Venus der letzten Tag

  • Hallo Forum,

    die letzten Tage habe ich mich intensiv mit der Venus beschäftigt. Wann immer es ging, habe ich durch meinen 16"er gefilmt und einige Experimente gemacht. Hier eine Zusammenfassung:

    Am 2.4. gab es gute Bedingungen. Ich habe Venus "klassisch" aufgenommen, wenn man ihrer Wolkenoberfläche Details entlocken möchte.



    Im UV zeigt sie ihren höchsten Kontrast. Im IR ist ebenfalls etwas zu sehen, aber ich musste deutlich stärker der Kontrast anheben. Den Methanbandfilter habe ich kurzerhand als Kanten-IR-Filter benutzt. Die Details waren feiner, aber schwächer. Das Farbbild ist eine Kombination von beiden und die Farbkodierung ist Rot = IR, Blau = UV, Grün = 50/50 IR/UV

    Beim Abbau des Teleskops war ich plötzlich überrascht. Ich hatte aus Versehen noch meinen ASA Deep-Sky-Reducer im Strahlengang. Offensichtlich lässt der UV und IR noch gut durch. Etwas Negatives ist mir nicht direkt aufgefallen. Eigentlich wollte ich die Bilder fokal aufnehmen, jetzt sind sie bei f/3,2 aufgenommen worden. Ich glaube nicht, dass ich viel an Schärfe verloren habe, aber bevor jetzt die Nyquist-Brennweiten-Diskussion aufgewärmt wird, sei angemerkt, dass ich hier weit von der Auflösungsgrenze meines Teleskops entfernt bin. Das ist also nicht aussagekräftig.

    Dann kam der 3.4. Der Reducer wurde entfernt und bei f/4,5 belichtet. Auffällig: Das UV-Bild ist zwar kontrastreich, aber unschärfer als das IR-Bild.

    Die feinen Strukturen im IR wären bei einer 50/50 Mischung verloren gegangen, also habe ich das UV-Bild nur zu 5 % untergemischt. Die Farbe habe ich aber wieder klassisch mit 50/50 zusammengedengelt. Das Ergebnis gefiel mir sehr gut, auch weil es ansatzweise einem echten RGB nahekommt. Leider aber werden bestimmte Strukturen aus dem UV-Bild nicht berücksichtigt.



    Mit der Schärfung hatte ich so meine Probleme, denn bei der Intensität, mit der ich diese betreiben musste, bekamen die Venusränder immer einen sehr hellen Rand. Die Ursache ist natürlich der hohe Kontrast. In einem Experiment habe eine ganz brauchbare Lösung gefunden. Ich habe das "Schärfungsbrücke" genannt.



    Am 5.4. war es wieder klar, nur hatte ich leider Stammtisch. Trotzdem ist ein Bild entstanden, denn ich habe meine Frau instruiert alle 15 min. die Venus in die Bildmitte zu setzten und die Schärfe zu korrigieren. Hat sie toll gemacht, 300 Filme sind entstanden, diese alle im IR. Einen Filterwechsel per Hand wollte ich ihr nicht auch noch zumuten. Leider was das Seeing nicht sonderlich gut, aber es ist ein nettes Bild entstanden.



    Da ich keine Farbinfos generieren konnte, wurde das Bild etwas eingefärbt. Kontrastreiche Bereiche rötlich, alle anderen blieben farblos.


    Dann, am 9.4. ging es weiter. Das Seeing war nicht so, dass ich glaubte ein besonders scharfes Bild produzieren zu können. Stattdessen interessierte es mich, was in den klassischen Kanälen zu sehen sein würde. Ich testete also auch R, G und B. Und siehe da, auch dort gab es Details und diese nicht kontrastärmer als im IR.



    Zusammenfassend gesagt, wird dem IR bei der Venusfotografie eine zu große Rolle beigemessen. So zumindest meine Interpretation. Weil die Kameras im Roten viel empfindlicher sind, werde ich ab sofort nur noch dort die Luminanz belichten.

