Spiegel aus Altglas?

  • Hallo,

    2020 hatte ich meinen ersten Spiegel selber geschliffen (14" - bin immernoch glücklich damit) - jetzt juckt es wieder in den Schleiferfingern und ich möchte das DIY etwas weiter "spinnen":

    Da Holz dteulich leichter in From zu bringen ist als Glas, habe einen Spiegel in "Grobform" aus einer Spanplatte gebastelt und als Modell für eine Gippsform verwendet - jetzt will ich die Form mit Altgals befüllen - in einem Brennofen sollte das Glas dann zum Spiegelrohling werden.....

    Jetzt habe ich keine Ahnung wie gut sich Flaschenglas als Spiegelmaterial eignet und ob der ganze Aufwand überhaupt zu einem brauchbaren Rohling führt - hoffe er reicht zumindet als Schleifübung (die Sucht will ja befriedigt werden :D )

    heut von Euch jemand vlt. schon mal ähnliches probiert - hab keine Ahnung wie viel Termeratur ich benötige um das Glas sauber zum fließen zu bringen....


    viele Grüße,

    Martin

  • Das Web sagt, das Schmelzen von Glas findet bei 1300°C bis 1600°C statt. Da braucht man also schon einen potenten Ofen.

    Ob da Schlacke anfällt, die man noch trennen muß?

    Letztendlich sollte das Flaschenglas aber für optische Spiegel wenig tauglich sein aufgrund des ungüstigen Temperaturverhaltens.

    Nicht umsonst werden dafür ja spezielle Gläser eingesetzt.

    Dennoch viel Spaß bei der Umsetzung.... ;)


    Grüße

    Hartmut

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  • Hallo Martin,


    was Du bauen möchtest, nennt man in der Glasfertigung einen Hafenofen, sie werden benutzt, um kleine Mengen Glas herzustellen, wie Kunstglas, Farbglas, Mundglas oder Spezialgläser.

    Hafenofen – Wikipedia
    de.wikipedia.org


    Neben hohem Energieverbrauch wirst Du auch viele Sicherheitsaspekte beachten müssen.

    Und natürlich das Glas während des Schmelzens läutern und danach in einer vordefinierten Temperaturkurve tempern müssen, um Deinen Rohling spannungsfrei zu bekommen.


    Ob man das will, hängt von den eigenen Interessen ab.


    Manche wollen einfach astronomische Objekte beobachten.

    Manche wollen die dazu nötigen Instrumente bauen.

    Einige fertigen sogar die Optik für die Instrumente selber an.

    Ganz wenige fertigen das Glas für die Optiken selber.

    Man könnte sogar die Rohstoffe selber abbauen, Holz im Wald roden und in Wassernähe eine kleine Glashütte bauen ...


    :beaming_face_with_smiling_eyes:


    matss

  • Moin Martin,


    Altglas würde ich tendenziell von der Materialzusammensetzung eher Richtung Bauglas einordnen. Bauglas und optisches Glas sind in ihrer Zusammensetzung zwar ähnlich, jedoch werden ihnen, je nach Einsatzgebiet, unterschiedliche chemische Stoffe beigemischt, ähnlich wie bei Metallegierungen.


    Die daraus resultierenden Eigenschaften können äußerst unterschiedlich ausfallen.


    Jetzt könnte man sagen, dass die optischen Eigenschaften sind für einen Spiegel nicht so relevant, da er ja bedampft wird und nichts durchlassen muss.


    Dennoch:


    Meiner Meinung nach eignet sich Altglas nicht zum Einsatz.


    Hinzu kommt noch das mechanische Problem. Einen Rohling richtig abzukühlen dürfte ohne technisch geeignetes Equipment sehr schwierig werden. Beim Abkühlen entstehen Sopannungen oder sogar Spannungsrisse. Im Metallbereich gibt es verschiedene Wärmebehandlungsverfahren um das Produkt wieder "brauchbar" zu machen. Z.B. das Spannungsarmglühen.


    Das Herstellen von Stoffverbindingen aus Schmelzen, erfordert ein tiefes Verständnis von Material und Herstellungsprozess sowie die Verfügbarkeit von geeignetem (Spezial)Equipment.


