Hallo Leute,
zuerst kurz meine persönliche Vorgeschichte zum Thema:
Vor einigen Jahren war ich immer mal wieder mit einem guten Freund und dessen zugegebenermaßen sehr günstigen Teleskop unterwegs und wir schauten Planeten - und ja, wir tranken durchaus das ein oder andere Bier - Kurzweil und Amüsement halt Saturn war natürlich immer das Highlight wegen der Ringe. Als dann der Komet NEOWISE auftauchte und ich gerade durch Zufall die Möglichkeit hatte, auch mal ein Foto davon zu machen, war es um mich geschehen, wie bestimmt bei vielen anderen Leuten auch. Ich wollte alles - Zeitraffer, Milchstraße, Galaxien, Nebel, lange Belichtungen, tiefe Belichtungen, mehr Details sehen... Ich kaufte mir dann einen Star Adventurer, eine Kamera und das Samyang-135mm-Objektiv. Im Grunde hat das auch recht gut funktioniert, bis ich recht schnell der Meinung war, ein "kleines" Teleskop würde das alles bestimmt noch viel besser machen und größer und detaillierter und überhaupt... Damit begannen allerdings erst meine "wirklichen" Probleme - zumindest, was das Hobby Astrofotografie betrifft.
Gesagt, getan, nicht übermäßig abgewogen - kostet ja alles nicht wenig Geld -, kaufte ich mir einen als farbrein beworbenen Apo (in Wahrheit Semi-Apo!) + Flattener für etwa 750€. Der größte Fehler!!! Seitdem habe ich im Grunde einfach nur immer mehr Geld ausgegeben bei dem Versuch, es besser zu machen und vielleicht nebenher die Fehler des Teleskops auszugleichen. Ein Irrglaube! Der Semi-Apo ist davon nicht besser geworden! Ich habe ein gefühlt unendlich Mehrfaches an Zeit in Recherchen zum Thema investiert, die ich in gelungene Aufnahmen hätte investieren können.
Nun wünschte ich mir manchmal, ich wäre einfach beim Star Adventurer und dem Samyang-Objektiv geblieben. Die Ergebnisse, die ich damit erzielen konnte, waren im Vergleich zu dem, was im Internet so an Bildern zu sehen ist und wofür Leute Tausende Euros ausgegeben haben, ohne sich mit der Materie überhaupt und grundlegend zu beschäftigen, durchaus sehr brauchbar.
Ein Bild, worüber ich hier schreibe, habe ich dem Thread angehängt. Bei dem Teleskop ist der Blaukanal gänzlich defokussiert (Skywatcher Evolux 62ED + Flattener, ZWO ASI585MC, Baader UV/IR Cut).
Die üblichen Möglichkeiten, chromatische Aberrationen per Software zu beheben, sehe ich ab einem gewissen Maß kritisch, denn es bleiben Artefakte. Ich bearbeite in Siril und Photoshop. Selbst eine Extraktion des betroffenen Blaukanals, die Sternentfernung, Sternverkleinerung und anschließende Zusammenführung bringen in meinem Fall überhaupt nichts mehr. Mit größeren Pixeln, demzufolge Undersampling und kürzeren Einzelbelichtungszeiten hat das eine Weile recht gut funktioniert, mit kleineren Pixeln wird es nur schlimmer. Kleinere Pixel übrigens aus Kostengründen.
Nachfolgend die Möglichkeiten, die mir einfallen, um der Sache Herr zu werden und endlich wieder schöne Fotos machen zu können:
1. neues Teleskop (konkret: Askar FRA300)
Kosten: etwa 1.200,-
Vorteile: keine Folgekosten durch noch mehr Adapter o.Ä.
Nachteile: Kosten; vielleicht fehlerhaftes Gerät
2. Mono-Kamera + Filterrad (+ Autofokus) + Filter
Kosten: ab etwa 1.800,- (günstigste Variante - manuell)
Vorteile: "bessere" Bilder (?)
Nachteile: Kosten, längere Belichtungszeiten, mehr Fehlerquellen im Gegensatz zu OSC
3. Blau-Kanal separat belichten
Kosten: etwa 300,- (Filterschublade + Blaufilter + Zubehör)
Vorteile: kostengünstig im Ggs. zu anderen Varianten
Nachteile: doppelte Belichtungszeit, komplizierte Bearbeitung bei ausschließlichem Austausch der Sterne im Blaukanal
Idee: Da nur der blaue Kanal meiner OSC-Aufnahme defokussiert ist, verwende ich einen Blau-Filter, um ausschließlich den defokussierten Kanal zu fokussieren. Diesen belichte ich dann separat (ohne Filter!). Während des Pre-Processing ersetze ich den blauen OSC-Original-Kanal durch den separat aufgenommenen, richtig fokussierten, Blau-Kanal.
Fragen:
Nun also meine Frage an euch Experten, ob ich nicht eine Möglichkeit vergessen oder gänzlich übersehen habe?!
Wie macht ihr das mit solchen Teleskopen? Gibt es Tricks und Kniffe?
Gibt es überhaupt jemanden, der defokussierte Kanäle mit OSC separat belichtet oder ist das eine eher naive Idee meinerseits? Gibt es dazu Einwände?
Gibt es andere sinnvolle Wege, die chromatischen Aberrationen zu bekämpfen, ohne dass man sich in der Bearbeitung das Gesamtbild zerstört?
Ich freue mich auf ein angeregtes, stressfreies und zielführendes Gespräch!
Viele Grüße und clear skies
Sebastian