Wie wirken Seeing und Obstruktion zusammen?

  • Also ja, die Dunkeladaption verhindert Farbwahrnehmung.....

    Dazu ein Einspruch. Dunkeladaption bedeutet ja, dem Auge fehlt es an Licht und dadurch bildet sich im Auge Rdoopsin, welches die Empfindlichkeit der Netzhaut bzw. der Stäbchen erhöht. Die fehlende Farbwahrnehmung ist also durch die fehlende Bildhelligkeit bedingt und dies löst die eigentliche Dunkeladaption aus.


    Das extrem krasse "schwarz/weiß" Bild bei den kleinen APOs ist die Folge davon, dass für die Beobachtung trotz geringer Öffnung halbwegs hoch vergrößert wird und das führt zu einer entsprechend kleinen AP mit dem daraus folgenden dunklem Abbild. Und das Auge bleibt damit im Bereich der Dunkeladaption und kann keine Farbe mehr erkennen.


    Größere Öffnungen liefern auch bei höherer Vergrößerung noch eine größere AP und damit fällt genug Licht ins Auge, die Dunkeladaption lässt nach, die Zapfen erhalten genug Licht und liefern damit ein farbiges Abbild.


    Gruß Stefan

  • Das ist ein interessanter Zusammenhang und wie ich gerade nachlas, führt die Dunkeladaption auch zu einer trägeren Sicht, was für die Wahrnehmung bei Seeing natürlich schlecht ist:


    Thieme E-Journals - Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde / Abstract


    "Während das Zapfen-System im Hellen Kontrastveränderungen mit hoher zeitlicher Auflösung und in Farbe erfasst, ist das Stäbchen-System träger, aber 100- bis 1000-fach empfindlicher."


    Da führen große Öffnungen bzw. genug Licht also zu einem physiologischen Unterschied. Das könnte einen Teil der "das sieht jeder"/"das ist Einbildung und nicht möglich" Diskussionen erklären, aber wie ich schon sagte, spielt die individuelle Wahrnehmung auch eine große Rolle. Die Erkenntnis, wie verschieden die menschliche Erfahrung (bis hin zu neuronalen Unterschieden) wirklich ist, ist in unserer und vielen anderen Kulturen deutlich unterrepräsentiert.


    Michael

  • Hi Frank,


    (ich kenne einen Frank, der mich "Schmolli" nennt ... Du bist nicht etwa der aus Potsdam?).


    Ich habe Deinen Text jetzt mehrfach durchgelesen, aber ich weiss nicht, worauf Du hinaus willst. Kannst Du das nochmal genauer formulieren?


    Ich glaube, Du meinst, dass ein simuliertes Airyscheibchen, wenn jetzt Seeing addiert wird, die ganze Box der Simulation ausfuellt, auf die Du Dich berufst. Ist das die Simulation, die weiter oben gezeigt wurde? Es ist jetzt nicht so, dass das 0.4"-Beugungsbild bei einem Seeing von 2" jetzt in einer Box von 2" Kantenlaenge herumirrt. Das waere nur dann der Fall, wenn der Friedparameter groesser als die Teleskopoeffnung ist, hier 35cm. Dann gaebe es nur eine "Luftlinse", die das Abbild als Ganzes verschiebt. Wie es bei einem kleinen Teleskop wahrgenommen wird: Der ganze Stern wabert hin und her, bleibt aber selber hinreichend scharf.


    Was aber bei normalem Seeing, gerade von 2" (West Cornforth, nicht Cerro Paranal), passiert ist dass verschiedene "Luftlinsen" sich die Gesamtapertur teilen. So entstehen mehrere Abbilder des Sterns nebeneinander, die umeinander herumtanzen. Das ist als Specklemuster bekannt. Es gibt sogar eine Technik, bei der diese Speckles mit einer schnellen Kamera aufgenommen werden, um Korrelationen zu finden. Diese Speckle-Interferometrie kann beispielsweise Mehrfachsternsysteme aufloesen, die normalerweise im Seeingscheibchen verschwinden wuerden. Erfunden wurde diese Technik in den 1970ern, als noch mit Filmkameras gearbeitet wurde. Heute geht das nateurlich deutlich einfacher, und das waere vielleicht auch was fuer Amateurastronomen mit groesseren Teleskopen.