    Ich vermute, ein "Laie" wird am Ende wenig Erfolg bei diesem Vorhaben verbuchen können. Spannend wäre es allemal :winking_face:


    Gutes Gelingen und Gruß

    Marco


    p.s. viele Auflaufformen sind aus "Pyrex". Wenn Du es wirklich wagen möchtest, solltest Du vielleicht danach Ausschau halten.

  • Ja gut, die Gipsform überlebt die Termperatur nicht - wird sehr "blöseleig" werden - muss ja nur das Glas am Auslaufen hindern, keine Ahnung ob das klappt - und ja die ca. 1300 °C brucht es zur Glasherstellung, hoffe meine Quelle passt und Altglas fängt bei 750°C an zum Tropfen - aber wann es dann schön in die Ecken fließt, das bleibt spanned - gibt halt bei Glas keinen Schmelzpunkt.

    Ich hab Zugriff auf Brennofen bis ca. 1100° und in den Innenraum passt 14" Spiegel + paar cm für die Form.

    Der Eneraufwand sollte sich in Grenzen halten (Glas+Gipsform ca. 4k kW/h wenn ich richtig gerechnet ab + Ofen muss ja auch hochgeheitzt werden) - sollte überschaubar sein.

    Wenn es funktioniert, ab ich Rohling mit Grobform (spart zumidest die Flex vor dem Schleifen....) - keine Ahnung wie die Glasqualität dann sein wird, aber John Dobson hat seine Spiegel ja aus alten Bullaugen aus abgewrackten Schiffen geschliffen, könnte ja auch mit Flaschenglas funktionieren???

    Mein Problem gerade: wie muss ich den Ofen einstellen, damit der Gips nicht total zerbröselt und Glas trotzem schon fließt - zur kontrolle öffnen darf ich den Ofen nicht, anscheined kann er zerbröseln, wenn der heiß geöffnet wird...

    wird spanned....

  • Ich möchte zur Vorsicht raten.

    Ich habe einiges in der Glasherstellung gesehen, und ich kann mir absolut nicht vorstellen, dass eine Form aus Gips als eine Art Glasschmelztiegel funktioniert.

    Tiegel aus feuerfestem Ton zum Schmelzen von Glas sollten > 1500 Grad Celsius aushalten ....


    lg matss

  • Fruehe Spiegel waren aus normalem Gebrauchsglas. Ein beruehmtes Beispiel ist der 2.5m-Hookerspiegel, der in Frankreich aus Flaschenglas gegossen wurde. Das war damals das einzige Glas, das in grossen Mengen verfuegbar war. Wird das Material gut getempert, ist es durchaus brauchbar. Allerdings ist die thermische Ausdehnung 2-3 mal groesser als beim Pyrex oder verwandten Borosilikatglaesern (Duran, Suprax, Borofloat etc).


    Wenn Du einen Ofen hast, waeren solche Experimente mal interessant. Wahrscheinlich ist Sand ein besseres Material fuer die Form als Gips, aber ganz sicher bin ich mir hier nicht. Ich kann mir vorstellen, dass Gips einen Sprung bekommen koennte.

  • Ich denke eher, Gips verliert bei dieser Hitze völlig seine Struktur und der geringe Druck des flüssigen Glases reicht, dass eine flache Glaspizza mit Gipskrümelrand entsteht.

  • :popcorn: :popcorn: :popcorn:


    Ich wurde als Schüler bei Betriebsbesichtigungen durch einige Glashütten geschleppt, hab jahrelang Ferienarbeit in der Porzellanherstellung gemacht und diversen Künstlern über die Schulter geschaut. Daher finde ich das Projekt zumindest sehr ambitioniert :)


    Für den Glasguss gibt es wohl „Crystalcast Gips“. In wie weit das zum gewünschten Ergebnis führt kann ich aber nicht beurteilen, da dies ja nicht für optisches Glas gedacht ist.


    Der spannende Teil dürfe aber Abkühlprozess sein, der definitiv am aufwändigsten werden dürfte.


