Bau eines 6 Zoll - KG-Rohr-Newton/Dobson

  • Hallo zusammen,


    derzeit befasse ich mich mit dem Bau eines 6 Zoll Dobsons für eine Bekannte, die durch einen 150/1400er Short-Newton mit Korrektorlinse auf Wackel-EQ fast zur Aussteigerin geworden wäre. Trotz Interesse lag das Ding nach einigen erfolglosen Versuchen ungenutzt im Karton, wir kamen mal zufällig darauf zu sprechen, da sie großes Interesse an meinen Fernrohren zeigte.

    Okay, sie nahm dann mal meinen 114er Dobs mit und war von der Einfachheit der Bedienung und dem was sie sah sehr angetan. Der Plan war, dass sie sich irgendwann mal, wenn das Interesse anhält, was Eigenes kauft.

    Als sie mir ihr Aussteigerteleskop schenken wollte, lehnte ich ab, aber dann kam doch das Kopfkino des Bastlers in die Gänge, Da gab es ein Tubusstück, massive Gussabschlussringe für den Tubus inkliusive einer herauszusägenden dicken Gussspinne für den Fangspiegel und ich habe hier einen 150/750er, also 6 Zoll f/5 (so dachte ich), auf Halde liegen, der leichte Wischspuren und einen kleinen Kratzer aufweist, dazu jede Menge Kleinteile und Holzreste.....hmmmmmm!?

    Ich nahm also das Ding als Bastelprojekt und sie willigte ein, die überschaubaren Materialkosten zu tragen.


    Erste Anschaffung war ein KG Rohr DN 200 mit einem Meter Länge, da 50 Zentimeter nicht vorrätig waren. Das sollte sich noch als Glücksfall erweisen, denn nachträglich stellte ich fest, dass der Spiegel 900 mm Brennweite hat, also 6 Zoll f/6. Keine Ahnung, wie mir das passieren konnte, aber egal, das passt ja für eine Einsteigerin sogar noch besser und ich komme mit dem größten, im Fundus verfügbaren Fangspiegel, einem guten 38er, ausleuchtungstechnisch sogar knapp hin, wenn auch mit Haken und Ösen.

    Tubus_klein.jpg  Tubus_sgen_150_klein.jpg

    eigentlich wollte ich den Tubus komplett und ausschließlich aus dem KG Rohr fertigen, aber die Säge war bereits einmal durch und "dransägen" geht bekanntlich nicht. Also doch ein Stück vom Blechtubus einsetzen, das schiebt sich mit einer Lage Vorlegeband umklebt, satt in das zuvor velourierte KG-Rohr.

    Velours_2_klein.jpg

    OAZ_im_Tubus_klein.jpg

    Die Schlitze für die gebogene Spinne und der Ausschnitt für den Crayford-Okularauszug sin schon gemacht und es passt. Allerdings musste der Okularauszug aus dem Drucker später getauscht werden. Die Materialien haben alle ein Problem bei Hitze, wie sie z.B. in Zelten auf Teleskoptreffen entsteht. Die Gehäuse geben dem Anpressdruck der Welle und der Kugellager nach und verformen sich. Näheres dazu in diesem Thread.

    Ich habe dann einen älteren Skywatcher Okularauszug, der mir mit 70 mm Mindesthöhe etwas zu hoch war, noch weiter modifiziert und konnte ihn in dem, mit 200 mm Durchmesser, etwas überdimensionierten Rohr so weit versenken, das er letztlich nur noch 45 mm über den Tubus baut. Innen blendet der Tubusabschlussring des alten Kathadiopters den Tubus auf 160 mm Durchlass ab.

    OAZ_Spinne_im_Tubus_klein.jpg  SW_OAZ_Unbau_b_vorher_klein.jpg

    Es ist schon eine etwas langwierige Prozedur, so einen Okuarauszug zu modifizieren, aber wer Bedenken hat, dass da grob an Präzisionsmechanik herumgebastelt wird, sei beruhigt. Der Lack verdeckt bie diesen Teilen viel..... für den flüchtigen Blick, Präzision geht anders. Nun ist der Lack ab und sogar die Feinfokussierung gedreht, aber das Teil funktioniert. Die Drehung der Fokussierung war erforderlich, weil im Tubus versenkt, die Räder nur so zu bedienen sind und die Feinfokussierung über Kopf sich als ergonomisch ungünstig erwies.

    SW_OAZ_Unbau_c_klein.jpg  SW_OAZ_Unbau_Wellendrehen_klein.jpg

    Teil zwei folgt, wird doch länger...

    Günther

    Jeder macht sich die Probleme die er haben möchte,

    sei es um sie zu lösen oder um sie zu pflegen.

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  • Hallo nochmal,


    der zweite Teil:


    Die Spiegelzelle kann mit dem Blechtubusstück in den Tubus eingesetzt werden, nachdem zuvor schon die Fangspiegeleinheit mit der gebogenen Spinne auf den Okularauszug ausgerichtet wurde.