    Das Auge belichtet uebrigens ca. 1/15s, und somit muesste eine Kamera mit 1/15s Belichtungszeit, mit dem Gain auf den Stern abgestimmt (um ihn nicht zu uebersaettigen), den visuellen Eindruck am Besten wiedergeben. Allerdings muss die Responsefunktion natuerlich noch aufs Auge abgestimmt werden, da dieses ja Intensitaeten logarithmisch sieht.

  • Hallo Stefan,


    Einspruch angenommen.


    Das war eine unzulässige Vereinfachung mit dem Hintergrund, dass es hier um Beobachtungen an oder nahe der Auflösungsgrenze des Teleskops und des Auges geht, also in der Regel Mond-/Planeten. Wenn man da in die Dunkeladaption hineinrutscht (zu kleine AP), verliert man eben nicht nur Schärfe, sondern auch die Farbe.


    Das krasse, hochkontrastige "schwarz/weiß" 'Bild der kleinen Refraktoren ist aber nicht an Übervergrößerung gebunden, da geht es ihnen sogar, bei Übertreibung, wieder durch steigende Schärfeeinbuße verloren. Es bleibt auch bei angemessener AP erhalten, schlicht weil die Auflösung des Systems aus Teleskop und Auge nicht ausreicht, um aus einem (bleiben wir bei Jupiter) "schwarzen" Band die Farbverläufe von rotbraun, dunkelbraun und einem hellbraunen, verquirlten Mittelteil zu separieren.


    Was da alles darüber hinaus und auch im Bereich Deepsky passiert will ich nur mal kurz anreißen und der Link von Michael  in #152 zielt auch in diese Richtung .

    Farbunterschiede an Albireo oder anderen Doppel-/Mehrfachsternen, voll dunkeladaptiert, für die allermeisten von uns kein Problem, selbst winzige orangerote Kohlenstoffsterne fallen uns ganz locker auf. Punktquellen....okay, Beugungsscheibchen von Punktquellen sehen wir also durchaus farbig, solange die AP passt und auch sehr helle, kleine planetarische Nebel tragen schon ewig Eigennamen nach den Farben die sie uns zeigen. Je flächiger, um so schwieriger wird das allerdings, nur wenige sehen am Orionnebel wirklich deutlich grünliche Farben und nur mit großer Öffnung kommen manche Leute sogar zu rötlichen Eindrücken.

    Die Objekthelligkeit alleine kann das aber nicht sein, denn nimmt man z.B. mit 12 Zoll Öffnung und 5-7 mm AP einen roten oder orangen Farbfilter hinzu, erscheit der Orionnebel rötlich orange eingefärbt.....und nicht nur der.

    Das für Interessierte wie mich weiterzuführen wäre aber wirklich ein eigenes Thema wert.  


    Gruß

    Günther

    Jeder macht sich die Probleme die er haben möchte,

    sei es um sie zu lösen oder um sie zu pflegen.

    Einmal editiert, zuletzt von Cateye () aus folgendem Grund: Rechtschreibung zwecks Lesbarkeit

  • Hallo Jürgen


    Ne nicht aus Potsdam , aus Berlin, kann sein mal in der WFS beim Schleifkurs begegnet, weiß nicht mehr wann das war, um Ende Nehls?


    Du sprichst 2 Bogensekunden Seeing an, das würde in ab 1mln die ganze Box füllen,

    Ich denke diese zeigt eben nur das Beugungsscheibchen, nicht dessen Positon, es ist ja auch von Defokus durch Seeing die Rede gewesen , kann man an der Sonne schön live sehen, da würde sich die Scheibchengröße auch ändern, es gibt natürlich einen toleranten Raum abhängig vom Öffnunsverhältnis, sieht man schön in Raytracingsimulationen.

    Vor und nach dem Fokus wären eigentlich nur Ringe so man es selbst so fein Auflösen kann.


    Irgendwer schrieb gerade Zäpfchen träger....Ich meine aber auch die Zeit welche man benötigt das Bild zu erfassen, halte ich dir ein Buch 1/15s vor die Nase und dann schreib man auf was du gesehen hast, man kann sich am flimmernden Planeten vielleicht auf einen Krater beschränken und warten bis er man zufällig gut zu erkennen ist , aber nicht das gesammte mit einmal erfassen.


    Gruß Frank

  • Hallo Frank,

    Das mab in Dunkeladaption rutschen muss um nur noch SW zu sehen stimmt nicht,...

