50mm-Objektiv Nikon DSLR

  • Hallo Sternfreunde,

    hat von euch vielleicht einen Tipp für ein gutes, d.h. astrofotografietaugliches 50mm-Objektiv für Nikon DSLR im APS-C-Format? Astrofotografietauglich heißt dabei, dass sich Koma und CA möglichst in engen Grenzen halten oder, noch besser, gar nicht auftreten. Zum Beispiel frage ich mich, ob die Nikkor 50mm f/1.4G oder 50mm f/1.8G hierfür geeignet sind. Zumindest für Tageslichtfotografie werden sie ja ziemlich gelobt.

    Vielen Dank und viele Grüße

    Oliver

    TS UNC 10" f/5 Carbon-Newton, Sky-Watcher Explorer 200 PDS, Sky-Watcher Explorer 150 PDS, TS PhotoLine 60/360 Apo, AZ-EQ6 GT SynScan, HEQ5-Pro SynScan, MGEN II & 3, Baader MPCC Mark III, TS Maxfield Komakorrektor, PlayerOne Uranus-C Pro, Nikon D5100a, Nikon D5300a


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  • Servus Oliver,


    also ich bin kein Freund dieser hochlichtstarken 50er!


    Ich verwende ein Sigma 2,8/50mm Makro und bin sehr zufrieden!

    Alternativ wäre vielleicht das Sigma 1,4/50mm ART zu empfehlen...



    Liebe Grüße

    Alfred

  • Hallo Oliver,


    ich kenne das Sigma nicht aber prinzipiell stimme ich Alfred zu. Das 50/1,4 Nikkor habe ich. Für "normale" available Light Aufnahmen ist es gut. Aber gerade bei voller Blendenöffnung ist es für Astrofotografie nicht zu gebrauchen, es wäre auch etwas unfair das in dieser Preislage zu erwarten. Farbfehler, Koma und Vignettierung schlagen dann stark zu. Auf f/1,8 abgeblendet ist es bereits besser als das Standard-f/1,8 Nikkor und ab f/2,8 kann man es schon ganz gut für Astro benutzen. Dazu kommt, daß es ja für Vollformat gerechnet ist und die Bildfehler am Rand von einem APS-C Sensor nicht gesehen werden.


    Ciao,

    Rüdiger

  • Hallo Oliver,


    sieh Dich mal auf dem Gebrauchtmarkt um, ob Du ein gut erhaltenes manuelles Nikkor 1.4/50 AIS bekomnst. Dessen Fassung ist besser zentriert und lässt sich als präziser fokussieren als die später gebauten AF-Varianten, die durch den Autofokus für unsere Zwecke etwas zu viel Spiel haben. Abblenden auf 2 bis 2.8. ist natürlich Pflicht, aber das ist bei jedem vergleichsweise kurzbrennweitigen Objektiv der Fall. Neben der geringeren Schärfe bei Offenblende ist nämlich auch die Vignettierung ein Problem. Die lässt sich zwar per EBV kosmetisch beseitigen. Aber den Himmel am Rand aufzuhellen, zaubert noch lange nicht die Sterne hervor, die dort nicht abgebildet wurden. Wenn Du es nur an APS-C einsetzt, sind die Randprobleme außerdem geringer. 

    Sehr gut sollen auch die manuellen Macro-Nikkore mit 50 bis 60 mm Brennweite sein. Aber auch die würde ich nicht bei Offenblende benutzen. Und wichtig: Auch Nikon hat bei den älteren Objektiven eine gewisse Qualitätsstreuung. Mein 1.4/50 AIS war in der Auflösung ganz hervorragend, da kamen andere gelegentlich getestete nicht heran. Schau Dir auch mal die Nikon-Seiten von Ken Rockwell an. Da findest Du auch zu den älteren Nikkoren viele nützliche Informationen.


    CS, Jörg

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für eure Antworten und die Tipps! Ich suche tatsächlich nicht nach der höchsten Lichtstärke und mir ist auch klar, dass man immer noch ein bisschen abblenden muss. Aber, nebenbei, verglichen mit unseren Teleskopen ist ja auch f/2.8 noch extrem lichtstark! 🙂 Gegen Vignettierung mache ich auch bei Objektiven mit einem kleinen LED-Leuchttisch immer noch ein paar Flats. Ich glaube, am meisten stören mich die Farbfehler. Mit Grausen denke ich noch an mein erstes Astrofoto mit einem Canon 18-55mm Standartzoomobjektiv. Neben Abbildungsfehlern aller Art hatte über das ganze Bild wirklich jeder helle Stern einen fetten lilafarbenen Saum. Und das war, glaube ich, schon f/4.