    CS & VG

    Stefan

    :star: Deep Sky: Sky-Watcher QUATTRO 150P | TS PHOTOLINE 106/700 f6.6 | ASKAR FRA300 Pro 60mm f/5 | Samyang 135mm F2.0 ED UMC :ringed_planet: Mond, Planeten (,Sonne): Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 150/1800 | Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 102/1300 :sun_with_face: Sonne: Lunt LS60MT Ha B1200 :camera: Kameras: ZWO ASI533MC Pro, ZWO ASI178MM, ZWO ASI178MC, ZWO ASI585MC, QHY 5III 715C :magnet: Autoguiding: Svbony SV106 | QHY 5III 178c :telescope: Montierung: iOptron CEM26 :high_voltage: Powerbank: FOX HALO 96K Power Pack :globe_showing_Europe_Africa: Webseite: https://www.junger.net/

  • ... Brandtemperaturen von bis zu 900 ° C

    bis zu!!!


    Warum hat man eigentlich schon in der Antike Schmelztiegel aus Ton/ Keramik erfunden?

    Gips gibs ja auch schon fast genauso lange. Hätte man ja hernehmen können, wenn es ginge ...

  • Ich hab Zugriff auf Brennofen bis ca. 1100° und in den Innenraum passt 14" Spiegel + paar cm für die Form.

    Hallo Martin,

    das klingt nach Brennofen für Keramik (?).

    Eine Form aus Keramik sollte die Temperatur auch aushalten. Evtl. müsste dabei die Form erst ohne Glas gebrannt werden, soweit ich weiß würde die beim brennen etwas schrumpfen.

    Aber ob man das Glas dann anschließend wieder aus der Form bekommt, ohne das es kaputt geht?


    Albert

  • Wenn wir das Material des Schmelztiegels mal aussen vor lassen, gibt es weitere wichtige Punkte zu beachten.


    Ausgehend vom Altglasmaterial sollte die Schmelze am Ende einigermaßen homogen sein.

    Glas hat einen Transformationsbereich, in welchem es je nach Zusammensetzung ab 600/700 °C anfängt plastisch zu werden, noch heisser wird es etwa wie Honig, danach dann flüssig genug, dass es sich durchmischt und homogen wird. Es kann sein, dass Du das Glas läutern musst, damit Gasblasen aus der Schmelze ausgetrieben werden - sonst hast Du da fiese kleine Hohlräume, die dann vllt. angeschliffen werden ...

    Wenn das Altglas genug Natriumcarbonat enthält, wirkt das als Flussmittel und senkt den Schmelzbereich etwas ab. Trotzdem denke ich, dass Du Temperaturen über 1300 °C brauchen wirst, damit eine homogene Schmelze entsteht. Floatglas schwimmt zB bei ca. 1100 °C auf dem Zinnbad - hat dabei aber schon die Viskusität von Teig ...


    Die Abkühlkurve, damit der Rohling am Ende spannungsfrei ist, müsste man abschätzen - vermutlich ist sie mehrere Tag lang.

    Es gab hier schon Experimente dazu:

    RE: Spannungen im Glas - Fortsetzung


    viel Spass


    matss

  • Hallo Martin,


    ich würde die Gipsform vorher testweise (ohne Glas) einmal auf die Maximaltemperatur aufheizen. Wäre vermutlich nicht gut für den Ofen, wenn die Form zerspringt und flüssiges Glas in die Heizdrähte läuft.


    Gruß

    Michael

  • Wäre vermutlich nicht gut für den Ofen, wenn die Form zerspringt und flüssiges Glas in die Heizdrähte läuft

    Als Feuerlöscher sollten Sand und Schippe bereit liegen, falls Glas-Lava aus dem Ofen ausläuft. Verteilt die sich erst mal um den Ofen, kann man die Stellen nicht mehr betreten, sondern nur noch zuschauen, bis sie abgekühlt ist. Ist irgendwo noch Feuchtigkeit auf oder im Boden, gibt es dicke Dampf und Rauchwolken der unangenehmen Art; so entstand auch der Bims in der Eifel. ;)
    Insofern: Der Feuerlösch-Sand muss trocken sein. Da Bausand im Freien gelagert wird, müsste man den erst trocknen.