    150_Spinne_OAZ_klein.jpg

    150_OAZ_UWA_klein.jpg


    Gewichtige Okulare sind kein Problem, der Okularauszug läuft weich. Dann kommt der Einbau des Teiltubus und die Justage des Systems. Das ist bei dieser gebogenen Spinne mit dem höhen- und neigungsverstellbaren Halter und den Schiebemöglichkeiten an der OAZ Grundplatte gewöhnungsbedürftig, aber sehr einfach.


    150_justage_passt_klein.jpg


    Passt ....und so sieht das Teil nun aus. Weiter oben und auch im letzten Bild ist bereits die aufgedoppelte Sucherhalterkonstruktion im Bild. Das war nötig, da ich, so wie unten im Bild zu sehen, wegen der dicken Rohrschellen der überdimensionierten Testbox keinen Einblick in den Sucher hatte.


    150_900_Tubusverlngerung_klein.jpg


    Es steckt noch in der viel zu große Testbox, die auch 10-Zöller aufnehmen kann und die Verlängerung des Tubus, die wie auch der Tubusabschlussring mit Madenschrauben im KG-Tubus fixiert ist wird noch kaschiert. Das Rohrstück mache ich aber erst passend, wenn die Fokuslage fix ist und alles etwas feiner wird.


    150_neuer_OAZ_klein.jpg


    Mit den weiteren Ergebnissen, auch zur Rockerbox, geht es dann hier weiter. Wer sich noch ausführlicher zu dem Projekt informieren will, kann das hier tun.


    Gruß

    Günther

    Jeder macht sich die Probleme die er haben möchte,

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  • Hallo nochmal,


    als Finale die Rockerbox aus 12mm Siebdruckplatte. Birke Multiplex war aus.

    Immerhin passte der Zuschnitt im Baumarkt sehr gut, ich hatte keine Probleme, die Teile zusammenzufügen.

    Die 45 Grad Ecken habe ich selbst mit der Stichsäge abgenommen, Schrauben und Holzleim, vorher ein wenig anzeichenen und vorbohren, alles keine Zauberei.


    150_RB_Grundplatte_stift_klein.jpg


    Die Grundplatten brauchen einen Zentrierstift mit guter Passung um sauber zu drehen.


    150_RB_Ecken_komplett_klein.jpg


    Für abgesägte Ecken gibt es immer Verwendung, z.B. als Innenverstärkung der Wangenverbindungen oder als Füße. Der Drehteller läuft auf Teflongleitern.


    150_RB_Fhrungsbuchsen_klein.jpg


    Gewindebuchsen im Tubuskäfig für die Lager und Friktionsschrauben der Höhenachse. Gleitlager sind hier alte Audio-CDs, läuft genial, auch mit etwas Anpressdruck gegen die Wangen über die Sternräder, wenn mal extrem hohes Zubehörgewicht das ausgewogene System überstrapaziert.


    150_zwei_Teile_klein.jpg


    Das mit dem Gewicht im Okularauszug hab ich dann auch gleich mal mit dem 28er UWA von William und seinen knapp 1000 Gramm ausprobiert.


    150_final_c_klein.jpg


    Ging Problemlos und smoooooth! Ich finde den grünen Frosch eigentlich recht hübsch und....er liefert ab.


    150_final_b_klein.jpg


    Gruß

    Günther

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  • Nice wie du den OAZ so tief versenkt hast :thumbs_up:

    Gruß Sergej :)


  • Nice wie du den OAZ so tief versenkt hast :thumbs_up:

    Das war so ein kleines Problem, weil dieser Okularauszug mit eigentlich 70 mm Bauhöhe bei dem überdimensionierten Tubus doch einen größeren Fangspiegel mit rund 30% Obstruktion erfordert hätte, daran kranken ja alls kleinen Newtons ein wenig.

    Mit der Frontblende auf 160 mm durch den verwendeten Tubusabschlussring vom alten 150er Kathadiopter und dadurch, dass ich eine gerade Grundplatte verwendet und das Rohr des Okularauszugs eingekürzt habe, komme ich auf 45 mm Höhe über dem Tubus mit 200 mm Außen- und 190 mm Innendurchmesser ohne den Strahlengang durch den Okularauszug zu tangieren. Das bei nur 25% Obstruktion.


    150_OAZ_innen_klein.jpg

    In innerster Stellung ragt das OAZ-Rohr noch 4 mm in den Strahlengang. Diese stille Reseve wird aber mit keinem aktuellen Okular benötigt. Daher gibt es auch keine kontrastmindernden Beugungserscheinungen. Die Grundplatte und der OAZ wurden mit einem Velourskragen versehen.


    150_OAZ_auen_klein.jpg


    Auch von oben wurde die Konstruktion mit Velours kaschiert. So ist das dann auch in dem Bereich ein Isotubus und es sieht etwas vorzeigbarer aus.


    Gruß

    Günther

    Jeder macht sich die Probleme die er haben möchte,

    sei es um sie zu lösen oder um sie zu pflegen.

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