    In einem früheren Beitrag habe ich mal gelesen, dass man darauf achten soll, das „ED“ in der Objektivbezeichnung steht. Ist das hilfreich?

    Vor 3 Jahren habe ich mir ein Walimex pro 135mm f/2 gekauft. Da blende ich auch noch eine Stufe ab und bin sehr zufrieden. Das ist so die Liga, in der ich spielen möchte. 🙂

    So, nun schaue ich mir mal die Seite von Ken Rockwell an.

    Viele Grüße

    Oliver

    TS UNC 10" f/5 Carbon-Newton, Sky-Watcher Explorer 200 PDS, Sky-Watcher Explorer 150 PDS, TS PhotoLine 60/360 Apo, AZ-EQ6 GT SynScan, HEQ5-Pro SynScan, MGEN II & 3, Baader MPCC Mark III, TS Maxfield Komakorrektor, PlayerOne Uranus-C Pro, Nikon D5100a, Nikon D5300a


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  • Hallo Oliver,


    ich habe auch das AF Nikkor 50/1,4. Für den Sternhimmel ist es erst ab Blende 4 allmählich für Vollformat zu gebrauchen.

    Trotzdem bleiben noch Abbildungsfehler in den Bildecken. Was ich allerdings kaum beobachtet habe, ist die beschriebene chromatische Aberration. Die läßt sich aber mit einer Funktion im Camera-RAW-Filter in Photoshop gut elliminieren.


    Vor den Standardzooms z.B. aus Sets kann man nur warnen. Die sind teilweise so schlecht, daß sie nicht einmal für Tageslichtfotografie wirklich zu gebrauchen sind; ich schreibe teilweise, weil hier eine größere Qualitätsstreuung zu beobachten ist.


    Exzellente Erfahrungen habe ich mit dem 14-24/2,8 und dem Z24-70/2,8 von Nikon gemacht. Die sind in Offenblende auch am Sternhimmel richtig gut; wie auch sonst hilft leichtes Abblenden, die optische Leistung auf dem Sensor noch einmal etwas zu verbessern.

    Aber: Die Linsen kosten halt!


    Grüße

    Wolfram

  • Um Deine Frage zu beantworten:


    ED bedeutet Extra-Low-Dispersion. Das sind Linsen, die aus einer speziellen Glasschmelze hergestellt werden und die Farbfehler in der Abbildung deutlich reduzieren. Das in Kombination mit sphärischen Linsen ergibt schon recht gute Abbildungseigenschaften bei Kameraobjektiven. Im Gegensatz zu den Filmen der analogen Fotografie stellen die Sensoren hinsichtlich Abbildungsqualität deutlich höhere Ansprüche an die Optiken. Deswegen wird generell ein höherer Aufwand für die optischen Designs betrieben.


    Ich möchte den Beweis für meine Behauptungen in Beitrag #6 nicht schuldig bleiben.


    Die Sommermilchstraße ist mit dem 14-24/2,8 entstanden:






    Und diese Aufnahme entstand mit dem Z24-70/2,8:




    Beide mit Offenblende!


    Grüße

    Wolfram

  • Mit weniger als f4 ist kaum ein Fotoobjektiv am Sternhimmel zu gebrauchen. Von daher wird auch eine alte, manuelle Festbrennweite gute Bilder liefern. Zum Einstellen ist mit f/1,4 das Sucherbild heller. Scharfstellen am besten am Display mit maximaler Vergrößerung aus der Bildmitte heraus. Dann mit f/4 oder 5,6 belichten, hier hat das Objektiv seine höchste Abbildungsleistung. Eine Reihe von Flatfields ist auch hier sehr empfehlenswert, da wird der Lichtabfall zum Rand gut ausgeglichen.

  • Hallo zusammen,

    interessanterweise zählt Ken Rockwell das 50mm f/1.4G auf seiner Webseite zu den besten Objektiven für Nikon Vollformatkameras. Dann dürften die sich ja an APS-C keine Blöße geben. Auf Astrobin gibt es auch ansprechende Bilder damit. Aber natürlich weiß man da nicht, wie weit abgeblendet wurde. Das 35mm 1.8G zählt er zu den besten Objektiven für das APS-C Format. Das überrascht mich bei dem niedrigen Preis dann doch etwas.