    Das hat auch niemand hier so beschrieben.



    Man bekommt das auch am Tage bei viel Licht hin, die Zäpfchen setzen einfach aus wenn

    man ihnen das Licht durch übervergrößern abdreht

    ......oder man betrachtet bei Tageslicht einfach nur ein Schwarz/Weiß-Foto....


    Gruß

    Alfons

  • Zitat

    Wenn man da in die Dunkeladaption hineinrutscht (zu kleine AP), verliert man eben nicht nur Schärfe, sondern auch die Farbe.

    Hallo Alfons


    Ich spielte auf die Aussage an,

    Bei zu wenig Licht sieht man sofort nur SW , Adaption ist dafür nicht zwingend


    Und ne , ich sehe den Gelbstich auf den SW Fotos, die sind bei mir schon bisschen älter ^^ aber wer frische hat, soll es ja geben

    Gibt es überhaupt noch auf Papier belichtete Bilder? So aus der Dunkelkammer in Chemikalien gebadet?


    Gruß Frank

  • Hallo Frank,


    der Faden ist schon recht lang und komplex. Wir befassen uns seit ich in #143 von einer höheren Farbsättigung mit größerer Öffnung schrieb, mit diesem Nebenbethema bei der Mond- und Planetenbeobachtung. #145, #149, #150, #151 und #154 schließen daran an und bleiben in diesem Kontext.


    Da hin gehört dieser Satz von mir:


    "Wenn man da in die Dunkeladaption hineinrutscht (zu kleine AP), verliert man eben nicht nur Schärfe, sondern auch die Farbe.


    Dein Satz:


    "Bei zu wenig Licht sieht man sofort nur SW , Adaption ist dafür nicht zwingend"


    gehört für mich und meine Augen in den Kontext DeepSky, den ich in #154 zum Schluss kurz angerissen habe.



    ......Was da alles darüber hinaus und auch im Bereich Deepsky passiert will ich nur mal kurz anreißen und der Link von Michael  in #152 zielt auch in diese Richtung .

    Farbunterschiede an Albireo oder anderen Doppel-/Mehrfachsternen, voll dunkeladaptiert, für die allermeisten von uns kein Problem, selbst winzige orangerote Kohlenstoffsterne fallen uns ganz locker auf. Punktquellen....okay, Beugungsscheibchen von Punktquellen sehen wir also durchaus farbig, solange die AP passt und auch sehr helle, kleine planetarische Nebel tragen schon ewig Eigennamen nach den Farben die sie uns zeigen. Je flächiger, um so schwieriger wird das allerdings, nur wenige sehen am Orionnebel wirklich deutlich grünliche Farben und nur mit großer Öffnung kommen manche Leute sogar zu rötlichen Eindrücken.

    Die Objekthelligkeit alleine kann das aber nicht sein, denn nimmt man z.B. mit 12 Zoll Öffnung und 5-7 mm AP einen roten oder orangen Farbfilter hinzu, erscheit der Orionnebel rötlich orange eingefärbt.....und nicht nur der.

    Das für Interessierte wie mich weiterzuführen wäre aber wirklich ein eigenes Thema wert..... 


    Das ist bewusst kursiv geschrieben, weil es unter der hiesigen Überschrift m.E. absolut zu weit führt und, wie dort schon erwähnt, ein eigens Thema lohnt.


    Gruß

    Günther

    Jeder macht sich die Probleme die er haben möchte,

    sei es um sie zu lösen oder um sie zu pflegen.

  • Hi Frank,


    ich war bis zum Jahr 2000 in Potsdam und auch ein paar mal in der WFS, wo ich den Werner Nehls noch erlebte. Kann sein, dass wir uns da getroffen haben.


    Zum Thema: Welche "Box" meinst Du? Seeing erzeugt ja eine Richtungsaenderung (tip/tilt), Defokus und dann alle moeglichen Aberrationen niedriger und hoher Ordnung frei nach dem Zernikespektrum. Bei einem kleinen Fernrohr (kleiner als ein typisches Luftpaket bzw. kleiner als der Friedparameter) aeussert sich das Seeing aufintegriert als eine Variation der Lage des Beugungsscheibchens. Bei groesseren Geraeten gibt es dann mehrere dieser Scheibchen, die das Specklemuster machen und aufintegriert ebenfalls das Seeingscheibchen ergeben. Deswegen loest ja ein Grossteleskop ohne adaptive Optik bei Langzeitbelichtung nicht besser auf als ein mittelgrosses Amateurteleskop, und diese Erkenntnis fuehrte vor einigen Jahrzehnten zur Vermeidung des Kuppelseeings und zur adaptiven Optik. Je groesser die Offnung, desto mehr dominiert das Seeing bei Langzeitbelichtung die Aufloesung und desto weniger faellt die Zentralabschattung ins Gewicht.