    Den Mars hatte ich längst abgeschrieben, aber ich dachte mir, das wäre ein schöner Vergleich. Er ist genau gleich aufgenommen, bei f/4,5 und IR890 nm und gleich bearbeitet. Man sieht, was er im Vergleich zu Venus für ein Kontrastwunder ist. Bzw. umgekehrt, wie schwach die Venusdetails im Kontrast sind.

    Ich habe das Bild bearbeitet.



    Aufgrund der Beugunsringe behaupte ich mal, dass ich hier mein Teleskop ausreizen konnte. Mars hat 6" Durchmesser. Das Bild zu bearbeiten war ein Graus, denn immer wieder schlichen sich Artefakte in Form von Pixelrastern ins Bild. Dann aber wollte ich es genauer wissen und filmte bei f/12.



    Das Seeing wurde zunehmend schlechter, aber die Auflösung ist trotzdem besser. Für mich also niemals ein Grund auf extrem kurze Brennweiten zu setzen. Zudem war die Bearbeitung deutlich einfacher.


    Und dann dachte ich mir, dass ich ja mit meinem Test noch etwas anstellen könnte. Um Seeingeinflüsse etwas auszuschließen, hatte ich nämlich Rot und IR immer abwechselnd gefilmt. Zwei brauchbare Rotsequenzen hatten einen zeitlichen Abstand von 45 Min. und es ist etwas zu sehen.



    Jetzt warte ich auf das Ausnahmeseeing und hoffe ...

    Viele Grüße

    ralf

  • Hallo Ralf,

    als mittlerweile nur noch Mitleser im Forum habe deine Venusbilder mit Vorfreude erwartet!
    ZUCKER!!! GOIL!!!
    Bin gespannt, was bei deinem Ausnahmeseeing gehen wird.

    UND: du wirst ja bei nächster Gelegenheit bestimmt die Nachtseite angehen...!!!!

    Ich schlage mich seit 20 Monaten mit meiner neuen Leidenschaft rum - Meteorite sammeln. Geht am Tag! :)

    Viel Erfolg weiterhin!
    Und besten Gruß von
    Mario

  • Hallo Ralf,


    danke fürs teilen Deines Workflows.


    Leider kam ich seit langem nicht mehr zum aufnehmen. Aber ich werde Deine Methode mal an alten Aufnahmen testen. Dieser helle Rand ist schon lange ein Problem mit dem ich mich immer wieder rumgeschlagen habe.


    Grüße

    Volker

  • Hallo Volker, hallo Jan,

    vielen Dank für euer Lob und dass ihr euch überhaupt zu Wort gemeldet habt.

    Ja, diese Artefakte bei besonders starker Schärfung sind schon nervig, aber so gehts einigermaßen gut. Ist halt trotzdem viel Arbeit.

    Jan, im UV ist die Auflösung ja gar nicht sonderlich gut. Die Animation ist ein Rotkanal, besser gesagt sogar H-alpha, als schmalbandigen Rotfilter verwendet.

    Viele Grüße

    ralf

  • Hallo Ralf,


    och verteckt habe ich mich ja nicht - man wird nur nicht jünger und eine komplette schlaflose Nacht mit Auf- und Abbau des Gerödels steckte mir zu sehr in den Knochen.
    Das war mit dem Job nicht mehr akzeptabel vereinbar. Meine Ausrüstung habe ich aber noch und werde sie wohl auch nicht verkaufen. Da geht vielleicht nochmal was bei Planeten und Sonne.

    Mit Meteoritensammeln ist bisher "nur" der Erwerb dieser kosmsichen Brocken gemeint. Eine aktive Suche z. B. in Marokko bleibt aber noch ein Ziel. Da kann es aber auch passieren, das man wochenlang sucht und nix findet. Leider ist das Hobby nicht ganz so preisgünstig. Immerhin weiß man, wofür man arbeitet.


