Antares A + B und die Tücke des Seeings

  • Hallo Leute,


    den 5,5 mag hellen Begleiter von Antares 2,6“ neben dem rund 1 mag hellen Hauptstern zu sehen, ist für 51° nördlicher Breite eine Herausforderung. Was hoch am Himmel relativ häufig gelingen würde, dürfte bei nur 10° bis 11° Höhe wegen Seeing und Lichtsiff schwierig sein.


    Um so erstaunlicher war, dass es am Mai 26 mit dem 120mm-Bino bei 188x schon im ersten Versuch gelang: Direkt neben dem intensiv roten, nur leicht von der atmosphärischen Dispersion deformierten Beugungsscheibchen von Antares A stand relativ stabil der winzige Lichtfleck von Antares B. Am liebsten hätte ich das sofort videografiert, aber der TEC 180 war nicht aufgebaut, und es war bereits nach 01:30 MESZ. Also tröstete ich mich mit der stabilen Wetterlage und der Erfahrung, dass das Seeing bei einem anhaltenden Hoch von Tag zu Tag besser wird.


    Für die nächste Nacht (Mai 27) baute ich den großen Refraktor schon am Nachmittag auf. Eine Stunde vor Sonnenuntergang sah ich die Venus bei 430x und fast stehenden Konturen so wunderschön, wie ich sie seit langem nicht mehr gesehen habe. Das Bild war so klar, dass ich sicher war, ganz zarte Wolkenstrukturen zu erkennen. Eine halbe Stunde später konnte ich bei gleicher Vergrößerung die Catena Abulfeda auf dem Mond trotz des eingeschränkten Taghimmelkontrasts in viele kleine Einzelkrater auflösen. Auch hier war das Seeing so gut, dass ich den Eindruck hatte, die Vergrößerung sei viel schwächer.


    Eine Stunde später hatte ich die Kamera am Teleskop und wollte den Mond videografieren. Dabei musste ich feststellen, dass das Seeing längst nicht mehr so gut war. Zu der Zeit hatte ich noch Hoffnung, dass es mit Antares irgendwie klappen würde. Probeweise nahm ich Porrima (gamma Vir) auf und wartete dann, dass Antares in den Meridian wandern würde. Doch obwohl ich mit dem größeren Refraktor + ADC im Vergleich zur Vornacht die instrumentell besseren Karten hatte, sah ich von Antares B absolut nichts. Die anschließenden Videoversuche zeigten ein wild hin und her springendes, meist völlig fragmentiertes Beugungsscheibchen und nicht ein einziges Mal den schwachen Begleiter. Irgendwann gab ich schließlich auf. 


    Und letzte Nacht (Mai 28) zeigte ein Binoblick zu Mond und Venus, dass es noch weniger Sinn hatte.


    Noch bleibt genug Zeit für weitere Versuche, aber der Himmel hat mich mal wieder belehrt, dass das Seeing eine kaum vorhersehbare Sache ist. Also mal sehen, ob es in diesem Jahr noch was wird. Es bleibt also spannend.


    CS, Jörg



  • Erstaunliche Übereinstimmung.


    Habe auch am 26.05.23 so um 01:30 bis 02:30, Antares B das erste Mal überhaupt gesehen. Mitm neuen 110/660 Refraktor. Hier bei 47°N, kostbare +4° demnach. "Sehen" ist etwas viel gesagt, aber eindeutig identifiziert, der Winkel konnte ich haargenau bestimmen. Im Blitzgewitter minutenlang draufgehalten, wenige einzelne Sekunden lang drückte er halbwegs durch, als das Geflacker gerade mal etwas nachliess. In 190x. Sowohl Sicht wie Seeing waren sehr gut, und um die Zeit stand er in etwa im Meridian. Am Tag darauf viel unsicherer, ob ers dann war, und noch ein Tag später gar nicht mehr, um die ähnliche Zeit.


    Früher mitm 88/498 hatte ich es x Mal ohne Erfolg versucht.