  • Hallo zusammen,


    ich würde gerne nochmal, nicht nur aber auch an Jürgen gerichtet, die Frage aufgreifen, in wie weit und warum es sich sich bei größeren Öffnungen positiv auswirkt, wenn man das volle Auflösungsvermögen nicht nutzt.


    (M)eine immer wieder reproduzierbare Feststellung in der Praxis dazu ist, dass ich den 12-Zöller genau so gut und frei von Seeingstörungen bzw. mit sehr vergleichbarem Ausmaß der Seeingstörungen bei 150 bis 200 fach betreiben kann, wie den daneben stehenden 6 Zöller.

    Das Seeing hindert mich lediglich an höheren Vergrößerungen mit dem 12-Zöller als sie dem 6-Zöller ohnehin nur zuträglich sind.


    Irgendwie bekomme ich diese Beobachtung nicht mit diesem Teil


    ---- Bei einem kleinen Fernrohr (kleiner als ein typisches Luftpaket bzw. kleiner als der Friedparameter) aeussert sich das Seeing aufintegriert als eine Variation der Lage des Beugungsscheibchens. Bei groesseren Geraeten gibt es dann mehrere dieser Scheibchen, die das Specklemuster machen und aufintegriert ebenfalls das Seeingscheibchen ergeben. ......

    der Theorie in Einklang. Mein Kleiner mag ja in etwa die Größe dieser Luftpakete haben, mein Großer ist ganz sicher größer, egal wie niedrig ich vergrößere.

    Wie bekomme ich also diese (meine) Kuh vom Eis?


    Gruß

    Günther

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    Einmal editiert, zuletzt von Cateye ()

  • Hallo Guenther,


    waere der Friedparamter nahe am Sechszoeller, solltest Du in der Theorie im Sechszoeller einen Stern sehen, der sich in- und herbewegt und machmal auch kurzzeitig aufspaltet (wenn eine Luftpaketgrenze ueber die Oeffnung laeuft). Im Zwoelfzoeller sollten es dann im Mittel vier Sterne sein, die als Speckles umeinander tanzen. Siehst Du dies nicht, ist das Luftpaket wohl groesser und das Seeing besser.


    Allerdings ist so ein Luftpaket ja auch kein Prisma, das einfach nur den Bildort verschiebt. Es ist eher eine schwache und nicht besonders gut definierte Linse. Da koennte ich mir vorstellen, dass bei Hochvergroesserung am Zwoelfzoeller die durch das Luftpaket erzeugten Aberrationen das Beugungsbild, das ja auch einen Faktor 2 kleiner ist als beim Sechszoeller, staerker beeinflussen und deswegen das Bild nicht mehr Details zeigt. Dies koennte dann Deine Beobachtungen erklaeren.

  • Hallo Jürgen,


    ich habe mich unpräzise ausgedrückt.

    Es ging mir nicht um mehr oder weniger Detail, sondern um die "Gleichheit" der bebachteten Seeingstörungen z.B. bei der Jupiterbeobachtung, wenn ich im 6-Zöller und im 12-Zöller gleiche Vergrößerung wähle.

    Ich bin ja visuell auf ein einigermaßen ruhiges Bild oder wenigstens ruhige Momente in ausreichendem Umfang angewiesen um überhäupt die Details zu erkennen.

    Diesbezüglich sollte ich, wegen Seeingzellentheorie (so wie ich sie bis jetzt verstehe) eigentlich im 12-Zöller ein schlechteres Bild haben, das ist aber nicht der Fall.


    Gruß

    Günther

    Jeder macht sich die Probleme die er haben möchte,

    sei es um sie zu lösen oder um sie zu pflegen.

  • Moin Günther,


    die einleitende Frage verstehe ich möglicherweise nicht richtig.
    Ist gemeint: Wann ist es sinnvoll eine große Öffnung abzublenden, um eine höhere Auflösung zu erhalten?