    Die ED-Variante gibt es anscheinend nur beim Nikkor 35mm f/1.8G. Aber augenscheinlich geht es ja auch ohne „ED“ recht farbrein.

    Das Sigma Art ist natürlich auch klasse, kostet halt auch entsprechend. Aber vielleicht findet sich das was auf dem Gebrauchtmarkt. Apropos: Hat jemand Erfahrung mit dem Gebrauchtportal mpb? Ist das vertrauenswürdig?

    Viele Grüße

    Oliver

    TS UNC 10" f/5 Carbon-Newton, Sky-Watcher Explorer 200 PDS, Sky-Watcher Explorer 150 PDS, TS PhotoLine 60/360 Apo, AZ-EQ6 GT SynScan, HEQ5-Pro SynScan, MGEN II & 3, Baader MPCC Mark III, TS Maxfield Komakorrektor, PlayerOne Uranus-C Pro, Nikon D5100a, Nikon D5300a


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  • … interessanterweise zählt Ken Rockwell das 50mm f/1.4G auf seiner Webseite zu den besten Objektiven für Nikon Vollformatkameras.


    …Sigma Art...


    … Hat jemand Erfahrung mit dem Gebrauchtportal mpb? Ist das vertrauenswürdig?

    Hallo Oliver,


    die meisten G-Objektive sind Neurechnungen, die den höheren Anforderungen der digitalen Nikon-Kameras Rechnung tragen. AIS- und frühere AF-Nikkore stammen noch aus der analogen Ära. Das erklärt den Unterschied.


    So lange man die G-Objektive an einer neuen Nikon nutzt, ist alles gut. Sobald sie aber vor einer Astrokamera wie ZWO montiert werden, fängt der Ärger an, denn die manuellen Fokussierwege sind so kurz, dass es sehr schwer ist, den Fokus zuverlässig zu treffen. Und Abblenden auf einen bestimmten Wert geht auch nicht, weil die G keinen Blendenring haben.


    Die Sigma Art haben leider eine gehörige Serienstreuung. Das bedeutet: Wenn man gebraucht eins bekommt, könnte es ein zweitklassiges sein. (Wer ein gutes erwischt hat, gibt es seltener weiter.)


    mpb kann ich empfehlen. Ich habe von denen mein Zeiss Otus 1.4/28. Hab meinen umfangreichen Nikonbestand weitgehend aufgelöst und dafür drei gebrauchte Otus (28, 55 und 100 mm) gekauft. Das war meine „Harley“ zum 66. Seitdem hat die Suche nach der besten Linse ein Ende.


    CS, Jörg

  • Hallo zusammen,


    ich wäre vorsichtig mit Ken Rockwell. Ich halte den für einen ziemlichen Schwätzer. Liest man sich etwas durch seine Tests (er versteht BTW durchaus etwas von Fotografie und Kameratechnik), dann erzählt er mal dies und mal das. Heute ist Kamera X das beste, was man sich ein seinem Leben kaufen kann, morgen ist es Y. Als (amüsante) Zweit oder Drittquelle ok, aber immer "with a grain of salt". Da steckt mir zuviel paid influencer mood und zuwenig Seriosität drin.


    Etwas grundsätzliches zu Kameraobjektiven für Astrozwecke. Diese Objektive sind für einen breiten Anwendungsbereich (Fokusbereich, etc.) optimiert und nicht für den sehr engen Bereich mit extremen Anforderungen an Farbtreue und Bildqualität bis in die Ecken. Ausserdem, das wurde schon erwähnt, ist bei Massenprodukten mit merklichen Streuungen zu rechnen.