    Was ist mit der Nachtseite der Venus? Hast du schon was in der Pipeline? :)

    Du hattest glaube ich auch ein paar ruhigere Wochen hier im Forum hinter dir. Dachte schon, du wärest gesundheitlich angeschlagen.
    Also bleib gesund und ziehe weiter durch!

    Besten Gruß
    Mario

  • Hallo Jan,

    dein Lieblingsthema, ich verstehe.

    Ich habe mal ein Jupiterbild in gleichem Maßstab daneben gestellt.



    Beim Jupiter glaube ich, dass ich meine Auflösungsgrenze erreicht habe. Die kleinsten Details auf Venus sind deutlich größer. Man sollte natürlich nicht das Rauschen als Details interpretieren.

    Hier mal auf annähernd gleiche Detail-Auflösung gebracht (also nicht Maßstabsgetreu), das ist Faktor 3. Ich schätze, ich bin etwa um Faktor 2,5 unter meiner Auflösungsgrenze geblieben. Im UV ist es noch schlechter.



    Natürlich hinkt der Vergleich etwas, weil der Venuskontrast deutlich geringer ist.

    Die Ursache liegt aber nicht zwingend, oder vermutlich noch gar nicht an der geringen Brennweite. Das Livebild selber zeigte die einzelnen Bilder noch mit deutlicher Unschärfe trotz f/4,5. Nicht mal die konnte ich also ausreizen.

    Trotzdem werde ich beim nächsten Versuch die Barlow reinschmeißen, Licht habe ich mehr als genug.

    Viele Grüße

    ralf

  • warum hast Du in Deinem ersten Vergleich mit Jupiter nicht meine sehr viel detailreichere Ausarbeitung Deines Venusbilds eingesetzt ?

    CS Jan


    Hallo Jan,

    da ist nichts detailreicher.

    Wie ich schon sagte:

    Man sollte natürlich nicht das Rauschen als Details interpretieren.

    VG ralf

  • da ist nichts detailreicher.

    Hallo Ralf,


    offenbar unterschätzt Du da Deine eigenen Ergebnisse !! Meine Nachbearbeitung zeigt nämlich typische Merkmale der Wolkendecke im IR, siehe hier, mit vorwiegend wirbelartigen Strukturen im Zentrum und vorwiegend glatten Strukturen zu den Polen hin.


    CS Jan

  • Hallo Jan,

    offenbar unterschätzt Du da Deine eigenen Ergebnisse !! Meine Nachbearbeitung zeigt nämlich typische Merkmale der Wolkendecke im IR

    Meinst du nicht, es könnte auch andersherum sein, dass du nämlich deine Nachbearbeitung überschätzt?

    Dein bearbeitetes Bild ist kontrastreicher, aber ist es auch detailreicher?

    Und glaubst du wirklich, du kannst ein fertig bearbeitetes Bild, bei dem ich viele Entscheidungen ja schon getroffen habe, einfach so aus einer Gif-Animation nehmen und mit einem super-duper-Geheimfilter neue Details herausarbeiten. Und dann muss ich mich in meinem eigen Faden dafür rechtfertigen, warum ich nicht dein (ungefragt bearbeitetes) Bild als Vergleich herangezogen habe? Ich fühle mich da schon ein wenig unverstanden, schließlich bin ich kein Anfänger.

    Das naheliegenste wäre doch beide Gif-Bilder zu vergleichen. Objekte, die in beiden Bildern zu erkennen sind, kann man dann als "real" ansehen, alles andere ist Rauschen oder Artefakt. Und glaubst du, ich hätte das nicht gemacht?

    Dein verlinktes Bild zeigt übrigens die Nachtseite der Venus, mit einer Wärmebildkamera aufgenommen. Es zeigt bodennahe Wolken. Das hat mit meinem Bild nicht das geringste zu tun.

    Sei mir nicht böse, aber ich möchte das Thema mit dir hier gerne höflich und in aller Form beenden.

    Freundliche Grüße

    ralf

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