    Vielleicht hilft hier (hätte geholfen?) die inzwischen nicht mehr vorhandene Grafik #19 (Magnification at stellar resolution limit) zu Öffnung und Seeing bei telescope-optics.net.


    Eine stark reduzierte Version ist hier zu finden:

    https://www.cloudynights.com/t…e-skinny-on-seeing/page-4 Beitrag #98


    Maßgeblich war dabei die (Näherung) der auflösungsrelevanten Öffnung (meine prosa-Bezeichung).


    Angegeben waren

    D_eff = D bei /D/r0 < 3

    und

    D_eff = ro bei D/r0 > 5


    Der "Gipfel" der Kurve(n) wurde dort (seeingbezogen) als "most efficient Aperture" bezeichnet.

    Dargestellt waren 4", 2" und 1" Seeing

    Korrespondierend (ca.) mit 100, 150 und 300mm Öffnung oder 2..2,5 r0.


    Dazu passt

    Seeing and aperture

    Grafik 79, unterer Teil.


    Was imho schlecht zu greifen ist, ist die Dynamik. Also wieviel % der Zeit ist das Bild bei welchem D/r0 nahe des Limits der Optik. Vielleicht könn(ten) Viedeografierer aus der Frame-Verwendungsrate dazu etwas ableiten.


    Fotos von z.B. 03sec zeigen (imho), dass 16" (an seinem Standort zumindest zeitweilig) noch sehr gut ausgenutzt werden können.


    CS

    Harold

    Einmal editiert, zuletzt von AQR66 () aus folgendem Grund: Edit / PS: die visuelle Gleichwertigkeit bei der Auflösung ist nach Grafik 79 bei r0 ca 100mm zu erwarten. Die Spots für 1,5 r0 und 3 r0 sind in etwa gleich groß. Visuell kann das wegen Physiologie und Psycologie vermutlich abweichen.

  • Hallo Günther,


    Es ging mir nicht um mehr oder weniger Detail, sondern um die "Gleichheit" der bebachteten Seeingstörungen z.B. bei der Jupiterbeobachtung, wenn ich im 6-Zöller und im 12-Zöller gleiche Vergrößerung wähle.

    Ich bin ja visuell auf ein einigermaßen ruhiges Bild oder wenigstens ruhige Momente in ausreichendem Umfang angewiesen um überhäupt die Details zu erkennen.

    Diesbezüglich sollte ich, wegen Seeingzellentheorie (so wie ich sie bis jetzt verstehe) eigentlich im 12-Zöller ein schlechteres Bild haben, das ist aber nicht der Fall.

    also mich wundert es absolut nicht das bei Seeing Limitierter Abbildung und bei gleicher Vergrößerung auch die gleiche Beeinträchtigung der Abbildung durch das Seeing zu bemerken ist.

    Auch wenn die Öffnung unterschiedlich ist.

    Das Seeing bedingte „Streufeld“ bleibt immer gleich groß solange Seeing der Limitierende Faktor ist.

    Und dieses kannst du bei gleicher Vergrößerung mit deinen Augen eben auch immer gleich gut auflösen.


    Hier mal zur Veranschaulichung.



    Obere Reihe immer gleiche Seeningstörung bei unterschiedlicher Öffnung.

    Untere Reihe die jeweils gleiche Öffnung wie oben ohne Seeing Einfluss.


    Das ist eine Momentaufnahme! :!:

    Man muss also gar nicht über eine längere Zeit integrieren um eine durch Seeing erzeugte Vergrößerung des sichtbaren PSF Bereiches feststellen zu können.

    Es leben ja einige mit der Illusion mit sehr kurzen Belichtungszeiten dieses Seeing bedingte Limit umgehen zu können.

    Das ist aber eine Illusion, hier hilft wirklich nur eine Adaptive Optik.

    Der Seeing bedingte Streukreis wird zwar mit längerer Integrationszeit größer und diese Vergrößerung kann man in der Tat mit kurzen Belichtungszeiten entgegenwirken aber dem sind Grenzen gesetzt.

    Die oben gezeigten Momentaufnahmen stellen diese Grenze dar.

    Da kann man noch so kurz belichten, besser wie die gezeigten Momentaufnahmen wird es nicht.


    Grüße Gerd

  • Hallo zusammen und lieben Dank!