    Gruss

    Der auf Anderer Zehen tanzt

    Möge das Wetter mit dir sein

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    Omegon Pro APO 110/660 Carbon Doublet, Baader BBHS Amici 2", Televue Delos 3.5, 6, 10mm, Nagler 22mm, Panoptic 35mm, Rigel Quikfinder, Tecnosky 8x50 finder, on aokswiss AYO II and Manfrotto 028, binoculars Leitz Trinovid 7x42

    2 Mal editiert, zuletzt von CHnuschti ()

  • Hallo CHnuschti,


    klingt, als hätten wir taggenau ähnlich günstige Bedingungen gehabt. Öffnung und Vergrößerung waren ebenfalls fast identisch. 4°+ klingt erst mal wenig, aber wenn ich in Bayern bin, sehe ich jedesmal, dass ein paar Grad schon eine Menge ausmachen. Bei solchen südlichen Herausforderungen ist sehr wichtig, dass man es einfach immer wieder versucht. Geht mir auch mit Sirius so, und der steht vergleichsweise hoch.


    CS, Jörg

  • Servus Jörg,


    Gratulation! Ich habe es gestern Nacht versucht (mit meinem 8-Zöller). Das Seeing war eigentlich sehr gut, nur nicht in Horizontnähe. Ich meine, zwei-dreimal Antares B gesehen zu haben, konnte das dann aber nicht wirklich reproduzieren und hake es als nicht gesehen ab. Und ja, ich bin bei knapp unter 48° und die drei Grad plus ein paar zerquetschte können manchmal was bringen. Gestern Nacht aber leider nicht.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Jörg,


    schöner Bericht und Glückwunsch.


    Ich versuche es erfolglos seit Anfang Mai 2023, wenn Antares im Meridian steht.


    Erst gestern war das seeing teilweise außergewöhlich (z. B. im 107/00 Apo zeta Her mit 175x, delta Cyg mit 100x, epsilon2 Lyr mit 64x, Ras Algethi mit 39x, epsilon Boo mit 56x getrennt), und ich hatte im 107/700 ein unklare unsaubere Trennung, nur bei 117x, nicht größer und nicht kleiner. Ab und zu schien der Begleiter aufzublitzen; der Positionswinkel stimmte, Farbe (hellblau) war nicht zu erkennen.


    Etwas besser war es letztes Jahr mit dem 130/780 Apo, aber auch nicht schön oder ästhetisch...


    Ganz anders letzten September in der Provence, bei 44° Nord und glasklarem seeing: Begleiter deutlich mittelblau und vom orangen Hauptstern (Lichtpunkt, ein Beugungsring) weit getrennt;

    im 107/700 bei 175x und weniger.


    Seeing ist also fast alles, und südlichere Breitengrade helfen sehr...

  • Hallo Leute,


    vergangene Nacht (2023 Juni 14/15) hat es mal wieder mit Antares geklappt. Leider nur visuell, das aber recht eindeutig. Mit dem 120mm-Bino hatte ich zunächst Epsilon Bootis (2,9“) bei 287x mühelos getrennt. Mit dem Abstand seiner beiden Komponenten im Kopf, schwenkte ich zu Antares.

    Und da war Antares B, zwar längst nicht so deutlich wie die 4,8 mag helle Komponente B von Epsilon Bootis, aber ein recht stabiler Lichtfleck neben dem zuckenden und tanzenden, deutlich fragmentierten ersten Beugungsring von Antares A. Bei nur 11° Höhe war das Bild natürlich stark von der atmosphärischen Dispersion beeinträchtigt. Mit dem TEC 180 + ADC wäre das viel schöner gewesen. Außerdem hätte ich gleich noch fotografieren können. Aber im Sommer, wenn es spät dunkel wird und ich permanent Muskelkater von der Arbeit auf dem Grundstück habe, reicht der nächtliche Elan meist nur für das Bino. Außerdem hab ich mir diese Woche ein Pärchen Celestro-Okulare X-Cel 2,3 mm gegönnt, die am Bino besagte 287x liefern, und ich war neugierig, ob das überhaupt noch sinnvoll ist. Ja, ist es. Abgesehen davon, dass man ständig nachschubsen muss, weil die Objekte so schnell durchs Gesichtsfeld wandern, bricht die Bilddefinition des SD-Binos auch beim 2,4-fachen der Öffnung in mm noch nicht ein. Einzig der leichte Bildversatz, der bei schwächeren Vergrößerungen nicht auffällt, machte sich etwas bemerkbar, war aber noch mühelos von der Augenmuskulatur auszugleichen. 


