tolle Strukturen.


    Ein H-Beta Filter ist bereits geplant, der Pferdekopfnebel steht nämlich auch noch auf meiner Liste. Wird eine Herausforderung.


    Einen Telrad? Naja, das Auffinden von Objekten ist mit meinem Sucher kein Problem und die Verrenkungen im Zenit müsste ich beim Telrad auch machen.

    Also wenn, dann eher einen RACI.


    Mit dem dunklen Himmel ist es in Sachsen so eine Sache. Unter Bortle 4 gibt es hier nirgends was. Ich kann etwas aus der Stadt raus, dann habe ich einen dunkleren Südhorizont, und die sqm-Werte sind da etwas besser.


    Deine Liste werd ich mir mal anschauen.


    Gruß,

    Peter ;)

  • Hi Namensvetter,


    Koord von Mayall II = G1 stehen in meiner xref. Dss Bild ebenso. In der xref sind auch links zu meinen Beobachtungsberichten, u.a. mit 8".


    Hbeta kansst du u.a. auch für California ngc1499 benutzen. Ist sehr gross aber interessant (grössere GF Okulare ca 80° wären da gut, dann aber leider auch 2" Filter nötig, langfristig aber absolut ratsam). Oft hilft bei (schwachen) Linienobjekten auch zusätzlich noch (!) eine grosse schwarze Kapuze zur Abschirmung - insbesondere auch für HorseHead. Möglichst dunkler Himmel ist aber auch da anzuraten, trotz Filterung... Bei GX sowieso, dann ist auch M33 interessanter (Arme, HII Gebiete). Was auch eine essentielle LowLight Technik ist: field sweeping (such mal nach einem thread zu dem Thema hier). Für vieles macht das den Unterschied zwischen sehen und nicht sehen aus...


    Das mit dunklem Himmel auch vor allem zur Einordnung, was am wichtigsten ist - in Deinem Fall (nach meiner Einschätzung): erst besseren Himmel, dann gute (2") Filter und/oder 82° Okulare (2"), erst ganz als letztes ein grösseres Teleskop. Mit 8" kann man wirklich schon sehr viel machen !


    Falls Du über Okulare nachdenken willst guxtu hier in die Okulartabelle: (kürzlich für einen Freund zusammengestellt, Neukauf 10" f/5):

    eyes4skies - articles

    Gutes Okular/Filter Equipment kostet bei 8...10" locker 60% des Gesamtpreises, bleibt aber langfristig in (ewiger) Benutzung, was Preise relativiert. Philosopie: Okulare/Filter bleiben gleich, Teleskope wechseln...


    Dann good luck mit Mayall II und Konsorten,

    Peter

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