    Zu Dritt habt ihr mich, so denke ich, schon halbwegs "hingebogen".

    Die Links und Grafiken kannte ich teilweise schon, aber der "zündende Funke", das passende Stichwort, hat gefehlt.


    Theoretisch erklärt es sich im Bezug auf Seeing als Öffnungsreduzierung, wenn ich das Auflösungsvermögen des Teleskops nicht ausnutze.


    Die höhere Lichtsammelleistung ist gesondert zu betrachten und kann, z.B. durch sattere Farben in den Jupiterbändern, trotzdem zu mehr Detailerkennung mit dem größeren, aber im Auflösungsvermögen auf eine kleinere Öffnung reduzierten, Teleskop führen. Eventueller Blendung durch, für die Helligkeit des Objekts, zu große AP kann man entgegenwirken.

    Sieh z.B.


    Gruß

    Günther

    Jeder macht sich die Probleme die er haben möchte,

    sei es um sie zu lösen oder um sie zu pflegen.

  • Der Seeing bedingte Streukreis wird zwar mit längerer Integrationszeit größer und diese Vergrößerung kann man in der Tat mit kurzen Belichtungszeiten entgegenwirken aber dem sind Grenzen gesetzt.

    Es gibt da verschiedene Annahmen, was atmosphärisches Seeing überhaupt ist. Eines beschreibt Seeing durch etwa luftballongroße Luftzellen, die in ihrer Temperatur/Feuchte geringstfügig von der Nachbarluft abweichen. Hat man davon mehrere im Lichtweg (definiert als öffnungsbedingter Zylinder durch die Luft), treten die Störungen zeitgleich auf, und eine kurze Belichtung ändert darin nichts. Hat man nur eine Störungszelle im Lichtweg kann eine kurze Belichtungszeit die Störung einfrieren. Je größer die Öffnung, desto mehr dieser Störungen hat man im Lichtweg und dann dominieren die auch das Gesamtbild.


    Ein dunkeladaptiertes Auge kann noch bis zu 10 Bilder je Sekunde auflösen, tagsüber braucht man 24 Bilder oder mehr. So mein Wissensstand. Außerdem schalten dunkelaktive Sehzellen auf Kosten der Auflösung zusammen. Die Dunkeladaption umfasst verschiede Prozesse: Iris-Weitung, Rhodopsinbildung/Sehzellen-Emfindlichkeitsteigerung, neuronale Zusammenschaltung der Sehzellen, "Belichtungsverlängerung". Ich bin mir nicht sicher, ob die Farbsehzellen deswegen nachts "abschalten". Kommt genug Licht ins Auge, sind die meines Wissensstand sofort aktiv.


    Das Hirn spielt auch eine große Rolle beim Bildeindruck. Wir sind z.B. alle darauf "programmiert, auf eine Bewegung in einem ruhigen Bildumfeld besonders gut zu reagieren. Egal ob tagsüber oder nachts. Ich persönlich nutze das, um beim visuellen Deepsky grenzfällige Objekte vom Hintergrund abzulösen, indem ich gezielt meinen Dobson leicht bewege.

  • um beim visuellen Deepsky grenzfällige Objekte vom Hintergrund abzulösen, indem ich gezielt meinen Dobson leicht bewege.

    Hi,

    das hat aber mit dem seeing nix zu tun. Oder?

    Man kann auch gezielt daneben schauen, da die SW Sinneszellen nicht im Zentrum der Netzhaut sind. Und mit denen sieht man nu mal in der Nacht besser

  • das hat aber mit dem seeing nix zu tun. Oder?

    So ist es. Es war nur als Hinweis gedacht, dass das Bild im Hirn über verschiedene Mechanismen entsteht, die sich von einem Kamerachip unterscheiden. Dazu gehört auch, dass wir die Differenz des Bildeindruckes im Zeitablauf binnen Zehntelsekunden auswerten. Ein langsames "Seeing" einer kleinen Optik kann sich dadurch sogar begünstigend auswirken. Wir leben von Reizen, nicht von einem Standbild.


    Es sind halt solche Effekte, dass man am Jupiter vielleicht doch noch ein Wolkenband oder Verwirbelung zusätzlich erahnt. Das Hirn ist live in der Lage, 0,3 Sekunden gutes Seeing innerhalb einer mittelmäßigen Seeingphase sofort heraus zu arbeiten.

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