    Ich verwende gerne das Nikkor 135mm 2.0 DC, ein sehr teures und komplexes Objektiv (mit einstellbarer Bildfeldwölbung für Bokehsteuerung, das ich für Portraits und Lowlight Fotografie verwende), da es sich als auch für Astrozwecke sehr gut herausgestellt hat. Überraschend bei der aufwändigen optischen Konstruktion. Das 300mm f4 ED hingegen, das optisch wesentlich einfacher aufgebaut ist, zickt manchmal ziemlich rum. Meine Fuji-Objektive, so exzellent sie im täglichen Einsatz sind, waren für den nächtlichen (Astro-)Einsatz bisher enttäutschend. Vielleicht schaff ich es jetzt, wo ich eine gute Montierung habe, auch mit Blende 5.6 zu arbeiten, so dass die unvermeidlichen Offenblendprobleme verschwinden. Was ich damit sagen will: eine Brennweite von 50mm bei APS-C ist für astronomische Begriffe (Super)Weitwinkel. Es ist daher immer mit irgendwelchen Bildfehlerm (Koma. Farbsäume, Bildfeldwölbung) zu rechnen. Wo ich definitiv darauf achten würde (und das schliesst alte Objektive aus) ist eine adequate Vergütung. Ansonsten ist selbst bei einfachen Objektiven (wenige Flächen) mit Geisterbildern zu rechnen. Und: die Streuungen sind für diesen Grenzbereich gross.



    Nichts desto trotz. Die vielen atemberaubenden Weitwinkelaufnahmen zeigen, dass bei entsprechender Planung und richtigen Einstellungen auch Fotoobjektive geeignet sind. Schaut man ganz genau hin, wird man aber bei den meisten Bildern in den Ecken Bildfehler finden. Niemand ausser Pixel-Peepern wird sich daran stören, weil die interessanten Dinge sich nicht dort abspielen.


    Zur Frage von Oliver: ein gut erhaltenes 50mm 1.4 ist sicher eine gute Wahl und vermutlich günstig zu finden. Abblenden musst Du eh (das wurde ja schon mehrfach erwähnt), so dass Du das Objektiv in seinem Sweet Spot betreiben wirst. Wie gross dann Koma und Farbfehler noch sind, kann ich Dir allerdings nicht sagen.



    Herzliche Grüsse Robert

    Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. (Albert Einstein)

  • Hallo Jörg,

    Super Hinweis, das mit dem manuellen Abblenden der G-Objektive! Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Mein Walimex lässt sich manuell abblenden, daher ging ich davon aus, das sei Standard. Ich habe mit Objektiven echt kaum Erfahrung.

    Im Moment ist tatsächlich nur der Einsatz an meinen Nikons geplant. Aber irgendwann kommt sicherlich eine Astrokamera dazu. Dann würde es wirklich problematisch werden…

    Die AIS gibt es bei mpb derzeit nicht, wohl aber die (ältere?) D-Serie, also 50mm f/1.4D, und die scheint noch manuell abblendbar zu sein. Ob denn die optische Leistung vergleichbar mit der G-Serie ist?

    Robert brachte ja die Vergütung neuerer Objektive ins Spiel…


    Robert: Ich kann natürlich überhaupt nicht beurteilen, wie „seriös“ Herr Rockwell ist aber Ahnung scheint er ja schon zu haben.

    So ein richtiger Pixelpeeper bin ich eigentlich nicht. Wie gesagt, mit meinem Walimex (aka Samyang) 135mm bin ich schon sehr zufrieden und das ist auch nicht perfekt.


    Viele Grüße und einen schönen Abend

    Oliver

    TS UNC 10" f/5 Carbon-Newton, Sky-Watcher Explorer 200 PDS, Sky-Watcher Explorer 150 PDS, TS PhotoLine 60/360 Apo, AZ-EQ6 GT SynScan, HEQ5-Pro SynScan, MGEN II & 3, Baader MPCC Mark III, TS Maxfield Komakorrektor, PlayerOne Uranus-C Pro, Nikon D5100a, Nikon D5300a


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  • Hallo Oliver,


    wenn Nikkor 1.4/50, dann für Astro unbedingt das manuelle (AIS) nehmen, mit dem älteren AF wirst Du beim Fokussieren nicht glücklich. Warum das so ist, habe ich in #4 geschrieben. Die AIS gibt es öfter mal bei Ebay. Sieh zu, dass Du eines im guten Zustand (innen sauber) erwischst. Die Vergütung ist bei denen kaum schlechter als bei den alten AFs. Und sieh Dir die verschiedenen 50er von Nikon noch mal an. Dafür ist Ken Rockwell allemal gut. Er hat auch interessante Vergleiche zur Auflösung in der Mitte und in den Ecken. Man muss nur ein bisschen danach suchen.


    CS, Jörg

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