    Unmittelbar zuvor hatte ich Ny Scorpii beobachtet. Dieser bei mir nur 17° hoch stehende Vierfachstern in der Nähe von Antares war wirklich eindrucksvoll. Seine beiden Paare (1,3“ und 2,4“) konnten stabil aufgelöst werden. Das Seeing war gut, aber längst nicht perfekt. Es war eine dieser Nächte, in denen die echte Binokularbeobachtung einen Wahrnehmungsgewinn bringt, weil mal das rechte, mal das linke Auge ein besseres Bild bekommt und das Gehirn lucky imaging rechnen kann.


    CS, Jörg 


  • Ich denke, das liegt zum großem Teil am Bino.


    Bin jetzt im Urlaub auf 1100 üNN, 48° N, Bortle 2-3, seeing 9-10/10.


    Im 107/700 Triplet Epsilon Boo mit 78x getrennt, Delta Cyg 78x, Zeta Her 117x, lambda Oph 175x (das sind schon ganz gute Ergebnisse... :)).


    Antares hier kaum oder sehr unsauber getrennt, mehrfach versucht/bestätigt. Ny Sco AB auch nicht sauber getrennt, CD bei 100x.

    Es ist halt immer noch der zu nördliche Breitengrad :(.

  • Moin, neulich it dem 115er BinOptic auf Antares gegangen (aus Stuttgart, ca 48.8° N) - da war nix, ausser nur ein helles Geflacker. Leidiges Seeing.


    Die Nacht danach (10.06.) habe ich einige andere DS mit einem 8er Dobson angegangen: da war das Seeing stellenweise so gut, das ich eta CrB (derzeit ca 0"57) bei 342fach und 400fach trennen konnte (war übrigens eine etwas ulkig anmutenden KombI: ich nutzte die TV "BigBarlow" 2x und dazu ca 40 Jahre alte 0"96 orthoskopische Okulare mit 7 und 6mm Brennweite (Tani) - und was soll ich sagen: einfach Klasse! Leider konnte ich damit nicht auf Antares gehen, schlicht dem geschuldet, das die Balkonbrüstung für den Dobson zu hoch ist, um Antares zu erreichen. Aber WE steht vor der Tür, Wetter soll gut sein, wenn das Seeing noch mitspielt - mal gucken, was so geht.


    Greetzles Hannes

  • Bin jetzt im Urlaub auf 1100 üNN, 48° N, Bortle 2-3, seeing 9-10/10...

    Gebirge kann manchmal etwas paradox sein. In der Höhe zwar gutes Seeing, aber in Horizontnähe Störungen durch tagsüber aufgeheizte Bergflanken. Mein Platz im Erzgebirge hat so eine Schwäche. Der Steilabfall ins Böhmische Becken ist 5 km Luftlinie entfernt. Das ist genau im Süden und darüber haben die Sterne mitunter bis zu 10“ Durchmesser.

    Leider konnte ich damit nicht auf Antares gehen, schlicht dem geschuldet, das die Balkonbrüstung für den Dobson zu hoch ist, um Antares zu erreichen…

    Das gleiche Problem bei mir: Mein 12“-Dobson steht einfach zu tief auf dem Balkon. Außerdem ist er bei f/6 zu lang, um da an zwei Säulen vorbei noch sinnvoll bewegt zu werden.


    CS, Jörg

  • Letzte Nacht ca. 23:30 hatte ich doch einen deutlichen aber nicht ganz ästhetischen split im 107/700 Triplet mit 175x und 269x. Seeing war extrem gut, Antares A zeigte drei glasklare Beugungsringe. Der Begleiter war eindeutig zu erkennen, zeigte aber nicht die charakteristische hellblaue Farbe...

    War aber eine Ausnahme-Nacht in 48° N und 1100 m üNN.

    Zur Einordnung:

    zeta Her mit 117x getrennt

    epsilon1/2 Lyr, beide mit 64x

    gamma Del, 22x

    STF 2429, 50x

    STF 2585, 35x

    eta CrB, 467x als "peanut"...

  • Hallo,


    Kann jemand mal eine Orbit-Grafik posten? Ich möchte gerne mal wissen, wo ich nach dem Ding zu suchen haben? So richtig am Himmel links, rechts, oben, unten ? Bei den wissenschaftlichen Positionswinkelangaben weiss ich immer nicht wierum sich die drehen, und wie as im Okular ankommt, wenn X Reflektionen dazwischen sind. :)


    Clear Skies,

    Gert

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