  • Hallo,

    das hier ist vielleicht ein kleiner Augenöffner:

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    Sollte es wider Erwarten gelingen, so etwas wie einen Spiegelrohling damit zu produzieren, wäre dieser wohl wegen Schlieren, Blasen und sonstiger Inhomogenitäten im Glas kaum vernünftig zu schleifen, geschweige denn zu polieren. Ich würde mir daher lieber einen guten Pizzaofen bauen, da kommen dann auch runde Sachen heraus :)


    Gruß

    Christian

  • Vielen Dank für eure Denkanstöße - werde die Gipsform mit Blechbandage ergänzen. (Stahl sollte die Temperatur überleben), damit sich der Gips nicht im Ofen verteilen kann und dann einfach Mal testen was passiert - wird spannend, wie so vieles bei dem tollen Hobby: Abenteuer Astronomie :D

  • wird spannend, wie so vieles bei dem tollen Hobby: Abenteuer Astronomie :D

    Halt uns auf jeden Fall auf dem Laufenden. Ich bin ja auch ein begeisterter Immer-Alles-Selber-Macher und spiele gerade mit einigen Ideen zum Thema "nachhaltiger" Dobson aus Recyclingmaterial. Für mich also hochspannend, wie das Altglas-Experiment ausgeht :star_struck:


    LG

    Stefanie

  • Hallo Martin,


    wie Kalle schon oben verlinkt hat, habe ich einen Slumping Ofen für Borosilikat gebaut, das braucht ca 650 Grad, also weit weg vom echten schmelzen.

    Vorexperimente ---> Klick

    fertiger Ofen ---> ab hier


    Wenn Du einen betriebsbereiten Ofen hast, dann kannst Du mit ein paar Experimenten loslegen.

    Gipsform dringend überdenken, wird eher nix. Das Glas kann auslaufen und wird den Ofen zerstören.

    Beim Abkühlplan liegt die Tücke im Detail und es dauert auch eine Weile... Anhaltspunkte kann ich gern geben.

    Also bei aller Begeisterung (die ich selbst auch habe bei solchen Experimenten),

    bitte vorher dringend überdenken was man *wirklich* will.

    Man kann Spiegel auch aus dickem Fensterglas machen (gibs bis 19mm, handelsüblich sind bis 15mm)

    Trotzdem, meine Meinung, nach ein paar selbstgeschliffenen: Boro Rohling von Stathis kaufen und sich ums wesentliche kümmern.

    LG Kai :upside_down_face:

  • Hallo,

    für alle die es interessieren sollte: inzwischen habe ich ersten Glasschmelzversuch unternommen - Brennofen hat es überlebt, das Ergebnis ist noch ausbaufähig - war wohl nicht lange genug auf hoher Temperatur, werde aber torzdem das "Ding" erst mal anschleifen und sehen was unter den Gipsfurchen zu Tage tritt....

    der nächste Versuch dauert dann etwas, die leeren Flaschen sind est mal alle ;)

    Der Versuch hat sich aber gelohnt, wieder viel gelernt....


    viele Grüße,

    Martin

  • Mit dem Guß kannst Du vergessen:

    1. Sehr lange abtempern, sonst platzt das Glas oder wird rissig und hat massig Spannungen.

    2. Unterschiedliche Gläser, unterschiedliche Eigenschaften wie unterschiedliche Temperaturkoeffizienten und Härtegrade.


    Bis etwa 400er Korn wird vielleicht alles noch gut gehen, aber spätestens wenn Du eine saubere Form einpolieren willst, wirst Du fluchen und verzweifeln. Denn diese Form wird nie stabil werden. Du kannst Dich daran also körperlich abarbeiten, aber ein Erfolgserlebnis wird am Ende ausbleiben. Viel Aufwand, kein Gewinn.


    Wenn schon Altglas, suche es Dir besser sehr gezielt aus. Auf dem Glasschrott wird es vielleicht mal wirklich dicke Scheiben geben, am besten so 25-35mm, je nach angestrebter Öffnung. Daraus eine Ronde schleifen/flexen, dann kommst Du auf die Spur von John Dobson.


    Aquarienscheiben scheiden meistens aus, diese werden heute im Compound aus Fensterglas hergestellt. Also z.B. 5 Scheiben mit Klebefolie zwischen.

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